Religionskritik

NAZI-POLIZEI

Nazis in Geheimdiensten


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Aus Eichner, Klaus/Schramm, Gotthold, "Unheilige Allianz", in: Junge Welt, 12.3.2007 (S. 10 f.)
Wie wir inzwischen wissen, gab es für die meisten deutschen Nachrichtendienstler 1945 kaum einen Bruch in der Biographie. Die Gründergeneration des gesamten bundesdeutschen Geheimdienstsystems wurde im wesentlichen von ehemaligen Mitarbeitern des faschistischen Geheimdienst- und Sicherheitsapparates geprägt. ... Es war wie bei den Juristen. In der Sowjetischen Besatzungszone wurden rund 90 Prozent der bis 1945 amtierenden Richter und Staatsanwälte aus der Justiz entfernt. In den drei Westzonen waren nach einiger Zeit nahezu 90 Prozent der früheren Richter und Staatsanwälte wieder im Amt. ...
Im Sommer 1949 kamen zum Beispiel etwa 400 der 4000 Mitarbeiter der Organisation Gehlen – überwiegend in leitenden Funktionen tätig – aus der Abteilung Fremde Heere Ost der Wehrmacht, aus dem Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW), aus der SS, dem Sicherheitsdienst (SD) oder der Gestapo.
Die Organisation Gehlen – nachmals BND – war zu einem Auffangbecken für Mitglieder der Nazieliten geworden, die auf einen Neubeginn hinarbeiteten. Die Hoffnungen erfüllten sich. In den ersten Jahren der Bundesrepublik konnten sie unbehelligt und offiziell ihre Laufbahn fortsetzen: im Bundeskriminalamt, beim Verfassungsschutz, im Militärischen Abschirmdienst (MAD), in der Sicherungsgruppe Bonn, im Bundesnachrichtendienst. Überzeugte Nazis und skrupellose Karrieristen, Kriegsverbrecher, Massenmörder und Schreibtischtäter kämpften weiter gegen "den Kommunismus". Für sie hatte es 1945 keine Stunde Null gegeben. ...
Der deutsche Geheimdienstexperte Heinz Höhne bewertet in seinem Buch "Krieg im Dunkeln" die Entwicklung im Umgang mit Nazis nüchtern und nennt Roß und Reiter: "Es war der Anfang jener unheiligen Allianzen zwischen Nachrichtendienstorganen der Besatzungsmächte und den geheimdienstlich-polizeilichen Machtträgern des untergegangenen NS-Regimes, die den Kalten Krieg in Deutschland zu einem besonders zynischen Stück der Spionagegeschichte machten. Und alle waren daran beteiligt; jeder im Nachkriegsdeutschland aktive Geheimdienst hatte seine eigenen Nazis: die Briten meist Leute aus den Sowjetreferaten des Reichssicherheitshauptamtes, die Franzosen ehemalige SD-Männer aus der deutschen Besatzungszeit in Frankreich, die Russen Spezialisten aus den Westreferaten von Gestapo und SD. Niemand von ihnen zog freilich so viele ehemalige SD-Männer und Abwehrangehörige in seine Netze wie das Counter Intelligence Corps (CIC)."


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