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SPUREN VERMEIDEN UND VERWISCHEN

Kameras


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Für unseren eigenen Schutz beim Auschecken, beim klandestin Agieren und beim Entfernen vom Aktionsort müssen wir darauf achten, dass uns keine Kamera registriert. Manchmal sind sie sehr versteckt angebracht und klein, manchmal offensichtlich und groß oder zur Abschreckung angebracht. Sie müssen leicht erkennbar für die Öffentlichkeit auf Schildern angezeigt sein. Das ist aber leider nicht immer der Fall, sowieso nicht da, wo sie von Polizei und Geheimdiensten zum Zweck der Überwachung postiert sind. Ihre Anzahl hat in den letzten Jahren zugenommen und wird noch weiter zunehmen. Doch wir sollten uns davon nicht abschrecken lassen, zu tun, was zu tun ist, sondern unsere Kenntnisse vergrößern - über ihre Verbreitung, ihre technischen Finessen und wie wir sie unschädlich machen können.

Wo sind sie zu finden?
(Fast) immer an für den Staat sensiblen Stellen wie Banken, Botschaften, Ministerien, Kaufhäusern, Wohnorten hoher Persönlichkeiten, Firmensitzen. Oft und zunehmend auf Bahnhöfen, in Zügen und Bussen, vor Garagen, Einfahrten, Parkplätzen und in Geschäftseingängen, wo sie zum Teil auch die Gehwege mit erfassen. Oft sind Intemetcafes, manchmal auch Copyshops kameraüberwacht. Gezielte Kameraüberwachung von öffentlichen Plätzen ist noch sehr umstritten und gibt es deshalb nur vereinzelt und unter medialer Aufmerksamkeit, z.b. in Leipzig-Connewitz oder auf Sylt. Hauseingänge von bekannten linken WGs, Autonomen Zentren oder Hausprojekten werden, falls überhaupt, auf jeden Fall möglichst unauffällig und meist nicht durchgehend überwacht. Einzelne Fälle von durchgehender, jahrelanger Kameraüberwachung sind aber aus politischen Strafverfahren bekannt geworden. Es lohnt sich bestimmt, mal die den Eingängen gegenüber liegenden Fenster (auch in sehr schrägem Winkel) zu beobachten. Der Verfassungsschutz mietet manchmal für diese Zwecke Wohnungen an. Es wurden aber auch schon normale Mieterinnen gedrängt, ihre Fenster dafür zur Verfügung zu stellen. Ein zweiter Aus- und Eingang, über Höfe oder Dächer, kann deshalb interessant für euch sein. Es ist aber natürlich möglich, dass dort ebenfalls Kameras angebracht wurden.
Handyaufnahmen stellen zunehmend eine weitere Gefahrenquelle dar. Damit kann auch abseits von Gebäuden gefilmt oder fotografiert werden. Zu vergessen sind auch nicht die ständigen Filmaufnahmen von Bullen auf Demos. Auch Journalistinnen- oder Privataufnahmen können dort von Polizist_innen abgegriffen und dokumentiert werden.

Was können sie und wie sind sie zu erkennen?
Mit Kameratypen, Aufzeichnungsarten und Anwendungsbereichen ließen sich mehrere technische Fachbücher füllen, an dieser Stelle genügt aber ein grober Überblick. Überwachungskameras verfügen je nach Anwendungsbereich über verschiedene Aufzeichnungsarten. Zur Abschreckung werden manchmal auch nur Attrappen oder Schilder „Vorsicht Kamera" angebracht, ohne dass ein Gerät vorhanden ist. Dienen die Kameras der Beobachtung, wird gar nicht aufgezeichnet, sondern die Bilder der Kamera können nur am Bildschirm direkt mitverfolgt werden. Dafür gibt es dann z.b. Sicherheitspersonal, das die Monitore beobachtet. Diese Variante wird auch an Haus- oder Firmentüren eingesetzt, wenn nur gesehen werden soll, wer sich vor der Tür befindet. Sollen durch die Überwachung auch mögliche Straftaten verfolgt werden können, werden die Kamerabilder nicht nur am Monitor angezeigt, sondern auch aufgezeichnet. In weiteren Stufen können diese Aufzeichnungen mit Fernzugriff über das Internet angesehen werden oder zusätzlich über den Internet- Fernzugriff von einem Netzwerk von Rechnern aufgezeichnet werden. Damit kann unabhängig vom eigenen Standort von mehreren Computer Standorten auf mehrere Kamera-Standorte zugegriffen werden, zum Beispiel bei größeren Firmen. Alle diese Varianten sind drahtlos oder verkabelt möglich.
An Kameratypen existieren einmal große, gut sichtbare Kameras, die bevorzugt zur Abschreckung eingesetzt werden. Das sind die traditionellen Kastenkameras, kastenförmige Infrarot-Weitsichtkameras oder die großen Versionen der Kuppelkameras, sogenannte Speed-Dome-Kameras. Als erkennbare, aber unauffälligere, dezentere Kameras werden kleine bis mittelgroße Stiftkameras (rund, stiftförmig), Kuppel/Dome-Kameras oder Minikameras verwendet. Darüber hinaus gibt es natürlich verdeckte Kameras, sehr kleine Minikameras, z.b. in Klingelanlagen, an Haustüren oder Toren fast unbemerkt integriert und komplett getarnte Kameras in Uhren, hinter verspiegelten Scheiben, in Bewegungsmeldern oder Rauchmeldern.
Alle Kameratypen können mit verschiedenen Funktionen ausgestattet sein: Zoom, schwenken und drehen, extra breiter Radius, Nachtsichtmöglichkeit. Sie variieren in der Lichtempfindlichkeit, im variablen oder fixen Bildfokus, der Bildauflösung und Bildgenauigkeit. Bei hoher Bildgenauigkeit können Menschen oder Autokennzeichen erkannt und identifiziert werden. Sogenannte „intelligente Kameras", die vorher eingespeicherte Merkmale von Personen, wie Augen-Mund-Nase-Abstände, Iris-Scan oder Gangarten wieder erkennen und dann Alarm schlagen, werden, soweit wir wissen, in der BRD bisher nicht eingesetzt. Generell gilt: Nicht überall wird die neueste Technik eingesetzt, sie wird aber tendenziell besser und billiger. Die Kameratypen und ihre Fähigkeiten sind von außen nicht oder nur grob zu erkennen. Wichtig ist also auch eure Einschätzung des Ortes und welche Überwachungsstufe ihr dort für wahrscheinlich haltet.

Was können wir dagegen tun?
Wir können zum einen unsere Wege und Aktionsorte so wählen, dass keine Kamera uns erfasst. Aber wir können auch versuchen, sie zu überlisten: Etwas davor halten, wenn sie nicht zu hoch angebracht ist, z.b. Regenschirme oder Pappen oder eine Tüte darüber stülpen. Die Linse besprühen oder Farbe mit Farbeiern oder Farbspritzen auftragen, Aufkleber anbringen oder die Kabel durchtrennen (Vorsicht, immer nur mit isoliertem Werkzeug!). Steine oder Schläge mit dem Hammer helfen auch, wenn ihr gut vermummt seid oder euch nicht im erfassbaren Winkel aufhaltet. Wobei zu beachten ist, dass mensch sich diesbezüglich auch leicht irren kann, denn manche Kameras haben ein weiteres Erfassungsspektrum, als es von außen erkennbar ist. Manchmal reicht es auch, die Statur verdeckende Kleidung anzuziehen, wie einen Müllsack oder ein Regencape auf dem Fahrrad, zum Beispiel wenn die Kamera weiter weg ist. Hinterher solltet ihr die Kleidung beseitigen und natürlich nicht eure Alltagskleidung verwenden, mit der ihr womöglich auch auf Demos aufgenommen worden seid. Wendejacken, Masken, Regenschirme oder Körperformen verändernde Polster und Kissen unter der Kleidung sind empfehlenswert. Bärte, Perücken, Farbe im Gesicht oder Apfelstückchen in den Backen können eure Gesichter ebenfalls verändern. Wägt aber immer ab, ob die Umstände es zulassen, ein bisschen nachlässig mit den (möglichen) Kameras umzugehen! Im Zweifelsfall lasst die Aktion lieber sein, als euch unnötig zu gefährden!


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