Fiese Tricks von Polizei und Jostiz

KREATIVE ANTIREPRESSION STATT LANGWEILIGE VERREGELUNG!

Streit um kreative Antirepression oder Schweigen in jedem Fall


1. Einleitung
2. Autoritärer Repressionsschutz
3. Erst verschweigen, dann kritisieren, dann ...?
4. Angriffe von links gegen kreative Antirepression
5. Streit um kreative Antirepression oder Schweigen in jedem Fall
6. Woher kommt der Hang zum Normalen?
7. Links zu verschiedenen Seiten zum Thema

Zum Text „Wir packen aus“, Interim 557, S. 31
Ein „Berliner Bündnis für Wahrheitsfindung“ greift Menschen, die momentan in den RZ-Prozessen vor Gericht stehen, für ihre Aussagen an. Nach langer Zeit der Untersuchungshaft haben sich dort mehrere auf Aussagen eingelassen und als „Gegenleistung“ ihre Haftentlassung erreicht. Eine Person, die diesen Weg nicht mitgegangen ist, sitzt weiter in U-Haft.
Das Verhalten derer, die Aussagen gemacht haben, kann jederzeit kritisiert werden. Kritik bedeutet Hinterfragen, Weiterentwickeln oder Verwerfen, neue Strategien entwickeln usw. Was aber in der Interim zu finden war, ist das in arrogante Satire verpackte Beharren auf einem Dogma „Anna und Arthur halten’s Maul“. Mal abgesehen davon, daß es sicherlich nur wenige zu Gesetzen aufgebauschte Sätze in linken Zusammenhängen gibt, die so offensichtlich auch von denen mißachtet werden, die sie benennen (mit Bullen, z.B. vor und während Demos, bei Anzeigen gegen Nazis usw., sowie mit Justizstellen gibt es ständig Gespräche und Kooperation – meist ohne jeglichen Zwang dazu!), erscheint uns der Satz auch nicht sinnvoll. Und zwar, damit keine Mißverständnisse auftreten, nicht sinnvoll als unumstößliches Dogma, d.h. als unumstößliche Verhaltensanweisung unabhängig von der Situation.

Denn eine Festlegung auf „Anna und Arthur halten’s Maul“ kann bedeuten, ...
  • Bullen, VS oder Justiz einen Gefallen zu tun, wenn es für die nützlich ist, daß wir schweigen.
  • massiven Zwang auf solche Menschen auszuüben, die vielleicht lieber Gedichte aufsagen, Lieder singen, von der laufenden Waschmaschine zuhause erzählen oder die Bullen zutexten, daß sie ja nur fragen, weil sie fragen müssen aufgrund der Herrschaftsbeziehung am Arbeitsplatz. Ihnen wird Angst gemacht vor der linken Inquisition und Druck, die ihnen unangenehmere Situation des Schweigens durchzuhalten.
  • Chancen der öffentlichen Vermittlung zu verpassen.
  • berechenbar zu werden für Repressionsbehörden (was haben Spitzel und AnquatscherInnen zu befürchten, wenn sie wissen, das Schlimmste kann ein „Nein“ sein?).
  • nur arrogant aus Eliten heraus Verhaltensregeln an politische AktivistInnen herauszugeben, statt Hintergrundwissen zu vermitteln und konkretes Verhalten zu trainieren und zu reflektieren. Statt Hilfe zur Selbsthilfe erfolgt oft mehr Anweisung und Zurechtweisung.
  • den Menschen das zu nehmen, was Menschen ausmacht: Die Fähigkeit zum Reflektieren, Abwägen und Entscheiden.

Im konkreten Fall der RZ-Prozesse kommt uns zusätzlich der Verdacht auf, daß das „Berliner Bündnis für Wahrheitsfindung“ ein Club von SesselfurzerInnen ist. Aus der sicheren Position heraus Menschen anzugreifen, die Jahre im Knast sitzen, ist einfach. Um eines Dogmas wegen Menschen im Knast sehen zu wollen, ist brutal und zeugt davon, da „linke“ Politik nur noch selten etwas mit Emanzipation zu tun hat. Die Aussagen im Prozeß bleiben kritikwürdig, aber die pauschale Verdammung ist unmenschlich. Zudem entspricht es nicht unserer Beobachtung, daß die Aussagen der einen die Noch-immer-Inhaftierung des anderen bewirkt haben. Die Aussagen wirkten auf uns gerade in diesem Punkt sehr überlegt und entlastend für alle Beteiligten bis auf den Verräter Mousli und die Arschlöcher von der Staatsmacht.

Wir können uns in den letzten Punkten irren, aber wir haben keine Lust, die dogmatisch-unmenschliche Form der Politik, die im Text des „Berliner Bündnis für Wahrheitsfindung“ und an leider vielen anderen Stellen linker Debatten erfolgt, als einzige gültige Form der Politik hinzunehmen – schon gar nicht, wenn diejenigen, die diese Form wollen, sich selbst immer mit einem Konsens u.ä. verwechseln, um ihre Definitionsmacht über das Verhalten politischer AkteurInnen durchzusetzen.

Gedanken zur Kritik an kreativer Antirepression
Aus der Hoppetosse-Mailingliste
  • Der Text behauptet zwar, eine Stellungnahme zur Idee „kreativer Antirepression“ zu sein, aber er ist es nicht. Ganz im Gegenteil (und in guter Tradition zu Diffamierungstexten der letzten Monate aus allen möglichen Richtungen) macht er zunächst selbst Behauptungen darüber, was „kreative Antirepression“ ist und kritisiert dann das. Das, was dort behauptet wird, hat allerdings genau NICHTS mit dem zu tun.
  • So wird als bedeutendster Grund benannt, daß „eine Zusammenarbeit mit dem VS“ sinnvoll sein, um „Informationen zu bekommen“. Selbstverständlich wird (in guter Tradition zu den ekligen Anpissen der vergangenen Monate aus allen möglichen Richtungen) keine Quelle genannt. Das hat einen einfachen Grund: Es gibt keine. Weder wird irgendwo in der Debatte um „kreative Antirepression“ die „Zusammenarbeit mit dem VS“ befürwortet - nicht einmal Gespräche werden befürwortet! Und ebenfalls wird nirgends behauptet, daß das Ziel kreativer Antirepression das Gewinnen von Informationen sei. Hier sitzt das Pamphlet dem eigenen Diskurs über „kreative Antirepression“ auf. Viele elitäre Zirkel innerhalb der linken haben ständig diesen Unsinn behauptet, um KritikerInnen zu diffamieren. Inzwischen glauben sie ihre eigenen Lügen selbst.
  • Mit keinem einzigen Wort geht die „Stellungnahme“ auf tatsächliche Texte und auch nicht auf bereits gelaufene Aktionen ein. Dabei gibt es inzwischen einige, z.B. die Internetseiten www.antirepression.siehe.website oder verschiedene Aktionen in Gerichten oder gegenüber Polizeigewalt im Raum Mittelhessen.

Insofern ist das Papier keine „Stellungnahme“ zu einer Debatte, weil die Debatte gar nicht behandelt wird. Das Papier dient erneut der Verbreitung von Unsinn über die Menschen, die „kreative Antirepression“ für sinnvoll halten. Dazu gehört, daß Quellen nicht genannt werden, sondern einfach Lügen verbreitet werden. Hinzu kommt noch, daß der Sprachstil des Papiers (in guter Tradition zu jahrzehntelangen Gepflogenheiten in linken Eliten) in einem befehlstonartigen bis pathetischen Tonfall geschrieben ist. Das reicht von Verhaltensanweisungen bis zu Aussagen, daß Schweigen wahre Stärke zeige (was ist denn das für ein Kriterium!). Außerdem macht es auch viele weitere Behauptungen, ohne irgendwann mal Begründungen anzufügen (z.B. warum es nach dem Reden über das Wetter oder den hungernden Hund zuhause schwierig sein soll, zu schweigen usw.).
Summa summarum: Ein erneuter, schlecht versteckter Beitrag zur Schlammschlacht und zu Diffamierung von Begriffen, Ideen und Menschen. Auf die erste argumentative Kritik am Konzept der kreativen Antirepression darf weiterhin gewartet werden ...

Für kreative Antirepression! Bullen, VS und Justiz das Fürchten lehren!
www.projektwerkstatt.de/antirepression

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