KULTURELLES CHAOS, POLITIX UND WARPZONEN   



heteronormativ

als ich einmal ein paar Worte zu heteronormativität in den Raum geworfen habe, reagierte ein Mann mit der ansage, dass heterrosexuelle nicht automatisch homophob seien. und dass sich alle menschen lieben können sollen - egal ob sie frau-frau, mann-mann, oder eben auch mann-frau seien. im nachhinein erschien mir diese rhetorik ein wenig dreist, denn sie stellte mich, als derjenige, der in diesem moment lediglich seinen "ekel" über die penetranz äußern wollte, mit der hetero-paare den öffentlichen raum dominieren und das noch nichtmal merken, als etwas klassisches dar: den "intoleranten" (bäh!), verbissenen hetenhasser. das ist nix neues, aber es gehört offensichtlich zum "neuen" selbstbewusstsein heterosexueller Subjekte, an ihre Ordnung, bzw. Gestaltung von liebe/freundschaft/sexualität/begehren keine kritik mehr zu lassen.

mich widert erstmal v.a. die aufdringliche selbstverständlichkeit an, mit der hetenpaare präsent sind. egal, ob auf der strasse, im supermarkt, in sog. "szene"-locations oder im kino. es ist so "normal" mann und frau arm in arm zu sehen sich küssen zu sehen, und diese normalität ist es, die ich attackiere. da sie sich konstituiert über die permanente ausgrenzung und unsichtbarmachung nicht-heterosexueller praxen und identitäten. und es kotzt mich an, wenn hetenpaare eng umschlungen auf der parkbank sitzen und sich nicht ein einziges mal in ihrem leben darüber gedanken gemacht haben, wie privilegiert sie innerhalb des öffentlichen Raumes verortet sind. und wie sehr sie eine zwangsheterosexuelle ordnung mittragen.

und ich lasse diesen dämlichen scheiss ä la "wir dürfen uns doch alle lieb haben" nicht gelten, wenn das impliziert, dass sich heten in ihre heterosexualität zurückziehen können und sich auf Kosten von anderen weiterhin ungestört mit diesem konstrukt dentifizieren.

heterosexuell sein heisst nämlich nicht, dass eine frau mit einem mann küssend auf der parkbank sitzt. heterosexuell sein heisst, dass diese frau nicht auch mit einer frau küssend auf der parkbank sitzen könnte. heterosexuell sein heisst, dass dieser mann nicht auch mal einen mann lieben könnte.

angesichts einer solch strukturellen homophobie will ich dann auch mal unfreundlich sein dürfen. es geht hier nicht um ein "tolerantes" nebeneinander heterosexueller und nicht-heterosexueller lebensweisen. es geht um die zerstörung einer heterosexuellen matrix, die alles nicht-heterosexuelle als "anders" markiert. es geht um die zerstörung der kleinfamilie und der liebespaar kultur. es gilt eine kultur zu attackieren, die heterosexuell zugerichtet ist und mich nötigt, mich als mann oder frau zu begreifen. ich will die zerfaserung einer heterosexuellen identität, weil sie meine gefühle und lüste zurichtet. Meine handlungsmöglichkeiten eingrenzt. meine beziehungen zu anderen menschen kategorisch vordefiniert und eingrenzt.

ich will einen offenen raum identitärer unverbindlichkeit, frei von definitionszwang und voller uneindeutigkeiten. ich will menschen interessant finden, mich in menschen verlieben können, sie lieben können, und ich will körperlichkeit mit anderen menschen leben können - und zwar ohne geschlechtliches vorzeichen.
So.

(Quelle: Things Are Queer Fanzine)