Kritik der Konsumkritik

WAS DIE GENTECHNIK-BEFÜRWORTER*INNEN VERSPRECHEN UND WAS DAVON ZU HALTEN IST ...

Mythos 1: Gentechnik hilft gegen Hunger und Armut


1. Einleitung
2. Mythos 1: Gentechnik hilft gegen Hunger und Armut
3. Mythos 2: Gentechnik hilft den Landwirt_innen
4. Mythos 3: Gentechnik schützt die Umwelt
5. Mythos 4: Gentechnik fördert Nahrungsqualität und Gesundheit
6. Mythos 5: Fortschritt, Arbeitsplätze und die gerettete Nation
7. Mythos 6: Alles unter Kontrolle - noch keine Schäden oder Unfälle
8. Mythos 7: Alles normal - Gentechnik ist auch nur Züchtung
9. Schwätzer, Hetzer, Bauernfänger
10. Links und Materialien

Fangen wir mal mit dem "Argument" an, welches nicht nur am häufigsten genannt, sondern bei dem auch besonders dreist gelogen wird. Denn die Behauptung, Gentechnik sei ein Mittel gegen den Hunger, ist gleich doppelt falsch - die Agro-Gentechnik kann nicht gegen den Hunger helfen. Und soll es nicht. Aber der Reihe nach ...
Schauen wir zunächst einmal in die Propagandatexte, -broschüren und -internetseiten der Pro-Gentechnik-Akteure. Harmlos wirken die freundlichen Beteuerungen, dass wir mehr gegen den Hunger in der Welt tun und dazu alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden müssen. Da tauchen selbst auf offiziellen Seiten zu Regierungsprogrammen wie dem Pflanzengenomprojekt GABI alte Kampfbilder auf, z.B. die "Bevölkerungsexplosion" (eine Erfindung aus den Federn derer, die unerwünschte Teile der Menschheit reduzieren wollen - tatsächlich sinkt der Bevölkerungszuwachs schon seit langem, was nicht verharmlost werden soll, aber eben keine "Explosion" ist). Andere, durchaus veränderbare Praktiken der Umweltzerstörung und Ausbeutung werden wie Naturgesetze einfach hingenommen. Das liest sich denn so: "Durch die Bevölkerungsexplosion und den zunehmenden Verbrauch an Fleisch wird sich diese Situation in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Klimawandel und Extremwetter tragen Weiteres zum Problemfeld bei." Dann leitet der Text sanft über in die vermeintlich bessere Zukunft, die da heißt: Gentechnik. "Guter Rat ist nicht nur teuer, sondern dringend erforderlich. ... Heute hofft man durch eine bessere Vernetzung der Forschung, vor allem aber durch die konsequente Nutzung der durch die Molekularbiologie und Genomforschung geschaffenen Möglichkeiten, ans Ziel zu kommen." Wie schön. Aggressivere Köpfe wie der Präsident der DLG (FN: eigentlich ein Dachverband aller landwirtschaftlichen Strömungen, in denen ja nur eine kleine Minderheit, die allerdings die zentralen Apparate beherrschft, pro Gentechnik eintritt) und der Pflanzenzüchterverband BDP geißeln die Kritik an der profitablen Technik "als verantwortungslos gerade in Zeiten weltweiter Verknappung auf den Agrarrohstoffmärkten und angesichts von Hungerrevolten an den benachteiligten Standorten dieser Welt, zudem als extrem egoistisch". Der Mythos vom Hunger erfasst dabei fast die gesamte politische Spitze: "Den Herausforderungen, die die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung und ihr Energiehunger stelle, könne man anders kaum beikommen", phantasierte beispielweise Sigmar Gabriel, inzwischen Chef der SPD, anläßlich eines Besuchs beim Gentechnikkonzern KWS in Einbeck. Dessen Propaganda schien er gut gefressen zu haben - den Weltagrarbericht mit seinen präziseren Analysen und Vorschlägen hatte er offenbar nicht beachtet. Ebenso wie die CDU/CSU, deren Bundestagsfraktion wegen der "häufig gravierenden Nahrungsmittelknappheit in Entwicklungsländern" eine "Ablehnung der Biotechnologie" für "unverantwortlich" hält. "Wir haben auch in Deutschland eine Verantwortung für in Zukunft weltweit 9 bis 10 Milliarden Menschen", befand der CDU-Politiker Peter Stein und dachte, geschichtslos wie üblich, mal wieder daran, die Welt mit deutscher Technik zu beglücken.
Dass es auch deutsche Patente, Techniken, Missionen und Missionare, Waffen, Außenhandelspolitiken und wirtschaftliche Interventionen in fernen Ländern waren, die das Elend erst erzeugt haben, kam ihm nicht in den Sinn.

Im Original: Parteien, Konzerne und Lobby gegen Hunger
Märchenstunde aus dem deutschen Gentechnik-Finanzierungsprogramm GABI unter dem Titel: "Die nächste Revolution":
Obwohl die Erträge weltweit angebauter Getreidepflanzen seit den 50-iger Jahren verdoppelt wurden, ist Hunger das nach wie vor dominanteste Problem. Durch die Bevölkerungsexplosion und den zunehmenden Verbrauch an Fleisch wird sich diese Situation in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Klimawandel und Extremwetter tragen Weiteres zum Problemfeld bei. Guter Rat ist nicht nur teuer, sondern dringend erforderlich.
Eine Gruppe von knapp 30 Genetikern und Pflanzenzüchtern aus 20 Forschungseinrichtungen in fünf Ländern meldet sich im Wissenschaftsmagazin „Science“ mit einer plausibel klingenden Lösung zur Reduzierung des Hungers zu Wort. Diese, so versprechen sie, kann in weniger als 20 Jahren zur Realität werden. Vorausgesetzt die Forschung wird international besser abgestimmt und mit entsprechender finanzieller Mitteln unterstützt. Dabei formulieren die Forscher keine grundsätzlich neue Idee. Bereits in den 60-iger Jahren arbeiteten Forscher in der damaligen Sowjetunion und in den USA an ähnlichen Ideen. ... Heute hofft man durch eine bessere Vernetzung der Forschung, vor allem aber durch die konsequente Nutzung der durch die Molekularbiologie und Genomforschung geschaffenen Möglichkeiten, ans Ziel zu kommen.


Aus der gemeinsamen Stellungnahme von DLG-Präsident Bartmer und BDP-Präsident Dr. von Kameke
Diese gezielte Behinderung des biologisch-technischen Fortschritts in der Landwirtschaft bezeichnen Bartmer und Dr. von Kameke „als verantwortungslos gerade in Zeiten weltweiter Verknappung auf den Agrarrohstoffmärkten und angesichts von Hungerrevolten an den benachteiligten Standorten dieser Welt, zudem als extrem egoistisch“. Leistungsfähige neue Sorten gehören zu den wichtigsten Instrumenten, um trotz Flächenknappheit eine dramatisch wachsende Weltbevölkerung ausreichend ernähren zu können.

Ganz ähnlich in einer gemeinsamen Presseinformation von BDP und InnoPlanta am 25.6.2008
Seit Jahren verhindern Gruppierungen gezielt den biologisch-technischen Fortschritt. Dies ist nicht nur unter forschungs- und wirtschaftlichem Gesichtspunkt verantwortungslos, sondern in Anbetracht der sich zuspitzenden Nahrungsknappheit extrem egoistisch. „Nur mit Zuhilfenahme modernster Methoden in der Pflanzenzüchtung werden wir in der Lage sein, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern und ertragreiche und an veränderte Klimabedingungen angepasste Pflanzen zu züchten“, erläutert Dr. Schmitz weiter.

Aus einem Statement von Dr. Ferdinand Schmitz vom BDP auf der Eröffnung der DLG-Feldtage 2008
Wollen wir in Zukunft die Ertrags- und Leistungspotenziale unserer landwirtschaftlichen Kulturen mit gewohnter Geschwindigkeit steigern, müssen wir Züchter innovative Methoden wie die Pflanzengenomforschung, die Pflanzenbiotechnologie, die Grüne Gentechnik und Smart Breeding in Zukunft gezielt nutzen. Das setzt forschungs- und innovationsfreudige Rahmenbedingungen voraus, das setzt auch einen verantwortungsvollen Umgang aller Beteiligten mit der behutsamen Einführung einer neuen Technologie voraus. Bei einer Entwicklungszeit von bis zu 15 Jahren bis zur marktfähigen Sorte müssen wir Züchter frühzeitig die Anforderungen in der Landwirtschaft und Umwelt erkennen.
Um dieses zu erreichen, müssen die Anforderungen forschungs- und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen stimmen:

  • Wir benötigen einen starken Schutz des geistigen Eigentums, um Anreize zu schaffen in Neuentwicklungen zu investieren. Die Entwicklung neuer, ertragsstarker Sorten kostet viel Zeit und Geld. Um die aufwändige Züchtungsarbeit überhaupt lohnend zu machen, bedarf es verlässlicher Regeln zum Schutz des geistigen Eigentums und klarer Rahmenbedingungen zur Umsetzung der Schutzrechte.
  • Wir brauchen eine zweite Grüne Revolution und eine auf die Zukunft orientierte nationale Agrar- und Züchtungsforschung. Die nationale Agrar- und Züchtungsforschung ist zu einem exzellenten, wettbewerbsfähigen Forschungsstandort auszubauen. Die interdisziplinäre Vernetzung der Agrarforschung soll zügig und anwendungsorientiert Forschungsergebnisse liefern.
  • Wir sind auf innovationsfreundliche Rahmenbedingungen angewiesen:
    Nur mit innovationsfreundlichen gesetzlichen sowie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden die deutschen Pflanzenzüchter in der Lage sein, an der Lösung der weltweiten Probleme entscheidend mitzuwirken. Auch um die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Landwirtschaft weiter voranzutreiben, können moderne Methoden wie Smart Breeding oder die Grüne Gentechnik einen wichtigen Beitrag leisten, Züchtungsfortschritt zu erzielen.
Wenn die Politik es schafft, diese Rahmenbedingungen zu schaffen, werden Züchter in der Lage sein, die genannten Herausforderungen der Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung und den Konflikt Bioenergie und Nahrungsmittelversorgung maßgeblich zu meistern. Wenn wir eine Lösung wollen, sollten wir mehr über die Chancen moderner Technologien diskutieren.

Genforscher Andreas Schier (FH Nürtingen) im Interview mit Spiegel Online am 2.3.2009
Es gab und gibt keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, die ein solches Verbot rechtfertigen würden. Die weltweiten Anbauzahlen gentechnisch veränderter Pflanzen steigen beständig. Die Technik hat sich längst bewährt. Angesichts der großen Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenverknappung und Bevölkerungswachstum wird sie sich weiter durchsetzen.

Aus einer Presseinfo der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am 3.3.2009
Auch wegen der häufig gravierenden Nahrungsmittelknappheit in Entwicklungsländern wäre eine Ablehnung der Biotechnologie unverantwortlich.

Philip von dem Bussche, Vorstandssprecher der KWS in einer Pressemitteilung: "KWS legt Forschungsversuch auf besetztem Feld in Northeim an" am 29.04. 2008:
Wir müssen Forschung allgemein und dazu gehört auch Forschung im Bereich Grüne Gentechnik in Deutschland betreiben können in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen wie zunehmende Nahrungsknappheit, Verknappung von Energieressourcen und des geforderten Klimaschutzes.

Aus dem Göttinger Tageblatt zum Besuch von Umweltminister Gabriel bei KWS, 12.3.2009
„Wir wollen gentechnisch veränderte Pflanzenzucht auf jeden Fall zulassen“, so der Minister, „aber nicht mit Kollateralschäden in der Natur.“ Forschung in diesem Bereich sei unabdingbar. Denn den Herausforderungen, die die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung und ihr Energiehunger stelle, könne man anders kaum beikommen.

CDU-Politiker Peter Stein, in: MVticker vom 18.6.2009
Die Grüne Gentechnik kann der Schlüssel sein, um zukünftige Ernährungsengpässe der Welt zu vermeiden“, so Peter Stein abschließend: „Wir haben auch in Deutschland eine Verantwortung für in Zukunft weltweit 9 bis 10 Milliarden Menschen."

Aus der BVL-Broschüre "Die Grüne Gentechnik" (S. 8)
Es kann festgehalten werden, dass die Grüne Gentechnik das Problem von Hunger und Armut in der Welt sicher nicht allein lösen kann. Ebenso wie andere Instrumente der Landwirtschaft kann sie aber einen Beitrag zur Steigerung der weltweiten Erträge leisten.

Aus Horst Rehberger: "Unterwegs" (2009, S. 228, Rehberger ist FDP-Politiker)
Die Biotechnologie-Offensive und insbesondere der Kampf für gentechnisch verbesserte Pflanzen sind noch lange nicht zu Ende. Im Gegenteil: Angesichts des dramatischen Bevölkerungswachstums der Erde von 6,6 Milliarden Menschen auf 9,2 Milliarden zur Mitte des 21. Jahrhunderts, des stark ansteigenden Bedarfs an nachwachsenden Rohstoffen sowie des durch den Klimawandel notwendig werdenden raschen Anpassungsprozesses der Kulturpflanzen an neue klimatische Rahmenbedingungen, zum Beispiel durch eine höhere Trockenheitstoleranz, wächst der Handlungsbedarf im Bereich der Grünen Gentechnik rasant.

Grußwort der sachsen-anhaltinischen Landesregierung auf dem InnoPlanta-Forum 2009 (lt. Newsletter-Sonderausgabe)
Bereits das Grußwort der Landesregierung von Sachsen-Anhalt, überbracht durch die für Gentechnik zuständige Abteilungsleiterin aus dem Landwirtschaftsministerium, Anne-Marie Keding (Frau Ministerin Wernicke musste wegen Krankheit absagen), hob die Chancen, die die Grüne Gentechnik bietet, hervor. Sie trage wesentlich dazu bei, die deutsche Ernähungs- und Landwirtschaft weltweit konkurrenzfähig zu halten.

Verheerende Wirkungen der industriellen Landwirtschaft werden verschwiegen - Innovation bringt das Gute!
Aus dem Kapitel "Welternährung" im BDP-Geschäftsbericht 2008/09 (S. 7)
Nur mit innovationsfreundlichen gesetzlichen sowie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden die deutschen Pflanzenzüchter in der Lage sein, an der Lösung der weltweiten Probleme mit Hilfe der Gentechnik entscheidend mitzuwirken und international Schritt zu halten.

Golden-Rice-"Erfinder" Potrykus auf einer Tagung der Landesregierung Rheinland-Pfalz am 16.2.2005 (Dokumentation, S. 19)
Die Einstellung gegenüber pfl anzlichen GMO’s in Europa, und in Folge davon auch in Entwicklungsländern ist ›hysterisch‹, weil sie entgegen besserem Wissen auf Emotionen und Panikmache reagiert, auf esoterische Risiken fixiert ist und sich in einer grundsätzlichen Ablehnung erschöpft. Die negativen Folgen für europäische Bevölkerungen sind nicht gravierend, da unsere Ernährung und Gesundheit nicht vom Einsatz dieser Technologie abhängt. Für Entwicklungsländer und deren arme Bevölkerung sind die Folgen dieser ›Luxushysterie‹ jedoch sehr ernst: sie verhindert, dass die Technologie zum Nutzen der Armen genutzt wird und hat Millionen-fachen Tod und Krankheit zur Folge. Die Verantwortung dafür liegt bei denen, die diese Hysterie aus politischen Gründen schüren.

Regulierung schädigt die Armen ...
Aus den "Ergebnissen" einer Studienwoche der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften im Vatikan (15.-19.5.2009), erschienen beim Forum Grüne Vernunft
Allzu stringente Zulassungsbedingungen, entwickelt von den reichen Ländern des Westens und auf hypothetische Risiken der GE-Kulturpflanzen fokussiert, benachteiigen die Entwicklungsländer sowie kleinere Entwickler, Produzenten und Händler. Diese Situation benachteiligt arme Völker auf unakzeptable Weise.

Gentechnik hilft gegen Hunger, die Industrienationen tragen keine Schuld an Verhältnissen in armen Ländern (und die Erde ist eine Scheibe?)
Aus Szibor, Reinhard (2011): "Memorandum zur Verantwortung der Kirchen hinsichtlich des Themenkreises Grüne Gentechnik", vorgelegt auf der Veranstaltungsreihe „Zukunft Grüne Biotechnologie“ der Agentur „Public One“ im Auftrag des „Foreign Agricultural Service“ des US-Landwirtschaftsministeriums in Kooperation mit dem Forum Grüne Vernunft in Berlin (EKD-Widerspruch)
Moderne Biotechnologien, vorrangig die GG, werden von allen namhaften Wissenschaftsorganisationen in Deutschland und dem Ausland, wie z. B. die Royal Society und nun auch von einer Wissenschaftskonferenz eingeladen durch die Pontifical Academy of Science (PAS), als eine Zukunfts-und Schlüsseltechnologie angesehen, die wesentlich zur Milderung der Probleme beitragen kann. ... Die grandiosen Erfolge der GG in der Welt z. B. und die Chancen z. B. werden ignoriert ...
Die heutige Not in den Entwicklungsländern hat viele Ursachen:
1. Ungünstige politische Ordnung und Missstände (ungerechte Besitzverhältnisse, Ausbeutung und Korruption, Desorganisation wirtschaftlicher Prozesse)
2. Mangelnde Bildung der Bevölkerung
3. Ungenügende landwirtschaftliche Erträge, begründet durch eine Kombination von rückständiger Landwirtschaft, ungünstigen Klimabedingungen und dem Anbau ertragsschwacher Sorten
Die unter Punkt 1 genannten Missstände können von außen nicht oder nur begrenzt beeinflusst werden und die Änderungsprozesse, soweit sie überhaupt stattfinden, sind langwierig. Hinsichtlich Punkt 2 können staatliche Entwicklungshilfe und Programme von internationalen Hilfsorganisationen helfen. Zu Punkt 3 gibt es zahlreiche Bemühungen, wobei im Kontext dieses Papiers der Fokus auf Programme und Studien gelegt werden soll, die die GG berücksichtigen.

Aus der Broschüre der FNL "Moderne Pflanzenzüchtung und Gentechnik" (S. 32):
Diese Herausforderungen sind gewaltig, denn: Wie soll die Landwirtschaft in den nächsten rund 40 Jahren die Erträge so steigern, dass fast zweieinhalb Milliarden Menschen mehr satt werden können als heute auf der Erde leben? Wie soll darüber hinaus die Zahl der heute bereits Hungernden von über 800 Millionen verringert und irgendwann eine ausreichende Versorgung für alle Erdenbürger sichergestellt werden?

Doch jede Behauptung, mit der Gentechnik wolle "man die Versorgung mit Nahrungsmitteln verbessern" (Beispiel: PTJ), ist eine doppelte Lüge, weil die Gentechnik erstens nicht gegen den Hunger helfen kann - und zweitens auch nicht gegen den Hunger helfen soll. Sie kann nicht gegen den Hunger helfen, weil das nur ginge, wenn Hunger etwas mit Ertragshöhen zu tun hätte, was nicht stimmt. Und sie soll nicht gegen den Hunger helfen, weil profitorientiertes Wirtschaften am Mangel verdient - ihn also niemals abschaffen will.

Lüge 1 zum Hungermythos: Mangel entsteht nicht durch zu geringe Ertragsmöglichkeiten, sondern ist Mord!
Es gibt in allen Großregionen der Welt die Möglichkeit, ausreichend Nahrungsmittel anzubauen. Fast überall geschieht das auch - und es würde überall für alle Menschen reichen, wenn dieser Nahrungsmittelanbau auch zugelassen würde und die Ernte den Menschen zur Verfügung stände, die dort leben. Genau das aber geschieht nicht. Stattdessen werden mit einem Riesenaufwand und hochvermachtet Lebensmittel ständig um die Welt geschafft (Verteilung ist ein Problem, nicht die Lösung!). Kriege, Vertreibung, patriarchale Unterdrückung, Zerschlagung lokaler Märkte, Umweltzerstörung, Futtermittelexporte, Nahrungsmittelanbau in Hungerländern für Überschussländer und die fahrlässige sowie, zwecks Preisstabilisierung, gezielte Vernichtung von Nahrungsmitteln sind die Gründe des Hungers. In den letzten Jahren kommt massiv die Biomasse-Produktion zur Energiegewinnung oder anderen industriellen Prozessen hinzu. Ohne diese Faktoren gäbe es heute eineinhalb- bis zweimal so viele Nahrungsmittel wie für alle Menschen reichen würde. Hunger ist keine Katastrophe, sondern künstlich gemacht. Es ist, strafrechtlich betrachtet, Mord - Massenmord. "Die Weltlandwirtschaft könnte problemlos 12 Milliarden Menschen ernähren. Das heißt, ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet.", kritisierte Jean Ziegler die Lage (Quellen: Film "We Feed the World", 2005; Artikel "Das tägliche Massaker des Hungers - Wo ist Hoffnung?" metall Nr. 5/2006). Doch gegen Kriege und die anderen, sozialpolitischen Gründe kann Gentechnik nicht helfen. Im Gegenteil: Die Verknappung des Saatgutes durch gentechnische Veränderungen, Patente und Kombinationen mit Spritzmittelkauf werden einige der Gründe verschärft! Michael Krawinkel, Professorenkollege der Gentechnikprotagonsten Kogel und Friedt an der Uni Gießen, schimpft über den "Missbrauch des Arguments, Grüne Gentechnik leiste einen Beitrag zur Hungerbekämpfung." Stattdessen leisten deren Protagonisten "der Entwicklung Vorschub, dass die Saatgut- und Agrochemiekonzerne des Nordens die Märkte hier und im Süden erobern und die dortige kleinbäuerliche Landwirtschaft verdrängen."

Das alles ist lange bekannt. "In der heutigen Welt gibt es ohnehin genug Nahrungsmittel", wurde Per Pinstrup-Andersen, Generaldirektor des Internationalen Forschungsinstituts für Ernährungspolitik in Washington, schon 1997 vom Spiegel zitiert: "Wenn diese gleichmäßig verteilt wären, müsste niemand hungern." Das wissen auch die fundamentalistischen Gentechnikbefürworter, z.B. die Ex-Ökos und jetzigen Neoliberalen Miersch und Maxeiner. Sie räumen offen ein, es sei Unsinn, dass "ohne Gentechnik die Menschheit verhungern würde, wie es aus den Propagandaabteilungen der Agrokonzerne tönt. Das trifft – jedenfalls zurzeit – nicht zu, denn die Potenziale von Flächenerweiterung und konventionellen Züchtungsmethoden sind noch lange nicht ausgereizt." Das tut auch BASF-Chef Hambrecht. Er weiß, das Hunger "ein Problem der Lagerung von Ernten" ist und "der zu geringen Verfügbarkeit von Land und Wasser sowie zunehmender Trockenheit". Doch dennoch setzt er auf Landnutzung für Biomasse und Industrierohstoffe und will "die grüne Gentechnik in Deutschland weiterentwickeln". Das will auch die FDP-Bundestagsabgeordnete Christel Happach-Kasan, die meint: "Nahrungsmittel müssen bei den Menschen ankommen, die Hunger haben" und dann fehlende Straßen bemängelt. Nein, liebe Frau Happach-Kasan, die Straßen dienen in der Regel dazu, den Menschen die Nahrungsmittel wegzunehmen. Wir brauchen keine bessere Verteilung, sondern mehr Selbstbestimmung der Menschen.

Im Original: Kritik an Hunger-Propaganda
Nnimmo Bassey, Environmental Rights Action (ERA), Nigeria (Quelle)
Die Biotechindustrie erzählt Afrikanern, dass wir gv-Ernten brauchen, um die Nahrungsbedürfnisse unserer Bevölkerung anzugehen. Aber der Großteil der gv-Ernten werden an Tiere in reichen Ländern verfüttert, um schadhafte Agrotreibstoffe herzustellen, und bringen nicht einmal mehr Ertrag als herkömmliche Ernten.

Aus Fohrmann, Sonja: "Grüne Gentechnik - Produktionsstrategien gegen Hunger", Studienarbeit an der Uni Gießen
Trotzdem wäre theoretisch genügend Getreide zur weltweiten Bedarfsdeckung vorhanden. Dass diese jedoch praktisch nicht erreicht wird, hängt mit der schon beschriebenen Ungleichverteilung und einem anderem Problem, der Verwendung der Hälfte des geernteten Korns als Futtermittel, zusammen. Aus 100 Kalorien Getreide werden nur zehn Kalorien verwertbares Fleisch. (vgl. Immel, 2006, Wettlauf um Nahrung und Ackerflächen)

Genetisch veränderte Pflanzen sind gefährlich und ungesund; die Biotech-Konzerne machen noch immer Versprechungen, die sie nicht halten können, während das wahre Ziel ist, ihre Machtposition bei Saatgut zu festigen um die Welt auszuhungern, schreibt Prof. Peter Saunders in einem Artikel für das Magazin ‘Science in Society’.

Aus der Presseinformation "GLOBAL 2000-Report: Vernichtende Bilanz für Gentech-Pflanzen" (12.12.2008 ++ Download der Studie: Langfassung ++ Kurzfassung (PDF)
Gentech-Pflanzen erhöhen Pestizideinsatz und leisten keinerlei Beitrag gegen Hunger und Armut!
Wien (13. Februar 2008) Gentechpflanzen haben zu einem massiven Anstieg von Pestiziden in der Landwirtschaft geführt und der Beitrag zur Armutsbekämpfung hat sich als leeres Versprechen erwiesen. Zu diesem Ergebnis kommt der neue GLOBAL 2000-Report, der heute im Friends of the Earth-Netzwerk vorgestellt wird. Die Biotech-Industrie schafft es nicht einen einzigen der lange angekündigten Vorteile von Gentech-Pflanzen zu verwirklichen. Im Gegenteil: An Stelle eines Nutzens führt diese Technologie zu einem erhöhten Pestizideinsatz und drastischen Auswirkungen für Mensch und Umwelt. "Unseren Kolleg_innen aus Afrika wurde versprochen, dass Gentech-Pflanzen den Hunger ihres Kontinents beseitigen werden. Doch der überwiegende Teil wird als Futtermittel oder als Agro-Treibstoff für reiche Länder verwendet. Zusätzlich hat der Anbau zu keinerlei Ertragssteigerungen, sondern zu neuen Abhängigkeiten geführt. Die Bilanz, die die Biotech-Industrie vorweisen kann ist mehr als beschämend", kritisiert Jens Karg, Gentechniksprecher der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000. Es wird immer deutlicher, dass die europäische Skepsis gegenüber Gentechnik in der Landwirtschaft mehr als berechtigt ist. "Gentech-Pflanzen sind nicht die Antwort auf die Herausforderungen an die Landwirtschaft in Europa und in sogenannten Entwicklungsländern. Die Methoden der ökologischen Landwirtschaft stellen hingegen einen wirklichen Beitrag für unsere Zukunft dar. Sie sind der richtige Ansatz für lokale Ökonomien, denn sie schaffen Arbeitsplätze, gesunde Nahrungsmittel und schützen unsere Umwelt", so Karg weiter.
Der heute in Afrika, Asien, Amerika und Europa vorgestellte GLOBAL 2000-Report "Who benefits from GM-crops?" zeigt, dass Gentech-Pflanzen einen signifikanten Anstieg von Pestiziden in der Landwirtschaft mit sich bringen. Studien belegen einen 15-fachen Anstieg des Herbizides RoundUp (Glyphosat) in den USA und einen nahezu 80-prozentigen Zuwachs in Brasilien, der auf den Einsatz von Gentech-Pflanzen zurück zu führen ist.
Die im Report analysierten Studien belegen einen Anstieg von immer giftigeren Pestiziden in den USA. Eines davon ist in Europa sogar verboten. In den USA führt der starke Einsatz von Glyphosat nicht zu einem Rückgang anderer Herbizide. Von 2002 bis 2006 hat sich der Einsatz von 2,4,D - einer Komponente von Agent Orange - beim Sojaanbau mehr als verdoppelt. Die Anwendung von Atrazin, das in Europa wegen der gesundheitlichen Auswirkungen verboten ist, ist zwischen 2002 und 2005 im Maisanbau um 12 Prozent angestiegen.
Auch das Versprechen der Biotech-Industrie, den Hunger auf der Welt zu bekämpfen, wird im Report als leere Phrase entlarvt. Der überwiegende Anteil der heute weltweit angebauten Gentech-Pflanzen wird für Tierfutter produziert, um die Fleischnachfrage der Industrieländer zu decken und nicht, um den Hunger in den armen Ländern zu stillen. "Gentech-Pflanzen sind für riesige Mono-Kulturen konzipiert und leisten zur Ernährungssicherheit in klein strukturierten Landwirtschaften keinen Beitrag", so Karg abschließend.

Aus "Wer die Nahrung kontrolliert ...", in: Junge Welt, 13.6.2008 (S. 10 f.)
Weltbank und IWF zwangen Malawi regelrecht, seine großen Maisvorräte zur Schuldentilgung zu verkaufen. Bereits 2001, als sich die Nahrungsmittelkrise abzeichnete, hatte das Land die Maisvorräte angelegt, um deren Folgen abzumildern. Ähnlich wie heute kauften Spekulanten die Vorräte billig auf und verkauften sie später zu hohen Preisen. Der damalige Direktor des IWF, Horst Köhler, und die Weltbank schoben sich seinerzeit gegenseitig die Schuld für den malawischen "Zwangsverkauf" zu. Während der Krise verlangten IWF und Weltbank von der malawischen Regierung die Streichung aller Subventionen für Nahrungsmittel und Landwirtschaft als Bedingung für Entwicklungs- und Hilfsprogramme mit dem Argument, der Markt solle die Nahrungsmittelpreise bestimmen.

Aus einem Interview mit dem Vize-Direktor des Weltagrarrates, Dr. Hans Herren (Direktor des Millenium-Institutes in der Nähe von Washington, D.C. (USA), in: GID Juni 2008 (S. 29-32)
Es kann durchaus sein, dass die Biotechnologien in der Zukunft etwas hervorbringen, das uns weiterhilft, aber bisher ist das eben nicht der Fall. Es heißt bei uns: Man kann Potenzial nicht essen. Seit zwanzig Jahren sagen uns die Leute, es wird mit den Biotechnologien mehr produziert. Aber es wird eben nicht mehr produziert. Es wird weniger produziert, das kann in wissenschaftlichen Journalen nachgelesen werden. Ich sage nicht, dass wir Gentechnologie nicht haben sollten. Wenn es zum Beispiel diese Pflanzen geben würde, die den Stickstoff aus der Luft selber fixieren könnten, wie das bisher ja nur die Leguminosen tun, das könnte uns sicher helfen. Aber das ist kompliziert und die Entwicklung kostet - ohne dass man weiß, ob es klappt - viel Geld. Mit mehr Investitionen - sagen wir in dem selben Rahmen, was heute in der Gentechnologie ausgegeben wird - in die nachhaltige Landwirtschaft könnte man mehr und besser Nahrungsmittel produzieren.


Aus "Nahrungsmittel gibt es genug“, in: Spiegel, 15/1997
Genveränderte Pflanzen sollen den Welthunger stillen. Doch die meisten Bauern in der Dritten Welt könnten solche Hochertragssorten gar nicht bezahlen.
Einst versprachen die Wahrsager des gentechnologischen Fortschritts, im Labor die Superpflanze zu schaffen: ein Gewächs, das dreimal schneller emporschießt als die besten heutigen Sorten, eines, das in der Wüste ebenso wächst wie im Sumpfgebiet und sich selbst mit Stickstoff aus der Luft versorgt.
Eine solche grüne Wunderwaffe gegen Not und Elend ist noch lange nicht in Sicht. Die Genjongleure müßten an vielen Erbgut-Schrauben gleichzeitig drehen, die sie noch nicht einmal alle kennen. Dennoch versprechen die Euphoriker der Biotechnik unablässig, mit Genpflanzen den Welthunger zu stillen.
Im nächsten Jahrhundert, argumentieren die Gentech-Befürworter, werde die Erdbevölkerung auf zehn Milliarden Menschen steigen. "Ohne Gentechnik werden wir all diese Menschen nicht satt bekommen", behauptet der deutsche Forschungsminister Jürgen Rüttgers. Und Jacques Diouf, Generaldirektor der Welternährungsorganisation FAO, glaubt zuversichtlich, die Gentechnik werde eine neue "Grüne Revolution" in Gang setzen.
Aber schon die erste Grüne Revolution hatte mit einem Fehlschlag geendet. Ende der fünfziger Jahre begannen amerikanische und europäische Agrar-Missionare, die Bauern der Dritten Welt mit ertragreicheren Weizen und Reissorten zu beglücken. Durch die Anbauschlacht sollte mit Gewalt erzwungen werden, daß die erzeugten Grundnahrungsmittel endlich für alle Menschen reichen.
Innerhalb weniger Jahre verdrängten die "Hochertragssorten" in etlichen Entwicklungsländern die Vielfalt der einheimischen Traditionssorten. Die Kehrseite: Die neuen Einheitspflanzen benötigten viel mehr Bewässerung und Kunstdünger als ihre Vorgänger, auch das Saatgut war teuer. Viele Kleinbauein konnten sich das nicht leisten und gaben auf. Fast überall vergrößerten die Großbauern ihren Landbesitz.
Die Verengung auf wenige, genetisch ähnliche Sorten führte zudem dazu, daß Krankheiten und Parasiten in den entstandenen Monokulturen oft größere Schäden als vorher anrichteten. Die verheerende Folge: In Afrika beispielsweise ging der Pro-Kopf-Ertrag zurück.
Der Irrweg, so glaubt der Journalist und Gastrokritiker Gert von Paczensky, werde durch einen massenhaften Anbau von Gentech-Pflanzen noch verstärkt. "Die Rechnung für die Landwirtschaft der Dritten Welt wird wohl noch höher, wenn zu einem Saatgut nur eine bestimmte Pestizidsorte paßt dann muß der Bauer ein noch teureres Paket kaufen."
"In der heutigen Welt gibt es ohnehin genug Nahrungsmittel", meint Per Pinstrup-Andersen, Generaldirektor des Internationalen Forschungsinstituts für Ernährungspolitik in Washington. "Wenn diese gleichmäßig verteilt wären, müßte niemand hungern."
Aber vielleicht haben die Geningenieure den Armen der Welt ja doch noch Gutes zu bieten. Die neueste Idee der Molekularbiologen: Sie wollen Früchte schaffen, die in ihren Zellen Impfstoffe produzieren.
Gearbeitet wird bereits daran, Bananen zu solchen Biofabriken umzubauen. Die Früchte sollen dann später, so die Pläne der Forscher, für billige SchluckImpfungen gegen HepatitisB oder Masern eingesetzt werden.
Solche heilsamen Gengewächse füllen zwar auch nicht die Bäuche. Aber die Hungernden wären wenigstens vor der einen oder anderen tödlichen Krankheit geschützt.

Aus "China, Klima, Gentechnik - drei Irrtümer der Hungerdebatte", in: Zeit online, 17.4.2008
Die Gentechnik wird alles richten! Reine Spekulation
berichtet Christiane Grefe, Landwirtschaftsexpertin der ZEIT
Private Geldgeber engagieren sich zunehmend für die Agrarförderung. Allein die Bill&Melinda Gates Stiftung spendete 300 Millionen Dollar. Doch eine anfängliche Hoffnung scheint auch bei diesen Wohltätern verblasst zu sein: Dass die Agrar- und Gentechnologie das Zaubermittel sei, um Hunger und Armut mit höheren Erträgen zu bekämpfen. ...
Die vom Ehepaar Gates gesponserte Agricultural Alliance for Africa (AGRA) setzt daher zunächst auf konventionell gezüchtete Pflanzen und auf Strategien, die ausgelaugten afrikanischen Böden zu verbessern, Bewässerungssysteme und Märkte zu schaffen. "Afrikanische Bauern können sich auch ohne Gentechnik aus der Armut retten", sagte der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan, seit vergangenem Jahr AGRA-Präsident.
Auch Pedro Sanchez, ein Experte für Tropenlandbau an der New Yorker Columbia University, sieht "gezielte Investitionen in chemische Agrar-Inputs" als wichtigstes Element, Kleinbauern zu helfen. Das heißt, sie sollten mit Dünger und Pflanzenschutzmitteln versorgt werden.
Eric Holt-Gimenez ist aber skeptisch angesichts solcher Strategien. Der Forscher der kalifornischen Aktivistengruppe "Food First" glaubt nicht daran, dass man technokratische Lösungen von außen in die afrikanischen Gesellschaften hinein tragen sollte. Das sei wenig nachhaltig. "Wenn die Grüne Revolution in Afrika bisher gescheitert ist, wie soll dann mehr davon die Nahrungskrise lösen?" fragt er.
Holt-Giminez stellt sich eher eine große Vielfalt agroökologischer Systeme vor, die am jeweiligen Ort ganz unterschiedlich auf die Bedingungen der Landschaft, des Klimas und der Kultur reagieren. Darüber sollten die Kleinbauern alleine entscheiden können.

Aus Michael Krawinkel, "Vom goldenen Reiskorn", in: taz am 25.5.2009
Wenn wir nicht methodenverliebt und mit dem vorrangigen Ziel der Förderung der Agrochemie- und Saatgutkonzerne an das Problem herangehen, geht es um Produktionssteigerung und -sicherung kleinbäuerlicher Landwirtschaft in den Entwicklungsländern selbst. Die steigende Zahl von Menschen, die in Nahrungsunsicherheit leben, zeigt, dass die bisherigen Ansätze dort komplett versagen. Verbesserung lokalen Saatguts, Verminderung der Verluste, die nach der Ernte entstehen, Verzicht auf subventionierte Agrarexporte und Förderung ländlicher Entwicklung sind echte Ansatzpunkte.
Das klingt nicht nach Innovation, aber es ist zielführend - was man von dem Missbrauch des Arguments, Grüne Gentechnik leiste einen Beitrag zur Hungerbekämpfung, nicht sagen kann. Dessen Protagonisten leisten der Entwicklung Vorschub, dass die Saatgut- und Agrochemiekonzerne des Nordens die Märkte hier und im Süden erobern und die dortige kleinbäuerliche Landwirtschaft verdrängen.

Gentechnik hilft nicht, sondern verschlimmert Armut und Hunger
Aus einem Interview mit Vandana Shiva, in: Junge Welt, 27.11.2007 (S. 8)
Der Hunger kommt in den Ländern des Südens ausgerechnet in bäuerlichen Gegenden vermehrt vor, also dort, wo Menschen Nahrungsmittel anbauen. Das ist doch absurd. Wie kann es sein, daß Bauern, die Nahrung anbauen, Hunger leiden? Sie geraten in eine Lage, die es ihnen nicht ermöglicht, ihre eigenen Nahrungsmittel für sich und ihre Familien zu behalten. Die Ursachen liegen in der Abhängigkeit von Saatgut, Düngemitteln und Pestiziden, die die Agroindustrie ihnen für teueres Geld verkauft. Dies führt nicht nur zu Hunger, sondern auch zur Zerstörung der Natur. Tausende von Bauern bringen sich selbst um, weil die Schuldenlast sie erdrückt. Ich weiß auch von einigen, die ihre Frau oder Kinder verkauft haben, andere haben eine Niere verkauft. ...
Es wird etwa behauptet, dadurch käme es zu höheren Erträgen in der Landwirtschaft. Das ist aber schlicht falsch. Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen verbessern nirgendwo auf der Erde die Ernten der Bauern und bringen die Kleinbauern in eine wirtschaftliche Abhängigkeit von den Konzernen. Eine Greenpeace-Studie über die Landwirtschaft in Argentinien beweist sogar, daß sich die Ernteerträge durch Gentechnik verringern. Gleichzeitig steigt der Verbrauch an gefährlichen Pestiziden und teuren Düngemitteln.

Aus "Hungergespenst trotz Rekordernten" in Wiener Zeitung, 21.4.2008
Die hohen Lebensmittelpreise nagen an der Existenz von nahezu der Hälfte der Weltbevölkerung ...
Die erstaunliche Nachricht zuerst: Noch nie wurde so viel geerntet wie im Jahr 2007. Gegenüber dem Vorjahr bedeuteten die geschätzten 1108 Millionen Tonnen Getreide ein Plus von 4,7 Prozent. Und heuer soll die Menge noch einmal um 2,6 Prozent steigen, sagt die UNO-Behörde "Food and Agriculture Organisation" (FAO) voraus. Und doch gehen Menschen, teils spontan, teils von Gewerkschaften organisiert, auf die Straße, weil sie sich ihr Essen nicht mehr leisten können.


Aus einer ungehaltenen Rede von Jean Ziegler (wurde bei den Salzburger Fespielen 2011 wieder ausgeladen; dokumentiert in: FR, 26.7.2001, S. 30f.)
Sehr verehrte Damen und Herren, alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. 37000 Menschen verhungern jeden Tag, und fast eine Milliarde sind permanent schwerstens unterernährt. Und derselbe World-Food-Report der FAO, der alljährlich diese Opferzahlen gibt, sagt, dass die Weltlandwirtschaft in der heutigen Phase ihrer Entwicklung problemlos das Doppelte der Weltbevölkerung normal ernähren könnte.
Schlussfolgerung: Es gibt keinen objektiven Mangel, also keine Fatalität für das tägliche Massaker des Hungers, das in eisiger Normalität vor sich geht. Ein Kind, das am Hunger stirbt, wird ermordet. Gestorben wird überall gleich. Ob in den somalischen Flüchtlingslagern, den Elendsvierteln von Karachi oder in den Slums von Dacca, der Todeskampf folgt immer denselben Etappen.


Aus einem Interview mit Jean Ziegler, in: Junge Welt, 16.11.2012 (S. 3)
Der "World Food Report" der UN sagt: Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren, 57000 Menschen jeden Tag. Von den sieben Milliarden Menschen, die es heute auf der Welt gibt, ist ein Siebtel permanent schwerstens unterernährt. Zugleich stellt der Report aber fest, daß die Weltlandwirtschaft nach dem heutigen Stand der Produktivkräfte problemlos zwölf Milliarden Menschen ernähren kann. Anders als noch vor wenigen Jahrzehnten gibt es heute keinen objektiven Mangel mehr – das Problem ist nicht die Produktion, sondern der Zugang zur Nahrung. Und der hängt von der Kaufkraft ab – jedes Kind wird ermordet, das während unseres Gesprächs verhungert.
Wer also sind die Herren dieser kannibalischen Weltordnung? Da möchte ich zunächst die zehn größten multinationalen Konzerne nennen, die 85 Prozent der weltweit gehandelten Lebensmittel kontrollieren – sie entscheiden jeden Tag, wer ißt und lebt, wer hungert und stirbt. Ihre Strategie ist die Profitmaximierung.


Aus einem Interview mit G.M. Tamás, in: Neues Deutschland, 5.2.2011 (W6)
Das ist das irrsinnige System, das die Verteilung nicht möglich macht, nicht möglich machen will. Natürlich kann man die Bedürfnisse aller sechs Milliarden Menschen nicht im Einzelnen kennen. Aber man kann ihnen einen direkten Zugang zu Quellen der Versorgung und des Vergnügens sichern. Das ist schon mit heutiger Technologie möglich.

Wenn Gentechnikfans zu rechnen versuchen ...
Also: 2016 waren es zwischen sieben und acht Milliarden Menschen auf der Welt. Zu essen gab es deutlich mehr (bis zum 1,5fachen) als für alle reichen würde. Weitere vier Milliarden könnten lässig versorgt werden, wenn das Massenverfüttern an Tiere eingestellt würde (und die Menschen das Land zurückbekommen). Also: Auch zehn Milliarden (bis dahin ungefähr wird die Menschheit zahlenmäßig noch steigen) wären ohne Probleme mit dem zu ernähren, was jetzt schon produziert wird. Der Hannoversche Uni-Professor und Gentechnik-Lobbyist Jacobsen rechnet mit seinen Gentomaten auf den Augen so (Schwäbische am 9.12.2016): "Doch zunächst erläuterte Jacobsen die Notwendigkeit Grüner Gentechnik. 2050 werde eine doppelt so hohe Lebensmittelproduktion erforderlich sein als heute, um bei wachsendem Wohlstand auch in ärmeren Teilen der Welt genügend Nahrung für erwartete zehn Milliarden Menschen zu erzeugen."

Im Original: Pro-Gentechnik-Leute entlarven Hungermythos
Bauernverbandspräsident Gerhard Sonnleitner im Interview der Süddeutschen Zeitung am 22.4.2008
Das Problem ist, dass die Versorgungssicherheit nicht mehr gegeben ist, weil die Bauern aufgrund der örtlichen Verhältnisse in vielen Entwicklungsländern ökonomisch nicht überleben konnten. Verschärft wird die Dramatik dadurch, dass die vorhandene Nahrung vor Ort durch Korruption und Spekulation zurückgehalten wird. Angefangen von den großen "Heuschrecken" bis hinunter zu den Kleinen wird munter spekuliert - zum Schaden der Bevölkerung. ...
Wenn wir Versorgungsengpässe vermeiden wollen, müssen wir insgesamt die Spekulation mit Hedgefonds besser in den Griff bekommen. Diese virtuelle Welt der Spekulation schädigt die reale Welt. Das sehen wir derzeit in den Entwicklungsländern. Und wir müssen bei diesen Ländern mehr auf Good Governance setzten - das heißt, wir dürfen nur jene Länder unterstützen, die auch den Landwirten ihre Rechte geben, die sich um den ländlichen Raum kümmern.
sueddeutsche.de: Unionsfraktionschef Volker Kauder rief dazu auf, die Gentechnik zu nutzen, um die Nahrungsmittelkrise in den Griff zu bekommen.
Sonnleitner: Nein, Gentechnik löst unsere heutigen Probleme nicht.


Aus einem Interview mit Dr. Gerhard Waitz von der Firma AgrEvo, in: Stern Nr. 37/1996 (S. 164)
Frage: Läßt sich die Weltbevölkerung In zehn Jahren noch ohne Gentechnik ernähren?
Sicherlich. Aber die Gentechnik wird Menge und Qualität der Nahrungsmittel verbessern.

Michael Miersch und Dirk Maxeiner, in der Zeitschrift Focus 6/2002:
Es wird Zeit, die Debatte um grüne Gentechnik neu zu führen. Denn bei genauerer Betrachtung ist es keinesfalls so, dass Gentechnik-Gegner die Moral für sich gepachtet haben. Nicht, weil ohne Gentechnik die Menschheit verhungern würde, wie es aus den Propagandaabteilungen der Agrokonzerne tönt. Das trifft – jedenfalls zurzeit – nicht zu, denn die Potenziale von Flächenerweiterung und konventionellen Züchtungsmethoden sind noch lange nicht ausgereizt. Aber: Ein Stopp der grünen Gentechnik würde ökologische Zukunftsoptionen blockieren.

Eigentlich - aber ...: Genug zu essen da, aber Gentechnik trotzdem nötig!
Aus einem Interview mit dem Gentechnik-Lobbyisten Klaus-Dieter Jany, in: FOCUS Nr. 12 (1995)
FOCUS: Können gentechnisch veränderte Pflanzen und Lebensmittel das Welt-Ernährungsproblem lösen?
Jany: Im Prinzip ja. Entwicklungs- und Schwellenländer werden ohne diese Technologie kaum auskommen. Schließlich sind dort die landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen sehr ungünstig, vom Klima bis hin zu oft extrem schlechten Böden. ...
FOCUS: Ist Hunger ein Produktions- oder ein Verteilungsproblem?
Jany: Zur Zeit erzeugt die Welt genügend Nahrungsmittel. Ursachen für Hunger sind vor allem instabile politische Verhältnisse, mangelnde Bildung und das Fehlen einer geeigneten Logistik. Doch in 20 Jahren werden sich die Relationen verschoben haben. Die weltweite Produktivität hält dann mit dem Bevölkerungswachstum nicht mehr Schritt. Hier könnte die Gentechnik die Situation entschärfen.

Hinweis: Nach Berechnungen der UNO flacht sich die Bevölkerungskurve ab, d.h. das Bevölkerungswachstum verlangsamt sich und wird in einigen Jahren oder Jahrzehnten voraussichtlich enden. Daher sind die Horrorszenarien ebenso voraussichtlich Unsinn. Von Janys 20 Jahren sind 2009 bereits 14 Jahre herum. Eine Verschärfung des Hungers ist durch Kriege, Wirtschaftskrisen, Biospritproduktion und die Gentechnik selbst eingetreten ...

BASF-Vorstandschef Jürgen Hambrecht am 16.8.2010 in einem Interview mit der SZ
Es ist auch ein Problem der Lagerung von Ernten. Viele Früchte oder Getreide verrotten oder verschimmeln in Asien oder Afrika wegen falscher Lagerung. Aber es ist auch ein Problem der zu geringen Verfügbarkeit von Land und Wasser sowie zunehmender Trockenheit. Deshalb wollen wir die grüne Gentechnik in Deutschland weiterentwickeln und den Landwirten weltweit zur Verfügung stellen.


Vor diesem Hintergrund ist von Bedeutung, wie jetzt schon die Agrarmärkte der Industrienationen die der ärmeren Länder beeinflussen. Obwohl Europa der am dichten besiedelte Kontinent ist, steigt die Exportquote an Nahrungsmitteln an - innerhalb von zehn Jahren von 17 auf 26,4 Prozent (Quelle: Kritischer Agrarbericht 2011, S. 82). Wichtigste Exportschlage sind Fleisch und Fleischwaren, Milchprodukte und Süßwaren. Wer nun daraus schließt, dass Europa eine Überproduktion hat und die Welt ernährt, irrt. Denn gleichzeitig ist die EU bei Eiweißfuttermitteln für das viele Vieh, welches hier in industriellen Massentieranlagen gehalten und gemästet wird, 80 Prozent importieren.
Das bedeutet also: Europa kauft die Welt von Grundnahrungsmitteln leer, vertreibt die Landwirt_innen von ihren Flächen oder lässt sie für geringen Lohn bei der Futtermittelproduktion für die Industrieländer schuften, zerlegt Weideland und Regenwälder. Dann wird das Zeug in Europa "veredelt", wie die tierquälerische Mästung, Geflügel- und Milchviehhaltung im industriellen Agrarjargon heißt, um als Fertigprodukt die armen Länder wieder zu überschwemmen, die damit zum zweiten Mal in ihrer Selbstversorgungsfähigkeit bedroht werden.
Warum sollte diese Lage sich für die Menschen verbessern, wenn die Futtermittel (vor allem Soja) nun gentechnisch verändert sind?

Im Original: Hunger trotz (oder wegen?) Überschuss
INDIEN: OBWOHL SICH DAS GETREIDE ANHÄUFT, HUNGERN DIE ARMEN
Während die Armen in Indien hungern, verrottet überschüssiges Getreide in den Speichern. Das geht aus einem Bericht der New York Times hervor. Beflügelt durch den landwirtschaftlichen Fortschritt und generöse Subventionen wachsen in Indien heute so viele Nahrungspflanzen, dass es größere Getreidevorräte hütet als jedes andere Land mit Ausnahme Chinas. Einige Mengen exportiert das Land zudem. Dennoch ist ein Fünftel der Bevölkerung unterernährt, weil in den Ernährungsprogrammen, die Lebensmittel für die Armen bereithalten sollen, Korruption, Missmanagement und Verschwendung herrschen.
"Wir haben das Hungerproblem, weil wir uns weigern, das Getreide, das wir von den Landwirten kaufen, an die Menschen zu verteilten, die es brauchen", sagte Biraj Patniak, ein Jurist, der den Obersten Gerichtshof in Nahrungsfragen berät. "Der einzige Ort, den dieses Getreide verdient, sind die Mägen der Menschen, die hungern."
In einem gesonderten Artikel, erschienen vor einem Jahr, sagte der Anthropologe Glenn Davis Stone über die "Lösung" der Biotechnologiekonzerne für das Hungerproblem: "Wie genau sollen ihre Technologien die hungernden Menschen in Indien ernähren, wenn über 30 Millionen Tonnen Getreidevorräte dazu nicht in der Lage sind?" Laut der New York Times sind die Überschüsse mittlerweile auf über 70 Millionen Tonnen angewachsen, und Devinder Sharma berichtete uns, das die tatsächliche Zahl nun bei über 80 Millionen Tonnen liegt.


Lüge 2 zum Hungermythos: Gentechnik soll auch gar nicht gegen den Mangel helfen!
Wie mensch es also auch dreht und wendet: Hunger ist kein Argument für die Gentechnik. Denn "2,3 Milliarden Tonnen Getreide wurden 2008 weltweit geerntet, das ist mehr als je zuvor - auch pro Kopf der Weltbevölkerung gerechnet. Doch nur 47 % dieser Ernte dienten der menschlichen Ernährung. Der Rest war Tierfutter, Sprit, industrieller Rohstoff, Abfall" (Eingangsseite zum Weltagrarbericht).

Aus: GMWATCH RÜCKBLICK 326
WIR PRODUZIEREN MEHR ALS GENUG NAHRUNGSMITTEL UND VERSCHWENDEN DIE HÄLFTE
In einem Bericht machte das Institut der Maschinenbauingenieure (ImechE, Institute of Mechanical Engineers, UK) darauf aufmerksam, dass die Hälfte aller Nahrungsmittel, die weltweit produziert werden – das entspricht etwa 2 Milliarden Tonnen – jedes Jahr auf dem Müll landen. In den USA, Kanada und Europa werden 40 Prozent aller Nahrungsmittel verschwendet. Frühere Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass die weltweite Nahrungsmittelproduktion ausreichen würde, das Zweifache der heutigen Bevölkerung zu ernähren. Diese Tatsachen sind ein Rückschlag für die Kampagnen der Gentech-Firmen, die die Menschen davon überzeugen wollen, dass ihre Technologie für die Welternährung notwendig ist.


Es wäre also möglich, den Hunger schnell zu besiegen. Es ist nicht gewollt. Zum einen wollen die reichen Länder weiter den Zugriff auf Produktionsflächen und Produkte weltweit haben, um ihren Bedarf für industrielle Fleisch- und Warenproduktion zu decken. Zum anderen bringt Profit, was knapp ist. Und so arbeiteren die Gentecknikkonzerne und die mit ihnen verfilzten Wissenschaftler_innen von Beginn an vor allem zu solchen Technologien, die Gewinne erhöhen können, weil sie Mangel oder Zwänge vergrößern. Ein gutes Beispiel ist die Terminatortechnologie. Sie schien den alten Traum der professionellen Pflanzenzüchterlobby zu erfüllen, die Landwirt_innen in totale Abhängigkeit zu treiben. Schon mit Gesetzen, Lizenzen, Sortenschutz und Nachbaugebühren wurde versucht, denen, die das Land bestellen, die Eigenständigkeit zu entziehen. Sie sollten nicht mehr länger einen Teil ihrer Ernte einbehalten und diese wieder aussäen oder sogar auf eigene Faust züchten können. Nun erschien die Gentechnik als scharfe Waffe im Kampf, "neue Märkte in Ländern der Zweiten und Dritten Welt erobern" zu können (Aussage US-Landwirtschaftsministerium). Durch entsprechende Manipulation konnte das Saatgut veranlasst werden, sich nach einer Vegetationsperiode nicht mehr aussäen zu lassen - Selbstmord aus der Retorte. Doch die für alle geldquellensuchenden Unternehmen faszinierende Idee geriet in die öffentliche Kritik. Zu offensichtlich war, dass hier Hunger produziert werden sollte. Denn wenn sich Landwirt_innen jedes Jahr das teure Saatgut wieder neu kaufen mussten, ließ sich leicht vorhersehen, wo die letzten Landwirt_innen verschwinden würden: Da, wo wenig Geld vorhanden ist, d.h. wo ohnehin Hunger herrscht. Die profitable Idee erhielt einen wenig freundlichen Namen und schließlich beendete ein Moratorium die Weiterentwicklung der sogenannten Terminatortechnologie. Jedenfalls auf dem Papier. Denn tatsächlich ist sie längst wieder da - nur unter schönerem Namen und im Gewand des Öko-Apostels. Sie heißt nun "Confinement" und definiert auf auf der regierungsoffiziellen Internetseite selbst als "Möglichkeit, die Ausbreitung und damit die Auskreuzung von Transgenen zu verhindern". die Auskreuzung in der Natur beherrschen zu wollen. Dieselben Konzerne, Lobbyist_innen und sogenannten Wissenschaftler_innen, die pausenlos erzählen, es Auskreuzung sei kein Problem, nutzen die Behauptung, das nicht vorhandene Problem lösen zu wollen, zu Propagandazwecken und verteilen große Geldsummen. Denn "Confinement" ist der höchstgeförderste Bereich der Biosicherheitsforschung in Deutschland. Unter der Koordinierung der Universitäten Hohenheim und München arbeiten etliche Institute und Institutionen an dieser Technologie.

Im Original: Gentechnik soll Mangel erzeugen
Aus der Seite von BioSicherheit zu Confinement/Terminatortechnologie:
Eine Möglichkeit, die Ausbreitung und damit die Auskreuzung von Transgenen zu verhindern, ist eine gezielt hervorgerufene Samensterilität. Es gibt verschiedene molekularbiologische Konzepte, um Pflanzen zu erzeugen, die nicht oder nur nach Behandlung mit Chemikalien auskeimen. Allerdings: Diese als Terminator-Technologie bekannt gewordenen Ansätze sind umstritten. ...
Terminator soll verhindern, dass Landwirte das Saatgut der damit versehenen Pflanzen selbst vermehren, so dass sie gezwungen sind, Saatgut jedes Jahr neu zu kaufen. Nach heftigen Diskussionen haben sich zumindest einige Agro-Unternehmen verpflichtet, auf die Terminator-Technologie zu verzichten. Doch: Da sie das Auskeimen der Samen unterdrücken, können GURT-Technologien wie das Terminator-Konzept grundsätzlich auch dazu verwendet werden, um Vermehrung und Ausbreitung von gv-Pflanzen zu verhindern. ...
Würden die Pflanzen tatsächlich nur solche Letal-Gene enthalten, wäre eine Vermehrung auch für Züchter und Saatgutproduzenten unmöglich. Es sind also weitere Komponenten nötig, mit deren Hilfe die Samensterilität wieder aufgehoben werden kann. Auch dafür gibt es verschiedene Systeme. Gemeinsam ist ihnen, dass neben dem Letal-Gen weitere Genkonstrukte in eine Pflanze eingeführt werden müssen. Diese sind meist an einen Promoter gekoppelt, der durch einen chemischen Wirkstoff (Induktor) angeschaltet wird. Die so aktivierte Wirkung dieses Gens „neutralisiert“ das Letal-Gen. Ein System beruht darauf, dass das Saatgut einer gv-Pflanze nicht keimfähig ist. Der Landwirt muss zusammen mit dem Saatgut eine passende Chemikalie erwerben. Nur wenn er das Saatgut mit diesem Induktor behandelt, keimt es aus.

Aus der Bundestagsdrucksache 16/10751




Aus GM-Watch Nr. 83 (August 2010) ++ Aktionsaufruf gegen die Rückkehr des Terminators
Vier Jahre nach der Bestätigung des Moratorium für Terminator-Technologie durch die Konvention über Biologische Vielfalt (CBD) der Vereinten Nationen sind Vorschläge zur Entwicklung und Kommerzialisierung von „Genetic Use Restriction Technologies“ (GURTs) wieder auf der Agenda von politischen Entscheidungsträgern und der Biotech-Industrie.
Terminator stellt eine Bedrohung für Nahrungssouveränität und Agrobiodiversität dar: Eine Beendigung des Moratoriums wird die Kontrolle des Saatguts durch Transnationale Konzerne verstärken und die bäuerlichen Rechte zur Aufbewahrung und Aussaat geernteten Saatguts weiter beschränken. Darüber hinaus wird der Pollen von Gentech-Pflanzen mit Terminator den konventionellen und ökologischen Anbau ebenso kontaminieren wie einheimische Pflanzenarten.
Die Industrie behauptet, Terminator würde als eine vorbeugende Umweltnotwendigkeit gebraucht, um genetische Verunreinigung von Nahrungspflanzen und anderer natürlicher Lebensformen mit Gentech-DNA aus Nicht-Nahrungspflanzen einzuschränken.

Aus "Terminator-Technologie vor dem Durchbruch" (Quelle: Umweltinstitut München)
Weltweit versuchen große Agrokonzerne wie Monsanto, Bayer, Syngenta oder DuPont, das Recht auf den freien Nachbau von Saatgut zu unterminieren. Der perfideste Schachzug der Agrarmultis ist dabei der Versuch, die genetische Sterilisierung von Saatgut durchzusetzen. Die so genannte Terminator-Technologie, die auch als GURTs (genetic use restriction technolgies) bezeichnet wird, macht Pflanzen mittels eines gentechnischen Eingriffs nach einmaliger Aussaat steril, indem sie den Keimling im ausgereiften Samenkorn abtötet. ...
Im Jahr 1998 brachte die unabhängige kanadische Organisation RAFI (heute ETC Group) ans Tageslicht, dass das US-Landwirtschaftsministerium zusammen mit dem Agro-Konzern Delta & Pine Land ein Patent auf die „genetische Kontrolle der Keimung von Pflanzen“ angemeldet und bewilligt bekommen hatte. Nach Aussage von Regierungsbeamten ging es bei der Entwicklung darum, den unautorisierten Anbau von gentechnisch veränderten und damit patentgeschützten Pflanzen durch Landwirte zu verhindern. Nach Angabe eines Sprechers des US-Landwirtschaftsministeriums wollte man dadurch „den Wert patentierten Saatguts von US-Konzernen steigern und neue Märkte in Ländern der Zweiten und Dritten Welt erobern“. ...
Die Terminator-Technologie ist für die Konzerne des Agrarsektors eins von zwei zentralen Werkzeugen, ihre angeblichen „geistigen“ Eigentumsrechte an gentechnisch veränderten Pflanzen abzusichern und die Rechte der Bauern möglichst vollständig abzuschaffen. Zeitgleich mit dem Versuch, Terminator-Technologie zu legalisieren, wollen die Lobbyorganisationen der Industrie die Rechte der Bauern auf Wiederverwendung von Saatgut auf dem Rechtsweg tilgen. ...
Die Lawine massiver Kritik bewog einige große Konzerne wie AstraZeneca (heute Syngenta) und Monsanto, öffentlich zu versichern, dass sie keine Kommerzialisierung von Terminator-Technologien im Sinn hätten. So äußerte ein Sprecher von AstraZeneca im Februar 1999: „Zeneca entwickelt keine Systeme, die Bauern vom Nachbau von Saatgut abhalten würde, noch beabsichtigen wir dies in Zukunft.“ Im Oktober 1999 gab auch Monsanto in einem Brief an die Rockefeller Stiftung dem internationalen Druck nach und versicherte, der Konzern würde keine „genetischen Schutzmechanismen entwickeln, um Saatgut steril zu machen.“ Der Terminator schien, zur großen Erleichterung von Landwirten auf der ganzen Welt, besiegt. ...
Nachdem der Versuch, Terminator-Technologie als „biologischen Patentschutz“ auf den Markt zu bringen, gescheitert war, hat sich die Strategie der Industrie in der Zwischenzeit gewandelt. Terminator-Technologie soll jetzt unter dem Deckmantel des „grünen“ Terminators durchgesetzt werden. ...
Zynisch ist das Ausweichen der Konzerne auf den Bereich Umweltschutz vor allem deshalb, weil die wahren Auswirkungen einer Kommerzialisierung der Technologie verschleiert werden. Die sozialen Auswirkungen eines großflächigen Einsatzes von Terminator-Saatgut könnten verheerend sein. Zum einen verlieren Bauern durch Terminator-Pflanzen grundlegende Rechte, vor allem das Grundrecht auf Wiederverwendung von Saatgut. Speziell für die armen Landwirte in Afrika oder Asien ist jedoch der Kauf von Saatgut mit einer Verschuldungsspirale verbunden, die schon während der „grünen Revolution“ Millionen von Kleinbauern in den Ruin trieb. Die Durchsetzung von Terminator-Saatgut in diesen Ländern – und niemand wird ernsthaft bestreiten, dass die Konzerne die Macht haben, die Technologie auf den Märkten durchzusetzen – würde diese Entwicklung weiter forcieren und festschreiben.


Aus einem Interview mit dem Agrarwissenschaftler, Journalisten und Autor Wilfried Bommert, in: Geo, 24.1.2014
Wir haben auf der Welt rund 700 Millionen Kleinbauern. Viele von ihnen sind verarmt und hungern. Und darin liegt das Problem. Ihnen fehlt das Geld für Saatgut, Geräte und Dünger. Es geht also darum, diese Landwirte wieder produktiv zu machen. Dann hätten wir den größten Teil des Welthungers schon behoben. Das hat nun auch die FAO verstanden. ...
Die intensive Landwirtschaft macht durch die Art und Weise der Bewirtschaftung weltweit immer mehr fruchtbares Land unfruchtbar. Darüber hinaus verschlingt sie ungeheure Mengen Wasser. Der größte Teil unserer Wasserreserven befindet sich im Grundwasser, und davon ist die Hälfte bereits aufgebraucht. Dann der enorme Energieverbrauch: Wir brauchen in der intensiven Landwirtschaft ungefähr 280 Liter Diesel oder Dieseläquivalent jährlich, um einen Hektar zu bewirtschaften. Der größte Teil davon wird durch die Produktion von Stickstoffdünger verschlungen. Doch das Fördermaximum beim Erdöl ist längst erreicht. Dasselbe gilt für die wichtigsten Düngerrohstoffe, Phosphat und Kali. Das System der intensiven Landwirtschaft gerät also von allen Seiten unter Druck. Es wird auf Dauer nur noch eines produzieren: höhere Preise. Und höhere Preise kann die Welternährung nicht vertragen. Die Alternative liegt in einer Produktion, die diese Kollateralschäden nicht verursacht, also einer ökologischen Produktionsweise. ...
Heute wird weltweit mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Produktion weggeworfen oder vergammelt in auf dem Weg vom Acker zum Teller. Das heißt, wir haben noch ungeheure ungenutzte Reserven. Und es gibt heute rund 1,5 Milliarden Menschen, die überernährt sind. Allein das zeigt, dass wir uns eine Landwirtschaft leisten können, die deutlich weniger produziert als die jetzige. Die ökologische Landwirtschaft produziert zwar weniger in der Fläche, aber sie verbraucht dafür weniger Ressourcen. Und darauf wird es auf lange Sicht ankommen. ...
Die grüne Gentechnik ist zuerst einmal ein Teil des Problems. Sie produziert Hochleistungspflanzen, die viel Wasser und eine intensive Form der Bewirtschaftung benötigen, die Dünger, spezialisiertes Wissen und viel Geld erfordern. Das können sich ohnehin nur Landwirte in reichen Ländern leisten. In den Ländern, in denen heute gehungert wird, ist diese Methode von Vornherein zum Scheitern verurteilt. Einfach, weil die Voraussetzungen nicht da sind.

Alles nur aus wirtschaftlichem Interesse
Aus einem Interview mit Tübinger Nobelpreisträgerin und Biologin Christiane Nüsslein-Volhard, auf: SWR, 25.3.2015
Die zusätzlichen Gene, die da drin sind, haben nichts mit Nahrung zu tun, also die sind eigentlich nur, um die ganze Geschichte wirtschaftlicher zu machen ... Verbessert heißt: Wirtschaftlicher, also der Anbau ist wirtschaftlicher. Das ist das verbesserte daran.

Die meisten derer, die Terminatortechnologie entwickeln, schweigen betreten über das, was sie da tun. Eine der wenigen Ausnahmen ist das Internetlexikon Wikipedia, seit Einführung der totalen Kontrolle nicht nur mit wachsenen Fehlerzahlen, sondern auch immer näher am herrschenden Diskurs. Terminatoren "sind ein biologischer Mechanismus zum Schutz von geistigen Eigentumsrechten und bieten damit einen Anreiz für private Forschung und Entwicklung, was die Wohlfahrt steigert." Hunger ist Wohlfahrt für die anderen - deutlicher geht es kaum!

Im Original: Künstliche Knappheit als Geschäftsidee
Aus "Herrschaftsfrei wirtschaften" (S. 46)
Wenn Güter in ausreichender Menge vorhanden sind, so lassen sie sich nicht als Waren vermarkten. Deshalb ist Knappheit die Grundlage der Waren-Markt-Wirtschaft. Aber mittlerweile ist es unübersehbar, dass das absolute Vorkommen vieler Gebrauchsgüter viel größer ist als die realen Bedürfnisse, die Begrenztheit also sehr gering ist. Nur deshalb gibt es ja die aufgebauschten verzweifelten Marketinganstrengungen, deren Kosten oft schon viel höher sind als die reinen Herstellungskosten. In all diesem Überfluss werden die meisten Menschen dieser Erde aber immer ärmer, ihre Bedürfnisse werden immer schlechter erfüllt. Dies ist ein Widerspruch, der eine Erklärung fordert. Diese Erklärung findet sich in der Unterscheidung von Begrenztheit und Knappheit. Die Begrenztheit vieler Güter und Lebensmittel kann durch effektive Produktion immer weiter eingeschränkt werden - allerdings wird zum Zwecke der Profiterwirtschaftung die Knappheit immer wieder neu erzeugt. Die meisten Aktivitäten der Weltwirtschaftsorganisationen dienen dieser Knappheitsproduktion (z.B. beim Verbot der Subventionierung von Reisproduktion in Indien zur Marktöffnung für amerikanisches Getreide u.a.m.). Auch die Bemühungen zur Patentierung von Lebensfaktoren und von Software und Information dienen dieser künstlichen Verknappung. Wir erleben dabei das Paradoxon des Mangels im Überfluss. Neben der Vergeudung von Lebenszeit der arbeitenden Menschen, beispielsweise bei der mühsamen Herstellung der Wegwerfprodukte ist dieser Prozess auch ökologisch desaströs. Es ist verhängnisvoll, dass die scheinbar ewige „Knappheit“ uns immer wieder als Gegenargument vorgehalten wird, wenn wir neue Formen der Produktion und des Lebens vorschlagen.

Biosprit und Viehfutter - zwei der Gründe für den Hunger
Wer Hunger besiegen will, muss die Gründe für den Hunger beseitigen. Neben den weiteren genannten Ursachen für Mangel- und Unterernährung spielt die zunehmende Verwendung von Nahrungsmitteln als Biomasse und Viehfutter eine große Rolle. Energiesparen, Umstellung der Energieproduktion und zumindest weniger und freilandhaltungsorientierte Tierhaltung wären folglich die passende Antwort. Doch auch hier zeigt sich: Hunger wird gemacht und ist gewollt. Sowohl der Einsatz von Nahrungsmitteln als Biomasse wie auch die Verfütterung an Tiere soll weiter ausgebaut werden. Der daraus resultierende Hunger ist kalkuliert und gewollt. Massenmord ist alltägliche Politik und Praxis.

Im Original: Nahrungsmittel als Biomasse und Viehfutter
Aus "Hohe Dynamik am Weltgetreidemarkt", in: Saat-Gut! (Newsletter des Gemeinschaftsfonds Saatgetreide 2/2008)
Derzeit entfallen nur 5 Prozent des weltweit verwendeten Getreides auf die Herstellung von Biotreibstoffen. Als Futtermittel werden ungefähr 35 Prozent, als Nahrungsmittel und Saatgut 60 Prozent verwendet.

2009: IPK und Bayer gründen Joint Venture zur Entwicklung von gv-Raps. Aus Agrarheute vom 18.2.2009:
Bayer CropScience und das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) haben eine Forschungsvereinbarung zur gemeinsamen Entwicklung von gentechnisch modifiziertem Hybridraps geschlossen.
Im Rahmen der Zusammenarbeit sollen in Zukunft die in Gatersleben bei Magdeburg entwickelten Innovationen in das InVigor Raps-Saatgut von Bayer CropScience eingekreuzt werden. "Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit einem starken Partner wie dem IPK innovative Lösungen zu entwickeln, um der steigenden Nachfrage der Industrie nach Pflanzenölen begegnen zu können.


Aus einer Presseinfo der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am 3.3.2009
Die "grüne Gentechnik" ist international anerkannt; das Potential neuer Eigenschaften von biotechnologisch optimierten Organismen muss auch in Deutschland weiterhin genutzt werden können. Weltweit fehlen Agrarflächen, z.B. für den Anbau von Pflanzen für die Energieerzeugung. Deshalb müssen auf den vorhandenen Flächen hocheffektive Pflanzensorten angebaut werden können.


Grafiken zur Verwendung von Nahrungsmitteln in Deutschland (oben, größer durch Klick, Quelle)
und weltweit (unten, Quelle durch Klick).



  • Text "Nimmt uns die Getreideverbrennung das tägliche Brot?" von Meinolf G. Lindhauer (Detmold) aus Forschungsreport 2/2008
    Geht der Welt das Getreide aus? „Getreide für den Tank stürzt immer mehr arme Länder in Hungersnöte“ – „Energiegewinnung treibt die Brotpreise in die Höhe“ – Solche und ähnliche Schlagzeilen beherrschten die öffentliche Wahrnehmung zum Ende des Jahres 2007 bis in den Sommer 2008. Was war geschehen? (Beitrag als PDF)
  • Einsatz von Lebensmitteln als Tierfutter soll sich bis 2050 verdoppeln! (top agrar am 28.5.2009)

Es ist deutlich erkennbar, dass das Besiegen des Hungers gar kein Ziel der Konzerne ist. Beim Verkauf von Saatgut für Energiepflanzen argumentieren sie nämlich plötzlich genau anders herum. So stellt die KWS in der Broschüre "Energie aus Pflanzen" die "Ganzpflanzenverwertung" in den Vordergrund. Das wäre, da auch die essbaren Teile zu Energie gewandelt werden, die deutlichste Konkurrenz zu Nahrungsmitteln.

In der Einladung zum InnoPlanta-Forum 2013 behaupten die Lobbyisten mal wieder: „… bis 2050 benötigen wir weltweit eine Verdoppelung der Agrarproduktion …“. Können die nicht lesen? Es gibt schon heute ausreichend Nahrung für alle Menschen – sogar für mehr, als jetzt leben. Wenn den Menschen die Nahrung (bzw. das Land) nicht weggenommen würde, wären alle satt. Und vor ein paar Wochen erschien eine Studie, die zusätzlich zeigt, welche Richtung wirksamer wäre: Würden keine Ackerpflanzen mehr an Tiere verfüttert, könnten 4 Milliarden (!) Menschen zusätzlich ernährt werden. Da die Bevölkerung nach bisherigen Prognosen „nur“ auf 9 bis 10 Milliarden wächst, wäre also alles kein Problem. Die Probleme werden aus Profitgründen gemacht, um an ihrer „Lösung“ noch einmal verdienen zu können – und an den Nebenwirkungen der „Lösungen“ nochmal …

Aus "Äcker könnten vier Milliarden Menschen mehr ernähren", in: Spiegel Online, 2.8.2013
Emily Cassidy von der University of Minnesota in Saint Paul und ihre Kollegen haben erst einmal berechnet, wie viel von den 41 wichtigsten Nahrungspflanzen weltweit produziert wird - und wo diese Erträge landen. Die meisten Basisdaten für ihre Berechnungen stammen aus den Jahren 1997 bis 2003.
Im Fachmagazin "Environmental Research Letters" berichten sie folgendes:
- Nur 67 Prozent der geernteten Pflanzen werden zu Nahrungsmitteln verarbeitet. Bezogen auf die Kalorien entspricht dieser Anteil sogar nur 55 Prozent der Gesamtenergie.
- 24 Prozent der Pflanzen (36 Prozent der Kalorien) werden als Tierfutter genutzt.
- Neun Prozent (Masse und Kalorien) werden anderweitig verarbeitet, etwa zu Biotreibstoff. Die Produktion von Biotreibstoffen ist in den vergangenen Jahren allerdings stark gestiegen. Während beispielsweise in den USA im Jahr 2000 rund sechs Prozent des Maises als Rohmaterial für Kraftstoff diente, waren es 2010 rund 38 Prozent.
Die größte Stellschraube in diesem System ist die Fleischproduktion. Um eine Kalorie Fleisch auf dem Teller zu haben, sind im Schnitt bereits rund zehn Kalorien Getreide verbraucht worden - zum Teil aber auch bis zu 30. Fisch haben die Forscher in ihrer Studie vernachlässigt, ebenso Schafe und Ziegen, die in der Regel nur weiden und kein Kraftfutter bekommen. Den täglichen Energiebedarf eines Menschen setzen die Forscher bei 2700 Kilokalorien an.
Die Ergebnisse der Berechnungen klingen beeindruckend:
- Würde die gesamte Getreideernte zu Nahrungsmitteln verarbeitet und gar nichts mehr zu Futtermitteln für Rinder, Schweine oder Geflügel, dann könnten vier Milliarden Menschen mehr ernährt werden. ...
"Die gute Nachricht ist, dass wir bereits genug Nahrungsmittel produzieren, um mehrere Milliarden Menschen mehr zu ernähren", sagt Emily Cassidy.


Weitere Texte zum Hungermythos
Im Original: Hunger oder Gentechnik!
Text des gleichnamigen Faltblattes aus dem Gen-ethischen Netzwerk:
"Die Hungernden sind die Nahrung der Macht" so lautete der Titel einer Broschüre aus den frühen 80er Jahren. Darin wurde die Bevölkerungs- und Entwicklungshilfepolitik der reichen Länder sehr grundlegend kritisiert. Zwanzig Jahre später bekommt dieser Titel eine erschreckende Aktualität. Die USA bietet als Hungerhilfe notleidenden südafrikanischen Ländern gentechnisch veränderten Mais an. Dieser Mais stammt aus Überschüssen der Produktion der US Landwirtschaft und wird pur oder vermengt mit konventionellem Mais angeboten. Diese Hungerhilfe ist allerdings nicht nur in den ethischen Prinzipien der USA begründet, sie ist Teil einer weltweiten Marketingstrategie. Ziel ist, die patentgeschützten, gentechnisch veränderten Sorten auf möglichst vielen Märkten zu etablieren und sich so weitere Marktanteile des weltweiten Saatgut- und Agrochemikalienmarktes zu sichern. Dazu werden die Maiskörner so geliefert, dass sie auch ausgesät werden können. So werden einerseits die gentechnikfreien Absatzmärkte dieser Länder - zum Beispiel in der Europäischen Union - zunichte gemacht, andererseits wird ein Saatgut etabliert, das durch Patente geschützt und auf große Mengen Dünger und Pestizide angewiesen ist.

Zum Beispiel Simbabwe:
Die Regierung von Simbabwe hatte eine Hilfslieferung, die mit Gen-Mais verunreinigt ist, zunächst abgelehnt. Erst vor einem halben Jahr hatte der Landwirtschaftsminister den Import von gentechnisch verändertem Mais verboten. Begründet wurde dies mit gesundheitlichen Risiken. Nach längeren Verhandlungen wurde die Hilfe allerdings doch akzeptiert. Bedingung ist aber, dass der Mais nur in gemahlener Form in das Land geliefert wird, damit er von der Landbevölkerung nicht als Saatgut benutzt werden kann. Die Lieferung umfasst 10.000 Tonnen mit einem Gesamtwert von 300 Millionen US-Dollar. In dem südost-afrikanischen Land sind nach einer Dürre-Periode Hunderttausende Menschen von Hunger bedroht. Nach Angaben des Weiternährungsprogramms und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen könnten bis zum Ende des Jahres bis zu sechs Millionen betroffen sein.

Zum Beispiel Sambia:
Sambia hat die Lieferung von gentechnisch verändertem Mais nach anfänglichem Zögern jetzt endgültig abgelehnt. Zur Begründung waren Gefahren für die Bevölkerung angeführt worden. Wörtlich erklärte der Präsident Levy Mwanawasa, dass das sambische Volk nicht als Versuchskaninchen zur Verfügung steht. Zudem wurde deutlich, dass bis Ende Dezember noch ausreichend gentechnikfreie Nahrungsmittel verfügbar sind. Bis dahin sieht der Präsident gute Chancen, weitere Lieferungen gentechnikfreier Nahrung zu bekommen.

Zum Beispiel Malawi:
Malawi ist eines der am stärksten von Nahrungsmittelknappheit betroffenen Länder des südlichen Afrikas. Auch hier wurde nach anfänglichem Zögern die Lieferung von 73.000 t gentechnisch verändertem Mais aus den USA angenommen, allerdings ebenfalls nur in gemahlener Form.

UN-Organsationen schwenken zunehmend pro Gentechnik um
Nicht nur die Nahrungsmittelprogramme der USA etwa im Rahmen von USAID werden zunehmend auf Gentechnik umgestellt. Massive Lobbyarbeit der Gentechnikindustrie hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass auch in UN-Organisationen mittlerweile der Glaube, der Hunger könne mittels Gentechnik bezwungen werden, eingedrungen ist. Im Jahr 2001 hatte sich zum Beispiel das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) in seinem Jahresbericht für die Nutzung der Bio- und Gentechnologie zur Bekämpfung von Hunger und Armut in den Ländern der Dritten Welt ausgesprochen. Im Juni diesen Jahres wurde Sakiko Fukuda-Parr, Direktorin des UNDP und Mitautorin des Berichtes, zu einer Tagung der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) und Brot für die Welt eingeladen, in der sie sich einer intensiven Befragung stellen musste. Nicht die ökologischen, sondern vor allem die sozio-ökonomischen Risiken der Gentechnologie standen zur Debatte. Auf die Frage, wie Menschen in Ländern der Dritten Welt die Gentechnologie nutzen und sich gleichzeitig gegen die kommerziellen Interessen der Konzerne - etwa durch Patentierung - wehren können, wusste Fukuda-Parr keine Antwort.
In der EU wird die Vorgehensweise der USA bei der Hunger hilfe schon lange grundsätzlich kritisiert. Nordamerika würde damit nur seine Überproduktion loswerden wollen. Von diesem Lösungsansatz sei die EU schon lange abgerückt. EuronAid (die zentrale Beschaffungsstelle für 34 nichtstaatliche Hilfsorganisationen in Europa mit Sitz in Den Haag in den Niederlanden) habe zum Beispiel in 2001 sechzig Prozent seiner Nahrungsmittel für Hilfslieferungen in den Krisengebieten oder in deren Nähe gekauft.

Bündnis gegen Gentechnik-Nahrungsmittel in Afrika
Die "Afrikanische Zivilgesellschaft (african civil society)", ein breites Bündnis aus 26 afrikanischen Ländern, hat sich vehement gegen die Hungerhilfe mit gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln gewandt. Sie lehnen rundheraus ab, Nahrungsmittel anzunehmen, die in den Ländern des reichen Nordens nicht vermarktbar sind. Sie fordern, dass die Hilfslieferungen aus Ländern stammen, die in der Nähe liegen, wie z.B. Tansania oder Uganda, die keine gentechnische Kontaminierung haben. Sie sehen in der Genetifizierung der Landwirtschaft einen neuen Versuch, die afrikanischen Länder abhängig zu machen von Importen aus den reichen Ländern.

Nachhaltige Landwirtschaft hilft besser gegen den Hunger
Zum Erhalt oder zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion in den Ländern mit Nahrungsmittelknappheit ist es erwiesenermaßen sinnvoller, nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben. Landwirtschaft, die die vorhandenen bäuerlichen Strukturen nutzt, die biologischen Ressourcen mit einbezieht und das Wissen der Bevölkerung über Klima, Boden, Nützlinge und Schädlinge bewahrt, hat langfristig bessere Erfolge als eine von außen forcierte hochtechnisierte Landwirtschaft, die viel Kapital, große Flächen, chemischen Dünger, synthetische Pestizide und gekauftes Saatgut benötigt. Es gibt zunehmend Studien, die belegen, dass nachhaltige Landwirtschaft in Kombination mit neuen Anbaumethoden bessere Erträge liefert als die Methoden der Intensivlandwirtschaft inklusive Gentechnik. Ein Beispiel hierfür liefert die "push und pull Methode". Hier werden außerhalb des Feldes Pflanzen kultiviert, die Schädlinge anlocken (pull), und innerhalb des Feldes wachsen zwischen der Saat Pflanzen, die die Schädlinge nicht mögen (push).


Im Original: Grüne Revolution
Beschreibung zur Grünen Revolution unter dem Stichwort Lebensmittelversorgung, in: Microsoft Encarta
Der amerikanische Agronom (Landwirtschaftswissenschaftler) Norman E. Borlaug – er wird oft als der Gründer der so genannten grünen Revolution in der Landwirtschaft bezeichnet – entwickelte ein umfassendes Programm zur Verbesserung des Transfers. Es enthält folgende Schwerpunkte:
  1.  An Stelle von lokalen traditionellen Pflanzen- und Tierzüchtungen und Produktionstechniken sollten „als Paket” importierte neue Züchtungen und Verfahren angewandt werden.
  2. Die Forschung sollte das jeweilige „Paket” an lokal bedingte Einschränkungen anpassen, zu diesen zählen Umweltbedingungen und die soziale Situation des Landes.
  3. Die Unterstützung lokaler Behörden sollte über längere Zeiträume gesichert sein, damit man dort praktische Kenntnisse erwerben und diese an die regionalen Nahrungsmittelproduzenten und -händler vermitteln kann.
  4. Hinzu kommen begleitende Veränderungen der Infrastruktur (Regierungssystem, Gesetzgebung, Bildung, Transport, Kommunikation, Eigentumsverhältnisse). Wesentliche Ziele bestehen darin, die Versorgung mit Lebensmitteln zu sichern, den Bevölkerungszuwachs zu begrenzen und die Lebensqualität zu verbessern.
Sowohl die entwickelten als auch die unterentwickelten Länder haben Schritte unternommen, um das Borlaug-Programm umzusetzen. Gefördert durch die UN (Vereinten Nationen) wurden Organisationen gegründet, die Wege finden sollen, wie das Verhältnis von Angebot und Nachfrage ausgeglichen werden kann. Es wurden weit reichende Handlungsempfehlungen veröffentlicht, der Informationsfluss über den Einsatz technischer Möglichkeiten wurde durch den international verbesserten Kontakt von Wissenschaftlern und Studenten verbessert, und es entstanden Bildungs- und Demonstrationseinrichtungen. Die notwendigen Gelder wurden vorwiegend von den Industrienationen bereitgestellt, doch werden weitere Mittel benötigt. In all diesen Programmen war das vorherrschende Prinzip, Kenntnisse zur Verfügung zu stellen, um es jedem Land oder jeder Region zu ermöglichen, eigene, möglichst effektive Lösungen zu entwickeln. Kritiker des Borlaug-Planes verweisen u. a. darauf, dass der Import neuer Pflanzenzüchtungen zur Abhängigkeit unterentwickelter Regionen von großen Konzernen geführt hat.

Statt Gentechnik: Selbstbestimmte Landwirtschaft, Ernährungssouveränität und ökologischer Landbau
Rund 15 Prozent der Fördermittel der Bundesregierung zur Hungerbekämpfung gegen laut Bundestagsdrucksache 17/8819 in die Gentechnik.
Statt vieler eigener Worte sei auf vorhandene Schriften verwiesen ...

Gedankenspiel als Vergleich: Medizin und Nahrung nur noch mit großen Scheinen
In einer Gesellschaft, in der es vor allem um Profite geht, folgt auch die Gentechnik diesem Ziel. Die Technologie ist nicht nur ein unkalkulierbares Risiko, sondern wird immer öfter gezielt gegen Menschen eingesetzt. Dazu gehört die Anmeldung von Genen als Patente. Große Firmen sichern sich den Zugriff auf Tier- und Pflanzenarten, aber auch auf menschliche Gene. Gelingt es ihnen, ein Patent zu erwerben, so kontrollieren sie alle Anwendungen mit diesen Lebensformen. Patentiert werden inzwischen nicht nur gentechnische Veränderungen, sondern auch von Natur aus vorkommende Gene. Der Trick der Konzerne: Sie entwickeln Methoden, mit denen diese Gene untersucht werden könnten - und lassen sich dann alles patentieren, was dann untersucht wurde. Das aber ist dann das unveränderte Gen selbst bzw. das damit lebende Wesen. Die Folgen: Mehr Profit für den Konzern, weniger Lebensqualität für Mensch, Tier oder Pflanze. Ein Beispiel sind Gensequenzen, die Brustkrebs fördern. Die Firma Myriad Genetics hat die Untersuchungsmethode patentieren lassen. Nun verbietet die US-Firma per Gesetz allen andern Forschungslabors, solche oder ähnliche Brustkrebs-Gentests zu entwickeln. Infolge der marktbeherr schenden Stellung durch den Patent schutz hat Myriad Genetics die Preise von Tests für BRCA1- und BRCA-2-Gene erhöht, in manchen Ländern sogar um das Zwei- bis Dreifache. Das können sich viele Menschen nicht mehr leisten und es zeigt sich, was es bedeutet, wenn eine Firma im medizinischen Bereich Genpatente erhält. Den Patienten hilft das nicht, sondern es schadet ihnen.

Aus Hartmann, Kathrin (2009): "Ende der Märchenstunde" (S. 178)
Neben dem Freihandelsabkommen (GATT) gibt es auch das TRIPS-Abkommen über geistige Eigentumsrechte, das die Patentierung von Saatgut, technischen Innovationen oder Medikamentenwirkstoffen weltweit rechtlich bindend macht, so dass jeder, der das Wissen anwendet, dem Konzern, der die Patentrechte hält, sehr viel Geld bezahlen muss. Das gilt auch für Saatgut, Pflanzen und Heilpflanzenwirkstoffe, die zuvor niemandem gehört haben - man nennt das dann Bio Piraterie.

Der Vergleich zwischen Medizin und Agro-Gentechnik liegt noch aus einem weiteren Grund nahe, denn einer der Bereiche ist das sogenannte "Pharming" als Verbindung von grüner und roter Gentechnik: Pflanzen werden so manipuliert, dass sie Arnzeimittel erzeugen. Auch hier gilt, dass die Wirtschaftsordnung selbst gute Ideen versauen würde. Wo es nur um Profit geht, stehen Patente, Lizenzen und ein auf Gewinnmaximierung und Monopolbildung ausgerichteter Umgang mit Mensch und Natur sinnvollen Verwendungen im Weg. Risiken und Nebenwirkungen werden im Interesse prall gefüllter Kassen in Kauf genommen - wie am Beispiel der Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen über gv-Pflanzen zu sehen: "Die Öffentlichkeit fürchtet eine mögliche Ausbreitung der Antibiotika-Resistenzgene. Dies wird in der Wissenschaft zwar diskutiert, aber nicht als relevant angesehen", schrieb die Deutsche Forschungsgemeinschaft in ihrer Gentechnikbroschüre. Berühmtestes Beispiel ist der 'Golden Rice': Gefeiert als Allheilmittel gegen Vitamin-A-Mangel, durchgesetzt mit brutalen Methoden, bei der die Forscher_innen lässig auch über Leichen gehen würden (siehe unten).

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