Martin Luther

FREIE FAHRT FÜR FREIE MENSCHEN: § 265A STGB STREICHEN! NULLTARIF IM ÖPNV!

Zum Begriff "Schwarzfahren"


1. Schwarzstrafen: Einleitung
2. "Schwarzfahren" als Aktion
3. Eine kleine Geschichte ...
4. Zum Begriff "Schwarzfahren"
5. Buchvorstellungen zum Themenbereich



Anmerkung der Aktivisten vom 2.-5.3.2015 zur Frage des Rassismus im Begriff "Schwarzfahren" (ergänzt im Januar 2019)

Wir haben uns mehrfach damit auseinandergesetzt, wo das Wort "Schwarzfahren" herkommt und ob es sinnvoll ist, diesen Begriff zu verwenden. Zunächst: Das Problem ist größer. Würde mensch den Begriff "Schwarzfahren" ablehnen, weil - wie und warum auch immer - eine Assoziation zu rassistischem Denken bestünde, müssten auch Begriffe wie "Schwarzsehen" (Fernsehen ohne Rundfunkgebühren zahlen), "Schwarzarbeiten", "Schwarzärgern", schwarz-rote Koalition, schwarzer Humor, Schwarzmarkt, schwarze Magie, black bloc, "Schwarzmalen" (pessimistischer Zukunftsblick) und vieles mehr aus dem Sprachgebrauch gestrichen werden. Das hätte also schon ziemliche Konsequenzen - und würde weiter wachsen, wenn auch schwarze Bretter, schwarz auf weiß oder ins Schwarze treffen gleich mit entsorgt werden müssten. Und wir stimmen zu: Wäre der Kontext rassistisch, würden wir das fordern - auch wenn es weitreichend ist.
Aber: Die genannten Begriffe haben genau NICHTS mit Hautfarben zu tun. Die Begriffe sind nicht mit Bezug auf eine Hautfarbe entstanden - und erst recht werfen sie nicht bestimmten Menschen vor, das in besonderer Weise zu tun, was die Begriffe aussagen. Rassismus und die anhand von Hautfarbe erfolgten rassistischen Stigmatisierungen sind unerträglich und wir müssen sie energisch bekämpfen - inbesondere auch solidarisch mit denen, die von den Rassismen betroffen sind und eine Hautfarbe haben, die an schwarz erinnert. Dass sich Menschen mit sehr dunkler Hautfarbe inzwischen selbstbewusst selbst als "Schwarze" bezeichnen (siehe "Black Power" oder ähnliche Begriffe), ist erfreulich!

Nun wäre der Begriff auch dann zweifelhaft, wenn "Schwarzfahren" zwar keinen rassistischen Ursprung hätte, aber heute damit assoziiert würde. Aber auch das halten wir für wild konstruiert. Wir haben bislang in keinem einzigen Fall erlebt, dass Menschen beim Wörter wie "Schwarzfahrer*in" oder "Schwarzfahren" an Hautfarben dachten - außer denen, die sich über die Verwendung des Begriffs aufregen und meist weißer Hautfarbe sind.

Wir halten es für falsch, selbst die Gedanken auf Hautfarben zu lenken. Wir haben uns daher entschlossen, deshalb gerade NICHT auf den für das fahrscheinlose Fahren allgemeinverständlichsten Begriff "Schwarzfahren" zu verzichten. Wir würden nämlich gerade DAMIT anerkennen, dass Schwarzfahren mit schwarzer Hautfarbe und der dümmlichen Erfindung, es gäbe überhaupt trennbare Rassen, etwas zu tun hat. Hat es nicht - und Schwarzarbeit, schwarze Listen oder schwarzer Humor haben das auch nicht!
Insofern ist eher der ständige Hinweis auf eine vermeintliche Verbindung eine rassistisch angehauchte Sache. Denn wer die Nutzung des Wortes aus diesem Grund kritisiert, denkt beim Wort Schwarzfahren offenbar ständig an Hautfarben.

Im Übrigen, das sei auch noch angemerkt, besetzen wir den Begriff "Schwarzfahren" positiv und hoffen auf eine Aktionskultur des offensiven Schwarzfahrens. Mensch stelle sich vor, (fast) alle Schwarzfahrer_innen würden jetzt offen für Nulltarif werben - mit Schild, mit Flyern, mit Diskussion ... häufiger erwischt wird mensch dadurch ja auch nicht!
Insofern ist "schwarz" bei uns ja ohnehin keine Abwertung. Wichtig war uns zudem, verständlich zu sein. Politik heißt: Menschen erreichen, Fragen stellen, Denken verändern. Das Wort "Schwarzfahren" ist der Begriff, den alle verstehen - und hoffentlich auch weiterhin nicht an Hautfarben denken, weder beim Schwarzfahren noch sonst bei der Charakterisierung von Menschen!


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Kommentare

Umsonstfahrerin am 18.09.2022 - 15:48 Uhr
Ich finde wenn selbst der ISD e.v. (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.v.) den Begriff anprangert, sollten wir uns nochmal überlegen ob er wirklich angebracht ist oder ob es nicht doch einfacher wäre alternative Beschreibungen zu nutzen.
Solidarische Grüße!


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