Wahlquark

DEN MARKT ZUM GÄRTNER MACHEN: ICH WILL DEN KAPITALISMUS LIEBEN, UND ICH SCHAFF' ES AUCH!

Kritik


1. Einleitung
2. Pro Markt
3. Schon wieder "Schaffen statt raffen"? Realwirtschaft ist super!
4. Rettet die Banken
5. Mehr "Realwirtschaft" & Wachstum (Autos, Straßen, Flugplätze, AKWs, Panzer ...?)
6. Alternative Ökonomie als Retter?
7. Kritik
8. Links

Im Original: Kritik
Saral Sarkar, Nachhaltige Entwicklung, in: Tarantel Dez. 2001, Vierteljahresschrift der ökologischen Plattform bei PDS
Die Grundidee des Begriffs "nachhaltige Entwicklung" ist einfach die Versöhnung zwischen Ökologie und Ökonomie sowie die Lösung des Ressourcenproblems. Die Idee hat seit Anfang der achtziger Jahre mehrere Ausdrücke gefunden. 1982 schrieb Joseph Huber, ein namhafter Publizist der Alternativbewegung: "Die Industrie passt sich ökologisch an, und die Ökologie verliert ihre industrielle Unschuld. Wenn die Ökologie eine Zukunft hat, dann nur in industrieller Form ... Es gibt Alternativen in der Industriegesellschaft, aber keine zu ihr." (...) Gleiches schrieb der DGB 1985 (...). 1986 erklärten die Grünen, ihr Programm sei ökologischer und sozialer Umbau der Industriegesellschaft, und redeten qualitativem und selektivem Wachstum das Wort. (...) 1987 forderte die World Commission on Enviroment and Development (WCED) in ihrem "Brundtland-Bericht" weiteres weltweites Wirtschaftswachstum, d.h. auch in den hochentwickelten Ländern. Sie meinte, das sei möglich, ohne die Umwelt zu zerstören. (...) Die Idee kam auch bei "Sozialisten" an. Jablokow, ein Perestroika-Ökologe, schrieb 1988, "dass der Hinweis auf die Unvermeidbarkeit ökologischer Probleme bei der Entwicklung von Industrie und Volkswirtschaft nicht der Kritik standhält".

Über Attac
Christian Stock in iz3w September 2001 (S. 7)
... so ist der eigene Anspruch, „Sand im Getriebe“ der Finanzmärkte sein zu wollen, kaum mehr als Koketterie. Tatsächlich wäre die Tobinsteuer eher ein Schmiermittel, denn Finanzmärkte brauchen Regulierungsmaßnahmen, wollen sie langfristig stabil sein. Große Fraktionen des Kapitals sehen dies mittlerweile selbst so.
Der kritische Teil der Bewegung ist nun gefragt, sich der NGOisierung kapitalismuskritischer Positionen zu entziehen, ohne selbst mit platten Parolen hausieren zu gehen.

Aus Dieterich, Heinz: "Historische Chance", in: Junge Welt, 2.2.2007 (S. 10 f.)
Der Grundfehler dieser herrschenden Ideologie der europäischen Linken, die an die metaphysischen Konstruktionen des Eurokommunismus erinnert, liegt darin, daß sie statt Marktanalyse Marktfetischismus betreibt.

Aus Ralf Hutter, "Konsum statt Kollektiv" in: Neues Deutschland, 17.9.2013
Die Verbindung der Suche von Marktlösungen mit einer individualistischen Perspektive ist ein Grundsatz des politischen Liberalismus. Die Grünen wollen den guten Kapitalismus (Stichwort Green New Deal) mit gutem, reflektiertem Konsum, zu dem jeder Einzelne durch Argumente gebracht werden soll ("Macht der Verbraucher"). Selbst bei ihren Kernthemen Klimawandel und Gentechnik sind sie nicht so drastisch, wie sie es eigentlich sein müssten, wenn sie ihre eigenen Sorgen ernst nehmen würden, und reden viel von Marktlösungen.
Die marktvermittelte Subjektbildung durch finanzielle (Entscheidungs-)Macht finden wir schon bei der historischen bürgerlichen Klasse, die durch ihre kapitalistischen Möglichkeiten selbstbewusst wurde. Heute erleben wir die Extremform: Ein Denken, wonach es vor allem auf die persönliche Entscheidung - sei es im Konsum oder bei Wahlen - ankommt, und erst nachrangig auf gesellschaftliche Realitäten sowie kollektive Betroffenheiten und Prozesse. Die Masche der Grünen ist Ausdruck des bürgerlichen Idealismus: Ich entscheide mich für das politisch Gute, und wenn die anderen es mir nachtun würden, wäre die Welt gerecht.


Aus dem Vorwort von Dr. Volker Buddensiek, Chefredakteur_in von Sonne, Wind & Wärme 3/2016
Von Elefanten und Solarenergie
Heute will ich Ihnen "keinen vom Pferd erzählen". Aber vom Elefanten. Seit ein paar Jahren ist zu beobachten, dass viel mehr Elefanten gewildert werden, als anschließend Elfenbein auf den (Schwarz-)Markt kommt. Die Erklärung dafür ist so einfach wie erschreckend: Das Elfenbein wird in asiatischen Lagerhäusern gehortet fur die Zeit, wenn Elefanten in freier Wildbahn ausgerottet sind. Denn es stent zu erwarten. dass sich der Preis für Elfenbein dann vervielfacht. Je schneller und je mehr Elefanten verschwinden, umso eher ist dieser Zeitpunkt erreicht. Darum werden auch gern schon mal ganze Herden einschließlich der Elefantenkalber abgeschossen.
Warum ich das hier berichte? Weil es so ein einfaches System ist, aus wenigen Komponenten besteht und schnell deutlich macht, dass gesellschaftliche Werte — hier der Artenschutz — sich nicht von selbst verwirklichen, wenn man sie einfach der ökonomischen Vernunft überlasst. Denn legt man ausschließlich betriebswirtschaftliche Logik an, dann ist so eine Maßnahme zur Wertsteigerung ja durchaus konsequent.


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