Wahlquark

8 TAGE U-HAFT IN STAMMHEIM

Allein ...


1. Kurzfassung
2. Ansichten und Innenansichten aus dem Knast
3. Verhaftet ...
4. Ab zur Bullizei ...
5. Allein ...
6. U-Haft ...
7. Stammheim ...
8. Zelle 49 ...
9. Knastleben ...
10. Knast als Heimat ...
11. Frauen ...
12. Ganz unten ...
13. Was geschieht draußen? ...
14. Den Prozeß machen ...
15. Und weiter ...
16. Vielen Dank ...
17. Spätere Nachträge
18. Reaktionen auf der Hoppetosse-Mailingliste
19. Weitere Reaktionen

Irgendwann ist alles abgehakt. Ich werde auf eine Einzelzelle gebracht, vorbei an der Essensausgabe – aber es gibt nur totes Tier. Dann fliegt die Tür hinter mir zu. Aus. Alles ist ruhig. Jetzt ist nur noch Zelle. Graue Wand, ein Bett mit Holzliegefläche ohne Matratze. Ein Klo, sonst nichts. Noch immer gehe ich davon aus, daß jetzt die typischen Stunden des Polizeigewahrsams folgen. Der beste Moment zu schlafen. Außer Langeweile ist hier ohnehin nicht zu erwarten. Doch die Liegefläche ist kurz und hart. Ziehe ich den Kapuzi aus als Kopfkissen, wird mir kalt. So döse ich eher als daß ich schlafe – schon mal schlecht. Die Zeit vergeht so langsamer. Die Bullen gewinnen die Oberhand, immer mal wieder kommt einer rein, mustert mich überlegen. Sie zeigen mir stolz die Fahndungsfotos, die sie von mir gemacht haben. Jämmerliche Typen, die ihre Lust an Unterwerfung nicht verbergen. Die noch einige Rechnungen mit mir offen haben, denn viele Polizistis verhalten sich gegenüber ihren Gefangenen mit einer Mischung aus überlegener Witzigkeit und demütigenden Spitzen. Ihren Witz verlieren sie aber schnell, wenn sie ihre Überlegenheit nicht durchsetzen können. So nerven sie jetzt zurück, aber da ich ohnehin nicht gut schlafen kann, ist es mir egal.
Draußen gehen Türen auf uns zu, Gespräche, Schritte, eine ganze Zeit lang. Dann ist Ruhe. Und in mir wächst die Ahnung, daß die anderen fünf draußen sind und ich dableibe. Die Ahnung wird zur Gewißheit. Ich werde auf eine andere Zelle gelegt mit Matratze – und nochmal durchsucht. Sie finden meine Sturmhaube, die wird gleich beschlagnahmt. Der Kommissar ist stolz auf sich. Ich lege mich auf die Matratze. Hier müßte das klappen mit dem Schlafen, immerhin was. Nur noch einmal bekomme ich Besuch. Mir wird vorgeschlagen, daß ich einen Beamti als Postbevollmächtigten akzeptiere und eine Kaution bezahle. Dann könnte ich auch raus. Sie nutzen meine Wohnsitzlosigkeit. „Nein“, sage ich. „Ich habe eine Postadresse, der Rest ist Schikane.“ Sie gehen, ich schlafe ein.

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