Kritik der Konsumkritik

KOHLE, ATOM, SONNE UND WIND: KLIMAWANDEL UND ENERGIEWENDE

Klima und Klimagerechtigkeit


Klima und Klimagerechtigkeit · Klimaschutz von unten? · Links zum Klimawandel

Greta Thunberg am 13.11.2021 (nach der Klimakonferenz von Glasgow)
Die COP 26 ist vorbei. Hier ist eine kurze Zusammenfassung: Bla, bla, bla.

Aus der taz am 1.6.2024
Klimaschutz? Ist nach Pandemie, Krieg und Krise kein Gewinnerthema mehr.

Atmosphärenforscher Andrew Dessler von der US-amerikanischen Texas A&M University auf Twitter an politische Entscheidungsträger (Quelle: taz)
Hallo Arschlöcher. Wir haben euch Jahrzehnte erzählt, dass das passieren würde, wenn nicht die Treibhausgasemissionen sinken. Ihr habt nicht zugehört und jetzt passiert es alles. Hoffentlich seid ihr glücklich. Genießt Hitzewellen, Starkregen, Meeresspiegelanstieg, Ozeanversauerung und noch viel mehr, ihr verdammten Idioten.

Aus einem Interview "Big Oil ist wieder da Warum das fossile Zeitalter noch nicht beendet ist" mit Heike Buchter, auf: ntv am 18.2.2024
Wir sehen in der Tat eine bemerkenswerte Wiederauferstehung der Ölbranche. ... Die Geschäfte brummen. Exxon hat mit 56 Milliarden US-Dollar 2022 das spektakulärste Ergebnis seiner Geschichte präsentiert. Big Oil strotzt vor Selbstbewusstsein.

Aktuell haben wir bereits eine Erderwärmung von 1,2° hinter uns. Bereits jetzt spüren wir die Folgen deutlich. Die aktuellen Klimaziele nach den ganzen "Gipfeln" und dem neuen Klimagesetz bringen uns auf 2,4°. Die aktuelle Klimapolitik, also die ergriffenen Maßnahmen bringen uns auf 2,9 bis 3,2°. Quelle

Wie sähe eine Energiewende von unten aus? Wie können soziale und ökologische Ziele miteinander verbunden werden? Und warum braucht es für alles die direkte Aktion?

Greta beim UN-Klimagipfel (mit deutschen Untertiteln)


Der Entwurf des Klimagesetzes sieht vor, mehr als doppelt so viel CO2-e auszustoßen als uns das Klima erlaubt. Noch 8,8 Mrd. Tonnen CO2-e würden bis 2045 von DE emittiert. Um mit 50%-iger Wahrscheinlichkeit bei 1,5° zu bleiben, haben wir nur noch ein Budget von 4,2 Mrd. Tonnen.
Quelle

Aus der Offenbarung des Johannes (Kritik der Religion)
Ein Drittel der Flüsse und Quellen wurde bitter. Ein Drittel der Sonne, des Mondes und der Sterne wurde durch Schläge getroffen. Ihr Licht verlor ein Drittel seiner Helligkeit. Ein Drittel des Tages und ein Drittel der Nacht wurde finster: Aber die Menschen, die nicht bei diesen Katastrophen getötet wurden, änderten sich nicht.

Aus der Rede von Ex-Bundespräsident Horst Köhler zum 25-jährigen Bestehen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Berlin am 8.12.2016
Ausgerechnet jetzt, wo deutlich wird, dass unsere Probleme erstens komplex und zweitens global sind, scheinen jene Kräfte Oberhand zu gewinnen, deren Antworten erstens simpel und zweitens national sind. Aus der Tatsache, dass die großen Krisen unserer Zeit – Pandemien wie Ebola, Finanzkrisen, Klimawandel, die Flüchtlingskrise – mit den Mitteln des Nationalstaates allein nicht mehr zu bearbeiten sind, müsste ja eigentlich der Schluss gezogen werden, dass wir mehr internationale Zusammenarbeit brauchen, dass wir globale Lösungen brauchen. Stattdessen droht in vielen westlichen Demokratien die Diskreditierung globaler Kooperation plötzlich mehrheitsfähig zu werden. ...
Und was Deutschland zum europäischen Klassenprimus gemacht hat, das war seine Anstrengung, aber eben auch seine kluge Positionierung als Ausrüster des Wachstums in Europa und der Welt. Einer von vier Jobs in Deutschland ist vom Export abhängig; da muss man doch rot werden, wenn man jetzt so tut, als würde man nationale Interessen verteidigen, indem man die Idee offener Grenzen verflucht! Wovon die Populisten profitieren, das ist das flaue Gefühl im Magen der Menschen in einer sich rasch wandelnden Welt. Eine Welt, in der die Politik vieles nicht mehr unter Kontrolle zu haben scheint – siehe Ebola, siehe Finanzkrise, siehe Flüchtlingskrise. Die Rhetorik des Mauern Bauens zielt darauf ab, eine Illusion von Kontrolle herzustellen. ...
... während man einen Flüchtling auch wieder zurückschicken kann (fragt sich nur wohin, wenn seine Heimat dann unter dem Meeresspiegel liegt), sind die meisten ökologischen Folgen der Erderwärmung irreversibel. Unser Ökosystem ist eben nicht wie die Zimmerpflanze im Wohnzimmer, von der man sich einfach eine neue kaufen kann, wenn sie eingeht. Wir nähern uns in vielen Bereichen gefährlichen Kipp-Punkten, die, einmal überschritten, zu abrupten und unumkehrbaren Veränderungen im Erdsystem führen können. Sei es das Abschmelzen des Grönlandeises, der Hitzekollaps tropischer Korallenriffe oder die Destabilisierung des indischen Monsuns – die Folgen für den Menschen wären schwer vorhersehbar und kaum zu kontrollieren. Das macht die Herausforderung der Bekämpfung des Klimawandels so einzigartig: dass sie konkrete zeitliche Anforderungen an die Klimapolitik stellt und damit eine ganz neue Qualität von Politik erfordert, die sich an Terminen messen lassen muss. Mit dem Klima kann man um keinen Aufschub verhandeln. Die in der Politik so beliebte Methode des Zeit-Kaufens stößt hier an ihre Grenzen. Ich komme später noch einmal darauf zurück. ,,,
Das erste Beispiel ist unser Klimaschutzplan selbst. Für den interessierten Zeitungsleser war der Entstehungsprozess eher schmerzhaft zu beobachten, wie da ein beachtlicher Ehrgeiz der Umweltministerin in den Mühlen der Ressortabstimmung so geschliffen wurde, bis am Ende nur noch ein Plan übrigblieb, der nicht mehr ehrgeizig, sondern nur noch geizig ist – geizig an politischem Mut und echter Innovationskraft. Der Plan listet auf, in welcher Branche bis wann wieviel CO2-Einsparungen erreicht werden müssen – aber er hält sich bei der Benennung des dafür notwendigen Wandlungsbedarfes zurück. Es wissen ja alle, dass die Ziele nicht zu erreichen sind ohne den Abschied vom Verbrennungsmotor, ohne den Kohleausstieg, ohne eine Reduktion des Fleischkonsums, ohne eine ökologische Steuerreform. Es wissen ja alle, dass bestimmte Transformationsaufgaben nicht mit inkrementellen Verbesserungen, sondern nur mit einem klaren Richtungswechsel zu schaffen sind. Und dennoch druckst man herum anstatt sich ehrlich zu machen, dennoch wird aufgeschoben anstatt angepackt. Was läuft da schief? Warum fällt es der Politik so schwer, das Wissen in Handeln zu übersetzen? ...
Das überlange Festhalten an der Kohle hat uns politisch und finanziell schon gigantische Kosten verursacht. ...
... es gibt keine Veränderungen ohne Widersprüche, ohne Konflikte.


Aus dem Leitkommentar im Gießener Anzeiger am 4.6.2024
Das Traurige an dem Ritual, in Gummistiefeln nach Klimaschutz zu rufen, ist nur: Sind die Keller getrocknet und die Hilfsgelder gezahlt, sind die Rufe vergessen. Nicht zuletzt Söder setzt – gerade im Wahlkampf – dann lieber auf Warnungen vor „Klimaschutz mit der Brechstange“. Unter dem Motto „Klimaschutz ist wichtig, ABER“ lässt sich zu fast jeder konkreten Maßnahme ein Einwand finden – beileibe nicht nur aus der CSU. Auch in der CDU reagierte Armin Laschet als Parteichef 2021 auf die „Jahrhundertflut“ mit der Ansage, da ändere man nicht gleich die Politik, und Nachfolger Friedrich Merz gibt als klimapolitische Losung gerade aus: „Die Welt geht morgen nicht unter.“ Das schmeckt schal, wenn gerade halb Bayern untergeht ...
Zu ergänzen ist: Die Zeitung verhält sich da nicht anders. Wenn die Flut verschwunden ist, wird wieder für mehr Wirtschaftswachstum getrommelt.

Hier werden keine renditestarken Geldanlagen beworben. Wir suchen keine Mitglieder und auch keine Wähler*innen. Wir wollen den Kapitalismus nicht begrünen, sondern zum Nachdenken anregen, ob das zusammen gehen kann: Profite machen und Klima schützen.

Worte von Antonio Guterres (UN-Generalsekretär)
Aus der Rede zur Veröffentlichung des IPCC-Berichts AR6
Wir sind auf einer Schnellstraße, die uns in die Klimakatastrophe führt. Überhitzte Meere, Hitzewellen, verheerende Stürme, verbreiteter Wassermangel, die Ausrottung von Millionen von Tier und Pflanzenarten. Das ist keine Fantasie oder Übertreibung. Das ist das, was uns die Wissenschaft sagt über unsere gegenwärtige Energiepolitik. ...
Die Regierung sagen das eine, aber tun etwas ganz anderes. Einfach ausgedrückt: Sie lügen. Die Folgen werden katastrophal sein. ...
Das ist ein Klimanotstand. Klimawissenschaftler sagen uns, dass wir gefährlich dicht an Kipppunkten sind, die zu sich beschleunigenden und nicht wieder gut zu machenden Klimaschäden führen. Aber Regierungen und hochrangige Firmen¬chefs sehen das nicht. Die scheren sich nicht darum und haben nur ihre eigenen Interessen und ihre Investitionen in Fossilenergien im Blick und gießen Öl ins Feuer. ...
Klimaaktivisten werden manchmal als gefährliche Radikalisten bezeichnet. Aber die wirklichen Radikalisten sind die Länder, die die Produktion von Fossilenergien erhöhen. ...
Wir müssen auf die jungen Leute hören und die indigenen Völker, die Alarm schlagen und die unsere Führer zur Rechenschaft ziehen. Wir müssen auf ihre Arbeit setzen, um eine Grasroot Bewegung zu starten, die nicht mehr ignoriert werden kann
.

Aus der Rede zum Abschluss der COP27
Wir sind auf einem Highway in die Klimahölle, mit dem Fuß immer noch auf dem Gaspedal. ...
Die tödlichen Auswirkungen des Klima¬wandels sind hier und jetzt. Verluste und Schäden können nicht mehr unter den Teppich gekehrt werden. Es ist ein moralischer Imperativ. ...
Diejenigen, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, ernten den Wirbelwind, den andere gesät haben.
ergessen wir nicht, dass der Krieg gegen die Natur an sich schon eine massive Verletzung der Menschenrechte ist.


Aus Filmbesprechungen zu "How to blow up a pipeline"
Die Folgen des Klimawandels sind in der heutigen Zeit mehr als deutlich zu spüren. Trotzdem spielen die meisten Politiker immer noch auf Zeit. Kein Wunder also, dass sich der Protest zunehmend radikalisiert. (Quelle)
Die Folgen des Klimawandels werden immer erlebbarer und gewaltiger. Trotzdem lassen wirksame Gegenmaßnahmen, vor allem der Hauptverursacher, immer noch auf sich warten. Die meisten Umwelt- oder Klimabewegungen haben sich für friedliche und offene Protestformen entschieden, bis heute allerdings ohne entscheidenden Erfolg. Ist es also längst an der Zeit, die Richtung zu ändern? Wie weit sollte man gehen, um das Schlimmste zu verhindern? Eine Gruppe junger Aktivist*innen stellt sich diese Frage nicht mehr. Sie beschließen, der größten Bedrohung für unseren Planeten nicht mehr nur symbolisch zu begegnen. (Quelle ++ Kino Traumstern in Lich)

Anmerkungen zum Extremwetter in der Region Valencia
  1. Das Extremwetter in der Region Valencia kann laut Attributionsforscherin Friederike Otto eindeutig dem Klimawandel zugeordnet werden. Das Wetterereignis DANA (Tiefdruckgebiet in großer Höhe) oder Gota fría tritt zwar jährlich im Spätherbst unabhängig vom Klimawandel auf. Da das Mittelmeer inzwischen durch den Klimawandel um stellenweise (gerade zwischen Festland und Balearen) zwei bis fünf Grad aufgeheizt ist, nimmt der (wärmere) Wind wesentlich mehr Feuchtigkeit auf. Die Wolken treffen dann auf die gebirgige Küste …Grundlage ist Physik, zum Beispiel die Gleichung von Claudius-Clapeyron: Die besagt, dass wärmere Luft mehr Wasser speichern kann. Wärmere Luft, wärmeres Wasser = heftigere Niederschläge. So simpel.
  2. Wetterextreme wie dieses, die Ahrtalkatastrophe, der Dauerregen in Bayern (Vb-Wetterlage) und Griechenland werden uns im nächsten Vierteljahrhundert selbst dann heimsuchen, wenn wir ab sofort nicht ein Mollekül CO2 mehr in die Atmosphäre entweichen lassen (Potsdamm-Institut). Dafür reicht das vorhandene Potential des Treibhausgases.
  3. Gegenwärtig sieht es jedoch so aus, dass wir ungebremst .... und damit eher bei drei bis vier Grad Erwärmung landen werden. Bereits jetzt ist schon sicher: Berlin wird in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ein Klima bekommen wie heute im südfranzösischen Toulouse. Köln wird so werden wie heute San Marino, Wiesbaden wie heute Lugano. München bekommt ein Klima wie Mailand, Helsinki wie derzeit Wien, Madrid wie derzeit Marrakesch in Nordafrika.
  4. Das haben wir den konservativen Politiker*innen und den mit ihnen bestens vernetzten Lobbyisten zu verdanken. Ich erinnere daran, dass Shells eigene Wissenschaftler*innen bereits vor einem halben Jahrhundert die Folgen ungehinderten CO2-Ausstoßes durch fosile Brennstoffe vorhergesagt haben und die Konsequenz der Konzernlenker die Desinfomation der Öffentlichkeit war.
  5. Und damit sind wir wieder in der Region Valencia. Die über zweihundert Todesopfer und die Verwüstungen gehen sehr konkret auf das Konto der „Konservativen“. Strafrechtlich handelt es sich im Zweifel um Dolus eventualis. Der liegt vor, wenn der Täter das Bewusstsein hat, das Opfer durch die Setzung der Gefahr einem qualifizierten Risiko auszusetzen und Gleichgültigkeit gegenüber dem geschützten Rechtsgut in Kauf nimmt.
    Spanien ist wie Deutschland in „Länder“ eingeteilt: den Regionen (Autonome Gemeinschaften). Diese (und nicht die „sozialistische“ Zentralregierung von Pedro Sánchez, PSOE) sind für den Katastrophenschutz verantwortlich. Die Region Valencia wird seit einem Jahr von der Partido Popular (PP) zusammen mit der rechtsradikalen Vox regiert. Die PP wiederum ging aus der 1976 von Manuel Fraga Iribarne (Minister unter Franco) gegründeten rechtskonservativen Alianza Popular hervor, in der sich die alten franquistischen Eliten sammelten. Carlos Mazón, dem konservativen Chef der aktuellen Regionalregierung in Valencia, fiel nach seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr nichts Besseres ein, als die Behörde, die als Antwort der sozialistischen Vorgängerregierung auf Naturkatastrophen wie Waldbrände und Überschwemmungen durch Starkregen verantwortlich war, zu schließen. Es war seine Art, das neoliberale und populistische Wahlprogramm, mit dem er angetreten war, umzusetzen. Für Vox ist alles, was mit Klimawandel zu tun hat, „Umweltfanatismus“. Die PP hat sich dies zum großen Teil zu eigen gemacht.
  6. Was tun? Woran will sich die Menschheit anpassen? Die Treibhausgaskonzentrationen steigen ungebremst auf immer neue Höchststände an, das Klima verändert sich weiter. „Damit bleibt Klimaschutz eine Rechnung mit einigen Unbekannten“, sagt Uwe Kirsche, Sprecher des Deutschen Wetterdienstes. „Sicher ist aber: Ohne wirksamen Klimaschutz verstärken sich die Gefahren und das Anpassen wird immer schwieriger.“ Deshalb zähle jedes durch Klimaschutz vermiedene Zehntelgrad.
  7. Vor fast zwanzig Jahren haben wir eine Exkursion zum „Betonparadies“ an der Küste der Region Valencia durchgeführt. Siedlungen mit Straßen, Golfplätzen und Einkaufszentren wuchsen, als ob es kein Morgen gäbe. Vom Bauboom besonders betroffen war die Costa del Azahar (Küste der Orangenblüte) von Peniscola über Valencia bis Gandia und die anschließende - dem Namen nach bekanntere - Costa Blanca in der Provinz Alicante. Was passiert, wenn sintflutartiger Regen auf versiegelte Flächen trifft, haben wir im Ahrtal erlebt. Die Küste der Region Valencia ist noch weitaus stärker versiegelt, die verbliebenen Böden kaum aufnahmefähig. Luftaufnahmen aus der Region Valenvia zeigen die aktuellen Schäden im Katastrophengebiet.
    (Quelle: Verein für nachhaltige Flächennutzung und Umweltkommunikation e.V., Wetzlar)

Klimaklagen

Aus "Klimaklagen vor dem EGMR", auf: zdf.de am 8.4.2024
Deutschland steht wegen seiner Klimapolitik vor Gericht, streitet dort aber eine Mitverantwortung für Klimaschäden ab. Das zeigen Gerichtsdokumente, die ZDF frontal vorliegen.

Informationen zu Klimawandel und Klimaschutz

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