Kritik der Konsumkritik

MACHT NIX! ... ZEITUNG GEGEN WAHL, DEMOKRATIE UND HERRSCHAFT

Einleitung


1. Einleitung
2. Personale Verhältnisse werden zu Marktbeziehungen
3. Das klappt alles nicht: Diskursive Herrschaft
4. Aktuelle Herrschaftstheorien
5. Praxis: Ähm ... war da was?

Für viele Menschen ist es heute noch recht einfach und früher war das Stand aller "Linken": Die PolitikerInnen und die Firmenchefs, also "die da oben", sind alle böse, von Kapitalinteressen durchdrungen oder den Reizen der Macht erlegen. Darum läuft alles so scheiße, werden Kriege geführt, die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer, geht die Umwelt vor die Hunde. Und darum ist die Lösung auch, die Mächtigen auszutauschen, damit die "Richtigen" das Richtige machen. So werden neue Parteien gegründet oder Menschen versuchen es selbst, per Gang durch die Institutionen. Wer das nicht als erfolgreich ansieht, greift zum Mittel der Kontrolle, baut öffentlichen Druck auf und fordert mehr Regeln für die Mächtigen oder einfach alle. So werden neue Gesetze und Steuern gefordert, Appelle geschrieben, Petitionen eingereicht, Zeitungen gedruckt, Transparente geschwungen oder Parolen gerufen.

Doch all das hat einen entscheidenden Haken - es greift Herrschaft nicht an, sondern versucht sie, für eigene Ziele einzusetzen. Dahinter steht das Fehlen einer Analyse von Herrschaft. Macht wird neutral gesehen, Menschen in ausführenden Positionen nicht als Rädchen in einem System, sondern als frei Handelnde begriffen. Immer wieder gehen politische Vorschläge sogar über den bisherigen Herrschaftsrahmen hinaus: Für die Tobin Tax oder die Ökosteuer müssen neue Institutionen und Kontrollen geschaffen werden. Nazis sollen in den Knast, Vergewaltiger nie wieder rauskommen. Schutzgebiete werden international immer öfter von paramilitärischen Ökomilizen gesichert - rein kommt nur, wer Geld hat (TouristInnen). Armeen marschieren für die Umwelt, die Menschenrechte und die Befreiung der Frau. Solche politischen Forderungen schaffen eine Einheit aus den Institutionen der Herrschaft und denen, die sie kritisieren. Bei allen Unterschieden im Detail - beide Seiten halten an der Illusion fest, dass der Staat, die Demokratie, die zentralistisch organisierte Gesellschaft zum Positiven gewendet werden können. Dabei übersehen wird:

Herrschaft verstärkt konkurrierendes Verhalten, weil Konkurrenz, d.h. Durchsetzungsfähigkeit, über Machtstrukturen immer gestärkt sowie der Zwang zum kooperativen Verhältnis mit anderen Menschen überwunden werden können. So können Metropolen der Peripherie die Energiegewinnungsanlagen, Rohstoffgewinnung und Mülldeponien aufzwingen - um nur ein Beispiel zu nennen. Herrschaft ist deutlich mehr als die Institutionen der Herrschaft, vielmehr sind Denkkategorien, biologistische Schubladen, Standardisierungen usw. Formen der Herrschaft, die viel stärker den Alltag der Menschen berühren, bis in die entlegendsten Winkel des Lebensalltags vordringen und so Denken und Handeln kontinuierlich beeinflussen. Herrschaftsfreie Räume sind so gar nicht mehr herstellbar - wohl aber Räume, in denen Herrschaft ausgemacht (erkannt, offengelegt) und ausgemacht (abgebaut, überwunden) wird!

Die Kritik an Herrschaftsverhältnisse hat eine lange Geschichte. Viele ältere Theorien werden noch heute hochgehalten, neuen Ansätzen gegenübergestellt - oftmals feindselig, was gemeinsame Debatten und Praxis verhindert. Der folgende Text soll keine umfassende Herrschaftskritik aufstellen, sondern eine vereinfachte geschichtliche Entwicklung sowie die aktuellen Debatten und Texte um Herrschaftskritik zeigen. Bei vielen kurzen Einführungen sind Links auf weitergehende Texte zu finden. Das Nachforschen lohnt!

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