GESCHICHTEN, GRAUEN UND GEFÜHLE   



Die Zwillingshöhlen: Gegenstück

»Was wir erschaffen, ist Projektion unserer selbst und zugleich eine erschreckende, zu tiefst ehrliche Offenbarung an diejenigen, die mehr zu verstehen imstande sind als bloße, aneinandergereihte Worte.«

Tief im Inneren einer riesigen Tropfsteinhöhle, in einem kleinen Schrein, kauerte ein menschenähnliches Wesen mit angezogenen Knien. In seinen zu einer Halbkugel geformten Handflächen ruhte ein magisches Licht, ein kugelförmiges Etwas ohne greifbare Konsistenz, von dem ein mattes Leuchten aus ging. Es war anders als die Strahlen der Sonne, es war viel weicher und hüllte das Wesen in einen samtenen Mantel aus Wärme, der sich an seine Seele anschmiegte. Der Blick des Wesens haftete dem direkt vor ihm schwebenden Leuchten an, verlor sich in der runden Ansammlung gebündelter Helligkeit ohne jedoch einen bestimmten Punkt zu fixieren.
  Das Wesen war völlig unbehaart und besaß Haut von blauer Färbung, die im Schein des magischen Lichtes einem wolkenlosen Himmel an einem warmen Sommertag auf bezaubernde Weise ähnlich sah.
  Die täglichen Streifzüge durch die nicht enden wollenden Gänge des unterirdischen Höhlensystems hatten ihm straffe, keineswegs übertrieben ausgeprägte Muskeln an Armen und Beinen verliehen, seinem Körper zu einer schlanken, athletisch anmutenden Form verholfen.
  Sein Name war Talib. Niemand hatte ihm ihn je gesagt, er wußte es einfach, ohne eine Erklärung dafür zu haben. Es war so wie mit vielen Dingen: Sie waren auf die Tafel seines Gedächtnis gemeißelt, ohne eine Antwort darauf zu geben woher sie stammten, ohne einen Hinweis auf die zu enthalten, die sie dort hinterlassen hatten. Angeborene Gewissheiten, die jedem Erleben vorausgingen, flackerten immer wieder unerwartet in seinem Bewußtsein auf, stifteten immer neue Wirrnis. Er nahm sie als winzig kleine, bruchstückhafte Fingerzeige, welche die Zusammenhänge seines Lebens ein wenig verständlicher werden ließen. Ihnen galt seine Dankbarkeit, erweiterten sie doch letztendlich sein Begreifen und waren die geringe Hilfe, die ihm für den unabsehbaren Prozess seiner eigenen Entwicklung gegeben waren.
  In Augen, die sich zu schmalen Schlitzen verengt hatten und einer ausdruckslosen Miene offenbarte sich die geistige Anstrengung des Höhlenwesens, das gerade zum Ausgangspunkt seines ausholenden Gedankengangs zurückgekehrt war.
  Angeborene Gewissheiten. Sie deuteten auf etwas hin, so wie Wegweiser, ohne jedoch das Ziel wirklich anzugeben. Es war ein Puzzle, das er erst noch mit unermeßlicher Geduld zusammensetzen mußte, wollte er es in seiner Gänze erfassen und begreifen.

Er spürte die Unruhe in seinem Inneren, plötzliche Energien, die in ihm aufwallten und nach Bewegung drängten. Zeit für einen Ausflug, überlegte er sich und streckte die Arme vor sich aus, um seine Muskeln dem lagen Sitzen zu entwöhnen. Seine zur Förderung der Blutzirkulation gespreizten Hände brachte ein Schar von Sehnen zum Vorschein, eine der Anpassungserscheinung seines Körpers an das knifflige, vorallem aber höllisch anstrengende Klettern in den zerklüfteten Felswänden, deren glitschige Beschaffenheit eine ständige Gefahr darstellte, die nur durch äußerste Wachsamkeit zu bewältigen war.
  Langsam, um sich nicht den Kopf an der schräg nach oben verlaufenden Decke zu stoßen, richtete Talib sich auf und machte ein paar Schritte zum vorderen Ende seiner Schlafkammer, die nicht mehr war als ein Raum in kalten Fels, der gerade genug Platz bot, sich auszustrecken. Geschöpfen, die eines warmen und geräumigen Zuhauses verwöhnt waren, hätte dieses karge Heim jämmerlich angemutet. Aber für das Höhlenwesen, das seiner Natur nach genügsam war, reichte es völlig aus. Talib konnte auf Gemütlichkeit verzichten, wäre sie ihm doch fehl am Platze vorgekommen.
  Er zwängte sich in eine enge Spalte, die den einzigen Ausgang aus seinem Gemach darstellte. An den kalten, feuchten Fels gepreßt machte er ein paar Seitwärtsschritte. Als er seinen Kopf nicht mehr zwischen zwei Wänden eingeengt vor fand, schwebte das magische Licht bereits vor ihm in der Luft, zugleich in schwindelerregender Höhe verharrend.
  Er wand sich nach rechts, um von dem Vorsprung, auf dem er stand, die hohe Halle einzusehen, so wie er es vor jedem bevorstehenden Aufbruch in die verworrenen Gänge des Höhlensystems zu tun pflegte. Farbe, Form...
  Während er andächtig auf der Erhebung verweilte gewann er eine majestätische Anmut, die jedoch nicht im Geringsten das wiederspiegelte, was er wirklich war. Ja, es erfüllte ihn mit einer gewissen Freudigkeit, auf sein unterirdisches Reich herab zu blicken, obwohl auch dies eine mißverständliche Umschreibung für das ihm inne wohnende Gefühl war. Es gründete sich auf der Erkenntnis, in eine untrennbare Verbindung eingewoben zu sein.
Es gehört mir, aber ebenso gehöre ich ihm.
  Mittlerweile konnte er mit diesem, sein Leben entscheident beinflussenden, Paradoxon umgehen, auch wenn es ihm immer wieder die niederdrückende Wahrheit seiner Gefangenschaft vor Augen führte.
  Seine Überlegungen kehrten zu dem großen Saal zurück, in dem er sich gerade aufhielt. Hier war der Anfang all seiner Expeditionen, der Beginn jedes neuen Aufbruchs in die Weiten der Dunkelheit. Durch ein rundes Loch in der Wand gelangte er in einer Art in den Stein gehauene Rutsche, die ihn durch einige, glatt geschliffene Windungen zum Boden der Halle beförderte. Mit seinen Beinen voran fing er den Schwung auf...
  Drei Gänge zweigten von diesem Punkt ab, je einer auf jeder Seite des weitläufigen Gemäuers. Der am anderen Ende, oberhalb einer Ansammlung von Felsen, führte zur Oberfläche. Dorthin zu gehen war Talib verwehrt.
  Das Licht der Sonne, welches immerwährend herab fiel, war tödlich für die Höhlenwesen. Er hatte keine Ahnung, was mit ihm geschehen würde, doch er wußte: wenn es auch nur eine Sekunde auf seinen Körper treffen würde, wäre sein Schicksal augenblicklich besiegelt. Sein Leben würde unter Qualen versiegen, langsam und endgültig.
  Schon vom ersten Tag an trug er dieses Wissen in sich. Er war gefangen in dieser Welt der absoluten Dunkelheit. Er mochte zwar hier unten die Freiheit besitzen, in einem nahezu unendlichen System herumzustreifen doch zufriedenstellen konnte ihn das nicht.
  Immer wieder zog es ihn an die Stelle, wo man das durch eine schmale Öffnung einfallende Licht beobachten konnte. Es war ihm, als zerrte eine unbekannte Magie an ihm und er fürchtete sich, ihr einmal hilflos ausgeliefert zu sein. Aber er war so weit davon entfernt, seinem Sein ein Ende zu bereiten, wie höhlenwesen es nur sein konnte. Er war seinem Leben in einer eigentümlichen, unzertrennlichen Liebe verbunden, auch wenn es ihm manchmal noch so arg zusetzte.

Willkürlich wählte er den rechten Weg. Mit leichten Schritten betrat er einem unnatürlich geradlinigen Korridor mit niedriger Decke, der nach einer langgezogenen Biegung zunehmend enger wurde. Der modrige Geruch und das Tropfen von kalkhaltigem Wasser bestimmten seine Eindrücke in der nächsten Zeit seines Marsches. Während der Gang einen leichten Anstieg vollzog, gelangte er an eine Stelle, an der sich eine uneinsehbarer Schacht nach oben befand. Die Wand, welche sich vor ihm auftat, war rauh und von vielen kleinen Vorsprüngen und Einbuchtungen übersät.
  Mit sicheren Griffen und dem Wissen um die richtigen Halt, erklomm er das vertikale Hindernis mit routinierter Leichtigkeit und konnte sich nach kurzer Zeit auf den Gipfel ziehen. Trotz allem zwang er sich zur ständigen Aufrechterhaltung der unnachgiebigen Konzentration, welche die Selbsdiszipliniertheit seines Charakters widerspiegelte, die körperliche Tätigkeiten ebenso wie seine Meditationen auszeichnneten. Ihm war klar, das auch nur eine Sekunde unachtsamen Übermuts seinen Tod nach sich führen konnte.
  Er mochte diese körperlichen Verausgabungen, und das von ihnen ausgehende Gefühl, völlig entkräftet in den Schlaf zu sinken, geradezu zu fallen. Sie halfen ihm nicht unmittelbar bei seinen Problemen, doch er konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, dass es sich wesentlich leichter dachte, wenn er sich zuvor starken Anstrengungen ausgesetzt hatte. Es kam ihm so vor, als könnte er all seine Aufmerksamkeit viel besser auf den Geist konzentrieren, wenn der Körper seine Energien verbraucht hatte. Außerdem glaubte er daran, dass der Zustand höchsten Friedens, im Gleichgewicht von Leib und Seele auszumachen war, und so lag ihm viel daran, die Konzentration auf beiden Seiten zu schulen. Dieses Gleichgewicht zu finden verstand er als Ziel seiner Bemühungen, in Harmonie mit dem Kosmos aufzublühen.
  Mit gerunzelter Stirn mußte er daran denken, dass er keine Ahnung davon hatte, wie alt er war. Sofort richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die vor ihm liegende Dunkelheit des Ganges, dessen gewölbte Konturen nur durch den Schein des magischen Lichtes erhellt wurden. Wenige Schritte vor ihm erwarte ihn schon das nächste Hinderniss, dass es zur Erklettern galt.
  Nach ein langen Reihe von abenteuerlichen Aufstiegen, Rutschpartien und gelegentlichem Kriechen durch modrige Tunnel, und sicher auch dem Ruf der inneren Uhr folgend, zog es ihn zurück in seine kleine Kammer, der Ort, der sein gewähltes Zuhause in diesem großen Land der ewigen Finsternis markierte.
  Er schlief, begünstigt durch den kräftezehrenden Verlauf des Tages, recht schnell ein. Doch war diese Nacht von beständiger Ruhelosigkeit und sporadischem Aufwachen gekennzeichnet. Phasen von seichtem Tiefschlaf und halbbewußtem Erleben wechselten einander übergangslos ab, ohne im den erwünschten Frieden zu gestatten. Er hing zwischen den Welten fest, keine war wirklich in der Lage, seine Seele für diese Nacht an sich zu reißen, was ihm zu einem Gefangenen im Rhytmus zweier Zustände machten, die achtlos an seiner Seele zerrten und ihm so unerträglichen Schmerz zu fügten.
  Es war keine gewöhnliche Schlafstörung, sondern vielmehr das unterschwelliges Zeichen eines weitaus tiefergehenden Konflikts, der sich in ihm in ihm anbahnte. Noch zeigte seine bewegenden Schwingen nichts von ihren wahren Reichweite, die die Macht besaßen, Talib in Stücke zu zerreißen.
  Die Grenzen verwischten bis zur Unkenntlichkeit.

Als er die Augen aufschlug blickte er in das vor Freude strahlende Gesicht einer Fee. Das vor ihm schwebende weibliche, höchstens fünfzig Zentimeter große Wesen hatte lange blonde Haare, welche ihrem schmalen Gesicht mit den weichen Zügen als Einfassung dienten und an ihren Enden eine Welle nach außen vollzogen. Die Schönheit ihrer zierlichen Silhouette wurde von dem bis über ihre schmalen Füßlein reichenden grünen Kleid betont, dass ihre langgezogenen Beine nur erahnen ließ. Die Niedlichkeit, die ihrer ganzem ganzen Erscheinung anhaftete, ließ ihn erstarren. Ein zartes Lächeln lag auf ihrem kleinen Mund mit den sinnlichen Lippen, die von einem unscheinbarem Rot waren, welches die Natürlichkeit einer blühenden Rose ausstrahlte. Ebenso war der Duft, der von dem Elfenwesen ausging, wie der einer Blumenwiese, deren Lebenskraft mit jedem Atemzug seine Lungen zu füllen vermochte. Das ungetrübte Blau ihrer großen Augen übte Faszination auf ihn auf, der er sich nicht lösen konnte. Ihr Anblick ließ den Wunsch in ihm entstehen, in den Ozeanen zu versinken, und auf einmal war ihm so gewesen, als wäre die strahlende Freude der Fee auf ihn über gesprungen. Etwas, dass er nicht beschreiben konnte, ließ ihn glauben, viel tiefer blicken zu können und mehr zu erkennen als eine Gestalt von wunderbar schöner Äußerlichkeit: Ein reines Wesen, was die Schönheit von Leib und Seele in einzigartiger Weise vereinte. Sie sprach kein Wort, fesselte ihn nur unentwegt mit ihrem warmen Lächeln und einer Aura, die ihre Erscheinung umgab wie der Schein einer Kerze. Mit geöffneten Händen brachte die Fee ein Licht zum Vorschein, das sie mit friedlich glänzenden Augen in seine Freiheit entließ. Und dann verschwand sie, plötzlich und unerwartet, nur das magische Licht zurück lassend.
  Schlagartig kam er zum Erwachen und richtete seinen Oberkörper auf. Benebelt blickte er sich in sich um. Eine Erkenntnis bahnte sich den Weg durch sein halbwaches Durcheinander, festigte sich. Sie ist nicht hier, sagte er zu sich selbst, um sich davon überzeugen, dass die Fee nicht mehr war als eine nächtliche Erscheinung. Die Zerstreuung ließ sich nicht so leicht besänftigen. War es wirklich nur ein Traum, der sich in ein geschicktes Gewand gekleidet hatte? Was war, wenn er die Befähigung, zwischen dem Phantastischen und dem Realen zu unterscheiden, verloren hatte? Die Unschlüssigkeit ließ ihn nicht los, zunehmend genährt von dem Gedanken, verrückt geworden zu sein. Langsam ließ er seinen Körper wieder auf den Boden sinken, in den Versuch vertieft, seine innerlichen Anspannungen und paronoiden Anwandlungen zu lösen. Ich habe geträumt. Das war nicht die Wirklichkeit. Seine unausgesprochenen Worte beruhigten ihn, ließen ihn zur alten Gelassenheit finden und zu dem, von dem er hoffte, das es wirklich war. Dankbar spürte er, wie er wieder physischen Halt zu greifen bekam, der ihm die Rückkehr ins Jetzt ermöglichte. Es war der Beginn seines Lebens, der sich in seinem Traum wiederholt hatte und ihn in diesen neuen Tag getragen hatte. Er erinnerte sich mit unveränderlicher Klarheit an diesen Moment. Jedes mal, wenn er sich diesem Abdruck seiner Vergangenheit öffnete, durchlebte er die erste Zeit von neuem. Niemals würde er den Anblick der Fee vergessen und manchmal träumte er mit offenen Augen von ihr, sah Bilder von ihr vor sich schweben, die niemals etwas von ihrer Faszination einbüßen würden. Immer wieder galten seine Gedanken ihr, schweigend auf ein Wiedersehen hoffend. Doch außer ihr war zu dem Zeitpunkt, als er zum Leben erwachte, niemand bei ihm gewesen.
  Er wußte nicht, ob er Eltern besaß geschweige denn wer sie wohl sein mochten. Diese Ungewißheit begleitete ihn seit jeher und würde sich bis zu seinem Ende niemals verdrängen lassen. Als Kind zweier Unbekannten, wenn es sie denn gab, fühlte er sich allein gelassen, ungeliebt und hilflos. Sein einziger Begleiter war das magische Licht, welches ihm die Fee bei seiner Geburt gegeben hatte. Es folgte ihm auf all seinen Wegen, schenkte ihm Licht um seine Welt zu sehen und ein wenig Wärme. Mehr vermochte es ihm, trotz allen liebevollen Bemühens, nicht zu geben. Talib wurde erwachsen geboren und ihm war von Beginn an ein Bewußtsein gegeben, das ihn oftmals zum Verhängnis wurde. In fernen Gedankensphären suchte er nach Erklärungen auf die Rätsel, die ihm mit dem Leben beschert wurden. Immerzu erkundete er die Winkel seines selbst, ständig darum bemüht, Licht in die Dunkelheit in seines eigenen Inneren zu bringen. Tagelang verharrte er in tiefer Nachdenklichkeit, zog sich in eine unausschöpflichen Welt zurück, die ihm weitaus lieber war als die ihn umgebende Wirklichkeit. Doch zu oft endeten die Versuche, den Sinn hinter seiner Existenz zu verstehen, mit Phasen von Niedergeschlagenheit, in denen er sich selbst verwünschte. Sein Wesen wurde von der Traurigkeit eines hilflosen Jungen eingenommen, der sich zu oft der Erkenntnis stellen mußte, völlig allein auf der Welt zu sein. Er war ein einsames Wesen, allein gelassen mit all den Problemen, die auf ein jedes Sein einhämmerten. Niemand war je da gewesen, um ihm die Fragen zu beantworten, die er sich Tag für Tag aufs Neue stellte. Niemand hatte ihm je zur Seite gestanden. Vom ersten Moment an war er auf sich selbst und seinen niemals zu fragen aufhörenden Verstand gestellt. Daran gewöhnt hatte er sich schon lange, doch das änderte nichts an der Sehnsucht, die Zuneigung anderer zu erfahren und selbst Liebe zu geben. Nie hätte er sich zu einem Vorwurf erhoben. Manchmal malte er sich aus wie es wäre nicht allein zu sein, doch schon nach kurzer Zeit spürte er den schmerzenden Stich einer Realität, in der es nur ihn gab. Aber auch wenn er jeden noch so vagen Gedanken an ein anderes verjagte, tief in seinem Inneren weilte die beständige Hoffnung, eines Tages die dunkle Kammer der Einsamkeit, die mit steter Depression einherging, verlassen zu können. Eines, auch wenn es angesichts seiner Lage schwer zu glauben ist, ging ihm seit damals nie verloren: Die Hoffnung, seine Suche, in die er all seine Kraft steckte, zu einem Ende führen zu können. Nicht einmal er selbst verstand, woher dieser unbezwingbare Wille stammte, der jeder der Enttäuschung trotzte, die seinen müßigen Pfad säumten. Und doch...dieses seltsame Licht am Ende des Korridors verlor nie etwas von seinem Glanz, blieb unangetastet von den zahlreichen Niederungen, die er durchlief. Ein Licht mit sonderbarer Anziehungskraft.

Er besann sich auf den Raum vor seinen Augen, erhob sich und begab sich in die große Halle. Heute entschied er sich für den linken Gang, nicht ahnend, welche neue Wendung er für sein Leben eingeschlagen hatte.

Diese Welt existierte auch in ihm. Obwohl er all die Gänge, Hallen und Räume, die er schon einmal betreten hatte, in seinem Gedächtnis kartographiert hatte, kehrte er niemals bewußt zu einem dieser Orte zurück. Er ließ sich von der Eingebung leiten, der er in der Sicherheit seiner unterirdischen Behausung uneingeschränktes Vertrauen schenkte. Manchmal erschienen ihm selbst seine Gedanken wie eine riesige Höhle, aus der es kein Entkommen gab. Und eben so verhielt es sich mit diesem eigenartigen Gefühl, in zweifacher Hinsicht gefangen zu sein: Auf der einen Seite war da sein unter der Erde liegender Lebensraum und auf der anderen die ausweglosen Labyrinthe seiner inneren Welt, der Behausung seiner nicht enden wollenden Gedankenströme. Dennoch stieß er immer weiter vor, unaufhaltsam und mutig, auch wenn er sich dies niemals eingestanden hätte. Stolz auf sich selbst war ihm so fernab wie Sterne am Himmel, die er nie zur Sicht bekommen hatte Behausung. Welch unpassende Bezeichnung! Eine dunkle Höhle: mein behaglicher Unterschlupf, dachte er mit erstaunlicher Selbstironie.
  Etwas brachte ihn dazu, abrupt halt zu machen. Einen Augenblick sah er Schwärze, nichts als klaffende Schwärze, die ihre Klauen nach ihm ausstreckte. Er drohte im Sumpf der unendliche Finsternis, die ihn umgab, zu versinken. In einer sich aufdrängenden Vision sah er, wie er in die Dunkelheit aufgesogen wurde und er selbst zu einem Teil ihrer selbst verschmolz, zu einer willenlosen Kreatur, welche ohne jede Lebenskraft dahin vegetierte. Ist es wirklich so aussichtslos? schoß es ihm durch den Kopf. Beinahe hätte er sich über die Tragik seiner eigen Lage amüsiert, doch der auf ihm lastende Schmerz wog zu viel. Mit bitterer Miene machte er sich auf den Weg, um die trüben Überlegungen, die seiner Angst entsprungen waren, hinter sich zu lassen.

Der See. Ihm scheint so viel Lebenskraft inne zu wohnen. Der unterirdische See war der Ort in dem riesigen Gefilde, an dem er sich, abgesehen von seinem Schlaflager, am Wohlsten fühlte. Reglos hockte Talib am Rand, den Blick auf das kristallklare Wasser des Sees gerichtet. Gefesselt betrachtete er sein eigenes Antlitz, welches vom Glitzern des Wasser umrahmt wurde, unterzog es einer aufmerksamen Musterung. Seine eingefallenen Wangen und die kantigen Konturen bildeten einen starren, von Unbeweglichkeit gekennzeichneten Ausdruck, der nichts von dem offenbarte, was in Talib vorging. Sein zu einer unscheinbaren Linie geformter Mund wirkte kühl und gefühllos. Und dennoch: Eine unverkennbare, tiefschürfende Ernsthaftigkeit haftete dem an, was sein Spiegelbild auf der Oberfläche des unterirdischen Gewässers ihm zeigte. Eine Sekunde konnte man ungehindert auf den Grund blicken. Obwohl sich die Jugendlichkeit seiner selbst nicht verdecken ließ lag in diesem Gesicht noch etwas anderes, Undefinierbares, von Reife und Weisheit zeugendes. Die Art und Weise, in der Talib die Welt betrachtete unterschied sich gewalltig zu der eines naiven Jungen. In seinen Augen lag eine Tiefe, die der einzige Hinweis darauf war, dass all dies nur Fassade war. Dahinter befand sich ein empfindsames Wesen, welches ein verdecktes Dasein führte. Doch vermutlich hätten sich nur wenige nicht von der physischen Erscheinung täuschen lassen und das erkannt, was sich hinter dieser trügerischen Äußerlichkeit verbarg.V

Talib dachte an gar nichts. Einen Moment glaubte er, auf ein Anderes zu schauen, so wahrhaftig erschien ihm die Spiegelung seiner selbst. Er warf einen kleinen Kiesel ins Wasser, der die Illusion zerstörte. Das bin nicht ich. Wieder mußte er sich selbst dazu zwingen, sich von der Träumerei abzuwenden. Der Strom seiner Gedanken erfaßte ihn erneut, zog ihn mit sich. Sein Körper tauchte in das kalte Wasser ein. Während er das prickelnde Gefühl auf seiner Haut genoß, erblickte Talib eine Öffnung , die sich hinter einem vorgeschobenen, scharfkantigen Felsen verbarg und ihm zuvor nie aufgefallen war. Sofort näherte er sich seiner Entdeckung, angetrieben von dem unstillbaren Bedürfnis, alles zu erkunden, was sich dafür anbot. Durch ein schmales Loch gelangte das Höhlenwesen in einen Durchgang, der sich spiralförmig nach oben wand. Zügig schwamm er voran, was anhand seiner Aufregung kein großes Problem darstellte. Nach einigen langgezogenen Windungen konnte er die leicht wabernde Oberfläche des Wassers erkennen, die das magische Licht gerade hinter sich gelassen hatte. Durch das nasse Element hindurch dringend, brach sich das helle Leuchten seines Begleiters zu Fasern glitzernden Lichtes. Wie er sich durch die Strahlen wand, kam es ihm so vor, als ob er der Sonne selbst entgegen glitt. Etwas unerwartet durchbrach sein Kopf den Wasserspiegel, der eben noch im beträchtlicher Distanz gelegen zu haben schien. Das Licht war ihm durch die runde Nische, in der er sich nun befand vorausgeeilt, so als wollte es auf eigene Faust erkunden, was da vor ihm lag. Nachdem er einen niedrigen Zugang durchschritten hatte mußte er schlagartig den Atem anhalten. In dem leicht gestreckten Raum, der aus beigem Fels bestand und einer Kapelle glich, erstreckte sich auf der linken Seite ein glitzernder Wandteppich aus herabhängenden Stalaktiten. Einige der Tropfsteine berührten den Boden oder trafen sich in der Mitte mit ihren vom Boden aufragenden Gegenteilen, den Stalakniten. Es war nicht unbedingt die Höhe und die dadurch erzeugte Imposanz, die ihn zum Staunen brachte. Nein, die Eigenheit dieser Kunstwerks war die Widersprüchlichkeit, mit der es auf Talibs Bewußtsein einwirkte und dessen Ordnung durcheinanderwirbelte. Der Eindruck, dass es einer sorgfältigen, linearen Planung zu Grunde lag stand dem Wissen gegenüber, dass diese Strukturen rein zufälligen Ursprungs waren. Es bereitete ihm Schwierigkeiten, die als willkürliches Resultat zu akzeptieren. Vor allem deshalb weil ihr Schöpfer niemand war, der mit Händen daran gearbeitet hatte oder einen Meißel bei seiner Arbeit verwendete. Zu dem war er ein Perfektionist. Der Konflikt in seinem Bewußtsein war unausweichlich. Da war etwas, dass sich eindeutig nicht vereinbaren ließ, jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt. Es war ein bezeichnender Beweis für die uneinsehbare Vorgehensweise des größten aller Architekten: Der Natur. Hier gewann er Erkenntnis von der Endlichkeit, der Begrenztheit seines Verstehens, dass immer unzureichend bleiben würde. Ich war immer darum bemüht, Einsicht in meine Welt zu erlangen. Doch was ich auch tun werde, dass Ganze werde ich nie begreifen können. Während er sich dieser Einsicht stellte, traf ihn tiefe Niedergeschlagenheit, der er sich nicht entziehen konnte. Er mußte sich damit abfinden, dass die Tür zur letzten aller Antworten wohl immer geschlossen bleiben würde. Warum hatte er auch diesen verlassenen, abseits gelegenen Pfad einschlagen müssen? Aber das unbeschwerte Leben, welches er aus freiem Willen abgelegt hatte, ließ sich nicht mehr zurück holen. Und auch wenn er nichts davon bemerkte schwebte nun in seinen Augen eine tiefe Weisheit, die weiter über das Alter seiner jungen Existenz hinausging. Obwohl, oder gerade weil sie ihn jetzt schmerzlich berührte würde sie ihm eines Tages zu einer Stärke verhelfen, die sich auf wahrem inneren Gleichgewicht gründete. Vergiss die Fragen. Ein Hauch eines anderen...Geschöpfes.
  Das war nicht sein Gedanke, der in seinem Kopf erschienen war. Aber was machte das schon. Einen Moment lang, in einem für ihn reichlich ungewöhnlichen Akt schob Talib alle Erwägungen, Überlegungen die seinen Geist übervölkerten, beiseite. Für eine gedankenlose Sekunde sah er die Schöpfung der Natur ohne sich den Fragen hinzugeben, und er war dankbar dafür, diesen Anblick in seiner unverfälschten Vollendung erfahren zu können. Glitzernde Wassertropfen rannen an den zylinderförmigen Kalkablagerungen herunter. Ein dumpfes Klopfen riss ihn aus seiner Selbsverlorenheit und ließ ihn schlagartig wieder in die Wirklichkeit zurückfinden. Überrascht drehte er sich herum. Normalerweise waren die einzigen Geräusche, die nicht von ihm ausgingen, das Geplätscher von Wasser oder das Flattern aufgeschreckter Fledermäuse, die in einigen Bereichen des unterirdischen Systems anzufinden waren. Es klopfte erneut. Er versuchte auszumachen woher das Geräusch stammte. Die Wand gegenüber. Talib schritt zur anderen Seite herüber und setzte sich auf einen Felsvorsprung, der wie ein steinerner Sessel aus der Wand hervorragte. Während er sein Ohr anlegte und mit aller Aufmerksamkeit lauschte vergingen Minuten völliger Lautlosigkeit. Stille überlagerte seine Anspannung. Ohne bewußt zu agieren klopfte er gegen den kalten Fels, der einen hohlen Klang von sich gab. Er wartete. Anspannung lag auf seinem ganzen Körper, unbemerkter Schweiß rann ihm von der Stirn, auf der sich eine einzige nachdenkliche Falte zeigte. Von der anderen Seite drang ein Klopfen als Antwort. Obwohl er nicht wußte warum, öffnete sich just in diesem Moment sein Mund. Niemals zuvor hatte er seine Stimmbänder benutzt. Zum ersten Mal hörte er den Laut der eigen Stimme, die scheinbar eigenmächtig, von seinem am Verborgensten Wunsch geleitet, folgende Worte formulierte: "Ist...ist da jemand auf der anderen Seite?"
  "Ja." Es war ein Wort, dass auf den süßen Lauten einer lieblichen Stimme getragen wurde. Sie gehörte eindeutig einem weiblichen Wesen. Talib wurde von einem unbekannten Gefühl unbekannten Ursprungs ergriffen. Es war ihm nicht möglich, diese Emotion einzuordnen. Wärme, die nicht vollkommener als die der Sonne hätte sein können, legte sich auf unbemerkt sein Herz. Tausend flüchtige Gedanken füllten seinen Kopf aus, umhüllten ihn mit einem Schal aus Konfusion. Was sich undeutlich und zögernd vor ihm abzeichnete, blieb ein unerkanntes Land. Die Stimme mit ihrem weichen Klang drang erneut zu ihm hinüber, flog ihm freudig entgegen.
  "Wer bist du?" fragte sie auf eine Art und Weise, die ihn fast zärtlich berührte. Selbst ihr Duft wurde in den Wogen ihrer Worte herüber befördert. Sein ganzes Bemühen galt der eigenen Beruhigung, die sich jedoch nicht einstellen wollte.
   "Mein Name ist Talib." Seltsam, es war das erste Mal, das das Höhlenwesen seinen eigenen Namen in Lauten gemalt von sich hörte. Seine Stimme wollte so gar nicht zu dem passen, was er rein äußerlich darstellte.
Mit einem Schimmer von Nervösität trällerte sie: "Ich bin Siona." Siona. Ihr Name war ihm mehr als ein Wort, eher ein Bildnis voller Feinheiten, die er noch nicht fassen konnte. Einen Moment lang herrschte Stille, dann sammelte Talib sich zu einer erneuten Äußerung. Nichts Sinnvolles fassen könnend, erkundigte er sich: "Warum hast du geklopft?" Er spürte das beständige Pochen seines Herzen, so deutlich, als wolle es jeden Augenblick durch seine Brust hüpfen.
   "Ich saß schon eine Weile in der Nische und träumte so vor mich her ohne meiner Umgebung wirklich große Beachtung zu schenken. Auf einmal glaubte ich etwas gehört zu haben, das von der anderen Seite zu mir herüber drang. Obwohl es von dann an still blieb, konnte ich nicht diese Ahnung abschütteln, dass sich dort jemand befand. Irgend etwas in mir ließ mich gegen die Wand klopfen, ohne dass ich es hätte kontrollieren können." Nach einer kaum merklichen Zögern fügte sie ernst hinzu: "Weißt du, eigentlich habe ich nicht mehr damit gerechnet, auf jemand anderes wie dich zu stoßen. Nach der langen Zeit in diesem finsteren Reich findet höhlenwesen sich damit ab, sich selbst die einzige Gesellschaft zu sein." Er erkannte die Aufrichtigkeit in ihren Worten und sah gleichsam sich selbst in ihnen. Waren sie einander wirklich so ähnlich? Mit einem Ausdruck von Ungläubigigkeit in den Augen sah er zu den gegenüberliegenden Tropfsteinen.
   "Ich weiß nicht",entgegnete er, offenherzig und ernst, "Natürlich wird die Enttäuschung mit jedem Tag, der vergeht größer, aber wenn ich mein Herz eingesehen habe, war dort diese beständige Hoffnung, die sich durch nichts trüben ließ."
   "Ist das wirklich wahr?" sprudelte das Höhlenwesen auf der anderen Seite prompt hervor.
   "Ja. Ich habe mich so oft gefragt, ob es ein anderes da draußen gibt." Wie sehr ich mich diesem Wesen öffne, ohne jegliche Angst zu verspüren, bemerkte er beim Hören seiner eigenen Worte, unschlüssig, ob er sich deshalb fürchten oder freuen sollte. Immer noch kreiste seine Aufmerksamkeit um ihren Namen, dessen seltsamer Attraktivität er sich nicht entziehen konnte.
   "Ich kenne es. Obwohl die Vernunft es kaum für möglich hält, bleibt ein Körnchen Glauben übrig, dass sich dagegen wehrt, aufzugeben. Ich glaube, dieser Funke hat mich am Leben gehalten." Beide von plötzlicher Müdigkeit befallen, verabschiedeten sie sich voneinander, in dem Einverständnis, am folgenden Tag ihre Konversation wieder auf zu nehmen.
   "Es wäre schön, wenn Du morgen wieder kommst.", hatte Siona ihm mit auf den Heimweg gegeben, und diese Bitte hatte sich wie alles, was sie gesagt hatte, fest in sein Gedächtnis gebrannt, an einer Stelle, wo sie unauslöschbar aufgehoben wurden wie ein wertvoller Schatz. Diesen Schatz, obwohl nicht mehr als ein Wärme spendender Gedanke, hütete er sorgfältig. Während er zurück wanderte bemerkte er, dass sein Verständnis seit dem Moment stehen geblieben war, als es das erste Mal geklopft hatte. Sein Bewußtsein schien hinter den Geschehen hinterher zu hinken und erst langsam, sehr langsam einzuholen. Noch etwas anderes bewirkte seine Beunruhigung. Die Vertrautheit, die die Tunnel, welche er durchquerte, ihm sonst vermittelten, war gewichen. Die Wände rings um ihn herum offenbarten eine völlig neue Facette der Bedrohlichkeit, die noch dadurch gesteigert wurde, das all dies seine gewohntes Umwelt war, oder zumindest gewesen war. Vorerst jedoch war es ihm erlaubt, sich vom Nebel dieses eigenartigen Gefühl weiter tragen zu lassen, ohne den Konsequenzen ausgesetzt zu sein. Ein Gedanke an Licht streifte sein Bewußtsein, ein Licht von unvollendeter Beschaffenheit, fast unmerklich getrübt durch...durch was? Als er am Abend in seiner Kammer zurückkehrte, fühlte er, dass es viel später war als sonst. Die Ermüdung in ihm war zu mächtig. Er ließ sich bezwingen und schlief ein, während Sionas Worten in seinem Inneren beständig weiter klangen, ihn sanft schaukelten. Friedlich ruhte Talib auf seinem bescheidenden Schlaflager, einem aus ockerfarbenen Pflanzenfasern geflochtenen Teppich, erhellt von dem magischen Leuchten, dass an seinem Kopfende verharrte und einen nun einen seichten Schimmer auf das Wesen legte. In seinen Träumen erschien eine Sternschnuppe mit glühend weißem Schweif, doch jedes Mal, wenn er die Hand danach ausstreckte, löste sie sich in ein beklemmendes Nichts auf.

Am nächsten Morgen wachte er mit dem Gefühl absoluter, rückhaltloser Niedergeschlagenheit und Ernüchterung auf. Den vorigen Tag als eine Silhouette vor sich schwebend, hielt er das Geschehene für eine Illusion, zwanghafte Erfüllung eines Traums, den der nie zu träumen aufgehört hatte und der doch so weit von ihm lag. Alles war nichts, geschaffen von dem Wunsch nach einem anderen. Etwas in ihm wehrte sich dagegen, daran zu glauben. Daran hätte sich sicher nichts geändert, wenn er nicht an den Ort zurückgekehrt wäre, an dem seine ständig suchende Seele fündig geworden war, ohne es zu bemerken. Vor der Wand breitete er einen Flechtenteppich aus, den er aus seinem Schlafraum mitgebracht hatte und machte es sich bequem.
   "Ich habe schon lange auf dich gewartet", begrüßte Siona ihn mit unterschwellig sehnsüchtigen Worten, die ihn reflexartig herum wirbeln ließen um gleich darauf Gestein zu blicken. Und mit einem mal war ihm klar, dass er diesmal nicht phantasiert hatte. Er hatte sich nicht der Projektion seiner Wunschvorstellungen hingegeben, die zu immer größeren Depression geführt hatten. Er gewann den Eindruck, seine Vorstellung hätte sich in der Wirklichkeit manifestiert. Ich träume, nur diesmal ist es ein wahrer Traum. Und doch...die Zerissenheit wollte kein Ende nehmen. Während sein überfordertes Bewußtsein raste, segelten Sionas Worte, beruhigend wie ein Kinderlied, besänftigend wie eine Wiege, durch seinen Kopf. Ihr Klang erweckte in ihm Assoziation an bunte Blumenwiesen im Frühling, an das Sprießen der ersten zarten Blätter, obwohl er diese Erfahrung nie hatte machen dürfen. Er war noch nicht in der Lage, das auszusprechen, was die Angst in ihm zurückhielt, ihn selbst noch zu sehr beschäftigte. Obwohl ich dich erst kaum kenne, empfinde ich doch Sehnsucht nach dir und deiner Stimme, mehr als ich es mir je erträumt hätte. Eine Frage lag im auf der Zunge.
   "Wie sieht es da aus, wo du dich jetzt befindest?" Die Neugier hinter seinen Worten erweckte den Anschein, etwas anderes zu verdecken. Und während sie mit ihrer Gabe, die Dinge so unfaßbar zu beschreiben, dass sie sich in Talibs Geist eröffneten, stellte er mit Erstaunen, das irgendwo zwischen Konfusion und barem Erschrecken lag, fest, was es war, das er da vor seinem inneren Auge erblickte. Es ist das Spiegelbild meiner Welt, in Perfektion ausgearbeitet! Es war kaum zu glauben: Die Wand mit dem kunstvollen Gebilde aus Tropfsteinen, der Zugang durch den See, die vertrauten Bilder seiner Umgebung; es existierte alles genau so wie in seiner Welt. Sonderbar. Vielleicht bin ich doch nicht allein, dachte er. Doch dieser Gedanke verblaßte angesichts der unbezwingbaren Zweifel, verlor sich in einer fernen Stätte seines Wesens, die es um Verbleib ersuchte. Nach Erklärungen forschend durchstöberte er sein Bewußtsein, jedoch ohne Erfolg. Talib spürte, dass all dies einen viel größeren Zusammenhang ausmachte, den er nicht einzusehen imstande war. Die Fäden, die sein Leben ausmachten schienen nun, wie unterschiedlich sie auch sein mochten, auf ein einiges Ziel zuzulaufen, das sich noch in Nebel gehüllt hielt. Vor Verzweiflung war er geneigt, sich eigenhändig in Stücke zu reißen. Fieberhaft war er darum bemüht, zu begreifen, was mit ihm geschah, doch mit Siona war etwas in sein Leben getreten, dass sich nicht in Begriffe fassen ließ oder durch Erklärungen gebändigt werden konnte. Die Wurzeln, die die Phasen seiner geistigen Versunkenheit geschlagen hatten waren zu tief, um sie einfach wieder auszureißen. Sie waren zu etwas Eigenständigen herangewachsen, dem er sich manchmal ausgeliefert fühlte, ohne das sich nicht immer seiner Kontrolle unterwerfen ließ. Wenn sie nur wüßte, wie sehr sie in mich eindringt, auch wenn eine Wand aus kaltem Fels zwischen uns steht.
  "Warum sagst du nichts?" Wieder bemerkte er die Süße in ihrer Stimme, die sie dahin gleiten ließ wie goldenen Honig.
  "Das, was du mir beschrieben hast", er zögerte einen Moment, bis er bereit war, "es ist genau so beschaffen wie auf meiner Seite."
  "Du meinst unsere Welten sind Spiegelbilder? Meine Welt ist auch deine Welt?", mutmaßte sie mit abgehackten, ruckartigen Worten, Ausdruck der gleichen Verwunderung, welche auch Talib befallen hatte.
  "Vielleicht. Oder sie sind ein großes Ganzes, das aus zwei gleichen Teilen besteht.", spekulierte er vorsichtig, auf eine merkwürdige Weise zurückhaltend. Dieser Idee haftete mehr Wahrheit an, als ihm zu glauben behagte. Ein Horizont tat sich vage auf...und blieb unbemerkt. Mit einer überfallen wirkenden Nuance durch brach Siona den Moment der Stille zwischen ihnen.
  "Aber wie ist das möglich?"
  "Ich weiß es nicht.", seufzte Talib ahnungslos, von der Rätselhaftigkeit dieser Parallelen ebenso überlastet. Ein anderer Gedanke schob sich ohne erkenntlichen Zusammenhang in den Vordergrund, natürlich und unaufdringlich.
  "Was ist mit deinen Eltern, hast du sieh je kennengelernt?"
  "Nein." Ihre unterdrückte Bitterkeit, hervorgerufen durch tragische Errinerungen an ein einsames Erwachen, blieb ihm nicht verborgen.
  "Du hast sie niemals zu Gesicht zu bekommen", sagte er mitfühlend, obwohl er sich darüber wunderte, wie selbstverständlich er von alledem redete.
  "Bei deiner Geburt war da nur diese Fee mit diesem bezaubernden Lächeln und dem magischen Licht." "
  Ja. Aber woher weißt du das alles? Es ist, als ob du meine Geschichte von Anfang an kennen würdest."
  "Ich kenne deine Geschichte, weil ich sie selber erlebt habe. Mir ist es genauso ergangen. Und ich habe nie verstanden, warum es so geschehen mußte. Diese Ungewissheit und die Fragen zermürben mich, ohne das eine Lösung des Rätsels abzusehen ist."
  "Es ist schrecklich", bestätigte Siona mit einem kaum zu verbergenden Schluchzen in ihrer Stimme, der klagende Trauer zu entnehmen war. "Sie fehlen mir so sehr. Ich fühle mich so allein gelassen." Sie versuchte ihre Tränen zu unterdrücken.
  "Sei nicht traurig, vermutlich hatten sie keine andere Wahl. Und du bist nicht allein, da bin ich mir ganz sicher." Während er sprach, überkam in ein Gefühl der Trübseeligkeit. Seine Worte kamen ihm so unzureichend, so unnütz vor. Es war so wenig, doch es war Talib verwehrt mehr zu tun. Er wünschte sich insgeheim, sie in seine Arme nehmen zu können.
  "Ich bin froh, dass es dich gibt." gestand Siona, die in diesen Worten einen erschütternd offenen Beweis ihres Vertrauens lieferte. Zuerst wollte er etwas erwidern, doch ein Teil in ihm wehrte sich gegen diese Offenbarung. Dieser Teil hatte Angst vor den Emotionen und dem Wunsch, sich ihnen hinzugeben. Waren sie sich wirklich so nah? Weiter wagte er sich an die Bedeutung ihrer Beziehung heran zu tasten, mehr ließ seine Angst, etwas vom seinem Selbst zu enthüllen, nicht zu. Die Wand, die sie von einander trennte, maß er nun mit verändertem Blick. Dieses unüberwindliche Hindernis beschwerte sein Gemüt, schmerzte ihn zusehens. Ohne sich zu verabschieden ging er fort.

Es fiel ihm schwer einzuschlafen. Die Ereignisse ließen sich nicht abschütteln und der Tag hatte noch zu sehr Besitz von ihm, als dass er sich der Nacht übergeben konnte. Eigentlich kannte er nur ihre Stimme und doch blieb es nicht aus, dass er vor seinem geistigen Auge ein Bild von ihr erschuf. Aber es war nur unvollkommen und verkümmert, was ihn noch mehr betrübte. Ihre Stimme ist so lieblich, so voller Wärme. Jedes Wort aus ihrem Mund umschlang ihn auf diese eigene Weise, für die er vordergründig keinerlei Erklärungen hatte. Tief in ihm lag bereits schon jetzt eine Antwort auf diese Frage, eine Antwort, die er sich nicht zu Tage fördern getraute. Er wünschte sich sie zu sehen. Er sehnte sich nach ihrer Anwesenheit. Mit Tränen senkte sich der Vorhang des Schlafes auf ihn herab. Ich bin auch froh, dass es dich gibt. Was soll ich nur tun?

Er befand sich an einem Ort, den er nie zuvor gesehen hatte: Es war ein natürlicher, teilweise verwilderter Garten, der das gesamte Spektrum grüner Töne in sich vereinte und von den bunten Blüten der Blumen geschmückt wurde. Über all um ihn herum wucherten die unterschiedlichsten Pflanzen, die er nie zuvor gesehen hatte. Von irgendwo her drang das leise, konstante Geräusch eines in der Nähe befindlichen Brunnens, den er jedoch nicht entdecken konnte. Einen Moment lang genoß Talib die Natur und ihren unnachahmlichen Einklang. Mit tiefen Atemzügen versuchte er, die von diesem Ort ausgehende Energien einzusaugen. Dann folgte er intuitiv dem schmalen steinernen Pfad, der sich durch das Dickicht schlängelte. Nach einiger Zeit zweigte ein weiterer Weg von dem ursprünglichen ab, den er, einer unbestimmbaren Eingebung folgend, einschlug. Auf den Seiten dieses Weges gesellten sich nun Haselnußbäume und schlanke, hochgewachsene Nadelhölzer. Einmal erhaschte er ein Blick auf ein Eichhörnchen mit einem buschigen Schwanz, dass sich an den Nüssen zu schaffen machte. Als es ihn wahr nahm, musterte es ihn kurz, zog es dann aber vor, in höheren Regionen des dichten Grüns zu verschwinden. Durch ein mit blühenden Ranken bewachsenem Törchen am Ende des Weges gelangte er auf eine kleine Wiese, die von Apfelbäumen umsäumt wurde. Dort fand er sich der Fee gegenüber, die ihm einst sein Leben geschenkt hatte. Er stand vor ihr wie ein Block aus erkaltetem Blei, unfähig etwas zu sagen, unfähig zu agieren. In ihren Händen hielt sie ein scheibenförmiges Amulett, die aus einer weißen und einer schwarzen Hälfte gefertigt war. Es hatte den Anschein, dass sie ihm irgend eine subtile Botschaft vermitteln wollte. Einen Augenschlag später befand sich da, wo eben noch die Fee geschwebt hatte nichts als Luft. Seine verwirrte Mine verstärkte sich, als er nach unten sah.
  Auf dem Boden zu seinen Füßen, inmitten von saftigen Gras, lag die weiße Hälfte der Scheibe. Als er es in die Hand nahm verschwamm die Umgebung zu dunklen Umrissen. Er wachte abrupt auf und fand sich schweißgebadet vor, ohne zu wissen warum. Die Reminiszenz an seinen Traum war zu einem winzigen, nichts sagenden Fragment geschrumpft. Er stand zwischen sich selbst. Sein Vertrauen zu der lebendigen Welt seiner Gedanken hatte einen Bruch erfahren. Mit diesem Mädchen waren die Grenzen aufgehoben, die einst die verfeindeten Ländereien getrennt hatten. Diese tiefe Schlucht zu überbrücken unfähig, drohte Talib zu zerbrechen und gab sich selbst die Schuld dafür. Seine innere Balance, der sichere Halt, war verloren gegangen und so verglich er sich selbst mit einem Seiltänzer, der nichts unter sich hat als klaffende Leere, falls er vom Seil stürzt. Als jemand, der sich auf keine Hoffnung stützen konnte, die ihm bei einem Scheitern in ihren Armen auffing, kam er sich unsagbar verloren vor.

Sie hatten ein langes Gespräch hinter sich, bei dem die Zeit wider einmal in völlige Vergessenheit geriet und jegliche Bedeutung verlor.
  "Es ist seltsam. Wenn ich mit dir rede, habe ich das Gefühl, auf einen Spiegel zu blicken. Wir sind und sehr ähnlich, auf eine gewisse Weise. Doch leider mangelt es mir an Worten, um diese Ahnung beschreiben zu können. Und an Verständnis." Ich liebe sie. Das Echo dieses Satzes hallte durch sein Bewußtsein, so als wollten sie die frohe Kunde seines plötzlichen Eingeständnis in jedem noch so abgelegen Winkel seiner Selbst verbreiten. Mit einem mal waren all Ängste vergessen gewesen, die ihn umzingelt hatten wie eine Horde ausgehungerter Kannibalen.
  "Was denkst du gerade?", fragte Siona, und es hörte sich so an, als ob sie ein Gespür dafür besaß, was in ihm vorgegangen war. Ich liebe sie. Die Worte legten sich auf seine Zunge, schleichend und zwingend, ohne dass er etwas dagegen tun hätte können. Ihm war, als ob Hilflosigkeit und Ergebenheit zu gleich auf ein einwirkten, woraus ein nie gekanntes, unbeschreibliches Gefühl ihn umsponn.
  "Ich liebe dich", offenbarte er in völligem Einklang mit seinen Empfindungen, jeglicher Vernunft trotzend. Von seinen eigenen Worten benebelt stand das Höhlenwesen da und wartete auf eine Antwort. Doch es folgte keine Erwiderung, nur schwermütige Stille. Als sich ihr Schweigen immer mehr in die Länge zog, dabei zu einer Unerträglichkeit heranwuchs, erfüllte ihn eine unbehagsame Ahnung, die von jeder verstreichenden Sekunde weiterhin genährt wurde.
  "Was ist mit dir los, habe ich etwas falsch gemacht?" fragte er unsicher, seine Hände waren plötzlichem, ängstlichen Zittern anheim gefallen.
  "Nein", erwiderte Siona mit einer Stimme, aus der der Frohmut ihres Wesens völlig gewichen war. Der Laut ihrer Worte schien mit unlösbarem Kummer belegt zu sein, den sie verzweifelt zu ersticken versuchte - sie wollte ihm nicht weh tun.
  "Es ist so grausam. Ich verstehe dich, und mir geht es nicht anders. Aber welchen Sinn hat es, wenn wir für immer getrennt sind? Welchen Sinn hat eine Liebe ohne Gemeinschaft?" Sie rang nach Atem, ehe sie fort fuhr: "Ich wünschte, du könntest bei mir sein. Jeder Tag der verstreicht ohne dass ich dich in meine Arme nehmen kann läßt mich bitterlich weinen." Sie hielt einen Moment inne. Talib, ergriffen von dem Gesagten, sah betrübt und trostlos zu Boden.
  "Wir können uns nicht weiter sehen, es würde alles nur noch schlimmer machen." Mit einem Schluchzen sagte sie, nun fast unhörbar leise: "Aber du sollst wissen, dass ich dich ebenso liebe wie du mich." Dann fing sie an, bitterlich zu weinen, ohne dass ihre Selbstdisziplin dem gewachsen war. Aber... Ihre Worten brachten eine Unwiderruflichkeit zum Ausdruck, die all seine Einwände zu Staub zerfallen ließ und seine Hoffnungen darunter begrub. Er war nicht fähig, etwas zu sagen, sein Mund wurde vom unsichtbarem Siegel der Überzeugung verschlossen, das Siona es Ernst meine. Er spürte, das dies nicht das war, was sie sich zu sagen wünschte, doch das es keinen Ausweg gab, der eine andere Entscheidung zu ließ. Während er sich abwandte wünschte er sich, die Vergangenheit an diesem Ort abzustreifen. Doch seine Aufrichtigkeit ließ es nicht zu, sich dieser Selbsttäuschung hinzugeben. Das, was passiert war, ließ sich weder leugnen noch vergessen. Ich werde nie mehr so sein wie ich war. Mit einem unklaren Blick, der sich von nun an auf den Boden heftete, trottete er mit Schritten davon, die nichts mehr von ihrer gewohnten Stärke besaßen. Sie trugen ihn widerwillig, aber nicht mehr. Wieder schleppte sich sein überfordertes Bewußtsein hinter seinem Körper her, kam sich dem Leben ausgeliefert vor wie jemand, den man für vogelfrei erklärt hat. Irgendwo in der Ferne klangen Sionas Worte unerschüttlich wieder. Ich bin froh, dass es Dich gibt.

Erst als er sich in seinem Schlafraum befand, erlebte er bewußt, was geschehen war. Er kehrte an den Ort ihrer Treffen zurück, sah das eben erlebte vor sich dahin laufen wie einen reißenden Sturzbach nach anhaltendem Regen und genauso empfand er es auch: Unaufhaltsam und niederschlagend. Die Reflexion, die nicht realer hätte sein können, löste die innere Barriere, die seine Angst aufgebaut hatte. Der Wasserfall seiner Traurigkeit stürzte auf ihn herab, riß die Last, und alles, was sich in ihm aufgestaut hatte mit sich. Erst jetzt konnte er das fühlen, was er in dem Moment des Abschieds von Siona hätte fühlen sollen. Tief in ihm verstand er ihr Vorgehen, doch auch das half nicht, seine Traurigkeit zu lindern. Unter Tränenströmen, die ebenso unerschöpflich flossen, ließ Talib sich auf seine Knie senken, den zum Boden gerichteten Kopf mit den Händen umschließend. Ich will das alles nicht mehr. Meine...ich bin zu schwach. Alles brach zusammen wie ein Kartenhaus, wie eine von Beginn an dazu bestimmte Illusion. Es mußte ja so kommen. Und dann war es vorbei. Der zeitweilige Frieden des Schlafes holte ihn zu sich.

Es vergingen viele Tage, die nur langsam voranschritten. Schon nach dem Aufstehen, zu dem er sich ungewohnt zwingen mußte, sehnte er sich danach, das es bald Abend würde, die Nacht war ihm nun die Erlösung von seinen Gedanken. Die Zeit, der er früher nicht zu sättigen war, schien sich in eine träge Masse verwandelt zu haben, die ihm unerträglich geworden war. Talib war der Zeit müde, wollte nicht länger diesem von anteilsloser Kälte bestimmten Dahinströmen ausgesetzt sein. Sein Wunsch, alles möge bald in Vergessenheit geraten, ging nicht in Erfüllung. Statt dessen präsentierte sich das, was er am liebsten ausgelöscht hätte, immer wieder vor seinen Augen, immer und immer wieder auf die gleiche Weise. Dabei drängte sich ihm mal um mal die Frage auf, ob er etwas hätte ändern können, wenn er sich anders verhalten hätte. Doch damit legte er sich selbst nur noch mehr Leid auf, als eh schon auf im lastete. Selbst während er schlief, suchten ihn Alpträume heim, die ihn mit einer Vergangenheit qüalten, die nicht zu Schweigen gedachte.
  Und so geschah es, dass er manchmal tagelang durch die Gänge irrte und alles um ihn herum mit stillen Verwünschungen bedachte, um sich vor dem Schlaf zu retten, welcher sich nun auch gegen ihn gestellt hatte. Irgendwann fiel er dann kraftlos zu Boden und schlief grausame Stunden. Er versuchte den Sitz seiner Sehnsucht zu meiden, versuchte jeden Gedanken auszuschalten, doch sein verbittertes Rennen war vergebens. Es gab jemanden, dem er nicht entkommen konnte, egal wie schnell einen die eigen Füße auch tragen mochten.
  Am Ende eine langen Tages lag Talib vor dem Höhlensee und starrte ziellos nach oben. Zwanghaft war er danach bestrebt, seinen Kopf mit Leere auszufüllen. Sein Leben war ein Käfig. Er konnte den Gedanken letzten Endes nicht ausweichen, ganz gleich, wie er es auch anstellte. Aber er konnte es wenigstens versuchen. Als es ihm danach war, diesen Ort zu verlassen trat er an das Wasser heran, das mit einem seidigen Schimmer belegt war. Er sah auf das Wasser. Siona! Er konnte ihr Gesicht ganz deutlich auf der Oberfläche sehen, die den Charakter von Pergament angenommen hatte. Ihr spitz zulaufendes Gesicht schenkte ihm ein unendlich weiches Lächeln, dass jedes Unglück von ihm zerrte. Während er das Grün ihrer glasklaren Augen bedachte, geriet sein Fuß an das Wasser und zerstörte das sich ihm zeigende Bild. Die Niedergeschlagenheit, die er für einen Moment vergessen hatte, bemächtigte sich wieder seiner. Zu dem spürte er den Dolch der bitteren Enttäuschung, auf eine Illusion hereingefallen zu sein, die er vermutlich selbst erdacht hatte. Als er wieder aufblickte, traf er ihren Blick. Und ihm wurde klar, dass die Augen, die ihn da anblickten, nur einem Wesen gehören konnte. Etwas wie eine stille Botschaft kam in ihnen zum Ausdruck. Ohne zu Zögern, ganz und gar seiner Eingebung vertrauend, deren Sicherheit mit das Höhlenwesen einem mal wiedergefunden hatte stürzte er sich ins Wasser. Mit pochendem Herzen schoß er der Öffnung entgegen, so schnell wie nie zuvor.

Der Strom des Erkennens durchfuhr ihn, er glaubte, das Gemälde seines Seins vor sich ausgebreitet zu sehen. Sein Verständnis erweiterte sich, so wie es schon ein paar Mal geschehen war. Es war die weithin sichtbare Markierung der Punkte, in dem sein Lebens eine Wandlung erfuhr. Hatte er nicht immer nach Harmonie gesucht? Ja. Und jedes mal, wenn er glaubte, dieser ein Stückchen näher gekommen zu sein, offenbarte sich nur noch größere Unzufriedenheit. Eine plötzliche Erkenntnis war in ihm geboren. In diesem Augenblick wurde ihm sein Fehler bewußt: Alles, was er hätte tun können, hätte ihn niemals dahin geführt, wo er sich hin sehnte. Er allein hätte den Einklang der Dinge niemals erreichen können, das letzte Stück des Puzzles hätte ihm immer gefehlt. Siona!, verlangte es ihm auszurufen.

Als er durch den kurzen Tunnel ging, der den Ausstieg aus dem Wasser mit seinem Ziel verband, spürte er, wie die Aura dieses Ortes ihn umfing. Die Erinnerungen, die er bisher von sich geschoben hatten, lösten sich. Er erinnerte sich an ihre Gespräche, die erst dann ihr Ende gefunden hatten, wenn sie beide unendlich müde waren, und das so klar, als geschehe es gerade jetzt vor seinen Augen. Ein Lächeln stahl sich unbemerkt auf sein Gesicht, als er Sionas Stimme und ihrer bezaubernden Wirkung gedachte, die ihn seit dem ersten Moment an nicht mehr los gelassen hatte. Er maß die Strukturen der Tropfsteine mit einem durchdringenden Blick, aber eigentlich sah er sie nicht wirklich. Hinter all dem stand ein Bild von ihr. Der zuckersüße Klang ihrer Stimme schien wieder Gegenwärtig zu sein, so als hätten sich sein Gedankengut zu etwas Wirklichem gefestigt. Talib glaubte in einer Träumerei zu schwelgen, als er vernahm, wie sie zärtlich zu ihm sprach: "Ich habe es gewußt. Vom ersten Moment an war mir klar, das du kommen würdest." Wie ein plötzliches Erwachen ihn ergriff, schüttelte er den Kopf. In den aufgerissen Augen glänzte maßloses Erstaunen, dass von der einschneidenden Falte auf seiner Stirn unterstrichen wurde.
  "Siona!", schrie er erleichtert, mit vor Ungläubigkeit zitternder Stimme. Darauf bedacht, seinen wild rasenden Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen, stützte er sich auf den Fels. Mit geschlossenem Augen atmete er tief durch und verhaarrte in Schweigen, um Ruhe zu finden.
  "Es ist wahr...oder? Du bist wirklich da, nicht nur Ergebnis meiner Einbildung?" Entgegen all seinen Bemühungen, sein aufgewühltes Gemüt abzukühlen, blieb sein Tonfall unvermindert gehetzt und erregt. Die elektrisierte Spannung, die sich in fehlendem Atem niederschlug, wollte nicht von ihm ablassen.
  "Wenn ich in der Lage wäre, würde ich dir jetzt ins Gesicht spucken, um dich von meiner Echtheit zu überzeugen. Du brauschst nicht länger an Dir zu zweifeln.", brachte sie in dem Bemühen hervor, ihn zu besänftigen. Antwort zeigte, wie sehr sie ihn durchschaute. Nur durch ihre Unterhaltungen und Ohren, die auch eine Wahrnehmung für das besaßen, was hinter dem Gesagten lag, hatte sie es verstanden, sich Zugang zu seinem Inneren zu verschaffen. Dieses Innere hatte sie mit einer seltenen Einfühlsamkeit durchleuchtet, welche selbstständig Einlaß zu Talibs Herzen gefunden hatte. Doch Talib war immer noch zu sehr damit beschäftigt, seinen wirren Gedanken ein wenig Ordnung zu verleihen, als das er dies bemerkt hätte.
  "Ich wehre mich dagegen, dass zu glauben.", sagte er, immer noch leicht betaumelt, diesmal etwas beherschter, "Ich wünschte, du könntest die Freude sehen, die sich gerade auf meinem Gesicht zeigt. Ich fühle mich verdammt ausgelaugt." Am liebsten wäre er durch die Wand gerannt, doch leider hinderte ihn seine physische Existenz daran, der Erfüllung dieses Wunsches nachzukommen. Die Barrikade aus starrem Fels, der von jeder Emotion unbeeindruckt blieb, zerriß ihm mehr als je zuvor. Fast hätte er seiner aufsteigenden Aggression hingegeben und sich die Fäuste an der Wand blutig geschlagen, doch die Sinnlosigkeit in dieser Tat ließ sein friedliches Wesen nicht zu.
  "Talib, laß uns heute hier übernachten", bat sie ihn auf ihre völlig eigene Art, die jeden nur erdenklichen Widerstand gebrochen hätte und seine Anspannung fast vollständig lockerte.
  "Ich möchte dass du so nah bei mir bist wie möglich." Mit fast ironischem Unterton fügte sie hinzu: "Oh, ich muß ziemlich irrsinnig klingen, schließlich steht eine massive Wand aus kaltem Fels zwischen uns." Das Lächeln, das in diesem Moment ihre Lippen umspielte konnte er vor sich sehen, so als würde sein Blick das Gestein einfach durchdringen.
  "Nein, Ich verstehe das. Es ist eine schöne Vorstellung beim Einschlafen zu wissen, dass du ganz in meiner Nähe bist." Er legte sich auf seine geflochtene Unterlage, das Gesicht zur Wand gerichtet. In Dem Gesicht, dass noch vor kurzem von zerstreuter Aufregung dominiert wurde, war nun ein ungewohnter Ausdruck von Ruhe zu erkennen, der sich auf sein ganzes Selbst übertrug. Eigentlich wollte er ihr von seinem Erlebnis am See erzählen, doch etwas hielt ihn zurück. Ein Gespür verriet ihm, dass er noch ein wenig Zeit benötigte, um das volle Verständnis zu entfalten. Mit besonnener, fast gelassener Stimme säuselte er nur: "Schlaf schön." Nur ein wenig Zeit, sagte er zu sich selbst, und während dieses Gedankens hatte ihn auch schon der Schlummer überfallen. In der Nacht wiederholte sich der Traum in dem Garten mit der liebevollen Botanik. Alles geschah auf die gleiche Art und Weise. Doch als er diesmal den weißen Teil des Talismans in den Händen hielt, zuckte eine Erleuchtung durch sein unterbewußtes Empfinden. Die Teilstücke des Puzzles fügten sich nun reibungslos ineinander. Im Moment seines Augenaufschlags verstand er, was die Fee des Lebens ihm hatte sagen wollen. Mit der Wucht eines Donnergrollens nach einem Blitz wurde ihm klar, dass einzige Hinderniss zu Siona nicht der unbewegliche Fels zwischen ihren Körpern war, sondern seine in ein alles überlagerndes Gefühl ausufernde Angst, der er sich nicht gewachsen gefühlt hatte. Dieses Mal schenkte er der Phantasie das gleiche Vertrauen, was er auch dem entgegen brachte, was ihm seine Augen zeigten.

Nervös legte er eine Hand auf seinen Mund, wobei er überrascht feststellen mußte, dass seine Wangen heiß waren wie Felsen unter einer Sonne. Erbarmungslos überlagerte der rhythmisch hämmernde Schlag seines Herzens all seine Versuche, ungetrübte Gedanken zu fassen. Er griff ins Leere. Mit Hilfe seines wieder erneuerten Gleichgewichts sammelte all seinen Mut, um das auszusprechen, was ihm die Entdeckungen, welche einer Flut gleich über seinen Geist hereinbrachen, offenbart hatten. Mit einem tiefen Atemzug füllte er seine Lungen mit Luft, und sich selbst mit Hoffnung.
  "Weißt du, bevor ich hier her kam, saß ich am Höhlensee. Als ich aufstand, um mich am Wasser zu erfrischen, sah ich dein Gesicht auf der Seeoberfläche. Als ich es sah, wußte ich, worin meine Bestimmung lag. Ich alleine bin so wenig, mein ganzes Leben erscheint mir nun als die Hälfte von etwas viel Größerem, das ich nicht verstehe. Ich weiß nur, dass du es bist, der den anderen Teil besitzt. Laß uns an die Oberfläche gehen. Mein einziger Wunsch ist, dich einmal zu umarmen, mehr nicht. Mir ist egal, was danach geschieht. Ich will nicht, dass du dies tust, um mir deine Liebe zu beweisen, es wäre falsch. Aber wenn du so fühlst wie ich, dann gehe jetzt zum Ausgang deiner Höhle. Vertraue dem Rat deines Herzen und laß dich von ihm führen."
  "Egal wie du dich entscheidest, es wird nichts daran ändern, dass ich dich liebe." fügte er hinzu, bevor er sich ohne jedes weitere Wort auf den Weg begab. Ab jetzt erhielt jeder einzelne Schritt, den er machte, ein Gewicht der Bedeutung. Seine Gedanken standen still. Er schwamm durch den Tunnel, gelangte in den Höhlensee, wanderte durch unzählige Gänge. Ohne Halt zu machen, ohne eine Sekunde von seinem fast schleichenden Tempo abzuweichen und ohne auch nur einmal den Kopf zu heben näherte er sich unaufhaltsam dem Ausgang. Ihm selbst war es gar nicht bewußt, als er sich vor der Öffnung ins Freie befand, durch der tödliche Schein der Sonne fiel. Andächtig stand er dort.

Er kletterte ins Freie. Der Schein der Sonne schien sich direkt in seine Haut zu bohren, so stechend war der Schmerz, den er empfand. Es war so, als wäre jeder einzelne Strahl, der das Höhlenwesen traf, ein Schwert, dass sein Fleisch mühelos und ohne Erbarmen durchdrang. Durch das gleißend helle Licht geblendet, sah er zuerst gar nichts, doch dann erkannte er Siona vor sich, eine kleine Gestalt ein paar Meter von ihm entfernt. Sie war so, wie er sie sich vorgestellt hatte, und ab nun sein einziger Halt im todbringenden Meer der Vernichtung. Doch dann legten sich all seine Gedanken schweigend zu Boden, unwideruflich verstummt. Was nun geschah, entzog sich der Einwirkung der Vernunft. Dem Leid ihrer von unermeßlicher Pein befallenen Körpers trotzend gingen sie aufeinander zu, nur noch angetrieben von der grenzenlosen Kraft der Liebe. Die Zeit stand still, während ihre Blicke miteinander verschmolzen, einander zärtlich streichelten und sich gegenseitig stützen, um sich vereint ein letztes Mal gegen die Klauen des Todes aufzubäumen. Und dann war da nur noch der Wunsch sie zu umarmen, nichts anderes in seinem Bewußtsein, und ihr erging es ebenso. Die Todesangst verblich zu einer Nichtigkeit in dem Moment, als Talib Siona in seine Arme schloß. Sie legte den Kopf an seine Schulter, während eine Träne des Glücks von ihrer Wange glitt. So fest, wie es seine entkräfteten Muskeln zu ließen, drückte er sie an sich, legte seinen Kopf an den ihren und ließ die Lider über seine Augen fallen. In ihrer Umarmungen verflossen ihre weichen Körper unter dem erbarmungslosen Licht der Sonne zu einem, ihre Seelen taten es ihnen gleich. In der Harmonie ihrer Herzen war jegliche Angst von ihnen genommen. Als sie starben waren ihre Gesichter frei von Spuren des Schmerzes, den sie erfahren hatten, sie spiegelten allein den Segen ihres Beisammenseins wieder, nichts weiter. Und dann war es vorbei.

Mit dem Verlust allen Halts fragte er sich, ob es wieder bloß ein Traum war, Käfig der eingepflanzten Sehnsüchte. Und hoffte auf ein Erwachen, dass ihm lieber war als jede Illusion.

 


 

Zwillingshöhlen aus der Retrospektive

Vom jetzigen Standpunkt bleibt ein widersprüchlicher, negativer Eindruck der Geschichte, die mir immer noch viel bedeutet - weil in ihr so viel von mir steckt. Die zweifache Gefangenschaft - im Höhlensystem und ihm selbst - bringt zum Ausdruck, wie ich mich und meine Umwelt zu jenem Zeitpunkt wahrgenommen habe: Eingeschlossen, bedrängt, isoliert. In Talib, der in Einsamkeit geboren wird, ohne jemals seinen Eltern oder andere Höhlenwesen zu begegnen wird offenbar, welches Verhältnis ich zur Einsamkeit hatte. Talib - wie ich selbst - denkt sie sich als naturhaft Gegebenes, als unantastbare Bestimmung, der er nicht entkommen kann. Was ich mir als Unabänderliches hin stellte diente nur als Rechtfertigung dafür, gar nicht erst den Versuch zu unternehmen, diese zu durchbrechen. Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung... Die Angst davor, mich anderen zu öffnen und die Hilflosigkeit ließ mich Einsamkeit in Natur zu verwandeln, in einen Teil meines Wesens, mit dem ich mich zwanghaft zu identifizieren trachtete. Dennoch ist all das keine totale Abfindung mit dem Bestehenden, mit dem Alleinsein: In der Geschichte schimmert immer wieder die Hoffnung auf, ohne die sie selbst nicht zu denken ist. Aber wie auch schon Talibs Blick auf Einsamkeit verklärt ist, ist es die aus Hoffnung erwachsende Utopie erst recht. Der Titel Zwillingshöhlen deutet dies schon an. Siona mitsamt ihrer Welt ist nur sein eigenes Spiegelbild, das abgespalten und dann als Gegenstück verklärt wird. Gegenstück ist sie - nicht nur, aber vorrangig - als weibliches Wesen, von dem ich damals abhängig war, um mich als heterosexueller Junge zu definieren. Eigentlich ist sie mehr eine Projektionsfläche für meine Wünsche als eine konkrete Person - auch so ein typisches Muster, inmitten einer beschissenen Welt alle Sehnsüchte auf eine Person zu projezieren - und sie darunter zu begraben. Auch die romantisch-verklärte Vorstellung von Liebe teile ich heute nicht mehr ...

Ohne Schloss ist der Schlüssel nicht das, was er ist. In mir war die Sehnsucht, der Einsamkeit zu entkommen und auf der anderen Seite die Angst vor der (Selbst-)Öffnung, ohne die es nicht geht. Siona ist das Resultat dieses unaufgelösten Konfliktes: Sie ist das Fremde, welches gar keines ist; das scheinbar Fremde, welches nur das Althergebrachte darstellt. Die Begegnung mit Siona, dem anderen, ist in Wirklichkeit die Begegnung mit dem abgespaltenen Selbst, der Blick in den Spiegel, bei dem Einsamkeit bestehen bleibt. Einsamkeit aufzuheben bedeutet sich dem Fremden zu öffnen - und weil es nichts Fremdes im Spiegelbild - in Siona! - gibt, wird dies zur Unmöglichkeit. Zur sinnleeren Paradoxie. Siona und Talib sind schon eins, bevor sie sich vereinen, weil sie beide nur zwei Seiten der selben Gleichung sind, kann es niemals zur "wahren" Verbindung kommen. Weil nichts Fremdes an Siona ist, kann Talib sie auch nicht kennen lernen. Weil Talib nur sich selbst sucht kann er das Andere nicht finden. Das Licht, das Talib und Siona tötet enthält einen wahren Kern: Der Weg aus der Einsamkeit tut weh. Wie verzweifelt, verkümmert mein Sein war - und ist - wird am Ende unübersehbar: Die Sehnsucht nach dem anderen, dem Fremden wird durch die Angst vor diesem und vor der erforderlichen Öffnung ins Gegenteil verkehrt, dem Wunsch nach dem Bekannten, Althergebrachten. Das Aufeinandertreffen von Siona und Talib hat eigentlich keinen Sinn - beide könnten genau so gut in ihren Höhlen verharren. Hinwendung zum anderen, dem anderen Menschen ist immer auch die Hinwendung zum Unbekannten. Indem Talib nur sich selbst sucht, kann er dieses andere nicht finden - und so bleibt am Ende Einsamkeit als unentrinnbares Gefängnis, als das Unaufhebare. Der Schein trügt. Vielleicht gibt "Zwillingshöhlen" dir doch etwas. Talib und Siona sind zwei Teile eines Ganzen. Es ist widersprüchlich. Da ist ein so ungeheuer schönes Moment: Das Glück darüber, das das andere da ist. Das Ende mutet mir nun wie eine Vorausdeutung an. Die Überwindung der Gefangenschaft in sich selbst, das Hinwenden zum anderen ist schmerzhaft.

Talib fühlt sich nicht ganz; ihm fehlt etwas. Menschen brauchen Menschen.

  anonym


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