Martin Luther

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Schwächen der Gentechnikkritik von NGOs und Bewegungsagenturen


1. Einleitung
2. Schwächen der Gentechnikkritik von NGOs und Bewegungsagenturen
3. Umwelt- und Biolandverbände fordern mehr Genversuchsfelder und -gelder!!!
4. In einem Boot? Die überraschende Nähe zwischen Ökos und Gentechnikfirmen
5. Warum passiert das? Von kulturellen Hintergründen verbandlicher Arbeit
6. Sonderfall Kirche: Für und gegen Gentechnik
7. Spalten, abgrenzen, distanzieren: Umwelt-NGOs und direkte Aktionen
8. Bio-Firmen als Nutznießer
9. Die Rolle der Medien
10. Gentechnikkritik von rechts oder aus dem Off
11. Links und Materialien

Schauen wir einmal etwas genauer hin - nach vielen Seiten hinter den Kulissen der Agro-Gentechnik jetzt bei ihren GegnerInnen. Nichts dort ist gleich, alle Kritik ist immer etwas vereinheitlichend. Die folgenden Absätze gelten daher nicht für alle, leider aber meist für viele oder fast alle. Denn die Logiken, die NGOs und Bewegungsagentruen antreiben, sind wiederum weitgehend identisch. Dem soll auch noch ein Abschnitt gewidmet werden. Erst einmal aber geht es um die inhaltlichen Schwächen. Denn was in Broschüren, Presseerklärungen und Statements aller Art von Grünen, Ökos, Lohas oder Kirchen kommt, überzeugt oft nicht oder beinhaltet erhebliche Gefahren, in der Diskussion unterzugehen.

Die riskante Risikodebatte
Stellen Sie sich eine typische Situation des Streits vor: Die verschiedenen Seiten bringen ihre Fans mit, auf dem Podium sitzen Personen mit Titeln und Pöstchen. Die kennen sich meist schon von den intransparenten Runden Tischen und Kungeltreffen der Lobby. Nun müssen sie ihr Klientel befriedigen, damit staatliche Förderungen, Spenden oder mediale Zuneigung weiter erhalten bleiben. Meist geschieht dann etwas Beeindruckendes: Beide Seiten, pro und contra Gentechnik, marschieren zielgerichtet in die Debatte um gesundheitliche und ökologische Risiken. Dann wird scheinbar aufeinander dreingedroschen mit irgendwelchen Studien, die jeweils aus dem eigenen Lager bezahlt worden sind. Die Anzahl von Fremdwörtern und Quellenangaben nimmt zu, bis sich irgendwann aus dem Publikum Menschen melden und ihre Angst vor ungeklärten Effekten auf die Umwelt, auf ihre Kinder oder allergische Wirkungen benennen. Nun zeigen sich die PodiantInnen sogar einig: Das sei alles in der Tat besorgniserregend - und müsse unbedingt genauer erforscht werden. Nach einigem Geplänkel über die Ausrichtung dieser Forschung endet der Abend neben der allgemeinen Verwirrung in einer seltsamen Einigkeit. Es müsse mehr geforscht werden. Pro- und Contra-GentechnikerInnen gehen nach Hause und hoffen, von dem eingeforderten Fördergelderkuchen dann auch ein gutes Stück abzubekommen ...

Die schlaueren GentechniklobbyistInnen konzentrieren sich auf die Risikoforschung und fahren dort regelmäßig Punktsiege ein trotz deutlicher Voreingenommenheit in der Breite der Bevölkerung. Vor allem in vielen Medien und Forschungsjournalen haben die Öko-NGOs schlechte Karten, weil sie mit der Risikodebatte zwecks besserer Spendenwerbung das politisch unpassende Thema wählen. Nehmen wir einmal ein typisches Zitat:

Allerdings – und insbesondere mit Blick auf die grüne Gentechnik – kann niemand mit hundertprozentiger Sicherheit vorhersagen, wie sich in die Natur freigesetzte, genetisch veränderte Organismen verhalten, und welche ökologischen Wirkungen sich einstellen können. Hier können nur über den Versuchsanbau und die intensive Begleitung durch die Forschung Antworten gefunden werden.

Angesichts der ähnlichen Argumentation von Gentechnikkritik und -befürwortung in der Risikodebatte wäre kaum erkennbar, ob es von Umweltverbänden u.ä. oder von der Gentechniklobby stammt. Tatsächlich ist es aus der Broschüre der FNL "Moderne Pflanzenzüchtung und Gentechnik" (S. 26) und geht mit der Hetze weiter: "In dem Moment aber, in dem Feldversuche von „Gentechnikgegnern“ zerstört werden, verlieren wir auch die Erkenntnisse, die mit diesem Anbau hätten gewonnen werden können." Bei Umweltverbänden, Grünen und Umfeld hätte es ungefähr gehießen: "Die Forschung muss aber unabhängiger werden, Umwelt- und Verbraucherverbände sind zu beteiligen." Im gesamten Kapitel zu Risiken und Nachteilen der FNL-Schrift geht es nur um Risiken. Am Ende schlussfolgern sie (S. 29):

Nach allen bislang vorliegenden Erkenntnissen steht fest, dass es in Bezug auf
• Gefahren für den Menschen,
• eine weitere Intensivierung des Pflanzenschutzes,
• die Entwicklung von resistenten Schädlingen
• oder nachteilige Veränderungen in der Umwelt
keine wissenschaftlich gesicherten Nachweise von Gefahren bei der Nutzung der grünen Gentechnik vorhanden sind.

Nochmal der gleiche Argumentationsstrang auf S. 37:
Grüne Gentechnik kann – wenn wir das zulassen – eine sehr wertvolle Innovation sein. Allerdings sollte dies niemand unkritisch und in blindem Fortschrittswahn glauben. Mit entsprechender Begleitforschung muss auch belegt werden, dass die Vorteile die Nachteile bei der Nutzung dieser Innovation überwiegen. Insofern wäre ein wesentlicher erster Schritt, die Notwendigkeit von wissenschaftlich begleiteten Feld- und Freilandversuchen einzusehen und diese Versuche auch zu ermöglichen. Wer diese Versuche dagegen zerstört, handelt nicht nur gesetzwidrig, sondern nimmt dem Rest der Gesellschaft die Möglichkeit, sich anhand fundierter Daten ein eigenes Urteil zu bilden, bzw. den Wissenschaftlern zu vertrauen, die sich intensiv mit den in diesem Zusammenhang bedeutsamen Fragen befasst haben.

Vergessen werden bei diesen Debatten meist die Nebenwirkungen, die die Agro-Gentechnik längst hat. Die liegen weniger in den Risiken als in den - wie heißt es so schön - sozio-ökonomischen Wirkungen. Machtfragen also: Gentechnik zerstört weiter, was noch an selbstbestimmter Landwirtschaft übrig ist. Sie beendet die Wahlfreiheit der VerbraucherInnen. Und sie bringt Saatgut unter Kontrolle der PatentinhaberInnen. Das alles findet auf jeden Fall statt, egal wie toll die Risiken untersucht sind. Es sind unwiderlegbare Argumente - daher ist es bedeutend, dass sie häufig unter den Tisch einer Debatte fallen, in der sich Umwelt- und Biolandbauverbände als ExpertInnen der Biochemie aufspielen, obwohl es darum nicht zentral geht.


Nicht von NGOs, sondern von einer Firma - aber besonders peinlich: "Genfreier" Mais, soso ...


Die Folge: Umwelt- und Biolandbauverbände für Sicherheitsforschung, also mehr Genfelder?!
Am 14. Mai 2013 startete Ruth Tippe (seit vielen Jahren engagierte Gentechnikkritikerin vor allem bei "Kein Patent auf Leben") eine ePetition an den Bundestag, hinter der vor allem der BioTechTest-Macher Christoph Then mit dem eigenen Interesse stand, in die erlauchten Gremien der Gentechnikzulassung berufen zu werden. Hätten 50000 Menschen innerhalb von vier Wochen unterschreiben, müssten sich parlamentarische Gremien mit dem Anliegen befassen. Klar - das wäre sicherlich kein Durchbruch. Aber mensch kann auch auf diese Weise Öffentlichkeit erzeugen. So weit, so gut. Doch der Text der Petition hatte es in sich - umso erstaunlicher daher, dass er von fast allem, was Rang und Namen (und vor allem Posten) hat in der gentechnikkritischen Bewegung, unterstützt wurde.

Im Original: Die ePetition und kritische Debatte
Aus der ePetition vom 14.5.2013:
Der Bundestag möge das Ministeriums für Verbraucherschutz (BMELV) auffordern, bei drei Bundesforschungsinstituten (JKI, MRI, FLI) und den Behörden BfR und BVL eine Organisationsuntersuchung durchzuführen, um festzustellen, ob die Unabhängigkeit insbesondere gegenüber der Gentechnikindustrie gewahrt ist. Zudem sollen Unternehmen verpflichtet werden, Gelder für unabhängige Risikoforschung bereit zu stellen. Umwelt- und Verbraucherverbände sollen bei Entscheidung über Mittelvergabe einbezogen sein.
Begründung
Von der Agro-Gentechnik über Klonfleisch bis hin zu künstlichen Lebensformen – die moderne Biotechnologie drängt in den Alltag und konfrontiert die Gesellschaft mit ihren Versprechungen, Risiken und Folgen. Manche Anwendungen der Biotechnologie bergen ein hohes Gefährdungspotenzial für Umwelt und Verbraucher, einige sind ethisch und sozial problematisch. Die Grenzen des Wissens werden aus wirtschaftlichen Interessen oft verdrängt. Aus diesem Grund kommt einer unabhängigen und transparenten Risikoforschung eine hohe gesellschaftliche Bedeutung zu. Diese Aufgabe sollen in Deutschland unter anderem verschiedene staatliche Institute und Behörden unparteilich und rational erfüllen. Untersuchungen der letzten Jahre haben aber gezeigt, dass es dort nicht selten erhebliche Interessenkonflikte gibt. Folgende Institute, die dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) zugeordnet sind und sich mit Gen- und Biotechnologien sowie mit Pestiziden und Fragen der Lebensmittelsicherheit befassen, sind hier zu nennen: Das Julius Kühn-Institut (JKI), das Max Rubner-Institut für Ernährung und Lebensmittel (MRI), das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Auch dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wurde in der Vergangenheit immer wieder zu große Nähe zur Industrie vorgeworfen. In diesen Instituten wurden in der Vergangenheit zum Teil eklatante Interessenkonflikte erkennbar: Teilweise arbeiten Mitglieder von Expertenkommissionen gleichzeitig als Berater für entsprechende Unternehmen, sind an deren Patentanträgen beteiligt oder arbeiten in Gremien von industrienahen Organisationen mit. Auch Führungspositionen sind betroffen. Die nötige Unabhängigkeit ist hier nicht gewährleistet. Wir setzen uns deswegen für eine stärkere Unabhängigkeit der Behörden und eine Ausweitung der Risikoforschung ein. Konkret fordern wir den Bundestag auf, eine Organisationsuntersuchung für die genannten Institutionen zu beschließen. Dieses Instrument kann eingesetzt werden, um Schwächen in Institutionen zu identifizieren und zu beheben. Die Organisationsuntersuchung sollte dabei nicht auf die Bereiche der Gen- und Biotechnologie beschränkt sein. Zudem fordern wir mehr finanzielle Mittel für die unabhängige Risikoforschung. Produkte, die mit Risiken für Umwelt und Verbraucher behaftet sind, müssen unabhängig vom Hersteller untersucht werden können. Die Kosten für eine unabhängige Risikoforschung sind von den Unternehmen bzw. Anmeldern zu tragen. Mögliche Wege sind Gebühren für Anmeldung und Prüfung entsprechender Produkte oder eine besondere Steuer für risikobehaftete Produkte. Bei der Vergabe dieser Gelder an unabhängige Forschungseinrichtungen sollten u.a. Nichtregierungsorganisationen aus dem Bereich von Umwelt- und Verbraucherschutz eingebunden werden, um sicher zu stellen, dass der Schutz von Umwelt und Gesundheit ausreichend berücksichtigt wird.


Dann folgten mehrere Kritiken an der Petition, u.a.:
1. Von Josef Feilmeier (per Mail)
Wir brauchen weder eine Forschung in der Gentechnik, noch eine Risikoforschung. Diese Technologie ist das Risiko selbst. Warum muss man eigentlich alles ändern, wo doch die Schöpfung und Natur so wunderbar aufeinander abgestimmt ist. Die Regierung soll die Genforschung einstellen, weil ich aus zuverlässiger Quelle weiß (ich bin an der Front), dass die Ergebnisse niemand mehr interessieren wird. Die Sache ist hinter den Kulissen vorbei, auch wenn manche meinen, sie müssen immer noch daran herumeiern. Die Natur hat für alle Faktoren geeignete Lösungen.

2. Von Jörg Bergstedt auf der ePetitionsseite
Ich möchte mich gegen die Petition aussprechen.
Begründung: Wer Risikoforschung fordert, wird Felder ernten
Ich würde dringend davon abraten, die Petition zu unterzeichnen. Sie macht gleich mehrere Fehler - und verfolgt ein fragwürdiges Interesse. Die Fehler sind: Das Problem der Agrogentechnik sind nicht die Risiken. Sie hat keinenNutzen (außer für die Kassen der Konzerne), verschärft aber Abhängigkeitsbedingungen und Machtpotentiale. Mit viel Mühe sind die Versuchsfelder gerade aus Deutschland vertrieben worden - und jetzt kommt die Hilfeleistung ausgerechnet von Seiten der Umweltverbände, die eine Forderung stellen, die zu neuen Feldern führen würde.
Hinzu kommt, dass das Label Risikoforschung schon seit Jahren der Deckmantel für Felder aller Art waren. An den Genehmigungsanträgen ist aber gar nicht zu erkennen, was draußen wirklich gemacht wird. Ob Umweltverbände, BioTechTest oder wer auch immer - für die konkreten Felder haben die sich nie interessiert. Vom Schreibtisch aus sind Auseinandersetzungen aber nicht zu gewinnen - und erst recht nicht an den Tischen der Mächtigen.
Fragwürdig ist aber das Ganze ohnehin. Denn schon dem Text ist zu entnehmen, dass die Verbände an den Privilegien beteiligt werden wollen. Nicht die Öffentlichkeit, nein - nur sie selbst. Und das bei der Geldvergabe - noch dazu als Petition initiiert von der Person, die selbst auf Vorschlag der Verbände in das wichtigste Kontrollgremium aufgenommen werden soll. Wenn das Monsanto & Co. machen würde, wäre es einen Aufschrei wert.
Summa summarum: Nicht unterzeichnen. Widerstand von unten organisieren! Für eine Welt ohne Kontrollgremien und profitorientierte Konzerne/Techniken!


Auf die Kritik antwortete Ruth Tippe von "Kein Patent auf Leben" wie folgt:
Liebe UnterstützerInnen dieser Petition, ich bin begeistert, dass diese Petition von so vielen Organisationen unterstützt wird: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), der Stiftung GEKKO, dem Gen-ethischen Netzwerk (GeN), der Gen-ethischen Stiftung (GeS), der Gesellschaft für ökologische Forschung, Lobby Control, der Manfred Hermsen Stiftung, Mellifera, dem Naturschutzbund (NABU), Sambucus, Save our Seeds (SOS) und Testbiotech. Ich bekomme auch immer mehr mails, von Menschen die unterschreiben wollen und Unterschriftenlisten verteilen wollen. Das freut mich sehr. Es gibt ein paar Fragen, die mehrfach gestellt werden: Wird mit dieser Petition mehr Forschung mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefordert? Die Antwort: Das ist nicht der Fall. Es wird gefordert, dass die unabhängige Risikoforschung gefördert werden soll. Damit ist aber nicht gemeint, dass es mehr Freisetzungen geben soll, sondern dass gezielt kritische und unabhängige WissenschaftlerInnen unterstützt werden. Also gerade auch WissenschaftlerInnen, die aus Vorsorgegründen nicht ins Freiland gehen wollen. Und um sicher zu stellen, dass in der Forschung die Sicherheit von Mensch und Umwelt stärker berücksichtigt wird als bisher, sollen an der Entscheidung über Forschungsprojekte auch Umwelt- und Verbraucherverbände beteiligt werden. Bisher werden die Gelder zu oft für Projekte vergeben, die vor allem der Industrie nutzen oder von Wissenschaftlern durchgeführt werden, die der Industrie sehr nahe stehen. Das soll sich ändern! Und natürlich dürfen Behörden, die mit der Bewertung der Risiken von gentechnisch veränderten Pflanzen und mit der Zulassung von Pestiziden befasst sind, in Zukunft nicht mehr wie bisher von den Interessen der Industrie beeinflusst werden. Also bitte kräftig weiter Unterschriften sammeln, wir wollen mit dieser Petition ein starkes Signal geben!

Dazu eine Stellungnahme von Karin Riedel (per Mail)
Ich habe die Sache nun so erlebt:
1. Aufruf ‚gegen die BRD‘ für mehr wirklich unabhängige Forschung – sehr gut, gute Sache, muß man unterstützen und weiterleiten…
2. Kritik aus eigenen Reihen, weil wir keine Forschung brauchen über etwas, von dem wir wissen, daß es Mist ist – klar, wieso hab ich das nicht gleich erkannt, Mist…
3. Überlegung: Ganz sicher beabsichtigt Ruth Tippe mit ihrem Antrag nicht, mehr Forschung auf den Weg zu bringen und schon gar nicht zur Gentechnik, sondern die 95 % abhängige Forschung mit öffentlichen Geldern in die wirkliche Unabhängigkeit zu führen und der BRD zur schnelleren Bewegung in den Hintern zu treten…
Ich verstehe das für mich so, hab nun aber im Hinterkopf das Achtung-Vorsicht!, um auch solchen Aufrufen nicht blind zu folgen. Sollte in dem Antrag ein kleiner Fehler in Bezug auf die befürchtete Forschung sein, so haben die Antragsteller nun die Möglichkeit, den Wortlaut zu überdenken und die Meinung entsprechend zu korrigieren. So ist das wieder eine gute Chance mit Hilfe von Mitkämpfern einen guten Etappensieg zu erzielen. Vielleicht stimmen meine Überlegungen, vielleicht nicht… Darum habe ich ja auch die Kommentare vom Jörg an ausgesuchte Leute weitergeleitet, damit wir uns austauschen können. Ich hoffe, daß ich nicht allzu sehr daneben liege. Sicher machen wir uns aber nicht gegenseitig verdächtig, wenn wir aufeinander aufpassen um der guten Sache willen. Wir müssen das aushalten und ggf. unser Navi korrigieren…
Die Vielseitigkeit der Kämpfer gegen den Wahnsinn war in der Vergangenheit unsere Stärke. Christiane Lüst z. B. macht die ganze Gentechnik an den Menschenrechten fest, hab ich am Montag in ihrem Vortrag gehört… In dem Vortrag wurde der Josef als einer der wichtigsten Aufklärer und Auf-den-Weg-Bringer der Bauern über den Grünen Klee gelobt, zu Recht!, und ohne die Feldbefreiungen von Jörg wären wir sicher nicht so locker unterwegs und hätten durch die Hintertür heute ganz andere Probleme…


Zusammenstellung der Kritik an der Petition Nr. 41657:
  • Mit der Petition wird u.a. gefordert: "Zudem sollen Unternehmen verpflichtet werden, Gelder für unabhängige Risikoforschung bereit zu stellen." In der Begründung heißt es weiter: "Die Grenzen des Wissens werden aus wirtschaftlichen Interessen oft verdrängt. Aus diesem Grund kommt einer unabhängigen und transparenten Risikoforschung eine hohe gesellschaftliche Bedeutung zu. Diese Aufgabe sollen in Deutschland unter anderem verschiedene staatliche Institute und Behörden unparteilich und rational erfüllen. ... Zudem fordern wir mehr finanzielle Mittel für die unabhängige Risikoforschung." Es fällt schwer, in diesen Formulierungen nicht die Befürwortung der Risikoforschung und ihrer Ausweitung zu lesen - wenn auch einer qualitativ verbesserten.
  • Die aktuelle Lage bei der Risikoforschung hat die Geschäftsführerin der Hauptdurchführungsfirmen biovativ und Biotechfarm, Kerstin Schmidt, am 14.5.2012 im Fokus selbst passend beschrieben: "Wir sind jetzt fast auf Null." Ein Jahr später war es ganz Null, d.h. 2013 gibt es erstmals in Deutschland weder Anbau noch Versuchsfelder. Vor diesem Hintergrund besteht kein Platz für eine politische Forderung, die bestehenden Freisetzungen zu verbessern. Jede Freisetzung wäre ein Neustart für die Agrogentechnik. Es dürfte für die niedergerungenen Gentechnikseilschaften wie Ostern und Weihnachten auf einem Tag wirken, dass in dieser schweren Zeit der politischen Niederlage ausgerechnet aus dem Lager der GegnerInnen ein Vorstoß erfolgt, der ihnen neue Chancen eröffnet.
  • Völlig unberücksichtigt in der Petition sind zwei realpolitische Überlegungen. Zum einen, dass die Umweltverbände und -agenturen sich wie die Konzerne auch im kapitalistischen System bewegen, d.h. immer auch profitabel sein müssen, um ihre Verbandsarbeit und Hauptamtlichen zu finanzieren. Sie unterliegen damit der gleichen Anfälligkeit für die moderne Form der Korruption, sprich: Eine Hand wäscht die andere. Wenn sie gemeinsam mit dem Konzernen und anderen Beteiligten über die Geldvergabe entscheiden, liegt die Gefahr des Auge-zudrückens sehr nahe. Am Ende bekommen alle ihren Anteil an den Mitteln - und das wird auch ein Schweigegeld sein.
    Zudem fehlt der Blick auf die konkreten Versuchsfelder. Daran mangelte es schon immer bei den Umweltverbänden und -agenturen. Sie haben ihre Kritik vom Schreibtisch aus und an den Lobbytischen formuliert. Die miesesten Trick der Gentechnikseilschaften aber liefen an den Versuchsstandorten selbst, wo reihenweise einfach ganz andere Versuche als die genehmigten und geförderten stattfanden. Das hat die Umweltverbände und -agenturen aber nie interessiert - im reinen Bürojob war das auch nicht zu erkennen. Mit denen, die darüber Bescheid wussten, wollten sie sich zudem nie treffen - angeboten wurde es ihnen häufiger. Sie waren und blieben aus eigenem Entschluss SchreibtischtäterInner - und das macht die Petition zusätzlich gefährlich. Hier wird etwas gefordert, dessen Umsetzung später niemand von denen, die das jetzt fordern, überprüft. So wird auch der (heimlichen und betrügerischen) Produkt- und Methodenentwicklung in der Agrogentechnik wieder Tor und Tür geöffnet - gleich inklusive der Finanzierung.
  • Im günstigsten Fall ist anzunehmen, dass der Text einfach nur blöd formuliert ist. Das ist zwar peinlich angesichts dessen, dass hier keine AnfängerInnen dahinter stecken und außerdem Zigtausende das einfach hinnehmen und unterschreiben sollen. Aber es ist denkbar. In diesem Fall bliebe aber die Frage: Warum nicht zurückziehen und mit einen neuen, besseren Text neu starten? Wenn eine inhaltliche Qualität und Bedenken anderer GentechnikkritikerInnen wichtig sind, wäre das folgerichtig.
  • Leider aber ist die schlimmere Vermutung nicht so abwegig. Denn der Ruf nach mehr Gentechnikforschung, aber mit eigener Beteiligung (u.a. am zu verteilenden Geldkuchen), ist nicht neu. In der "Berliner Erklärung" von AgrarBündnis e.V. und Zukunftsstiftung Landwirtschaft, also sehr ähnlichen Kreisen wie jetzt hinter der Petition, fand sich die Forderung (zitiert nach "Kritischer Agrarbericht 2005"): "Bei der Umsetzung des deutschen Gentechnik- und Naturschutzgesetzes und dem Erlass weiterer Vorschriften auf nationaler und europäischer Ebene fordern wir von der Politik ... die Sicherheitsforschung zu den ökologischen Auswirkungen des Einsatzes der Agro-Gentechnik zu verstärken und insbesondere auf langfristige Folgen auszuweiten". Das ist Klartext: GentechnikkritikerInnen wollen Versuche und Versuchsfelder (denn Sicherheitsforschung findet in der Regel im Freiland statt). Sie wollen aber selbst dabei sein. Solcherlei Hinweise auf eigene Interessen von Umweltverbänden und -agenturen an stattfindender Gentechnik finden sich viele. Am 21. Juli 2009 beklagten mehrerer Umwelt- und Landbauverbände "eine unzureichende finanzielle Ausstattung zur Erforschung existierender Risiken". In einem 9-Punkte-Katalog wurde gefordert, die "Risikoforschung ... zu stärken". Ganz offen wollten die Verbände für ihr Mitmachen Geld: "Dafür müssen diese eine Mittelausstattung erhalten, die die Durchführung entsprechender Studien ermöglicht". In Interviews mit dem SWR (20.7.2009), durchgeführt mit der NABU-Gentechnikreferentin Steffi Ober und DNR-Vizepräsident Hartmut Vogtmann, hieß es: "Wir wollen Versuche". Christoph Then - und hier sind wir mindestens personell nahe dran an den FormuliererInnen der Petition - forderte auch schon mehrfach solche Versuche, u.a. gegenüber der SZ am 28.7.2010. Dort stand: " „Erst nach solchen Crashtests wären Freilandversuche sinnvoll, wenn man solche Pflanzen anbauen will“, sagt Then. Alles, so räumt er ein, lässt sich eben doch nicht im Gewächshaus herausfinden." Weitere Beispiele wären nennbar. Auch die Grünen-Apparate fordern an vielen Stellen mehr Agrogentechnikforschung, z.B. der Broschüre Nr. 16/1 "Gentechnik im Essen? Nein Danke!": "Wir brauchen mehr Langzeitstudien, mehr unabhängige Risikoforschung, mehr Transparenz." Warum soll GentechnikkritikerInnen eigentlich immer unterstellt werden, nur das "Gute" zu wollen - zumal angesichts dieser Zitate? Sind die Apparate von Umweltverbänden und -agenturen nicht genauso ständig fixiert darauf, Einnahmequellen und Aufmerksamkeitsanteile zu erzielen wie Monsanto & Co.?
  • Unklar bleibt zudem, wie so ein Text überhaupt entstehen konnte. Warum ist er nicht vorher herumgegangen? Blieb er nur in den internen Kreisen? Warum aber haben die die Mängel nicht entdeckt? Sind BasisakteurInnen (also die potentiellen UnterzeichnerInnen und MultiplikatorInnen) auch hier wieder nur Mitmachvieh? Wie bei den meisten der modernen politischen Aktivitäten von durchgestylten Demos bis zu vorgefertigten Massenemails und Unterschriftenlisten auch? Dann aber wäre es nötig, mehr in Frage zu stellen als nur die inhaltlichen Probleme der risiko-zentrierten Gentechnikkritik.

Das Ganze passierte nicht zum ersten Mal. Mit ihrem ständigen Wir-sind-auch-tolle-ExpertInnen-Gehabe stehen Umweltverbände und -agenturen immer mit einem Bein im Lager derer, die Forschungsaktivitäten forcieren wollen und damit der Entwicklung von gv-Pflanzen Tor und Tür öffnen (was sie nicht wollen, aber tun!). Weitere Beispiele:

Aus der "Berliner Erklärung" des von AgrarBündnis e.V. und Zukunftsstiftung Landwirtschaft, zitiert nach "Kritischer Agrarbericht 2005"
Bei der Umsetzung des deutschen Gentechnik- und Naturschutzgesetzes und dem Erlass weiterer Vorschriften auf nationaler und europäischer Ebene fordern wir von der Politik: ...
14. die Sicherheitsforschung zu den ökologischen Auswirkungen des Einsatzes der Agro-Gentechnik zu verstärken und insbesondere auf langfristige Folgen auszuweiten; ...


Am 21. Juli 2009 erschien eine seltsame Pressemitteilung. Sie stammte aus den Bundeszentralen mehrerer Umwelt- und Landbauverbände. Neben zutreffender Kritik an der Ausrichtung von Forschung in der Agro-Gentechnik beklagten sie "eine unzureichende finanzielle Ausstattung zur Erforschung existierender Risiken" und dass "eine systematische Risikoanalyse zu Freisetzungen und Monitoring der Folgen für Mensch, Natur und Umwelt völlig untergewichtet" sei (S. 1 f.). Diese Formulierungen riefen selbst GentechnikprotagonistInnen wie Inge Broer (Uni Rostock) auf den Plan. Sie freute sich über das Papier und sah darin nicht nur eine Aufforderung zu noch mehr Forschungsmitteln für die Agro- Gentechnik, sondern völlig zur Recht auch ein politisches Statement zugunsten der Versuchsäcker in Deutschland.
Die Formulierungen, aus denen Broer die Unterstützung für ihre Gentechnikanwendungen ableitete, waren kein Ausrutscher. Der gesamte Text stand unter diesem Tenor. Als "folgerichtig" wurde die Forderung des Sachverständigenrates für Umweltfragen benannt, die "Risikoforschung ... zu stärken" (S. 2). Ebenso unterstützten die Verbände die Forderung nach Einbeziehung "unabhängiger Institute" im Zulassungsverfahren. Was Unabhängigkeit bedeuten soll, erklärten sie jedoch nirgends. Der Geruch von Klientelbegünstigung zog in die Forderungsliste ein: "Dafür müssen diese eine Mittelausstattung erhalten, die die Durchführung entsprechender Studien ermöglicht" (S. 2). War es wichtiger geworden, den eigenen Kreisen Anteile am großen Förderkuchen der Agro-Gentechnik zuzuschanzen und dafür auf die grundlegende Kritik der Agro-Gentechnik zu verzichten? Wes Brot ich ess, des Lied ich sing - jetzt auch bei den Umwelt-NGOs?
Das Unfassbare stand im beigefügten 9-Punkte-Forderungskatalog noch deutlicher. Schon der Einleitungssatz stellte Forschung nicht in Frage, sondern forderte deren Ausbau - nur sollten nun andere das Geld bekommen: "Die Unterzeichner fordern Frau Bundesministerin Schavan auf, folgende Forschungsfragen zu Nachhaltigkeit und ökologischen Risiken jenseits des etablierten Gentechnik-Netzwerkes zu vergeben". Dann folgten etliche Punkte, wie die konkrete Forschung verändert, z.B. standardisiert werden sollte. Eine Kritik oder auch nur ein Hinweis darauf, dass Sicherheitsforschung in Deutschland nichts als ein Deckmantel für andere Ziele ist und auch eine antragsgemäß durchgeführte Sicherheitsforschung immer der Untersuchung von Anwendungen dienen und Auskreuzungsquellen schaffen würde, fehlte gänzlich. Dem Verbänden ging es es nur um eine verbesserte Agro-Gentechnikforschung - und Geld für ihnen nahestehende WissenschaftlerInnen.
Über den Text verteilt fanden sich noch mehr Hinweise, dass Umwelt- und Biolandbauverbände die Agro-Gentechnik gar nicht ablehnten. Das Papier diente vielmehr dazu, als Partner an den Tischen und Fleischtöpfen der Begünstigten teilnehmen zu können. Selbst die heikelsten Agro-Gentechnikanwendungen stellte niemand in Frage: "Zum Einsatz von Roundup (Glyphosat), dem bedeutendsten der Komplementärherbizide, wird zurzeit in Deutschland nicht geforscht", steht in Punkt 4 des Forderungspapiers. Wollen BUND, Nabu, Bioland & Co. die Chemikalie weiter in der Umwelt, aber besser erforscht haben? Die deutschen Versuchsfeldbetreiber dürften es gerne gehört haben. Sorgen machten sich die Verbände um die "Schwankungen von Toxingehalten in Bt-Pflanzen" (Punkt 5) - auch hier zeigte sich eine grundsätzliche Akzeptanz der Agro-Gentechnik - verbunden nur mit der Forderung nach mehr Forschungsgeldern und -feldern. Das Desaster darf geschehen, soll aber besser beobachtet werden: "Es müssen Monitoringpläne entwickelt werden, die auch Langzeiteffekte von GVO verlässlich erfassen".
Da wird zum Nebenkritikpunkt, dass wieder mal das gesamte Papier stark auf den bösen US-Mais MON810 ausgerichtet war. Zu den deutschen Genversuchsfeldern, die angeblich der Forschung dienen, fand sich kein einziges Wort. Monsanto musste als Prügelknabe herhalten, Bayer, BASF und KWS wurden geschont. Brav dienten deutsche UmweltschützerInnen einmal mehr den nationalen Weltmarktinteressen.
Den AutorInnen des 9-Punkte-Planes wurde die Kritik an dem Papier vor allem von BasisaktivistInnen aus gentechnikfreien Regionen, Aktionsgruppen und auch Gliederungen der Umweltverbände mehrfach deutlich vermittelt. Doch im Januar 2010 veröffentlichten sie das Papier als zentrales Dokument im kritischen Agrarbericht 2010. Auch hier geht es fast nur um US-Gentechprodukte. Die Amflora wird nur am Rande erwähnt, die KWS hat es nicht einmal ins Stichwortverzeichnis geschafft. Deutsche Genfelder, die Debatte um die Cholera-Kartoffel, Aktivitäten gegen deutsche Genfelder und Seilschaften - kein Wort davon. Die Gentechnik-Redakteurin des Agrarbericht, Heike Moldenhauer (Leiterin Gentechnikreferat beim BUND) setzte mit ihrem umrahmenden Artikel gleich noch einen drauf. Sie kritisierte die "einseitige" Ausrichtung des Kampfes gegen Hunger und Klimawandel auf Gentechnik (S. 247). Also: Die Agro-Gentechnik ist schon okay, nur bitte auch was anderes. Dass die Apparate der Umwelt- und Landbauverbände trotz Kritik aus eigenen Reihe in dieser Frage mit dem Agrarbericht noch einen draufsetzten, zeigte sie als beratungs- und kritikresistent. Das ähnelte schon denen, die für die Agro-Gentechnik streiten.
Ohnehin ist die Position pro Sicherheitsforschungen in Umweltverbänden und anderen NGOs weit verbreitet. In Broschüren, Statements und Presseinformationen ist die Forderung nach mehr Untersuchungen immer wieder zu finden.

Im Original: Umwelt- und Landbauverbände pro Freisetzungen
Aus dem 9-Punkte-Papier u.a. von BÖLW, Greenpeace, DNR, Nabu und BUND (veröffentlicht als Presseinfo am 21.7.2009 und im Text von Heike Moldenhauer: "Rückblick 2009: Ein Schritt vor - zwei zurück?" im Kritischen Agrarbericht 2010 ++ Vollständige Fassung
Eine unzureichende finanzielle Ausstattung zur Erforschung existierender Risiken, eine fehlende Standardisierung der zentralen Messmethoden sowie ein mangelnder Zugang zu Versuchsmaterial für unabhängige WissenschaftlerInnen kennzeichnen die Sicherheitsforschung in den USA, in Europa und in Deutschland. ...
Die Unterzeichner fordern Frau Bundesministerin Schavan auf, folgende Forschungsfragen zu Nachhaltigkeit und ökologischen Risiken jenseits des etablierten Gentechnik-Netzwerkes zu vergeben. Die Ausschreibung sollte in Absprache mit einem Stakeholder-Kreis erfolgen, der wissenschaftliche Pluralität und Kompetenzen in Ökologie und ökologischem Landbau sowie Verbraucherschutz abbildet.
Erfassung gesundheitlicher Effekte von GVO ... Standardisierung und Systematisierung der Testsysteme ... Analyse der Wirkungen von gv-Mais auf Nicht-Zielorganismen ... GVO und Einsatz von Roundup ...

Pro Gentechnikversuche in Interviews mit dem SWR (20.7.2009)
NABU-Gentechnikreferentin Steffi Ober und DNR-Vizepräsident Hartmut Vogtmann: "Wir wollen Versuche"

Aus einer Presseinformation von BÖLW, DNR und VENRO am 8.6.2010
Prof. Hardy Vogtmann, Vizepräsident des Deutschen Naturschutzringes (DNR), weißt darauf hin: „Die bisherige Forschung war vor allem auf das gegenwärtige nicht nachhaltige Agrarsystem ausgerichtet, wozu die Agro-Gentechnik gehört. Wir fordern einen multisystemaren Forschungsansatz, der die lokalen ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Rahmenbedingungen berücksichtigt. Die neuen Forschungsprogramme des BMBF müssen sich an der Zusicherung von Frau Schavan messen lassen die Agrar-Forschung künftig transdiziplinärer und systemischer auszurichten.“

Aus einem Papier mehrerer Umweltverbände zur Sicherheitsforschung (8.6.2010)
Insbesondere gilt es, unabhängige Biosicherheitsforschung früh zu fördern, um asymmetrische Technologieentwicklungen wie anhin gängig in Zukunft zu verhindern. Es führt zwangsläufig zu Konflikten, wenn Biosicherheitsforschung erst anläuft, wenn Entwickler in die Anwendung gehen wollen. Zudem erhält die Biosicherheitsforschung nur ein Bruchteil der finanziellen Mittel die in die Technologieentwicklung geflossen sind.

Wieder nur Forderung nach noch mehr Sicherheitsforschung!
Bericht von Runden Tisch der Bundesregierung am 7.7.2010:
Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandvorsitzender des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) brachte die Kritiken der Umweltverbände vor. Dabei forderte er, unabhängige Wissenschaftler müssten für ihre Tests erleichterten Zugang zu den Daten und Saatgut-Material haben. Außerdem sei die Auswirkung von gv-Pflanzen-Pollen etwa auf Bienen nur unzureichend untersucht. Auch die sozioökonomischen Auswirkungen des Anbaus von gv-Pflanzen sei mangelhaft untersucht.

Aus "Giftpilz im Gentech-Getreide", in SZ vom 28.7.2010 (Seite 16)
Christoph Then, Geschäftsführer des Gentechnik-kritischen Verbandes Testbiotech widerspricht: „Solche Feldversuche sind verfrüht.“ Zuvor müssten mit Gentech-Pflanzen mehr Stress-Tests in Labors und Gewächshäusern stattfinden, in denen Pflanzen verschiedenen Umweltbedingungen ausgesetzt werden. „Nicht einmal für längst zugelassene gentechnisch veränderte Maissorten ist bisher systematisch überprüft worden, wie diese etwa auf extreme Klimabedingungen reagieren“, kritisiert Then, „und das in Zeiten des Klimawandels.“ Für die Zulassung von Gentech-Sorten durch die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA werden solche Studien nicht verlangt. „Erst nach solchen Crashtests wären Freilandversuche sinnvoll, wenn man solche Pflanzen anbauen will“, sagt Then. Alles, so räumt er ein, lässt sich eben doch nicht im Gewächshaus herausfinden.

Aus dem Aufruf von Testbiotech, GeN, Nabu und anderen zu künstlichen Organismen (2010):
Forderungen des Aufrufs: 1. Eine umfassende Untersuchung der Risiken synthetischer Organismen für Mensch und Umwelt und eine ausführliche Diskussion ethischer Fragen ...

WWF Deutschland in einer Mail vom 15.12.2008
Der WWF hat global seine Meinung zum Thema gentechnisch veränderte Organismen (GVOs) formuliert und verlangt ein strenges Vorsorgeprinzip im Einsatz und in der Anwendung sowie ein transparentes Monitoringsystem. Demnach sollen keine gentechnisch veränderten Organismen verwendet werden, solange die ökologischen Auswirkungen nicht vollständig untersucht und evaluiert sind. Überall dort wo GVOs dennoch in der Umwelt eingesetzt werden, fordert der WWF ein rigoroses und fallspezifisches Genehmigungsverfahren durch Regierungen und designierte Regierungsstellen bevor GVOs in einem Land genehmigt werden.


Ein Jahr später, im Kritischen Agrarbericht 2011, wiederholte sich die Forderung nach Sicherheitsforschung zwar nicht direkt, aber wieder dominierten MON810 und nun auch die Amflora die Texte, während die deutschen Forschungsfelder mit keinem Wort erwähnt wurden.

Beim NABU hat das ganze noch ein anderes Geschmäckle. Deren Gentechnik-ReferentIn hat die Kritik an der Biosicherheitsforschung zu einem ihrer Hauptthemen gemacht. Völlig zu recht kritisiert sie die riesigen Mittelflüsse, die dort Entwicklung und Anwendung der Agro-Gentechnik erst richtig beschleunigen. Doch ihre Forderung ist eher gemeinnützig: Auch gentechnikkritische Gruppen sollen in Zukunft Geld für eigene Studien bekommen. Ein Schelm, wer Eigennütziges dabei denkt ...
Die Pro-Freisetzungsposition ist beim NABU ohnehin besonders deutlich. In einer Pressemitteilung von NABU und SlowFood am 19.5.2009 forderte der Verband "eine ökologische Sicherheitsforschung, welche die Auswirkungen der Gentechnik auf Natur- und Umwelt untersucht sowie ein Forschungskonzept zur Agro-Gentechnik, das sich mit Fragen aus der Anbaupraxis beschäftigt." Zitiert wurde NABU-Präsident Olaf Tschimpke: "Wir wünschen uns ein Forschungsprogramm, das die ökologischen Fragen beim Thema Gentechnik wirklich angeht. Dazu brauchen wir jedoch ein Programm, das mit Natur- und Verbraucherschützern gemeinsam aufgestellt und diskutiert wird, damit es dann am Ende auch von allen akzeptiert werden kann."
Am 25.5.2010 hielt die Gentechnikreferentin des NABU Deutschland in Gießen einen Vortrag. Auf Nachfrage wiederholte sie die Forderungen der Umwelt- und Bioanbauverbände vom 21.7.2009: Forschung und Forschungsfelder ja - aber mit veränderten Aufgaben. Der NABU würde sogar gern selbst mitforschen (und dafür natürlich auch Geld haben wollen) - vom BfN gäbe es schon Geld für einen Auskreuzungsversuch des NABU. Die Sache fängt aber gleich schlecht an, denn hinsichtlich Transparenz war beim NABU die Lage schlimmer als an Genversuchsfeldern. Es waren nur mühselig Informationen zu finden.
In dem Vortrag sollte es um "Finanzierung und Bestimmung von Forschungsinhalten" gehen. Steffi Ober reihte lange Zahlenkolonnen aneinander, die insgesamt eindrucksvoll bewiesen, wo das Geld herkommt und wo es hingeht. Eine politische Analyse fehlte. Böse war Schavan, während Ministerkollegin Aigner von Steffi Ober nicht erwähnt und auf Nachfrage aus dem Publikum in Schutz genommen wurde: "Frau Aigner wird nicht erwähnt, weil Frau Aigner nicht relevant ist" und "Das Landwirtschaftsministerium wird ausgebootet ... das BMELV ist politisch nicht am Drücker". Der BioÖkonomierat und der Runde Tisch vom Frühjahr 2009 seien "von Bundesministerin Schavan persönlich" berufen worden. Dass Aigner an beidem ebenso beteiligt war, verschwieg Ober. Ebenso wenig war auch nur ein Wort davon zu hören, dass das BVL die Forschungsfelder genehmigt, die ZKBS alle Felder für unproblematisch erklärt und JKI bzw. vTI eigene Versuche durchführen. Die gehören alle zum Aigner-Ministerium! Warum schützt eine NABU-Funktionärin die Gentechnikministerin und ihre Behörden?

Die auf die Agrogentechnikkritik spezialisierte Stiftung GEKKO fördert dieses seltsame Einfordern von Risikoforschung als besonderen Schwerpunkt: "Neben der Förderung von Projekten in den Bereichen Bildung und Vernetzung sowie Politische Kampagnen fördert die Stiftung GEKKO Projekte, die der unabhängigen Risikoforschung im Bereich Agro-Gentechnik dienen."

Nicht besser sieht es bei Bündnis 90/Grünen aus. Deren Werbung pro Versuchsfeldern ist allerdings auch konsequent, hatte doch Spitzenfrau Renate Künast in ihrer Ministeriumszeit durch eigene Behörde solche Felder genehmigen und sogar selbst anlegen lassen. Auch die die finanzielle Förderung von Freisetzungen lag ihr am Herzen.

Im Original: ... Grüne für Gentechnikforschung
Aus der Broschüre Nr. 16/1 "Gentechnik im Essen? Nein Danke!" (S.5)
Wir brauchen mehr Langzeitstudien, mehr unabhängige Risikoforschung, mehr Transparenz.

Aus einer Presseinformation der Grünen am 8.6.2010
Ulrike Höfken, Sprecherin für Agro-Gentechnik, erklärt: "... Wir brauchen eine integrierte Folgenabschätzung für Biomasse und Biotechnologie und eine ernsthafte Bio-Sicherheitsforschung."

Doch keine falsche Schelte: Das ist immer noch besser als in anderen Parteiapparten. Und wenn alle von der Sicherheitsforschung schwärmen, konnten auch KirchenfunktionärInnen nicht schweigen und forderten, "die Auswirkungen der 'Grünen Gentechnologie' müssten intensiver erforscht werden". Aber ... ja, die Kirche. Da kommt noch eigener Absatz. Leider nötig.

Seltsame Kampagne am 'end-of-the-pipe': Die Illusion gentechnikfreier Inseln
Die Mehrzahl der GentechnikgegnerInnen, darunter fast alle aus den bundeszentralen Apparaten, fröhnen einer seltsamen Schwerpunktsetzung. Während draußen Jahr für Jahr die gentechnisch veränderte Saat in die Erde und damit die Auskreuzung ingang gebracht wird, laufen in Berliner, Hamburger oder andernorts angesiedelten Büros von Umweltverbänden oder Grünen höchstens Drucker, Telefon- und Emailleitungen heiß. Die immer neuen Schriften, Internetkampagnen, Unterschriftensammlungen oder Anträge in Parlamenten drehten und drehen sich um die Gestaltung eines Etiketts, das auf Lebensmittelverpackungen die scheinbare Gentechnikfreiheit garantieren solle, oder um bessere Erforschungsmethoden der Risiken. Mit den Verhältnissen draußen an den Versuchsäckern, der Lage der von Verunreinigung bedrohten LandwirtInnen, ImkerInnen oder der AnwohnerInnen von Versuchsanlagen haben solche Politiken wenig zu tun. GV-Spuren in Lebensmitteln lassen sich weder über Etiketten noch über irgendwie unabhängigere Forschung verhindern. Sie lassen sich zur Zeit noch nicht einmal nachweisen. Denn für die meisten veränderten Genkonstrukte, die über die Freisetzungen in die Umwelt gelangen, gibt es noch nicht einmal eine handhabbare Methode, sie überhaupt zu entdecken. Ob also beispielsweise Teile der gv-Gerste, die 2006 bis 2009 in Gießen und Sagerheide ausgebracht wurde, schon in irgendeinem Bier angekommen sind, werden wir voraussichtlich nie erfahren. Absurderweise ist das Etikett "Ohne Gentechnik" gerade deshalb möglich - es sagt nämlich genau nicht aus, dass keine Gentechnik im Lebensmittel enthalten ist, sondern nur, dass davon nichts bekannt ist. Diese merkwürdige Fokussierung auf das Ende der Produktionskette könnte eine verheerende Illusion geschürt haben: 80 % der Bevölkerung sind gegen Gentechnik auf dem Acker oder auf dem Teller. Doch nur ca. 0,0000007 Prozent (geschätzte 50 von 64.000.000) beteiligten sich 2009 an direkten Aktionen dort, wo die Verseuchung der Lebensmittel in Deutschland herkommen würde. Ursache könnte die Strategie von Umweltverbänden, Bewegungsagenturen, gentechnikkritischen Parteien und den - dabei nicht selbstlos handelnden - Biolebensmittelfirmen sein, vor allem das Kaufverhalten beeinflussen zu wollen. Nun ist bewusstes Einkaufen durchaus eine der möglichen politischen Handlungsoptionen im Alltag und hätte auch den Biohandel positiv beeinflussen können, wenn die EinkäuferInnen dort mehr auf Transportwege, Arbeitsbedingungen bei Anbau oder auch im Bioladen selbst sowie auf umweltgerechte Verpackung geachtet hätten. Aber im Fall der Agro-Gentechnik entsteht aus der Schwerpunktbildung eine gefährliche Illusion. Die Ausbreitung der gentechnisch veränderten Konstrukte ist nämlich ein selbständig ablaufenden, dynamischer, d.h. sich selbst beschleunigender Prozess. Das ist spätestens sei dem Fall des LL601-Reis der Firma Bayer bekannt. Wenige Jahre brauchte damals der gentechnisch veränderte Reis, um von kleinen Versuchsflächen weltweit in alle Ladenregale zu kommen. Wie das genau geschah, ist bis heute ungeklärt. Aber Reis ist ein selbstbestäubendes Getreide, gehört also zu den am wenigsten selbstausbreitenden Pflanzen. Wenn es Reis schafft, schaffen es alle - und zwar auch von kleinen Versuchsfeldern. Doch deren Existenz stellen die CampaignerInnen, die zum gentechnikfreien Einkauf animinieren wollen, nicht in Frage. Im Gegenteil würden ihre Forderungen nach besserer Forschung sogar zu noch mehr solcher Versuchsfelder führen können.

Ablenkender Monsanto-Hass ... oder: Das Märchen von guter und böser Gentechnik
Was eigentlich die Agro-Gentechnik an den Pranger stellen soll, verkommt ständig zu einem Kreuzzug gegen eine Firma. Monsanto - quasi der Inbegriff all des Bösen in dieser Sache. Das weckt stumpfe Gefühle gegen Industrielle, bedient den pro-europäischen Antiamerikanismus und verharmlost mit dem Blick auf die fraglos düstere Geschichte des US-amerikanischen Konzerns das Nachdenken über IG Farben und Zyklon B. Der Hass auf Monsanto verursacht billigen Applaus und füllt die Spendenkonten. Für diese Ziele manipulieren Umweltverbände, schein-kritische Institute nutzen den Monsantohass als Blickfänger - so wie die Kampagne "Gegen die Monsantoisierung der Lebensmittel". Gemeint war eigentlich, dass Leben nicht patentiert werden sollte, aber sogar die Webseite trägt im Dateinamen die US-Firma: "monsantosizing.htm". In Übersichten, welche Gentechnik wo angebaut wird und wer wie den Markt beherrscht, werden deutsche oder europäische Gentechnikkonzerne und -felder oft verschwiegen oder in den Hintergrund gedrängt.

Im Original: Fixierung auf Monsanto

Unter dieser Überschrift kündigt das Umweltinstitut eine Übersicht an, dann aber kommt nur noch der Mais. Andere Felder gibt es nicht ...


Das geht seit Jahren so: Gentechnik = Genmais auf der Übersichtsseite zu 2008.
Im weiteren Text wird dann darauf hingewiesen, dass weitere Pflanzen als Versuchsfelder existieren. 2009 findet sich der Hinweis nicht mehr.



Greenpeacekarte 2010: Der Button zur Karte suggeriert, dass es um alle Genpflanzen geht (links). Die Karte enthält aber gar keine Versuchsfelder. Die Riesenanlage in Groß Lüsewitz gibt es bei Greenpeace gar nicht. Üplingen nur als ein Feld, Braunschweig und Limburgerhof auch gar nicht. Dafür sind etliche MON810-Felder eingetragen, die nie ausgesät würden - also eine Karte voller böser Monsantofelder, die es nicht gibt ... und ohne die deutschen Felder, die es aber gibt (Download: 17.7.2010)


Die BUND-Gentechnikreferentin (immer auf der Jagd nach einfachen Slogans zur Spendenwerbung) forderte laut taz am 2.5.2012 sogar eine Monsanto-Kennzeichnung, weil mensch sonst nicht sofort erkennen könne, wo Monsanto hintersteht. Denn der Konzern hat viele Firmen aufgekauft, die aber formal und mit ihrem Label weiterexistieren. Das aber ist keine Spezialität von Monsanto, so agieren alle Großkonzerne. Doch offenbar geht es dem BUND da nicht (mehr) um Gentechnik, sondern um Hetze gegen den US-Konzern, der so schön weit weg ist und dessen Kritik so einmütigen Applaus verspricht.


Ein deutliches Beispiel für eine solche Fixierung war der sogenannte "Rückblick 2008" auf Gentechnikpolitik und -widerstand im Kritischen Agrarbericht 2009. Autorin war Heike Moldenhauer vom BUND, die - wie ihre KollegInnen von NABU, Greenpeace usw. - seit Jahren die deutsche Forschung schonen, die deutschen Konzerne nur am Rande behandeln und den unabhängigen Widerstand totschweigen. Obwohl 2008 das erfolgreichste Jahr von Feldbesetzungen und -befreiungen war, kommen diese im Bericht gar nicht vor. Der erwähnt trotz des Titels "Der Widerstand gedeiht" nur über laue Lobbyaktionen u.ä. der Verbände.

Irrweg Nachhaltigkeit: Von nachhaltiger Gentechnik (WWF) bis zu gentechnischer Nachhaltigkeit (BASF & Co.)
Noch ein Themenkomplex zum Stirnrunzeln: Die Agenda 21 und nachfolgend der Begriff von Nachhaltigkeit belegen seit Jahren Spitzenplätze im Vokabular der meisten Umweltgruppen. Das dahinterstehende Gedankengut begleitete den Wandel vom BürgerInnenprotest zur grünen ModernisierInnen. Nachhaltigkeit und Agenda 21 bildeten eine neoliberale Assimilierungsstrategie, einen "Alleskleber" für die Integration von Umweltschutz und Umweltbewegung in das große kapitalistische Projekt. Geschmiert mit Zuschüssen gelang das auch: UmweltschützerInnen setzen heute auf "Green New Deal" und ähnliche Varianten marktwirtschaftlicher Problemlösung, bei denen Wachstum, Erstarkung der Wirtschaftsleistung und vermeintliche Schonung von Naturressourcen Hand in Hand gehen. Die Begeisterung für die Agenda 21 und der ideologische Schwenk vom Umweltschutz zur Nachhaltigkeit waren wesentlichen Etappen des Wegs. Für das Thema Gentechnik hieß das von Anfang an, zu keiner klaren Opposition mehr fähig zu sein. Denn die Agenda 21 war im Kapitel 16 reine Propaganda für die neue Technik - abgestimmt 1992 von den KanzlerInnen, PräsidentInnen und KönigInnen dieser Welt.

Im Original: Aus der Agenda 21, Kapitel 16
Kapitel 16 "Umweltverträgliche Nutzung der Biotechnologie"
Überaus nützliche Technologie
16.1 Die Biotechnologie umfaßt sowohl die im Rahmen der modernen Biotechnologie entwickelten neuen Techniken als auch die bewährten Ansätze der traditionellen Biotechnologie. Als innovativer, wissensintensiver Forschungsbereich bietet sie eine Vielzahl nützlicher Verfahrenstechniken für vom Menschen vorgenommene Veränderungen der Desoxiribonukleinsäure (DNS), oder des genetischen Materials in Pflanzen, Tieren und Mikroorganismengruppen, deren Ergebnis überaus nützliche Produkte und Technologien sind. ...

Retter gegen Hunger, Umweltzerstörung und mehr ...
... verspricht die Biotechnologie, einen bedeutenden Beitrag zur Erzielung von Fortschritten beispielsweise in der Gesundheitsversorgung, in der Ernährungssicherung in Form von nachhaltigen Anbaupraktiken, einer verbesserten Versorgung mit Trinkwasser, leistungsfähigeren industriellen Erschließungsprozessen für die Umwandlung von Rohstoffen, der Förderung nachhaltiger Aufforstungs- und Wiederaufforstungsverfahren und der Entgiftung von Sonderabfällen zu leisten. ...
16.4 Die Regierungen sollen auf der entsprechenden Ebene mit Hilfe internationaler und regionaler Organisationen und mit Unterstützung nichtstaatlicher Organisationen, des privaten Sektors und akademischer und wissenschaftlicher Einrichtungen Verbesserungen in der Pflanzen- und Tierzucht wie auch bei Mikroorganismen durch Anwendung der traditionellen und der modernen Biotechnologie erzielen, um durch eine nachhaltige Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge die Ernährungssicherung insbesondere in den Entwicklungsländern zu gewährleisten; ...

Biotechnologie soll ausgerechnet in den "Entwicklungsländern" vorangetrieben werden!
Außerdem bietet die Biotechnologie neue Möglichkeiten für weltweite Partnerschaften, insbesondere zwischen den Ländern, die reich an biologischen Ressourcen (einschließlich genetischer Ressourcen) sind, denen aber das erforderliche Fachwissen und die erforderlichen Investitionsmittel zur Nutzung dieser Ressourcen mit Hilfe der Biotechnologie fehlen, und den Ländern, die das technische Fachwissen für die Umwandlung biologischer Ressourcen herangebildet haben, damit diese für die Zwecke einer nachhaltigen Entwicklung genutzt werden können. ...
16.2 ... Es bedarf erheblicher Neuinvestitionen und der Entwicklung der menschlichen Ressourcen im Bereich der Biotechnologie, insbesondere in den Entwicklungsländern. ...
16.39 Die Ziele lauten wie folgt: ... Förderung der Entwicklung und Anwendung biotechnologischer Verfahren unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklungsländer; ... Mithilfe bei der Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für Investitionen, beim Aufbau industrieller Kapazitäten und beim Vertrieb/bei der Vermarktung; ...


Das Ziel der Agenda 21: Köpfe und Rahmenbedingungen verändern
16.1 ... In den nachstehend beschriebenen Programmbereichen wird versucht, die Anwendung international vereinbarter Grundsätze zu fördern, mit denen die umweltverträgliche Nutzung der Biotechnologie gewährleistet, eine öffentliche Vertrauensbasis geschaffen, die Entwicklung nachhaltiger biotechnologischer Anwendungen gefördert und geeignete Rahmenbedingungen - insbesondere in den Entwicklungsländern - geschaffen werden können ...

Biotechnologie als praktizierter Umweltschutz
16.21 ... Die Biotechnologie ist eines der vielen Instrumente, die eine wichtige Rolle bei der Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme und Landschaften spielen kann. Dies könnte durch Entwicklung neuer Aufforstungs- und Wiederaufforstungsverfahren, durch Konservierung von Keimplasma und durch Züchtung neuer Pflanzensorten geschehen. Außerdem kann die Biotechnologie einen Beitrag zur Untersuchung der Auswirkungen von Organismen, die in Ökosysteme eingebracht werden, auf die verbleibenden und auf andere Organismen leisten.

Verstecktes Ziel: Patentschutz weltweit gewährleisten
16.37 Die beschleunigte Entwicklung und Anwendung der Biotechnologie, insbesondere in den Entwicklungsländern, setzt intensive Bemühungen um den Aufbau institutioneller Kapazitäten auf nationaler und regionaler Ebene voraus. In den Entwicklungsländern sind entwicklungsförderliche Rahmenbedingungen wie ... Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und -mittel, Aufbau industrieller Kapazitäten, Kapital (darunter auch Risikokapital) , das Recht auf Schutz geistigen Eigentums und ... häufig unzureichend.

Wie konnte es passieren, dass ein solches Papier, welches zu globaler Machtverteilung, Atomenergie oder interkontinentalen Verkehrsprojekten sehr ähnliche Stoßrichtungen vorgibt, eine solche Bedeutung für viele Strömungen der Umweltbewegung erlangte. Die Antwort hierauf ist mehr als eine einfache Begründung, aber zwei Aspekte eines tiefgreifenden Wandels von den BürgerInnenbewegungen der 70er und 80er Jahre zu den Hauptamtlichenapparaten der Neuzeit sind ausschlaggebend. Da war zum einen der Paradigmenwechsel von der Protestkultur zum organisatorischen Ausdruck einer wichtig gewordenen Gruppe des BildungsbürgerInnentum. Der Duktus von Protest wich einem modernisierten Dabeisein, Widerstand den Prämissen von Lifestyle und Gesundheit. "Lohas", wie sich sich nennen, sind der in diese Richtung weitgehendste Entwurf widerstandsfreier Lebenskultur, die längst ein Teil des mainstreams ist und das auch sein will. Unter anderem durch deutliche Distanzierung von denen, die der Protestidee weiter oder neu verschrieben sind. Der zweite Grund ist der schnöde Mammon. Wer in Fördertöpfen bleiben oder die Spenden der zu Wohlstand kommenden Ex-Protestbewegung abgreifen wollte, musste den Themenumschwung mitgehen. Die Agenda 21 als eine der ersten Entpolitisierungsstrategien hat schlicht deshalb Erfolg gehabt, weil fast alle staatlichen Stellen ihre Zuschüsse an Umweltgruppen daran koppelten, dass diese integraler Bestandteil der Agenda-21-Arbeit wurden. Das zieht - jedenfalls in einer zu diesem Zeitpunkt kaufbaren und heute längst gekauften Umweltbewegung.

Im Original: Die Argumentationsschleife der Grünen Gentechnik
1. Umwelt und Ressourcen müssen geschützt werden
Im ökologischen Sinne bedeutet Nachhaltigkeit "einen Umgang mit natürlich gegebenen Ressourcen, bei dem die Trag- und Regenerationsfähigkeit des betreffenden Ökosystems nicht gefährdet werden". (Corinne Maeschli, "Das Leitbild Nachhaltigkeit – Eine Einführung", S. 5)

2.a Wir brauchen mehr zu essen
Eine nachhaltige Landwirtschaft muss in der Lage sein, die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln langfristig zu sichern [1, 45]. Da jedoch die Erdbevölkerung pro Jahr um rund 1.5 Prozent zunimmt [46], bedeutet diese Forderung, dass auch das Angebot an Nahrungsmitteln im selben Masse wachsen muss. Allerdings werden die besten Ackerbaugebiete der Welt bereits genutzt, so dass eine weitere Ausdehnung der Ackerbaufläche, soll eine weitere Intensivierungen von begrenzt kultivierbaren Landstrichen verhindert werden, nicht möglich ist [1]. Folglich muss, um die Nahrungsmittelversorgung aufrecht zu erhalten, die Produktivität der derzeitigen Ackerbaugebiete erhöht werden. (Maeschli, S. 13)

Aber die Produktivität der Landwirtschaft muss bis zum Jahr 2025 weltweit nahezu verdoppelt werden, um die dann schätzungsweise 8,5 Milliarden Menschen auf der Erde ernähren zu können. (Sinemus/Minol in mensch+umwelt spezial 2004, S. 46)

2.b Außerdem soll die Qualität des Essens steigen
Aus Klaus-Dieter Jany, "Gentechnik im Agrar- und Lebensmittelbereich. Stand und Perspektiven – Ein Beitrag zur nachhaltigen Produktion von Lebensmittel"
Lebensmittel sollen immer schöner, wertvoller, besser ... kurz genussvoller und gesünder werden. Dabei sollen sie aber immer naturbelassener, frischer, sicherer, haltbarer und noch billiger werden. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, müssen neue Techniken angewandt werden. Eine Technik ist die sog. Grüne Gentechnologie.

2.c Umweltschutz bedeutet, wenn weniger Fläche weniger intensiv genutzt werden muss
Eine fortschreitende Umwandlung der noch verbliebenen Naturräume in monotone landwirtschaftliche Nutzfläche würde sich eindeutig negativ auf das Ökosystem ‹Erde› auswirken! (Maeschli, S. 11)

2.d Es ist schon schlimm: Die Suche nach Essen bedroht die Umwelt - es muss schnell gehandelt werden!

Nicht Industrie und Kapitalismus, sondern die EinwohnerInnen auf der Suche nach Essen zerstören die Umwelt

In Schwellenländern wird schon jetzt durch Brandrodung von Wäldern die landwirtschaftliche Nutzfläche vergrößert, um den Mehrbedarf an Nahrung zu decken. Auch Grasland wird überweidet. Das zerstört unwiederbringlich Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Die Stabilität des Klimas wird gefährdet und die genetische Vielfalt beeinträchtigt. ...
Brandrodung im tropischen Regenwald: Zur Deckung des Nahrungsbedarfs wird in vielen Schwellenländern die landwirtschaftliche Nutzfläche auf Kosten des Waldes vergrößert. ...
90 Prozent der Waldvernichtung in den immerfeuchten Tropen ist auf Ausdehnung der Landwirtschaft zurückzuführen (Weidewirtschaft und Wanderfeldbau).
(Sinemus/Minol in mensch+umwelt spezial 2004, S. 46)

3. Die konventionellen Züchtungspotentiale reichen nicht mehr
In den letzten 50 Jahren sind landwirtschaftliche Produktionsverfahren entwickelt worden, mit deren Hilfe die heutige Landwirtschaft allmählich zu Ertragspotentialen nahe den pflanzenphysiologischen Grenzen vorgestossen ist. Um die Erträge weiterhin und im Sinne der Nachhaltigkeit zu erhöhen, müssen die Verluste (durch Schädlingsbefall, Witterung etc.) eingeschränkt werden. Dabei sollte jedoch auf den Einsatz von umwelt- und gesundheitsschädigenden chemischen Mitteln weitgehend verzichtet werden. (Maeschli, S. 13 f.)

4. Die Rettung: Gentechnik!
Bei einer dem Standort und der Bewirtschaftungsweise angepassten Anwendung könnte der Einsatz der Gentechnologie die Erträge steigern, ohne die Umwelt weiter zu belasten. Womit die Bedingungen der ökologischen und der ökonomischen Aspekte der Nachhaltigkeit erfüllt wären. ...
Ohne den Einsatz von neuen Technologien ist jedoch die Vorstellung, die Welternährung durch einen flächendeckenden ökologischen Landbau sicher zu stellen, für die Zukunft wohl eher utopisch.
(Maeschli, S. 14)

Beim konsequenten Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen mit effektiven Resistenzen gegen die wichtigsten Erreger und Schädlinge sind natürliche Lebensräume – und damit auch die Artenvielfalt und das Klima – deutlich einfacher zu schützen. Entsprechende Pflanzen werden zur Zeit weltweit für alle Klimazonen entwickelt. ... (S. 46)
Bei Betrachtung der vorliegenden Anbauerfahrungen und dem Wissen um die Möglichkeiten der neuen Technologie ist aber absehbar, dass bestimmte transgene Pflanzen einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft leisten können. (Sinemus/Minol in mensch+umwelt spezial 2004, S. 50)

Gentechnisch verbesserte Sorten werden seit ihrer Einführung in immer mehr Ländern auf immer größerer Fläche angebaut: Allein 2004 wurden in 18 Ländern auf über 81 Mio. Hektar gentechnisch verbesserte Pflanzen bestellt; seit 1996 kumuliert sind das bereits 384,6 Mio. Hektar. In der Praxis zeigt sich, dass diese Pflanzen die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen; die immer wieder beschworenen Risiken sind nicht aufgetreten. Im Gegenteil, die Vorteile dieser Sorten zeigen sich immer deutlicher, je mehr Erfahrungen gesammelt werden: Einsparung an Pflanzenschutzmitteln, gesündere Nahrungsmittel und schonendere Bodenbearbeitung sind einige der Vorteile, die schon die erste Generation dieser speziellen Sorten vorweisen kann. (Anja Matzk, KWS)

Über diese Stimmungen und Werbestrategien sind Umweltverbände auch für die Agro-Gentechnik einfangbar. Da ist noch harmlos, wenn sich die NGOs für Versuchsfelder zur Sicherheitsforschung aussprechen, um an den Töpfen teilzuhaben. Schlimmer ist, wenn die Agro-Gentechnik zum gemeinsamen Projekt wird. Immer wieder wird sie ja von den BefürworterInnen als Beitrag zur Nachhaltigkeit gefeiert - also genau mit der Argumentation, auf die seit Jahren auch Umweltverbände stehen. Wuchs da zusammen, was zusammen gehörte, als der WWF plötzlich mit Gentechnikkonzernen über nachhaltige gv-Sojaproduktion diskutierte?

Kritik am WWF wurde in einer Sendung des WDR am 8. Juni 2011 mit dem Titel "Der Pakt mit dem Panda" formuliert. Medien und UmweltschützerInnen reagierten entsetzt - und zeigten damit nur, dass sie von Tuten und Blasen keine Ahnung haben oder eben an die Märchenstunden glauben, die gesellschaftliche Eliten, organisieren in den Umwelt-NGOs, den Massen zwecks Spendengewinnung so erzählen. Aber immerhin: Besser ein später und auf Einzelthemen beschränkter Film als keiner ...

Im Original: WWF und Agro-Gentechnik
WWF Deutschland behauptet, sich (erstmal) dagegen auszusprechen mit folgender Formulierung (Mail vom 15.12.2008)
Der WWF hat global seine Meinung zum Thema gentechnisch veränderte Organismen (GVOs) formuliert und verlangt ein strenges Vorsorgeprinzip im Einsatz und in der Anwendung sowie ein transparentes Monitoringsystem. Demnach sollen keine gentechnisch veränderten Organismen verwendet werden, solange die ökologischen Auswirkungen nicht vollständig untersucht und evaluiert sind. Überall dort wo GVOs dennoch in der Umwelt eingesetzt werden, fordert der WWF ein rigoroses und fallspezifisches Genehmigungsverfahren durch Regierungen und designierte Regierungsstellen bevor GVOs in einem Land genehmigt werden.

Dann gab es Proteste ... und in einem Rundbrief war wenig später zu lesen:
Ein großes Dankeschön an alle, die der Umweltorganisation WWF Briefe geschickt haben, um deren Teilnahme an der Debatte um Nachhaltigkeitskriterien für Gentech-Soja, zu kritisieren. Euer Protest war SEHR erfolgreich. Die Umweltorganisation hat sich in einer Stellungnahme dafür entschuldigt, dass es den Anschein erweckt hat, sie billige Gentech-Soja.
Gut gemacht! ABER die Antwort auf ihrer Webseite ist immer noch sehr dürftig. Die Stellungnahme ist voll von Rechtfertigungen für den "Runden Tisch Verantwortungsvolle Soja" (RTRS), der das Thema Gentechnik vollkommen von der Tagesordnung gestrichen hat. Der WWF argumentiert damit, dass es dem Runden Tisch darum ginge, eine nachhaltige Produktion von Soja zu sichern - unabhängig davon, ob sie gentechnisch verändert ist oder nicht. Das sind Spitzfindigkeiten. Gentech-Soja ist mit Abstand die Pflanze, die am häufigsten in jenen Ländern Südamerikas angebaut wird, wo Soja erwiesenermaßen die Umwelt und die sozialen Strukturen zerstört. Gentech-SOJA ist grundsätzlich NICHT nachhaltig.
In der Antwort auf Eure Briefe zur Gentech-Soja-Debatte spricht der WWF vom "erfolgreichen Abschluss der Gespräche am Runden Tisch". Fakt ist, wenn es nicht gelingt, verstärkt 1. Gentech-Soja komplett abzulehnen und 2. Zähne im Kampf für den Schutz des Regenwaldes zu zeigen, wird es Erfolg nur für die Ausbeuter der Bauern, nämlich die großen Sojaproduzenten - und natürlich für Monsanto!
Bitte schreiben Sie dem WWF und erklären Sie den Verantwortlichen, dass sie sich durch ihre Teilnahme am Runden Tisch der "Grünwäscherei" mitschuldig machen. Falls der WWF noch nicht geantwortet hat, können Sie ihm unter folgendem Link Ihre Sorge darüber mitteilen, dass er der Gentechnik zu einem "grünen" umweltfreundlichen Image verhilft. Weitere Informationen ...

Aus "Tanzt der Panda für Monsanto?", in: taz-Blog am 28.5.2009
Der Panda, soviel steht fest, versucht sich mit Monsanto, Syngenta, Cargill, ADM, Shell und so ziemlich allem was im internationalen Soja-Business Rang und Namen hat, auf Kriterien samt Label für nachhaltige Soja-Produktion zu einigen - mit Gentechnik, versteht sich. ... Der WWF International hat dagegen letzte Woche mit einem offiziellen Statement sein Engagement verteidigt: Die Soja-Expansion, auch die gentechnische, sei eine Realität, deren Folgen besser durch einen offenen Dialog mit der Industrie zu mildern seien als durch Verweigerung. ... Dass zu den Kriterien der Nachhaltigkeit a la RTRS der Verzicht auf Gentechnik nicht gehört, war wohl von Anfang an klar: “Jede Anbauform, ob gentechnisch, konventionell oder biologisch, ist verbesserungsfähig” heißt es auf der Webseite. Auch die Expansion der Soja in den Regenwald wird nicht gestoppt, sondern soll in geordnetere Bahnen gelenkt werden.

Aus einem Interview mit Jason Clay, Senior Vizepräsident des WWF
Wir können heute viel darüber diskutieren, was nachhaltig ist und was nicht. Aber bis 2050, mit 9 Milliarden Menschen auf dem Planeten, fast 3 Milliarden mehr als heute, die doppelt so viel konsumieren wie wir jetzt: was auch immer heute nachhaltig ist, im Jahr 2050 wird es das nicht sein. Also müssen wir besser werden. Wir müssen herausfinden, wie wir mit weniger mehr erreichen können. Ich denke, was Zuchtvieh betrifft, müssen wir herausfinden, wo wir stehen und wo die Grenzen sind. Dann können wir uns anschauen, was Rollenmanagement und Genetik und andere Dinge mit der Verbesserung der Produktion zu tun haben.

Das motivierte einen Lyriker zu folgenden Versen:
Die Genlobby kann lachen:
Der WWF braucht Moos!
Wir schlafen - die solln' machen (?!?!):
Die machen krumme Sachen
und quatschen Gensoja groß!!
und quatschen Gensoja groß!!

Und Soja wird jetzt teuer:
Das soll jetzt in den Tank!
Denn Agrosprit kriegt Steuer,
und Gift- und Genungeheuer -
die machen kein Auto krank!!
die machen kein Auto krank!!

Sind Mindeststandards versprochen,
für Arbeit und Natur,
werden selbst _die_ gebrochen,
wer will auf Recht hier pochen?!?!
Die Säge freut sich nur!
Die Säge freut sich nur!

'3 Euro stoppen die Säge' -
so steht es hier und dort...
Die Euros, die gehn Wege,
Monsanto gibt sein' Sege',
Campina bleibt auch nicht fort!
Campina bleibt auch nicht fort!

Denn Gummiparagraphen
bringt diese Runde hervor,
und wer soll hier dann strafen?
Versprechen machen schlafen -
wer's weiß, bleibt außen vor!
wer's weiß, bleibt außen vor!

Wer Hab und Gut verloren
hat durch den Agrosprit-Wahn
bleibt vor verschlossnen Toren:
Wer leiht dem Elend Ohren?
Die 'Heuschrecken' brechen sich Bahn!!
Die 'Heuschrecken' brechen sich Bahn!!


Herrschaftsfragen ausblenden
Wer Risiken in den Vordergrund stellt (bzw.: Gefahren), behauptet selbst, dass die Gentechnik unproblematisch sein kann - nämlich dann, wenn die Risiken einschätzbar und zu bewältigen wären. Das sei zwar, sagen die meisten Umwelt- und Biolandverbänden, zur Zeit nicht der Fall, aber dennoch stärkt die Forderung nach mehr Forschung genau die, die weitere Erforschung der Gentechnik einfordern und unter dem Deckmantel der Forschung alle möglichen Versuchsaktivitäten verdecken. Außerdem öffnet es der Gentechniklobby Tor und Tür, für länger untersuchte Einzelfälle die Behauptung aufzustellen, hier seien die Risiken bereits gut erforscht und deshalb handhabbar. Im Ergebnis schlagen sich dann ExpertInnen und ScheinexpertInnen Fachausdrücke, Untersuchungen und mehr um die Ohren - eine Debatte, bei der viele BeobachterInnen schnell aussteigen und dazu neigen, der Personen mit dem höheren wissenschaftlichen Grad (z.B. Prof., Fachbehördenleiter ...) mehr Glauben zu schenken. Zudem verharrt, wer nur die Frage der ausreichenden Erforschung der Risiken thematisiert, auf einer sehr schwachen Argumentationsbasis. Denn eine grundlegende Kritik der Gentechnik ist daraus nicht ableitbar. Diese fehlt vielen Umwelt- und Landbauverbänden denn auch. Sie wäre nur aus einem emanzipatorischer Betrachtungswinkel möglich, die Abhängigkeiten, den Verlust der Wahlfreiheit, Patente auf Leben und Kontrolle von Produktion und Konsum thematisiert. Doch solche Verknüpfungen von Herrschaftsanalyse und emanzipatorischer Technikkritik ist bei den gegenüber staatlicher Macht und Profitdenken ja ganz offen eingestellten NGOs absolute Mangelware.

Am Beispiel der politischen Kultur von Grünen
Aus Helmut Höge: "Moderne vs. Ökologie", in: Junge Welt am 26.3.2013 (S. 12)
Warum führen die Grünen in Europa nicht viel mehr als ein NIschendasein, obwohl es überall auf dem Kontinent von Bürgerinitiativen wimmelt, ob gegen Bahnhofsneubauten, Staudämme, Gastrassen, Autobahnen oder Großschlachthöfe. All diese Projekte sollen von korrupten Politikern, technoiden Machern und BVL-verblödeten Managern geplant und durchgezogen werden. Die Grünen haben keinen Zulauf, der dieser Entwicklung entspricht, weil sie in der "Moderne" dieser "Planer" stehen, d.h. sie greifen Bürgerprotest zwar auf (mit denen gegen Atomkraft sind sie großgeworden), bringen sie dann jedoch auf die handelsüblichen Lösungswege. Die da wären: Einzäunen und Nutzung reduzieren (Nationalparks und Schutzzonen); besser, wenn auch teurer, produzieren und verkaufen (Biosupermäkrte); industrielle Verfahren optimieren (entgiften, recyceln, den CO2-Ausstoß reduzieren); wissenschaftlich erforschen; anerkannte Experten (zahlenverliebte Darwinisten) heranziehen, selbst zu werden - und ganz allgemein die "Performance" verbessern, "optimieren". All diese Wegen enden früher oder später im Etikettenschwindel.

Gentechnikkritiker fordert: Lebensmittelexporte steigern!
Unter der Überschrift „Anti-Gentechnik vom Feinsten!“ wies ein Text am 30.12.2013 auf eine „Hochkarätige Veranstaltung“ hin. Darin ging es um die „großen Gefahren des Freihandelsabkommen“. Ein Absatz zeigte, wie wenig Herrschaftskritik in der Gentechnik mitunter drin ist. Ein bekannter österreichischer Gentechnikkritiker benannte ausgerechnet die größere Chance für LebensmittelEXPORTE (!) als Argument gegen die Gentechnik. Offenbar widersprach niemand. Hier der Originaltext:
Grundsätzlich betonte HELLDORFF, dass die Agro-Gentechnik weltweit versagt : der Hunger in der Welt wurde verstärkt, da mit Gentechnik weniger geerntet wird und die Ernte außerdem vom Nährwert meist wenig bekömmlich ist. Er erinnerte auch an die bedrohlichen gesundheitlichen Auswirkungen sowohl des Star Link Genmais als auch des genveränderten Tryptophan, deren Opferzahl in den USA in die zehntausende gehen. ...
Folgerichtig vertritt HELLDORFF die Ansicht, dass ein gentechfreies Europa - und natürlich Österreich - einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil bezüglich Lebensmittelexporten aber auch Fremdenverkehr für sich verbuchen. Diesen Vorteil dem Druck skrupelloser Geschäftemacherei zu opfern wäre ebenso dumm wie unverantwortlich.


  • Neben schwachen Argumentationen halfen viele GentechnikkritikerInnen der anderen Seite noch auf eine andere Art: Sie grenzten radikalere Inhalte und Menschen, die direkte Aktionen machten oder befürworteten, aus. Mehr siehe hier ...

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