Wahlquark

ORGANISIERUNG VON UNTEN

Debatte auf Hoppetosse-Mailingliste (Auszüge)


1. Einleitung und Thesen zu allen Bereichen
2. Gesamter Text "Organisierung ... WIE GEHT DENN DAS?
3. Grundsätze für eine "Organisierung von Unten"
4. Was funktioniert nicht, und warum funktioniert es nicht?
5. Gesellschaftliche Konstruktionen und Mechanismen des Sozialverhaltens wirken weiter
6. Eigene Ohnmacht gegenüber unendlichen Ressourcen von Staat und Gesellschaft; Irrelevanz und Marginalisierung der politischen Arbeit und ihrer AkteurInnen, der Individuen und ihrer freien Zusammenschlüsse überhaupt
7. Bedürfnis nach schnellen Erfolgen
8. Unwillen zu kontinuierlicher Arbeit
9. Geringe Handlungsmöglichkeiten durch Einbindung der AkteurInnen in gesellschaftliche Zwänge (Arbeit, Familie, Ausbildung usw.)
10. Fehlende Phantasie, Vorstellungskraft für Organisierung von unten und Alternative zu gesellschaftlichen Zwängen
11. Angst vor Vielfalt, Dynamik und produktivem Streit
12. Aktiv gegen Repression
13. Angst vor Vereinzelung, Eigenverantwortung, Eigeninitiative und Offenheit
14. Kommunikation
15. Abschließendes und konkrete Pläne zur Umsetzung
16. Viertes Treffen Organisierung von unten in Saasen
17. Debatte auf Hoppetosse-Mailingliste (Auszüge)

"Hoppetosse - Netzwerk für kreativen Widerstand" nannte sich der lose Zusammenschluss, der einige Jahre über Aktionsformen und Herrschaftstheorie diskutierte. Der Name sollte verhindern, dass er zu einem selbständigen Logo oder identitätsstiftenden Titel wird - dazu war er zu albern. Wer das Wort nicht kennt: Das de.wikipedia.org/wiki/Hoppetosse" target="_blank">Piratenschiff von Pippis Papa ...

Nachdem immer wieder die Diskussion um OvU an dem Moment abbreicht, wenns heisst, es gibt ja kaum welche, will ich gerade die Erfahrungen vermailen, die ich mit OvU gemacht habe. Das ist natürlich meine subjektive Erfahrung und durch meinen politischen Hintergrund geprägt, den ich dann im Zusammenhang mit erkläre. Und nachdem ich seit dem WTC-Anschlag ziehmlich ohnmächtig war und mich schlecht gefühlt habe, das Selbstvertrauen ziehmlich niedrig war (hatte auch was mit LR zu tun), mir hat die OvU echt den Kick gegeben.
Das in Freiburg entstandene „Widerstandskollektiv“ ist wahrscheinlich einer der „letzten Überlebenden“ dieses Projekts. Die ganze Sache ist direkt in der Genua-mobilisierung „eingeschlafen. Noch vor Semesterstart bei den ersten Friedensdemos haben sich 4 der AktivistInnen verabredet, dass ganz wieder nach dem Sommer in Gang zu setzen. Das erste Projekt, was wir in „Angriff“ genommen haben war eine selbstgebastelte Zeitung. Wie haben wir das realisiert, dass es von unten war. Wir sassen halt einfach zusammen, und jedeR hat vorgeschlagen, welche Themen er/sie in der Zeitung gerne hätte. Danach aufteilung der Artikel, wobei sich eigentlich jedeR an dem Bediente, was ihn/sie am meisten interessierte.
Meine persönliche Erfahrung fand ich sehr spannend, denn ich kenns halt aus dem LR (wo ich nicht mehr bin), dass es immer die Kombi erfahreneR GenossIn gibt, die zusammen ein Flugi entwerfen. Es war erstmal schwer für mich, den anderen Menschen aus der Gruppe, die noch nicht so lange Politik machen, einen guten Text über ein Thema, das wir noch nie diskutiert hatten zuzutrauen. Im LR hätte ich zum Beispiel einfach selber ein Interesse an dem Text angemeldet oder „vorgeschlagen“, den Text „gemeinsam“ zu schreiben. Habe ich aber zum glück nicht(denn die Artikel sind recht gut). Gleiches gilt auch für Themen, die ich für nicht relevant/vermittelbar hi Sehr interessant fand ich, wie sich eine Gesamtkonzeption ergeben hat. Die deckte sich natürlich auch nicht mit meinen Vorstellungen, als Diktator hätte ich zum Teil andere Themen genommen, und da halt eine Diskussion angefangen ob das Sinn macht usw. und wahrscheinlich am Ende meine Meinung durchgesetzt.
Sehr gut war, dass wir keine Zeichenbegrenzung (aus mangelnder Erfahrung) eingeführt hatten. So konnte jedeR das formulieren und so viel schreiben wie er/sie Zeit, Lust und Kreativität hatte. Dann Fertigstellungstreffen. Gemeinsam noch die Artikel durchgegangen und einge Stellen an Form und Inhalt verbessert. Was wiederum nicht hies, die eigen Poistion da allzusehr mit reinzunehmen. Das Beste war eigentlich das Lachen, wenn wieder eineR von uns eine allzucoole Formulierung kreiert hatte (und alle waren da sehr kreativ, richtig schön zu lesen).
Dann Bomben auf Afghanistan als wir gerade ans Layouten gehen wollten. Schnell zu zweit einen Text geschrieben (da war durchaus Dominanz wieder eine Gefahr, denn irgndwie war Zeitdruck und an einer Computertastatur kann meist nur einer schreiben.
Zusammenfassend kann ich sagen, das Projekt als solches hat Spass gemacht. Wichtig war, nicht irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Natürlich musste irgend ein bestimmter Artikel auf die Seite 1. Aber das einfach ein bischen lockerer zu sehen, was halt passt, angesichts der Situation war klar, dass nicht was über Bildung auf der Vorderseite ist. Und Form eines Artikels spielt auch eine Rolle, ein Text über eine ganze Seite macht sich ganz gut im inneren Teil der Zeitung. Die einzigen Regeln waren eigentlich die, die uns unser Layoutprogramm vorgegeben hat (und da haben wir ganz schön geflucht).
Was kam dabei raus? Also, das war dann eine 4 seitige Zeitung (DIN A 3, doppelseitig und gefaltet). Und nach all den Jahren im LR habe ich mal eine Zeitung verkauft, die „meine“ war, also Produkt meiner Kreativität und Tätigkeit im miteinander mit den anderen. Aber es lag nicht so sehr nur an meiner Begeisterung, dass wir am Einführungstag so viele von den Teilern verkauft haben. Es war auch, dass wir halt mehr die Stimmung der Menschen getroffen haben (*). Also, es sind 140 Stück wegegangen (mit LR wärens nach meiner Erfahrung weniger als 30 gewesen). Noch was zur Finanzierung. Wir hatten da ja am Anfang grosse Skepzis, ob wir das durch Spenden finanziert bekommen. Wir haben halt nicht den alten LR-Stil gemacht mit Zeitung gegen 2 Mark Spende, sondern mit Spende zwischen 0 und 100 Mark (mehr nehmen wir aber nicht ;) ). Also die Teiler verteilt und jedeN gefragt, ob er/sie was Spenden will für unsere Kopierkosten. Da war mal ein: „Ich habe kein Geld.“ warauf ich gemeint habe: „Ist doch o.k.“ (hallo GratisökonomInnen). Und dann fands halt mal ein Mensch wichtig, und da waren 2 Mark. Das war echt cool, aus dem „verkaufen“ herauszukommen, in Praxis die Herrschaft des „Geldes“ in Frage zu stellen.
(*) Ich will mal was zum Layout von der Zeitung sagen. Der Linksruck wurde ja öffters als „Bild“ kritisiert, was ich persönlich für falsch halte. Die grossen Buchstaben auf der LR-Zeitung, dieses klotzig-starke war gut in einer Zeit, wo Pessimismus auf der Linken gepaart war mit real sehr schlechten politischen Bedingungen (Kohl usw.). Wie sieht die Situation heute aus? Die antikapitalistische Bewegung ist in der Öffentlichkeit bekannt und wird wahrgenommen, sei es in den ganzen bürgerlichen Debatten über „Globalisierung“ oder durch die Proteste in Genua. Und sie wird (sowohl in der Friedensbewegung als auch an den Unis auf jeden Fall) als eine „Gruppe“ wahrgenommen, von der aus Antworten auf Fragen (z.B. Krieg) kommen. Das war das billige „Verkaufsargument“ für die Zeitung „antikapitalistische Zeitung gegen den Krieg“. Aber eben auch das „intelektuelle“ Layout mit „Bleiwüste“ auf Seite 1 hat damit was zu tun. Der Bildzeitungsvergleich bei LR enthielt ja vor allem das Argument, da steht wenig inhaltlich drin (immer gekontert mit: es ist eine Aktionszeitung & Ausserdem ist innen ja was anderes). Es ist die Wirkung nach aussen über die Titelseite, die LR immer richtig argumentiert hat, aber aktuell falsch umsetzt.

So, jetzt zum Schluss, ich bin gespannt, wieviele „neue“ Menschen auf das heutige Treffen von uns kommen.
Und an alle (ex) LR-lerInnen (und denen, die vor ähnlichen Fragen stehen): Kopf hoch, Organisierung von unten geht, wir brauchen keine „Massenparteien“. Es ist echt nicht so, dass du Ausserhalb der Organisation plötzlich nicht mehr so etwas wie eine Zeitung hinbekommst. Du brauchst nicht neu anzufangen mit 50 Menschen und wieder 4 Jahre aufbauen, bis du an die 1000 bist. Das ist doch überhaupt nicht nötig. „Politik für Menschen, nicht für Profite“ muss auch nach innen gelten.
Auch dir gegenüber, fordert das ein und realisiert es selber.
Vielleicht wirds ja bald wieder was mit menschenstattprofiten und widerstandskollektiven...
--
Die Revolution muss sein!
Politik für Menschen, nicht für „Linien“!
Felix

Hallo,
habe leider nicht viel Zeit, aber da ich ja neulich eine Diskussion darüber angemahnt habe, will ich doch noch kurz was dazu beitragen.
Erstmal zu Felix: Das mit der Zeitung ist echt interessant.
Was macht mensch aber, wenn nicht so viel Platz zur Verfügung steht, also z.B. bei einem Flugi.
Also wir (u.n.i.) hatten neulich das Problem, dass wir uns als undogmatische Gruppe verstehen, es (mitunter) ein breites Spektrum an Meinungen (auch über den grundsätzlichen Charakter der Gruppe) gibt, wir keine wirklichen Entscheidungsfindungsstrukturen haben (also weder [Pseudo]demzent. noch langwierige „Konsensbildung“), aber ein Vorstellungsflugi brauchten - was sollte also darauf, wenn die Selbstdefinition der Gruppe sehr umstritten ist (war ein „Perspektivplenum“)? Letzlich haben wir doch noch wie aus heiterem Himmel eine alle Anwesenden zufriedenstellende Lösung gefunden (eine Person, die weg musste, schrieb deshalb ihre Gedanken auf, eine andere überarbeitete diese und das Resultat erschien allen als gut).
Aus der vorangegangenen Diskussion kann ich mich noch an folgende Vorschläge erinnern (von einem Gast gemacht), falls kein Konsens gefunden würde. Diese basieren darauf, dass unterschiedliche Meinungen ja auch positiv seien können und wir diese deshalb auch darstellen sollten:
  • versuchen, auf dem Flugi die verschiedenen Positionen darzustellen
  • öffentliches schreiben/diskutiern des Flugis, dabei könnten Anwesenden/ Interessierten das Meinungsspektrum präsentiert werden und wir würden nicht im eigenen Saft schmoren Wie gesagt, das war dann doch nicht nötig und zumindest letzterer Vorschlag schien uns auch aus Zeitgründen nicht machbar, aber interessant finde ich das doch.

Jetzt meine Fragen: Gibt es Erfahrungen mit diesen Methoden oder noch weitere Ideen, wie mit dieser Problematik umgegangen werden könnte?
li(e)bertäre Grüße
mich(A)el

Hallo!* versuchen, auf dem Flugi die verschiedenen Positionen darzustellen
Aber dann ist ers ja eigentlich sinnlos, eine Flugi herauszugeben. Oder soll das ein Beitrag gegen die Bildungsmisere werden. Interessant und politisch wird so ein Blatt doch dadurch, das es eine von einer Gruppe getragene Analyse und eine eigene Vorstellung von der Zukunft enthält.
* öffentliches schreiben/diskutiern des Flugis, dabei könntenAnwesenden/Interessierten das Meinungsspektrum präsentiert werden und wirwürden nichtim eigenen Saft schmoren
Kommt denn jemand zu so etwas. In der Regel muß es da doch erst diese „Dynamik“ (Luciano) geben. Habt Ihr die gerade, Massenmobilisierung? Interessante Idee, aber der Wege zum Flugi als solchen dürfte sich beträchlich verlängern.
Jetzt meine Fragen: Gibt es Erfahrungen mit diesen Methoden oder nochweitere Ideen, wie mit dieser Problematik umgegangen werden könnte?
Man kann die weniger spezifische Position vereinbaren, also die Analyse und die Forderungen weniger genau formulieren. Auf die Position, auf die man sich gerade noch gemeinsam einigen kann.
Mit solidarischen Grüßen
Einfreunddesmaquis

Was macht mensch aber, wenn nicht so viel Platz zur Verfügung steht, alsoz.B. bei einem Flugi.
Ich halte ein Flugi nicht für das „Instrument“ inhaltlich die differenzierte/vielfältige Meinung einer Gruppe darzustellen. Einfach aufgrund des geringen Platzes können da entweder nur die Schlagworte/“Phrasen“ verschiedener Sichtweisen vorgestellt werden oder eine einzige Sichtweise.
Vielleicht ist es am besten, bei unterschiedlichen Positionen nur die Teile zu verwenden, die Konsens sind, oder eine Auszuwählen (z.B. über Losen - das zeigt wenigstens das es keine Vernünftige Entscheidung war). oder natürlich:
* versuchen, auf dem Flugi die verschiedenen Positionen darzustellen
Oder 2 Flugis? Dann geht aber auch schon fast ne Zeitung
* öffentliches schreiben/diskutiern des Flugis, dabei könnten Anwesenden/Interessierten das Meinungsspektrum präsentiert werden und wir würden nichtim eigenen Saft schmoren
Wobei da natürlich wieder Domianzverhalten einwirkt, z.B. rethorische Fähigkeiten, Vorarbeit, Durchsetzungsvermögen...
Wie gesagt, das war dann doch nicht nötig und zumindest letzterer Vorschlagschien uns auch aus Zeitgründen nicht machbar, aber interessant finde ichdas doch.Jetzt meine Fragen: Gibt es Erfahrungen mit diesen Methoden oder nochweitere Ideen, wie mit dieser Problematik umgegangen werden könnte?
Erstmal, die Vielfalt als etwas positives zu sehen und die Gruppe zu „dekonstruieren“. EineR von uns fragte mal: Was halten „wir“ von Globalisierung (mensch merkt, wir definieren uns als AntikapitalistInnen). Also, das wir in „“.
Das heisst ja, dass viele Meinungen nebeneinander existieren können und ein Austausch stattfindet, so dass jedeR auch gute Ansätze der anderen für sich bekommt.
Und wir haben beim Treffen gestern(*) festgestellt, dass die Positionen, die wir auf unser Transpi für Samstag drauf malen werden, überhaupt nicht unseren Postionen entspricht. Einfach weils halt nur ein Transpi ist, also zwangsweise Plakativ, und weil die Positionen „vermittelbar“ sind, ich muss es konkreter bringen: die Forderungen nach Schuldenerlass und Faire Trade sind bei uns mittlerweile nicht mehr als pauschal richtig analysiert. Trotzdem bringen sie eine konkrete Alternative zur militärischen „Terrorbekämpfung“ bzw. zeigen auf was „Terrorismus bekämpfen heisst Armut bekämpfen“ konkret heissen könnte: „Schuldenerlass statt IWF“.
Tja, sind wir halt am Samstag ein bischen Schizophrän...
Also, es kann ja sein, dass die Gruppe einen Konsens schneller findet, wenn andere Bewertungskriterien in Betracht gezogen werden, wie eben „konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzeigen“, „vermittelbarkeit“, „knappere Formulierung“, „Ästhetik“ (bei Transpi oder Plakatgestaltung).
Ich denke, die Vielfalt der Gruppe als Potential zu erkennen, heisst auch nicht überall seine Meinung präsent zu haben. JedeR von uns verzichtet ja auch darauf, alles was er/sie/es zu „Globalisierung“ zu sagen hat auch zu sagen, es würden halt Enzyclopedien entstehen...
--
Die Revolution muss sein!
Felix

Hallo Felix,
[...]oder eine Auszuwählen (z.B. überLosen - das zeigt wenigstens das es keine Vernünftige Entscheidung war).
Ist aber nach außen nicht transparent, es sei denn, mensch schriebe auf das Flugi, das das eine ausgeloste Position sei. Fände ich aber seltsam ... (weiter s.u.)
* öffentliches schreiben/diskutiern des Flugis, dabei könnten Anwesenden/> Interessierten das Meinungsspektrum präsentiert werden und wir würden nicht> im eigenen Saft schmoren
Wobei da natürlich wieder Domianzverhalten einwirkt, z.B. rethorischeFähigkeiten, Vorarbeit, Durchsetzungsvermögen...
Ja, aber willst du deswegen jede Diskussion vermeiden? Ich meine, wo das möglich ist, können sicherlich auch verschiedene Positionen nebeneinander stehengelassen werden; mitunter sind aber auch Entscheidungen als Gruppe nötig - hier gälte es dann, Formen zu finden, Dominanzverhalten weitestmöglich entgegenzuwirken. Ist aber m.E. nicht unser Hauptproblem.
Erstmal, die Vielfalt als etwas positives zu sehen und die Gruppe zu„dekonstruieren“.
u.n.i. sieht sich ja als undogmatische Gruppe, d.h. es gibt keine „Einheitsmeinung“ bzw. höchstens einen Minimalkonsens.
Ich denke, die Vielfalt der Gruppe als Potential zu erkennen, heisstauch nicht überall seine Meinung präsent zu haben.
Wäre in unseren konkreten Fall aber blöd gewesen, da es sich ja um ein Vorstellungsflugi mit „Selbstdefiniton“ handeln sollte. Da sollte m.E. schon eine für alle tragbare Lösung gefunden werden oder falls das mal nicht möglich sein sollte, eben doch die verschiedenen Positionen dargestellt werden.
li(e)bertäre Grüße
mich(A)el

Meine einzige Hoffnung habe ich darin, dass sie bestehenden, emanzipatorischen und zentralismusfeindlichen Basisgruppen und -akteurInnen zusammenkommen und von sich aus einen Prozess der Organisierung von unten starten, sich einmischen auch in Buendnisse, in die Oeffentlichkeit, in Aktionsplanungen usw.
Also: IMUN, schoener leben, pakt, u.n.i., Menschenstattprofite- und Direct-Action-Gruppen, inkak, umweltzer und wie sie alle heissen (rein willkuerliche Auswahl!) ... wie waere es mit:

  • 2.-4.11. Organisierung von unten (Treffen in Saasen)
  • Februartreffen in Duesseldorf

Und dann einigermassen zusammen handlungsfaehig sein. Liesse es sich machen, dass jeweils mind. eine Person pro Gruppe kommt? Das waere die Chance!
joerg

Im Zusammenhang mit der Frage der Absprachen zwischen Gruppen (Beispiel: Als "Black Bloc" bezeichnete Militante in Genau):
Hallo!

Als Kriterium dafür, ob eine solche Aktionsform Teil der Bewegungsein kann, möchte ich jedoch nicht die Gewalt nehmen, sonderndie Frage,ob sich die Leute dieser Aktionsform an der gemeinsamen Koordination derAktionen an den Events beteiligen und dabei - sofern dies der Wunschanderer Aktionsgruppen ist - Absprachen anstreben, die verhindern, daßsich die Aktionsformen mischen.
Das musste mal den Bullen erzählen,die werden sicherlich alles
tun,damit solche Absprachen gut funktionieren.
Weil es ihnen leichter fällt, eine ganze Demo zu verkloppen, anstatt nur den schwarzberockten Teil?

So wars am 1.Mai
in Berlin, in Genua wars nicht anders.
Wie war es? In Genua hat es jedenfalls nicht geklappt, das ist sicher. Die Aktionsformen waren nicht getrennt und überall gab es deshalb Frust. Und ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass man nicht plötzlich zwischen Leuten stehen möchte, die mit Steinen werfen, wenn man das selbst als kontrapoduktiv/-revolutionär einschätzt (und gefährlich ist es ja sowieso auch). Es liegt dann sicher immer auch in der Dynamik der Situation, wo sich die Gruppen gerade aufhalten. Deswegen enden die Aktionen der Globale Bewegung und die bisherige bzw. meine vorgeschlagene einzige Bedingung der Teilnahme (Absprache zum Nicht-Stören anstreben) auch nicht mit dem letzten Plenum vor der Demo, sondern erst nach Ende aller Aktionen. Der Sinn dieser Abgrenzung ist: KeineR muß irgendwo mitmachen, was er oder sie nicht will. Emanzipatorisch oder? Die Position, daß man eh nichts machen könne, weil der „schwarze Block“ halt total unorganisiert sei oder sonstwie chaotisch, ist eine Haltung, die ich vielleicht zum Wetter habe, aber nicht dann, wenn ich es mit Menschen zu tun habe, die objektiv in der Lage sind, ihr Verhalten zu ändern. Wer solche Absprachen nicht anstrebt, beteiligt sich eben nicht an der Globalen Bewegung und kann von mir aus dann auch ausgegrenzt werden. Wie man das umsetzt: Erstmal inhaltlich durch eine klare Ansage entsprechend dieser Ausführungen und dann durch weitere friedliche Maßnahmen (Leute aufhalten und diskutieren, Block bilden und dichtmachen, entsprechende inhaltliche Distanzierung im nachhinein, weggehen) und ich habe sogar auch schon Demos erlebt, wo sich die Leute untereinander verkloppt haben (wegen Sprechchor-Texten), was natürlich nicht die beste Lösung wäre.
Als ob militante
Autonome oder sonstige Strömungen das in der Hand hätten.

Wenn es - so offenbar die Intention - keine Organisationsform in der Hand hat, dann haben die bürgerlichen Medien mit ihrer Interpretation „Polit-Hooligans“ recht. Das würde nämlich bedeuten, daß ein Mob (so heißt das bei den echten Hooligans) einfach irgend etwas macht, was ihm halt gerade so Spaß macht. Und ob andere, die glauben, die gleich Ziele zu haben, das an diesem Ort, zu dieser Zeit und auf diese Weise gerade gut oder nicht gut finden, ist diesem Teil des „schwarzen Blocks“ dann augenscheinlich total egal. Das wäre meiner Ansicht nach tatsächlich völlig unpolitisch und läßt sich nicht besser als mit dem Ausdruck „Hooligans“ umschreiben. Ein politisches Ziel kann man diesen „Polit-Hooligans“ nur unterstellen, kann sein, daß zufällig auf dessen Verwirklichung hingearbeitet wird, aber auch das Gegenteil kann eintreffen (es braucht nur jemand anderes durchschlagender das gegenteilige Ziel in die Aktion hineinzuinterpretieren). Ich will nicht bestimmte Strömungen ausgrenzen, auch nicht die Gewalt, aber die Teile der Aktionsform „schwarzer Block“, wo die daran Beteiligten keine Absprachen zum Nicht-Stören anstreben. Von mir aus kann es zwei „schwarze Blöcke“ geben, jener der mitmacht und organisiert und koordiniert mit den anderen vorgeht und der „schwarze Block“ der die anderen überrascht, weil er einfach irgendwann, irgendwo, irgendwas macht. Da verläuft die Grenze: Quer durch den „schwarzen Block“, nicht davor oder dahinter.
Wer hat es in der Hand? Sollen wir vielleicht mal ATTAC fragen? Oder die Grünen? Oder die Bundesregierung?
Nein, im Ernst in der Hand hat es (1) jedeR TeilnehmerIn für sich, (2) alle Leute, die solche Aktionsformen theoretisch oder praktisch unterstützen, (3) alle, die ein Interesse am Gelingen der Globalen Bewegung haben und irgendwie Kontakt zu den besagten Szenen aufbauen können (also TeilnehmerInnen der entsprechenden Plena auch in Genua). In Genua hat es nicht geklappt, solche aufgezwungenen Vermischungen zu vermeiden, aber dort gehörte es auch nicht zum allgemein geteilten theoretischen Schatz der Globalen Bewegung, daß es etwas gemeinsames ohne gemeinsame Aktionen und Ziele nur geben kann, wenn man wenigstens soweit gemeinsam ist, daß man sich nicht stört. In Prag war das noch allen klar. Vielleicht lag es in Genua an der nur vordergründig übergreifenden Organisation über das GSF, daß es nicht geklappt hat. Auf jeden Fall reicht es. Es kann doch nicht sein, daß sich der „schwarze Block“ etwa wie das Wertgesetz „hinter dem Rücken der Akteure“ durchsetzt. Wie soll es denn dann nach Euren Ideen weitergehen? Wie kommt es dann nach Eurer Meinung überhaupt zu so etwas wie einer Koordination unter den Beteiligten???
Mit solidarischen Grüßen
einfreunddesmaquis

Gedächtnisprotokoll eines kritischen Diskussion über das Papier
Hallo,
gestern war eine Diskussion überOrganisierung von unten im Rahmen eines Treffens in Göttingen. Esgab einige Kritikpunkte, die ich ziemlich wichtig fand und die ich weitergebenmöchte. Damit verbunden wäre meine Hoffnung, daß wir vielleichtirgendwelche Wege finden, diese Debatte weiterzuentwickeln, ohne das darausso ein bündnistypischer Prozeß um genaue Formulierungen u.ä.entsteht, der ewig dauert, bis dann nur noch 3 mit viel Sitzfleisch dasGanze vollenden.
Aber erstmal der Versuch, die Kritikpunkte,wie ich sie wahrgenommen habe, zu benennen (wäre nett, wenn schöner-leben-menschendas noch ergänzen, verändern ... - zumal ich meine Mitschriftauf der Rückseite des Kritik-Textes von schöner-leben irgendwienicht eingepackt habe - hat die jemand anders???):
  • STIL: Etliche Formulierungen beinhalten Wertungen, die nicht der Analyse dienen und eher unterschwellig wirken.
  • SCHWARZ-WEISS: Konkrete Methoden und Beispiele sind immer eindeutig der Lösung-von-oben oder Lösung-von-unten zugeordnet. Das aber ist so nicht sinnvoll, denn „von unten“ ist vor allem ein Prozeß der ständigen Entwicklung, der Methoden und Ideen zur Verbesserung einsetzt, sie aber dann wieder überwindet und weiterentwickelt. „Von oben“ sind neben Dominanzen auch solche Regeln bis Dogmas, die Prozesse blockieren, zum Selbstzweck werden, unreflektiert einfach bestehen bleiben. Das bedeutet, daß jede Methode „von oben“ oder „von unten“ sein kann, je nach Kontext. Beispiel: In einer völlig macker-dominierten Runde kann die Einführung einer Frauenquote (z.B. bei Redeliste) ein Prozeß zu mehr „von unten“ sein. Blockiert sie dann, weil sie als Regel starr wird, weitere Entwicklungen, wird sie „von oben“. Gleiches könnte für die Moderation gelten. Und selbst sowas wie Open Space oder Fish Bowl läßt sich auch als Herrschaftsmittel einsetzen. Zwar sind nicht alle Methoden gleich anfällig für die eine oder andere Richtung - aber klar müßte werden, daß „Org-von-unten“ ein Prinzip, eine Art des Denkens und Handelns ist und nicht ein starrer Katalog von Methoden. Auch der Begriff „Lösung“ ist nicht sinnvoll, da er Objektivität, letzte Wahrheit u.ä. vortäuscht - so als wäre „von unten“ kein Prozeß, sondern ein Zustand.
  • LEBENSSITUATION: Dem Text ist anzumerken, daß dort etliche Menschen drüber diskutiert und ihn verfaßt haben, die einen erheblichen Haß auf „normale“ Einnischung in den marktförmigen Alltag haben (Arbeit, Konsum, Ausbildung ...). Dadurch hat er einen visionären Touch. Ich finde das auch gut so, aber in Göttingen kam zum einen die Kritik auf, daß er so arrogant wirke, wichtige Probleme im Lebensalltag vieler Menschen einfach als „zurückgeblieben“ u.ä. abtut usw. Zum anderen fördere das Mißverständnisse, z.B. daß bestimmte Einzel“lösungen“ grundlegend das Problem lösen. Diese Kritik ist mir nachvollziehbar gewesen, die Konsequenz daraus aber nicht ganz. An dem Abend entwickelte sich ein Streit um die Sinnhaftigkeit von Bündnissen und Vertretungslogik in diesen. Leider war (fand ich jedenfalls) der Streit von allerhand Projektionen durchzogen, d.h. das, was mensch als Aussage erwartet hatte, wurde auch in den Redebeitrag hineininterpretiert, auch wenn die Aussage gar nicht so war. So verlief die Debatte schwierig, mein Eindruck war aber schon, daß es bedeutende Unterschiede gab - und auch große Unterschiede über die Wege von Selbstbestimmung und Befreiung aus Zwängen ... (Beispiel: Eine Position war, daß das ständige Nachdenken darüber, nicht die eigene Meinung, sondern die Gruppe zu vertreten, Hemmungen auslöst und Ängste schürt. Die andere Position war, daß das Vertrauen auf die Rückenstärkung der eigenen Gruppe genau das Gegenteil bewirkt).
    Einigkeit bestand aber darin, daß der Text etliche Kritiken oder sogar schon Loslösung aus Zwangsverhältnissen voraussetzt. Es wäre vielleicht eine Möglichkeit, das Visionäre und dann auch den Prozeß dahin stärker hervorzuheben. Ich selbst finde aber gerade diesen Ansatz des Visionären als Grundsatz (also nicht das Machbare oder irgendwelches Herumbasteln am Gewöhnten, sondern das Gewollte, Lustbetonte, Erträumte) sehr wichtig. Ein Punkt könnte sein, dabei auch die in der Selbstorganisierungs-Debatte geführte Idee der Verbindung von Politik und Alltag einfließen zu lassen.
  • SONSTIGES: Einige Sätze sind niedermetzelnd, offenbar aus persönlicher Betroffenheit oder Aversion heraus formuliert.

KONKRETE VORSCHLÄGE
Aus diesen und anderen Kritiken (es gabja schon weitere aus anderen Ecken) will ich ein paar Vorschläge machen- und hoffe auf mehr und auf Menschen/Gruppen, die Lust haben.

1. Kritiken zusammentragen
Wäre nett, wenn hier Kritiken, Lücken usw. benannt würden. Ich würde diese gern auch auf die Internetseite stellen, damit das Papier nicht so sehr wie ein „Grundgesetz“ da steht. Es ist eine Momentaufnahme, ein Protokoll einer Debatte, mehr nicht. Und schon mehr als ein halbes Jahr alt. Das würde stärker klar, wenn eine Kritikensammlung angehängt würde.

2. Text erneuern
a. Vorschläge für Veränderungen
Ich würde vorschlagen, daß die Punkte, die als Mangel oder gar falsch empfunden wurden, in der Einleitung geklärt werden (Prozeß statt Regel - wobei Regel beim Treffen in Gö auch verschieden interpretiert wurde -, selbst weiterentwickeln, nichts ist per se schlecht oder gut, sondern immer relativ zum Kontext, zur Ausgangslage und ob es nur ein Schritt im Prozeß oder ein Abschluß ist).
Dann in den einzelnen Kapiteln gibt es die jeweilige Einleitung (eventuell überarbeiten) und dann statt „Lösung ...“ die zwei Kategorien „Gefahr des von oben“ und „Chance des von unten“. Die Beispiele, Methoden u.ä. tauchen oft zweimal auf.
Variante: Nach konkreten Beispielen und Methodenvorschlägen gliedern und dann jeweils im Text, wie das mehr „von unten“ bzw. mehr „von oben“ bringen kann.

b. Wer überarbeitet Text wie?
Vorschlag: Einzelpersonen, Gruppen, Seminare oder wer/was auch immer kann sich überlegen, ein Kapitel zu überarbeiten und dann zur Diskussion hier auf die Liste bzw. ins Internet zustellen. Das würde ich durchaus schon auch als Anfrage formulieren: Guckt Euch doch mal an, ob Ihr nicht einen Text übernehmen wollt, was zu Eurer Arbeit oder Eurem Interesse paßt. So ein Kapitel ist ja nicht viel. Und dann am besten gleich schreiben „Wir kümmern uns um ...“. So trudeln dann nacheinander die überarbeiteten Versionen ein.

3. Weitere Debatte denkbar auf nächstem Ovu-Treffen Ende August (wann denn jetzt????).

Reaktion auf 2.a
Die neuen Kategoriensind aber in meinen Augen dann etwas anderes. Die Überlegung war jaschon oft, wie lösen die „von oben“-Organisierungsprozesse die Probleme.Hauptamtlichkeit ist ja nicht die Gefahr eines von oben Prozesses, sonderneine Lösung des Problems, dass mensch ja arbeiten „muss“.
Aber ich fände es nichtungeschickt, diese Strukturierung Problem-LvO-LvU aufzugeben, da sie zwarin der entwicklungsphase des Haupttextes einen roten Faden gebildet hat.Aber es war ja auch gleichzeitig oft, dass wir damit an Grenzen kamen,wo uns z.B. nichts eingefallen ist, wie das die von oben lösen (dastand dann, wird von denen gewollt). Auserdem ist mir das Schema OvO vs.OvU zu binär geworden.
Wichtig fand ich eigentlichvon Anfang an, diesen Prozess im Kontext von anderen Prozessen zu sehenund damit zu verbinden. Also z.B. die verweise auf „Entscheidungsfindung“von HierarchNie. Gerade die AntiRepressions-Geschichte hat sich jaschon fast von der OvU Debatte abgelöst, und ist vor allem als Praxisbzw. Taktik im Umgang mit Repressionsorganen von Bullen bis zu Gerichtssälenweiterentwickelt worden. Und das ist vielleicht ganz sinnvoll, denn wennich mir den Umgang mit Repression anschaue, so gibt es eigentlich 3 Strömungen:gar nix machen (attac, DGB, ...), klassischer Schutz (div. Rechtshilfen),und kreative Aktionen (5-von-Süschdorf-Prozess als eine Sache dienicht vom OvU-Kern kommt).
Und genau daran scheiterteigentlich der Teil im OvU-Haupttext, denn was soll mensch eigentlich gross über die schlimmste Strategie gegen Repression sagen, nähmlichEA-Nummern und verhaltenstipps komplett zu ignorieren, ausser das es eineKatastrophe bedeuten kann?
Naja, nur ein paar Gedanken.Kurzform:
  • Binäre Strukturierung von OvU vs. OvO aufgeben
  • Als verschiedene miteinander verwobene Prozesse verstehen, beschreiben, weiterentwickeln

z.B. die Frage von antisexistischerPraxis fände ich wichtig. Denn ich persönlich halte die Quotierungan sich für eine schlechte Strategie. Aber ich komm schon wiederins schreiben...
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Love & Anarchy
Felidaë die Cyberelfe

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