Fiese Tricks von Polizei und Jostiz

NICHT VERRÜCKT MACHEN LASSEN: SELBSTSCHUTZ FÜR ALLE UND TIPPS FÜR BETROFFENE

Alternativen


1. Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht
2. Tipps gegen Zwangsbehandlung
3. Wie kommt mensch wieder raus?
4. Akteneinsicht
5. Adressen, Beratung, Anlaufstellen
6. Repressionsschutz allgemein
7. Gesetze, Urteile, Kommentare
8. Alternativen

Mit den Alternativen zur Zwangspsychiatrie verhält es sich ähnlich wie mit denen zu Gefängnissen. Es bedarf einer doppelten Veränderung:
  • Erstens die Zurückdrängung der Ursachen für psychische Krisen und Ausgebranntsein. Dazu gehören Stress in Ausbildung, am Arbeitsplatz, in familärer Mehrfachbelastung usw., ebenso aber auch Isolation und Ghettoisierung von Menschen, d.h. dem Herausfallen aus kommunikativen Strukturen.
  • Zweitens der Aufbau von Strukturen, die Menschen in Krisen Möglichkeiten bieten, über das hinaus, was sie im Alltag bereits an Gesprächs- und Entspannungsmöglichkeiten haben. Solche Hilfsangebote müssen frei sein von Angst vor Repression. Sie können sich erst dann voll auswirken, wenn die Zwangsanstalten abgeschafft oder zumindest von den freiwilligen Angeboten klar entkoppelt sind.

Mehr als Zwang und Medikamente wirken Begegnungen und vertrauensvolle, soziale Beziehungen auf Menschen - auch heilend. Die größte Wirkung eines Arztbesuches hat in der Regel die Begegnung mit der*m Ärzt*in selbst. Die Pille o.ä. ist nur noch ein Symbol. Es wirkt der Glaube an die Kraft der Entscheidung des Heilenden.

Dezentrale, freiwillige Angebote
Man muss die Hilfe zu den Menschen bringen, nicht die Menschen zur Hilfe.
Im Original
Dezentrale und ambulante Hilfe statt psychiatrische Krankenhäuser
Aus: "Der Psychiatrie-Skandal", auf CORRECT!V am 26.9.2015
Immer mehr Menschen werden heute wegen einer psychischen Störung ins Krankenhaus eingewiesen. Weil die Deutschen depressiver, schizophrener, gestörter werden? Nein, der Fehler liegt im System. Die Krankenkassen verweigern sich der Erkenntnis, dass man viele seelisch Kranke am besten zu Hause behandelt. Und die Kliniken verdienen prächtig an den Patienten auf Station. Dabei gibt es längst alternative Modelle. ...
eine kleine Revolution im deutschen Gesundheitswesen. Denn Heißler hat mit den Krankenkassen des Landkreises Herzogtum-Lauenburg einen Deal gemacht: Er bekommt das gleiche Budget für die Versorgung der Psychiatrie-Patienten wie früher, darf das Geld aber selbständig verwalten. Es ist eines der ganz wenigen Projekte dieser Art in Deutschland.
Damals wie heute erhält das Johanniter-Krankenhaus von den Krankenkassen sieben Millionen Euro pro Jahr für die Versorgung der psychiatrischen Patienten im Landkreis. Doch damals unterhielt Heißler 51 Psychiatriebetten auf drei Stationen – übrig geblieben ist davon nur noch eine Station mit 18 Betten. Vom eingesparten Geld hat er vier mobile Teams aufgebaut, die aus Ärzten, Pflegern, Psychologen und Sozialarbeitern bestehen und jeden Patienten bis zu zweimal täglich besuchen. Dieses "Home-Treatment" gilt heute als Goldstandard für die Behandlung von Psychiatrie-Patienten. ...
2013 wurden auf den psychiatrischen Stationen in Deutschland 966.000 Fälle behandelt – ein Anstieg von 28 Prozent binnen zehn Jahren. Die Zahl der Psychiatriebetten stieg im gleichen Zeitraum um 13 Prozent an. Das ist besonders auffällig, weil parallel die Zahl der Betten auf anderen Krankenhausstationen um rund zehn Prozent sank. Am deutlichsten aber ist der Anstieg bei den Antidepressiva: Zwischen 2005 und 2014 verdoppelte sich deren Verbrauch in Deutschland nahezu. Im vergangenen Jahr wurden 1,4 Milliarden Tagesdosen verschrieben, das bedeutet umgerechnet: Rund 3,8 Millionen Menschen nehmen ein Jahr lang täglich ein Antidepressivum.


Aus einem Interview mit Rainer Bensch (gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion in Bremen, seit 2010 Mitglied des gesetzlichen Kontrollgremiums für die Psychiatrien, der sogenannten Besuchskommission) im Weser-Kurier, 17.12.2017
Was zeichnet eine gute Behandlung aus?
Der moderne Ansatz ist der einer lebensnahen psychiatrischen Versorgung. Das heißt, der Mensch soll nur in einer akuten Krise ins Krankenhaus eingewiesen werden. Und auch das bitte nur solange, wie es nötig ist. Ansonsten soll der Patient in seinem Lebensumfeld, also in seiner Wohnung, in der Nachbarschaft, im Quartier oder sogar am Arbeitsplatz begleitet und gegebenenfalls behandelt werden – das wiederum mit möglichst immer gleichen Ansprechpartnern. ...
Kritiker werfen der Geno schon seit einigen Jahren vor, andere Bereiche der Kliniken mit Geldern aus der Psychiatrie zu sanieren. Glauben Sie dem Senat, wenn er auf die Anfrage der CDU-Fraktion antwortet, 2016 habe es solche Quersubventionierungen nicht gegeben?
Es gab bundesweit offenkundig sehr viel Missbrauch. Psychiatrien haben dafür hergehalten, dass Krankenhäuser in allen Bundesländern zu wenig Investitionsmittel bekommen haben. Die Geschäftsführungen der Kliniken mussten überlegen: Wovon finanzieren wir in der Somatik einen neuen OP-Saal? Wie bekommen wir es hin, uns zu erneuern? Ihnen bleibt letztlich nichts anderes übrig, als Personal einzusparen oder Geld aus lukrativen Disziplinen von A nach B zu schieben. Beweisen kann man das nicht, aber es ist sehr, sehr naheliegend. Am KBO ist es ja ein offenes Geheimnis, dass quersubventioniert wurde.



Offene Psychiatrien
Es gibt in Deutschland wenige solcher psychiatrischer Häuser, die stationär behandeln, aber die Türen nicht schließen. Aber es gibt sie ...

St. Marien Hospital Eickel
Von deren Internetseite:
Die Klinik übernimmt seit mehr als 25 Jahren die Pflichtversorgung für die Stadt Herne. Dabei sind alle Stationen offen. Patienten, die einer beschützenden Obhut bedürfen, begegnen wir mit intensiver Fürsorge. So wird eine offene, durch Zuwendung geprägte Atmosphäre gewährleistet.
Neben der offenen Tür stellt der Verzicht auf eine Aufnahmestation ein weiteres Qualitätsmerkmal der gemeindepsychiatrischen Klinik dar. Die Anwesenheit auf einer Aufnahmestation wird von allen Beteiligten in der Regel als belastend empfunden, da sich hier gestörtes Erleben und Verhalten von akut Kranken konzentriert und wechselseitig verstärkt. Gerade akut kranke Menschen benötigen jedoch eine eher ruhige, ausgleichende und fördernde Umgebung. Zudem erspart die kontinuierliche Behandlung auf einer Station einen für Patienten evtl. nachteiligen Beziehungsabbruch zu Therapeuten und Pflegepersonal.


  • Klinik in Heidenheim
    Der Leiter, Martin Zinkler, spricht sich regelmäßig gegen Zwang aus. Auf der Internetseite der Klinik werden Zwangsmaßnahmen aber weiter als letztes Mittel benannt.

Vorbild für viele, die das vollständige Ende der geschlossenen Anstalten fordern, sind einige Regionen in Italien, wo schon in den 70er Jahren das Aus der Zwangspsychiatrien eingeleitet wurde - mit interessanten Erfolgen.
Aus "Wege in die offene Psychiatrie"
Italien: Die psychiatrischen Anstalten als solche sind verschwunden. Gegenwärtig wird an der Schließung der Forensiken gearbeitet. Psychiatrische Akutpatientinnen und -patienten werden heute in kleinen Abteilungen allgemeiner Krankenhäuser behandelt und/oder gemeindenah von multiprofessionellen Teams in den Zentren für psychische Gesundheit betreut. Die schillerndste Persönlichkeit dieses Wandels war der Arzt Franco Basaglia, der 1978 gemeinsam mit der Reformbewegung „Demokratische Psychiatrie“ das Gesetz Nr. 180 auf den Weg brachte. Doch es sollte in manchen Regionen Italiens noch lange dauern, bis die Reformen umgesetzt wurden – etwa im Trentino. Die Anstalt in Pergine schloss ihre Tore endgültig erst 2002. In Südtirol blieben die Strukturen lange ungenügend. Seit den 1990er-Jahren aber hat sich ein Netz sozialpsychiatrischer Strukturen auch hier etabliert. Als wichtigste Etappe der österreichischen Psychiatriereform gilt das Unterbringungsgesetz aus dem Jahr 1991, kurz UbG, mit den flächendeckend eingerichteten Patientenanwaltschaften. Längst ist nicht aller Zwang aus der Psychiatrie verschwunden – er hat zum Teil auch neue, modernisierte Formen angenommen. Die Öffnung der (alten) Anstalt aber ist unübersehbar.
Die psychiatrische Pflege sieht sich heute neuen Herausforderungen und einem transformierten Berufsbild gegenüber. Die Veränderungen der Psychiatrie haben auch die Arbeit der Pflegerinnen und Pfleger verändert. Einige von ihnen waren und sind auch wichtige Protagonistinnen und Protagonisten dieses Wandels.


Angehörige
Aus Martin Zinkler/Klaus Laupichler/Margret Osterfeld (Hg): "Prävention von Zwangsmaßnahmen" (S. 69)
Angehörige werden nicht in der Deeskalation von Krisen geschult. Sie sind aber oft die Ersten, die mit der Krise konfrontiert werden. Es fehlt an schnell verfügbaren Helfern, die auch nach Hause kommen, und zwar auch am Abend, nachts und am Wochenende und als Profis eine Einschätzung abgeben, ob die Krise ambulant überstanden werden kann oder ob ein stationärer Aufenthalt notwendig ist. Damit würden letztendlich auch Zwangsbehandlungen vermieden. Werden Angehörige in ihrer Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in einer Krise alleingelassen, fällt ihnen oft nichts anderes ein, als die Polizei zu Hilfe zu holen, und um eine Einweisung des Betroffenen in die Klinik zu bitten.

Auch bei schwierigen Fragen: Alternativen sind möglich, Zwang hingegen falsch!

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