Martin Luther

MYTHEN ÜBER DEUTSCHLAND: GMBH, BESETZTES LAND, LICHTGESTALT DER WELT ... ODER WAS?

Manipulierte Geschichte - das Deutschland der Weltvereinfacher


1. Einleitung
2. Die BRD existiert nicht
3. Deutschland existiert zwar, aber nur als GmbH
4. Deutschland existiert schon, ist aber von fremden Mächten besetzt und ohne Friedensvertrag
5. Deutschland existiert schon, soll aber vernichtet werden
6. Von fehlenden Unterschriften bis zur Missachtung der tollen Gesetze
7. Deutschland finanziert die Welt / viele andere Länder
8. Manipulierte Geschichte - das Deutschland der Weltvereinfacher
9. Bestreiten der Massenmorde (Holocaustleugnung)
11. Denk ich an Deutschland voll umnachtet ... konkrete Pläne für die nationalen Rettung
12. Links und Materialien

Geschichtsschreibung ist Herrschaft. Diese Erkenntnis ist zwar nicht neu, aber wenig präsent. Wer definieren kann, was die Menschen als Vergangenheit an- und hinnehmen, kann darüber bestimmte Gegenwartspolitiken durchsetzen. Geschichte ist Diskurs. Es ist daher aus herrschaftskritischer Sicht sinnvoll und notwendig, jede, aber vor allem die dominante Geschichtsschreibung ständig zu hinterfragen. Wenig Sinn macht es jedoch, die eine interessensgeleitete, d.h. durch Interpretation, Erfindung und Weglassen gesteuerte Geschichtswahrnehmung durch eine andere zu ersetzen, die selbst auch wiederum engstirnig eine vorgegebene Wahrheit oder Ideologie pseudo-argumentativ untermauern soll. Das aber ist in "Verschwörungstheorien" weit verbreitet.

Rechts: Aus "Stimme&Gegenstimme" 39/2014

Dabei soll hier nicht für die Anerkennung von Wahrheiten gestritten werden. Wahrheit ist eine problematische Idee und nicht zufällig meist mit autoritären Praktiken der Diskurssteuerung verbunden. Auch für die deutsche Geschichte gilt, dass Skeptizismus nichts als feststehend und unverrückbar anerkennen darf. Nichts ist nur deshalb, weil es schon immer so war oder gedacht war - und erst recht nicht, weil es ein Gebot gibt, so zu denken. Doch aus solch skeptischem Blick folgt nicht die gegenteilige Wahrheit, sondern der analytische Blick auf das vorhandene Wissen. Die hinter Theorien, Informationen und Geschichtsschreibung stehenden Interessen werden kritisch beäugt, bei Bedarf argumentativ zerpflückt. Endgültige Klarheiten haben keinen Selbstwert - aber aus der ständigen Offenheit gegenüber neuen Erkenntnissen abzuleiten, dass alles nur erfunden ist, was nicht in den eigenen (ideologischen) Kram passt, wäre die gleiche Leichtgläubigkeit - nur umgekehrt. Zumal viele derer, die vereinfacht die Welt erklären, gar keine so abweichenden Auffassungen von Staat und Gesellschaft haben. "Ordnung und Wirtschaftswachstum" wünschen sich z.B. die Deutsches-Reich-AnhängerInnen um Beowulf von Prince im bereits genannten Buch.

Im Original: Wirrungen über Deutschland
Aus Beowulf von Prince u.a.: "Tue Deine Pflicht ..."
Nur ein einwandfreies Recht(s)system (Recht(s)staat) garantiert Wohlstand und Arbeit für alle ... (S. 7)
Unsere Vorfahren haben 1877 mit der Schaffung des Gerichtsverfassungsgesetzes, der Zivilprozess- und Strafprozessordnung ein wahres Meisterwerk hinterlassen. All diese Gesetze dientem im Grunde nur einem Zweck, nämlich Angeklagte nicht wie bisher in Geheimprozessen abzuurteilen, sondern sie vor Willkürurteilen zu schützen. ... Dieses Buch soll nun beschreiben, wie es möglich ist, dass Richter und Staatsanwälte mit Hilfe auch der Rechtsanwälte unsere erstklassigen Gesetze umgehen und aushebeln. ... Oder sind Sie dafür, dass in unserem Land wieder Ordnung und Wirtschaftswachstum einkehrt? (S. 14)

Die Richter in der BRD sprechen das Urteil "Im Namen des Volkes". Wieso steht hier nicht "Im Namen des Deutschen Volkes"??? Zur Zeit Hitlers gab es noch Urteile im Namen des Deutschen Volkes (...). Damals existierte auch noch eine Verfassung. (S. 115)

Die Regierung der BRD handelt nur in dem von den Siegermächten erlaubten Rahmen. ... (S. 53)
Deutschland hat keinen Friedensvertrag. Der Zusammenschluss BRD und DDR war nur der Zusammenschluss zweiter Besatzungskonstrukte zu einem Besatzungskonstrukt.
Schließlich haben die Besatzungsmächte die oberste Gewalt in ihren Händen. (S. 136)

Die Allierten haben bis heute sämtliche Rechte an Patenten aus der BRD. ...
Es kann nicht sein, dass wir ausgeplündert werden. ... Deshalb sollten die Alliierten Deutschland nicht ständig wie eine Kuh melken. (S. 138)

Die Vorenthaltung eines Friedensvertrages ist ein Betrug am Deutschen Volk. (S. 138)

Aus dem Katalog des KOPP-Verlages:


Deutschlandmythen helfen Regierenden
Die ganzen Mythen über Deutschland lassen sich nicht nur im Detail widerlegen. Sie verstellen vor allem den Blick auf die Mechanismen, die in modernen Herrschaftssystemen vorherrschen - angefangen vom Staat über die globalen Netze konkurrierender Nationen, einer kapitalistischen Wirtschaft bis ins von patriarchalen, rassistischen und sonstig diskriminierenden Logiken durchzogenen Alltagsleben. Sie verursachen die Probleme, die von den "VerschwörungstheoretikerInnen" - oftmals gut begründet - angeprangert, für die aber dann manipulativ vereinfachte Erklärungen hergeleitet werden. Vereinfachungen bieten den Reiz, schneller gedanklich erfassbar zu sein und sich zudem durch den nachfolgenden selektiven Blick auf Abläufe und Ursachen selbst zu bestätigen. Sie sind damit aber tatsächlich selbst zum Teil des Problems geworden. Denn sie lenken ab von einer scharfen, herrschaftskritischen Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse, vom notwendigen Ringen um Verbesserungen und neue gesellschaftliche Modelle sowie vom Kampf gegen die Verteidigung des Bestehenden. "Verschwörungstheorien" helfen den Institutionen, Organisationen und Mechanismen, die die Welt aktuell dominieren - weil sie verwirren, Ohnmacht schüren und höchstens mal zufällig Teile der VerursacherInnen oder ein strukturelles Detail des Problems treffen. "Blindes Huhn find' auch mal ein Korn", wird dann zur Theorie umgedeutet - wie ein schlechtes Horoskop. Eine weitergehende Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse wird so nicht nur verschwiegen, sondern durch den vereinfachten Blick selbst vertuscht. Das ist im Sinne derer, die eigentlich kritisiert werden sollten, weil sie von den Verhältnissen profitieren bzw. diese zur Zeit privilegiert steuern können.

Für Deutschtümelei kommt es noch dicker: Deutschland (nicht die BRD) ist vor allem eine Erfindung
Was Deutschland alles nicht ist, wer es angeblich beherrscht, wem es zu dienen hat - überall darauf hagelt es schnell Antworten. Doch was Deutschland denn ist und welche Geschichte es hat, das scheint schwieriger. So schwierig, dass sich viele Behauptungen über das vermeintlich existierende Germanentum (als völkische Einheit auf einem abgrenzbaren Territorium) auf blumige Legenden aus der deutschen Romantik stützen. Ein absurdes Beispiel ist die Figur des römischen Offiziers Arminius, der - nach der Legende - um eine Frau namens Thusnelda konkurrierte und sich in der Mackermännerschlacht dann der Unterstützung einiger ursprünglicher Einwohner des Besetzungsgebiete bediente, wo heute Deutschland lag. Er gewann offenbar die in größere Schlachten mündenden Streitereien, konnte sich dessen wegen weiterer Intrigen, denen er dann zum Opfer fiel, nicht lange freuen. Die Schlacht wurde aber zur nationalen Befreiungstat umgedeutet, Arminius Hunderte Jahre später als Germanenführer inthronisiert und namentlich eingedeutscht (jetzt: Hermann). Höhepunkt der Geschichtserfindung eines Germanentums war dann das riesige Hermannsdenkmal, welches - wenn schon falsch, dann richtig - in der Nähe von Detmold errichtet wurde. Leider weit neben dem Ort der Schlacht um Thusnelda ...
  • Mythenbildung um die Gründungsstunde des Germanenreiches und den Helden der Varusschlacht (Arminius, im 19. Jahrhundert besseren Marketinggründen für das Deutschtum in Herrmann umbenannt), Texte in Junge Welt am 9. und 10.9.2009 : Teil 1 ++ Teil 2 (Bild rechts: Herrmannsdenkmal bei Detmold)
  • Allgemeine Infos über Deutschland (Geographie, Geschichte usw. - Quellen/Herkunft nicht überprüft): Auf deutsch-nachrichten.de

Entsprechend hilflos sind Versuche, Deutschland als etwas kulturell Gewachsenes, eine Ethnie, eine abgrenzbare Bevölkerung oder gar etwas Natürliches zu definieren. Von einheitliche Sprache ist da die Rede (soso ... dann ist die Schweiz aber kein Volk, denn die hat vier Amtssprachen - außerdem ist sehr fragwürdig, ob in Aurich, Görlitz und Cham wirklich die gleichen Sprachen gesprochen werden, in Salzburg und Basel aber eine andere).

Im Original: Aus "Die Souveränität Deutschland"
Buch von Karl Albrecht Schachtschneider, erschienen in DEM Verlag vereinfachter Welterklärungen (Kopp)
Wenn die freiheitliche Bürgerlichkeit im Staat gelebt werden können soll, müssen die Menschen, die zusammenleben, die Bürgerschaft, ein wirkliches Volk sein, eine Nation, das durch seine Sprache, Geschichte, Schicksal oder in anderer substanziellen Weise, vor allem durch den Willen zur Nation seinen Zusammenhalt und damit Solidarität gewährleistet (Rprp, S. 1177 ff). Die nationale Homogenität gibt der demokratischen Willensbildung die erforderliche Chance. Dieses Prinzip hat mit dem Begriff Deutsches Volk, der in der Präambel des Grundgesetzes steht und in Art. 20 GG, der außer Art. 1 GG die fundamentalen Strukturprinzipien Deutschlands formuliert, zum Ausdruck kommt, unabänderlichen Verfassungsrang. Diese Prinzipien würden auch gelten, wenn sie nicht im Grundgesetz stünden; denn die Deutschen sind ein Volk, das, wenn auch nicht ganz, auf einem Gebiet zusammenlebt und eine Verfassung hat, die mit den Deutschen geboren ist. Darum kann niemand in der Welt den Deutschen die Hoheit oder eben die Souveränität über ihr Leben geben oder nehmen. ... (S. 36)
Die territoriale Rechtsgemeinschaft muss prinzipiell alle Menschen erfassen, die ein Gebiet bewohnen, um mit dem Recht den Frieden zu gewährleisten. Neben dem Volk kann eine Bevölkerung von Menschen ohne Staatsangehörigkeit dauerhaft nicht geduldet werden. Um der allgemeinen Freiheit, die sich demokratisch in der Republik verwirklicht, eine Chance zu geben, muss das Volk hinreichend homogen sein (Rprp, s. 1177 ff). ...
Heterogenen Bevölkerungsgruppen mangelt es an der notwendigen inneren Solidarität. Eine heterogene Bevölkerung wird keine Bürgerschaft im freiheitlichen Sinne, sondern zu Untertanen einer elitären Obrigkeit. Eine Ethnie hat die notwenige Homogenität, aber die meisten Völker sind nicht auf Ethnien beschränkt. Aber die sprachliche Homogenität ist unverzichtbar, wenn alle Menschen eines Staates in Freiheit leben können sollen, sowohl privat und beruflich als auch und vor allem staatlich als Bürger, die an der politischen Willensbildung teilhaben. ...
Das Grundgesetz verfasst das Deutsche Volk zu einem Staat, nicht irgendeine Bevölkerung. Das folgt aus der Präambel und aus dem Widerstandsrecht des Art. 20 Abs. 4 GG. Die "Deutschen" im Sinne der Präambel und des Art. 20 Abs. 4 GG sind die deutsche Ethnie. Zwar ist die Staatsangehörigkeit durch das Staatsangehörigkeitsrecht formalisiert, aber sie darf nicht beliebig zugesprochen werden, sodass das Deutsche des Deutschen Volkes verlorengeht. Naturalisation ist ihrem Prinzip nach eine Ausnahme aus familiären Gründen. Das Deutsche ist durch die Herkunft und eine christlich fundierte, aufkläre-rische kulturelle Einheit bestimmt. Deutschland ist aus der Spracheinheit der Menschen in der Mitte Europas entstanden (Rprp, S. 1194). Das Grundgesetz verfasst Deutschland nicht als Einwanderungsland. Das Prinzip des Deutschen steht nicht zur Disposition des Gesetzgebers, auch nicht des verfassungsändernden Gesetzgebers (Art. 79 Abs. 3 GG). ...
Die Gebietshoheit ist nichts anderes als die Staatsgewalt des Volkes (PdR, S. 58 ff.). (S. 38f)


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