Martin Luther

FISHBOWL

Beschreibung der Fishbowl-Methode


1. Einleitung
2. Beschreibung der Fishbowl-Methode
3. Chancen
4. Gefahren
5. Links und weitere Infos

Fishbowl - inner KreisEine Fishbowl ist eine sehr einfache, aber oft dynamische Alternative zu Podiumsdiskussion mit ihren krassen Hierarchien zwischen Podium und Publikum sowie, soweit es um Diskussion zu Themen geht, moderierten Großplena mit ihren typischen Dominanzen. Die Methode ist besonders gut geeignet für Streitfragen und offene Diskussionsprozesse (Abwägung von Alternative, Argumente austauschen usw.) in großen Runden (ab ca. 20 Leute). Auch für (selbst-)kritische Reflexionen z.B. nach Aktionen oder bei Gruppenproblemen kann sie hilfreich sein.
Fishbowl ist dagegen weniger geeignet für kreatives Ideensammeln oder für die Entscheidungsfindung. Allerdings kann sie auch damit verbunden werden, z.B. in der Vorphase einer Entscheidung, wo die verschiedenen Standpunkte aufeinanderprallen. Ebenso eignet sich die Fishbowl nicht für theoretische Diskussionen, reine Wissensvermittlung oder Erfahrungsaustausch ohne Streitpunkte.
Bei einer Fishbowl werden ein innerer und ein äußerer Stuhlkreis aufgebaut (oder auch mehrere, z.B. Matratzen-, Stuhl- und Tischkreise hintereinander), damit eine Art Arena entsteht. Im inneren Kreis stehen 4-6 Stühle und im äußeren Kreis Stühle für die restlichen Teilnehmenden (TN).

Wie läuft eine Fishbowl ab:
1. Nur die TN im Innenkreis dürfen diskutieren, die TN im Außenkreis hören zu.
2. Wenn sich einE TN aus dem Außenkreis an der Diskussion beteiligen will, dann muss er/sie sich entweder auf einen freien Stuhl im Innenkreis setzen oder stellt sich hinter einen Stuhl. Diese Person auf dem Stuhl darf ihren Gedanken noch zu Ende formulieren und muss anschließend den Kreis verlassen. Die andere Person nimmt dann diesen Platz ein.
3. Ebenso kann jedeR TN im Innenkreis jederzeit den Platz im Innenkreis verlassen, wenn er/sie in der Diskussion pausieren möchte.
4. Wer den Kreis verläßt, kann auch wiederkehren. Wer das penetrant macht (also dominieren würde), fällt sofort auf. Das Verfahren schafft dann Transparenz über Dominanzverhältnisse.
5. In der Praxis entwickelt sich nach einer anfänglichen Unsicherheit ein Kommen und Gehen, ohne daß dadurch die Debatte abbricht. VielrednerInnen werden schnell bevorzugt „rausgekickt“ - für „Wichtigleute“ eine bemerkenswerte Erfahrung!

Diese Methode muss zu Beginn genau vorgestellt werden, es muss deutlich dargestellt werden, dass sich die TN abwechseln sollen. Wichtig ist das, weil nach dem Start keinerlei „höhere Ebene“ mehr existiert. Auch letzteres sollte unbedingt offensiv klargestellt werden. Es bedeutet nämlich, daß die TeilnehmerInnen selbst die einzige Instanz der Intervention, die einzigen Zuständigen für den Diskussionsverlauf etc. sind.

Zu Beginn treten oft Hemmungen auf, in die Mitte zu gehen. Das sollte in der technischen Einführung benannt werden. Die Fish Bowl will ja gerade das Dominanzgefälle zwischen geübten RednerInnen und solchen ohne viel Erfahrung, aber mit vielen Hemmungen aufheben oder zumindest verringern. Vereinfachend kann sein, daß 1-2 Stühle in der Mitte ganz frei sind, um möglichst schnell Bewegung zwischen innerer und äußerer Runde zu schaffen. Auch sollte darauf hingewiesen werden, dass die TN im Innenkreis laut und deutlich diskutieren müssen, damit sie verstanden werden. Eine Abwandlungsmöglichkeit ist, daß die Leute in der Mitte immer dafür sorgen, daß schnell wieder ein Platz frei wird, wenn mal alle besetzt sind oder daß einE neu HinzukommendeR auf den Tisch klopft und dann die Runde in der Mitte abspricht, wer geht. Diese Abwandlung führt allerdings dazu, daß dominante Leute nicht mehr ausgewechselt werden können und ggf. auch die weniger Dominanten am Tisch sich schneller bereit erklären, zu gehen.

In vielen Fällen von Diskussionen sind Eingangsstatements der PodiumsteilnehmerInnen geplant. Das kann sinnvoll sein, um Informationen allen zugänglich zu machen oder Transparenz über die Streitpunkte zu schaffen. Die „Fish Bowl“ kann dann ergänzt werden um eine Vorphase, in der Statements aus dem Außenkreis gehalten werden und sich die Person dann in die Mitte setzt, wo auch erste Nachfragen u.ä. möglich sind. Das hat den vorteilhaften Nebeneffekt, daß gleich zu Beginn ein paar am Tisch sitzen und die Diskussion starten.


Fishbowl auf dem JUKss 2005/06

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