Welt ohne Strafe

KOHLE, KLIMA, KATASTROPHEN: RISIKEN UND NEBENWIRKUNGEN VON ABBAU UND VERFEUERUNG

Braunkohle


1. Klimawandel
2. Zurück in die Zukunft: Kohle, LNG und die offizielle Klimapolitik
3. Braunkohle
4. Gesteigert: Kohleabbau international & Kohleverstromung in Deutschland
5. Den Klimawandel leugnen
6. Gegenvorschläge: Kohleausstieg, Energiewende und Utopien
7. Links und mehr

Die Probleme
Viele Kraftwerke von RWE nutzen keine Kraft-Wärme-Kopplung. Ihr Wirkungsgrad ist daher sehr niedrig. Aber auch bei den “modernen” (Braun)Kohlekraftwerken geht die meiste Energie durch den Schornstein(bzw. Kühlturm) flöten. Im letzten Jahr stieg der Braunkohleverbrauch im rheinischen Braunkohlerevier auf 96 Millionen Tonnen und die gesamte Braunkohleförderung in der Bundesrepublik auf 176,5 Millionen Tonnen. Auch der Anteil an der Energieerzeugung stieg im letzten Jahr auf 24,5%, was berechnet auf den Primärenergieverbrauch ein Wachstum von 3% ist. Wenn es nach RWE geht soll die Braunkohle in den bestehenden Tagebauen bis 2045 abgebaut werden (weitere Pläne gibt es jedoch auch). Mehr ...

Der Ausbau der Braunkohle versaut die Klimabilanz in Deutschland - und wird nicht für die Energieversorgung gebraucht!
Aus " CO2 trotz Ökoboom: Kohlekraftwerke treiben Stromexport auf Rekordhöhe", auf: Spiegel Online, 2.8.2013
Ein erklärtes Ziel der Energiewende ist es, immer mehr Strom aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen und die klimaschädliche Produktion aus Kohlekraftwerken damit zu ersetzen. Die Realität sieht anders aus: Zwar steigt die Produktion von Ökostrom mittelfristig; doch die Energiekonzerne regeln ihre Kohlekraftwerke nicht herunter. Sie lassen alte Meiler einfach weiterlaufen, produzieren immer mehr Strom, den in Deutschland niemand braucht - und verkaufen ihn ins Ausland.
Schon im vergangenen Jahr erreichte der deutsche Exportüberschuss einen historischen Höchstwert. Insgesamt 23,1 Terawattstunden Strom wurden ins Ausland verkauft. Das entspricht dem Jahresverbrauch von knapp 5,8 Millionen Vierpersonenhaushalten.



Tagebau

Tabelle des ständigen Kohlebedarfs und daraus folgenden Flächenfraßes am Tagebau Hambach (Daten der Landesregierung NRW aus einer Landtagsdrucksache)

Aus Wikipedia zum Tagebau Hambach
Der damals noch unter dem Namen Rheinbraun firmierende Tagebaubetreiber leitete 1974 das Genehmigungsverfahren für den Tagebau ein und konnte 1978 mit dem Aufschluss beginnen. Der erste Bagger begann seine Arbeit am 15. Oktober 1978. Damit ging die Umsiedlung von Ortschaften einher und das größte Waldgebiet in der Jülicher Börde, der Hambacher Forst, wurde weitgehend gerodet. Am 17. Januar 1984 wurde die erste Braunkohle gefördert.
Hambach ist mit einer Betriebsfläche von 3.389 Hektar (Stand 2007) bei einer genehmigten Maximalgröße des Abbaufeldes von 8500 Hektar der größte Tagebau in Deutschland. Auf dieser Fläche werden jährlich etwa 40 Mio. Tonnen Braunkohle gefördert. Heute wird geschätzt, dass noch 1772 Mio. Tonnen Braunkohle zum Abbau zur Verfügung stehen. ... Mit 293 Metern unter NN, was 399 Meter unter dem Geländeniveau vom Südostrand (106 Meter über NN) des Tagebaus entspricht, ist der Tagebau Hambach auch der tiefste Tagebau in Deutschland. Der Tagebau fördert jährlich eine Abraummenge von 250–300 Mio. m³. Das Verhältnis von Abraum zu Kohle beträgt 6,2 : 1. ...
Ab 2013 soll die Tagebaufläche südöstlich erweitert werden. Dazu müssen die Ortschaften Morschenich und Manheim umgesiedelt werden, die Autobahn A 4 und die Hambachbahn, über die der Transport der Braunkohle zu den Kraftwerken geschieht, um rund drei Kilometer nach Süden parallel zur Eisenbahnstrecke Köln–Aachen verlegt werden. Außerdem muss ein kleines Stück der Bundesstraße 477 Richtung Osten verlegt werden. ...

Feinstaub
Der Tagebau Hambach ist an Feinstaub-Emissionen in seinem näheren Umfeld beteiligt. Der Anteil des vom Tagebau herrührenden Feinstaubs wird vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen mit 25 % angegeben. 71 % werden der allgemeinen Hintergrundbelastung zugeschrieben.

Kohleausstieg

Aus "Das Ende der Kohle ist absehbar", in: SZ, 16.1.2017
Doch ohne massive Einschnitte bei der Kohle wird es nicht gehen. "Für die Erreichung der Klimaziele", so heißt es in einer Studie des Umweltbundesamtes, "ist eine stärkere Minderung der Emissionen aus Kohlekraftwerken um etwa 60 Prozent gegenüber dem Jahr 2014 erforderlich." Die Studie liegt der Süddeutschen Zeitung vor. 60 Prozent weniger Kohlekraft binnen weniger als 14 Jahren - das passiert nicht von selbst.

Wenn die Energiekonzerne und -lobbyisten selbst gegen ihre Kohle wettern ...
Das ist eine absurde Situation: Um die Atomkraft als Goldgrube der Profitgier durchzusetzen, wetterten die Energiekonzerne und ihre Lobbyisten selbst gegen die Kohlenutzung. Die zerstöre die Umwelt usw. Wenn noch größerer Profit winkt als durch das schmutzige Kohlegeschäft, dann ist Klimaschutz usw. plötzlich ein großes Thema. Seit die Atomkraft kaum noch eine Zukunft hat, wird wieder die Kohle beworben - die wundersamerweise plötzlich ganz umweltfreundlich ist ...
Es braucht gar keiner Studien oder Beweise - die Zitate gegen die Kohle kommt von denen selbst, die Tagebau ausbeuten und das Klima zerstören.

Im Original: Beispielparolen gegen Kohle - weil für Atom
Aus Joachim Grawe (VDEW): "Lösungsstrategien im Energiebereich für die befürchteten globalen Klimaveränderungen", in: Crutzen/Müller (1989), "Das Ende des blauen Planeten?", Beck in München (S. 175 f., rtf-Datei) ++ Rechts: Abbildung mit der Beschriftung "Bausteine einer CO2-freien Energieversorgung" - die Kohle ist nicht genannt!
a) An dem Treibhauseffekt haben das Kohlendioxid und das Methan mit 50% bzw. 19% (davon knapp 1/3 aus Verlusten bei Gewinnung und Transport von Erdgas) den größten Anteil.
b) Die C02-Emissionen rühren wahrscheinlich zu rd. 80% aus der Verfeuerung fossiler Energieträger und zu rd. 20% aus Rodungen, bes. der Regenwälder, her.
c) Die spezifischen Emissionen bei der Verbrennung von Braunkohle, Steinkohle, Erdöl und Erdgas verhalten sich wie 121:100:88:58. ...
f) Je erzeugter Mio. kWh in einem Kohlekraftwerk werden rd. 1000 t C02 freigesetzt. ...
Eine wirksame Bekämpfung der Klimagefahren erfordert ... eine zunehmende Abkehr von den fossilen Energien (weniger und zugleich effizientere Verbrennung) ...
Wegen der drohenden Klimagefahren sollten alle umweltbewußt Handelnden gemeinsam für ihre Akzeptanz als Teil eines integrierten Gesamtkonzepts mit nachfrage- und angebotsseitigen Elementen werben.

Aus A. Wünschmann (1991): "Umwelt und Verantwortung: Der "energetische Imperativ"
Durch Analysen von Luftblasen in Gletschereis hat man festgestellt, daß der vorindustrielle CO2-Gehalt der Atmosphare im Bereich von 260-270 ppm lag, und daß die Konzentration über lange Zeiträume konstant war. Es bsteht kein Zweifel, daß die beobachtete CO2-Exkursion mit der Verbrennung der fossilen Energieträger wie Kohle, Holz, Öl, Gas zusammenhängt. ... (S. 16)
Um das CO2-Problem wirkungsvoll anzugehen, muß ein ganzes Bündel von nationalen und internationalen Maßnahmen ergriffen werden, z.B.: Begrenzung des Wachstums der Weltbevölkerung, kein Abholzen der Regenwälder, Einschränkung des Verbrennens fossiler Energieträger ... (S. 17)
Die fossilen Brennstoffe wie Öl, Kohle und Erdgas wachsen nicht nach. Gegenwärtig verbrauchen wir in einem Jahr so viele fossile Energierohstoffe wie erdgeschichtlich in 500000 Jahren durch Sonnenlicht und Photosynthese entstanden sind. Es ist daher ethisch nicht zu verantworten, chemisch so hochwertige Stoffe wie Öl und Kohle in steigendem Tempo zu verheizen, anstatt sie für die Herstellung wichtiger chemischer Produkte (Farben, Lacke, Arzneimittel, Kusntstoffe) zu reservieren. ... (S. 24)
Der "energetische Imperativ" heißt: Um den Frieden in Zukunft zu sichern, müssen Verteilungskämpfe um abnehmende fossile Rohstoffe vermieden werden, d.h. der Übergang von fossilen Energieträgern zu nicht fossilen, wie z.B. der Kernenergie, muß zügig in Angriff genommen werden. (S. 27)

Aus P. Borsch/H.J. Wagner (Kernforschungsanlage Jülich): "Energie und Umwelt", in: Erwin Münch (1983), "Tatsachen über Kernenergie" (S. 268f.)
... lässt sich jedoch feststellen, daß - zumindest bei gegenwärtigen modernen Feuerungsanlagen - Kohle und Gas recht große Belastungen hervorrufen ...
Gemessen am Kriterium "Beeinflussung des Klimas" sind am besten die regenerativen Energiequellen Sonne und Wind, die Kernenergie ist mittelmäßig, während die fossilen Energieträger wegen der CO2-Emission sich am stärksten auswirken.

Aus einer Anzeige der deutschen Stromversorger, u.a. RWE und VEW, am 26.6.1993 (siehe rechts)
Kann Deutschland aus der Kernenergie aussteigen? Ja. Die Folge wäre allerdings eine enorme Steigerung der Kohleverbrennung, mithin der Emissionen des Treibhausgases CO2.
Sonne, Wasser oder Wind können auch langfristig nicht mehr als 4 % unseres Strombedarfs decken. ...
Der steigende Energiebedarf der dritten Welt verpflichtet die reichen Staaten, ihre CO2-Emissionen zu mindern.


Hintergründe und Fachthemen

Aber trotzdem: Weiter und am besten mehr Kohle verfeuern!

RWE-Plan laut eigener Internetseite: Viel mehr Kohle und Gas!

Hier gibt es eine spannende Karte mit den Kohlekraftwerken weltweit und Planungen, welche geplant sind und wann welche stillgelegt werden werden sollen.

Aus "Doppelter Angriff", in: Spiegel, 41/2008 (S. 32)
Deutschlands Industrielobby torpediert das weitreichende Klimapaket der Europäischen Union, das den Kohlendioxid-Ausstoß der 27 EU-Staaten bis 2020 um 20 Prozent gegenüber 2005 senken soll. Geschickt haben Deutschlands Industrielobbyisten einen Zweifrontenkrieg gegen das Vorhaben von EU-Umweltkommissar Stavros Dimas Emissionen kostenpflichtig machen und so Anreize schaffen, in Spartechnik zu investieren. Europaweit soll es einen Börsenpreis für jede Tonne Kohlendioxid-Ausstoß geben, der je nach Angebot und Nachfrage schwankt.
Die Kohlendioxid-Schwergewichte aus der Stahl-, Zement- und Grundstoffindustrie gehen nun frontal gegen diesen sogenannten Emissionshandel vor. Sie fordern weitreichende Ausnahmen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit mit China und Amerika zu bewahren. Dafür finden sie Unterstützung bis hin zu Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD). „Man kann natürlich so viele Ausnahmen erlauben, dass nur noch Ausnahmen bleiben", sagt Klimaschützer de Boer.
Die deutschen Stromkonzerne dagegen, die für ihr Kraftwerksabgas auch nicht voll bezahlen wollen, blitzten bei der Bundesregierung ab. Deshalb heizen sie nun die Regierungen osteuropäischer Länder wie Polen und Ungarn an, gegen die Brüsseler Pläne aufzubegehren. Sonst könnten Milliardeninvestitionen platzen, drohen die Unternehmen.
Besonders aktiv ist die Essener RWE. Für den Konzern zählt Polen, das rund 95 Prozent seines Stroms aus Kohlekraftwerken bezieht, zu den neuen „Kernmärkten". Im Großraum Warschau ist RWE bereits größter Stromlieferant, landesweit kommt das Unternehmen auf einen Marktanteil von sechs Prozent. Der Strom werde deutlich teurer, wenn für jede Tonne CO2 ein Emissionsgutschein gekauft werden müsse, warnt RWE nun unisono mit der polnischen Regierung udn anderen osteuropäischen Staaten. Klingt edel, die Sorge um zu hohe Preise. In Wahrheit geht es den Stromkonzernen aber nur darum, die CO2-Geführen auf Firmenkonten zu leiten statt in die Staatskasse.


Im Original: Aus Pro-Braunkohle-Werbung
Aus der Anzeigenserie "Die Braunkohle. was liegt näher?" (ab 2008)
Zerstörung schafft Arbeitsplätze (Beitrag stammt von Rüdiger Hamm, Prof. für Volkswirtschaftslehre, NS Niederrhein)
Überdies zwingen ökologische Probleme die Braunkohlewirtschaft, alternative Lösungsansätze zu finden und technologisch umzusetzen. Das begünstigt in der Region die Entwicklung Verfahren zur Verringerung ökologischer Schäden ... Ferner hat der Braunkohlenbergbau Umsiedlungen zur Folge. Das ist für die betroffenen Menchen zwar im ersten Moment ein Schock, doch die von den Bergbaubetreibern angebotenen sozial verträglichen Lösungen sind bisher merhheitlich gut angenommen worden. Und nach Beendigung der Kohleförderung müssen die notwendigen Rekulitvierungsmaßnahmen eingeleitet werden. Dies ist mit der Vergabe von Aufträgen an mittelständige Unternehmen aus der Fortwirtschaft oder dem Garten- und Landschaftsbau verbunden. Die dabei erworbenene Kenntnisse könnten dann auch zu Aufträgen aus anderen Kohleregionen führen.

Mehr Braunkohle (Beitrag stamm von F.-W. WEellmer, Prof. an der TU Berlin)
Weltweit, so viel ist sicher, wird der Verbrauch von Kohle ind en nächsten Jahrhehnten weiterhin stetig zunehmen.

CCS besser als Energiewende (Beitrag stamm von Carl Christian von Weizsäcker, Prof. an der Uni Köln)
Angesichts der klimatischen Bedingungen in Deutschland ist es völlig utopisch, anzunehmen,d ass erneuerbare Energiequellen unseren Strombedarf vollständig decken könnten. Ohne Braunkohleverstromung würde Deutschland zum Nettoimporteur von Strom werden - erst recht, wenn am Ausstieg ausd er Kernenergie festgehalten wird.
Nun entsteht bei der Verbrennung von Braunkohle zur Stromerzeugung bekanntlich das Treibhausgas CO2. Welhalb sollte also ausgerechnet das Felthalten an der deutschen Braunkohle zur Stabilsierung des Weltklimas beitragen, wie ich eingangs behauptet habe?Weil für die Bekämpfung des Klimawandels ein neues eltklimaabkommen nötig ist. Wie ist das zu verstehen? Das Kyoto-Protokoll von 1997 hat sich als völlig unzureichend erwiesen. Sein direkter Klima-Effekt ist praktisch gleich null. ... Angesichts des ständig wachsenden Energiebedarfs von Ländern wie China und Indien ist es unmöglich, das Weltklima allein mit erneuerbaren Energien und mit Energiesparen zu stabilisieren. ... CO2-Emissionen sind im großen Stil nur mithilfe von Verfahren zu senken, bei denen das CO2 abgefangen und unter der Erde gelagert wird. Diese "Clean Coal Technology" - auch "Carbon Capture and Storage", kurz CCS, genannt - ist prinzipiell machbar. Der bedeutendste deutsche Beitrag zur Stabilsierung des Weltklimas wäre daher der Nachweis, das "Clean Coal" tatsächlich funktioniert. Ein solcher Beitrag wäre weitaus wichtiger als alle deutschen Windmühlen und Solaranlagen und staatlichen Energiespardiktate zusammengenommen.


Aus "Trotz Energiewende: Stromproduktion aus Braunkohle erreicht Rekordwert", auf: Spiegel Online 7.1.2014
Im Jahr 1990 erzeugten Deutschlands Braunkohlekraftwerke knapp 171 Milliarden Kilowattstunden Strom. Damals liefen jedoch viele alte DDR-Meiler noch. Mittlerweile sollen die klimaschädlichen Kraftwerke dank der Energiewende eigentlich zurückgedrängt werden. Doch davon ist bislang wenig zu spüren - im Gegenteil: Mit 162 Milliarden Kilowattstunden kletterte die Stromproduktion aus Braunkohle 2013 auf den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung.

Aus Kölner Stadtanzeiger, 3.11.2014
Seit 2012 sinken die Kohlendioxid-Emissionen hier zu Lande nicht mehr, vielmehr steigen sie wieder. Hauptgrund ist der neue Boom der Kohleverstromung: Etliche Kohlekraftwerke laufen trotz des Preisverfalls an der Strombörse auf Hochtouren, weil der europäische Handel mit Verschmutzungsrechten darnieder liegt.

Aus "Bundesregierung unterstützt auch künftig Kohlekraftwerke" (Infomail am 25.12.2014 auf Basis eines FAZ-Artikels)
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat sich im Streit über die weitere Exportförderung deutscher Kohletechnik gegen das Umweltressort durchgesetzt. Kohlekraftwerke sollen auch künftig mit Unterstützung der staatlichen KfW-Bank und Hermesbürgschaften ausgeführt werden können, allerdings nur, wenn sie Mindestvorgaben für Effizienz und Umweltstandards einhalten. ...
Ohne Beteiligung der KfW-Tochtergesellschaft Ipex-Bank kämen deutsche Anbieter im internationalen Wettbewerb kaum zum Zug, heißt es in dem "Bericht der Bundesregierung zur internationalen Kohlefinanzierung", der der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorliegt. "Daher ist das Angebot der Ipex für die deutschen Unternehmen essentiell." Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hatten zuvor verlangt, die staatliche Unterstützung für den Export deutscher Kohletechnologien aus Klimaschutzgründen ganz zu versagen. Kohle gilt als wesentlicher Treiber für die Erderwärmung und den Klimawandel.


Aus "Dreckschleudern ade", in: Junge Welt, 24.11.2014 (S.9)
Es sieht nicht danach aus, als werde Deutschland das "ehrgeizige" Ziel bis 2020 erreichen. Jedenfalls nicht bei der derzeitigen Energiepolitik, die die Kohlekraftwerke unangetastet lassen will. Seit ihrem Tiefstand 2009 nehmen die deutschen Emissionen wieder etwas zu, was vor allem auf die Energiewirtschaft zurückzuführen ist. Deren Treibhausgasausstoß ist zuletzt wieder gestiegen und liegt auf dem Niveau von Mitte der 1990er Jahre. Von allen relevanten Bereichen hat dieser bisher am wenigsten zu den Klimaschutzbemühungen beigetragen. Und das, obwohl rund 40 Prozent der Emissionen auf sein Konto gehen.
Schuld daran ist die Kohle. Der weitaus überwiegende Teil der Emissionen der Energiewirtschaft (85 Prozent) wird von den Stein- und Braunkohlekraftwerken verursacht. Diese tragen dabei nur mit rund 45 Prozent zur Bruttostromerzeugung bei, und netto ist ihr Anteil wegen des hohen Eigenverbrauchs - acht Prozent in Stein- und sieben Prozent in Braunkohlekraftwerken - sogar noch geringer. Insbesondere Braunkohle ist die mit Abstand klimaschädlichste Form der Stromerzeugung, verdrängt aber in letzter Zeit wegen der Besonderheiten des Marktes die weniger schmutzigen Gaskraftwerke.


Energieökonomin Prof. Claudia Kemfert im Gespräch mit Benjamin von Brackel
Die alte Energiewelt und ihre Mittelsmänner in der Politik blasen zum Angriff auf die Energiewende und versuchen, diese - auch mithilfe von Fake News - abzuwürgen oder gar in eine Energiewende der Großkonzerne umzuwandeln. Damit droht das einstige Bürgerprojekt seinen ursprünglichen Charakter zu verlieren. So sieht es Claudia Kemfert. Kaum jemand streitet auf so leidenschaftliche und polarisierende Weise für die Energiewende wie die Energieökonomin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Im Interview erklärt sie, wie sich Großinvestoren als Fake-Bürgerenergiegenossenschaften tarnen, weshalb Winfried Kretschmann rückwärtsgewandt denkt und warum eine Koalition aus Grünen und Merkels CDU nach der Bundestagswahl für den Klimaschutz die günstigste Konstellation wäre.
Aus "Die Energiewende muss verteidigt werden", in: Energiewende-Magazin der ElektrizitätsWerke Schönau
Alle sind willkommen, die Energiewende voranzubringen – wenn sie es denn tatsächlich wollen. Das ist leider nicht immer der Fall, wie die PR-Kampagnen mit Gespensterdebatten um angebliche Kostenexplosionen durch die Energiewende beweisen. Oder Forderungen nach einem groß angelegten Netzausbau. Beides hat nur eines zum Ziel: das konventionelle Energiesystem möglichst lange aufrechtzuerhalten. ...
Großkonzerne haben durch ihre Kampagnen versucht, die alte Energiewelt so lange aufrechtzuerhalten, wie es geht. Viele Politiker haben sich daran orientiert und als Handlanger der Energiekonzerne deren Geschäftsinteressen durchgesetzt. ...
Eigentlich sollte das ja der EU-Emissionshandel regeln. Aber die Verschmutzungszertifikate sind viel zu billig. 40 bis 60 Euro pro Tonne Kohlendioxid wären nötig, um eine Wirkung für den Klimaschutz zu entfalten. Derzeit liegen wir bei sechs Euro. ...
Wir brauchen keinen groß angelegten Netzausbau für die Energiewende. Unser Netz reicht völlig aus. Ein Ausbau der Übertragungsnetze verfestigt im Gegenteil nur die Strukturen der konventionellen Energie. Der Anteil von Kohlestrom liegt noch immer bei über 40 Prozent. Und das, obwohl die Erneuerbaren immer mehr Strom liefern. Die Folge ist, dass wir gigantische Überkapazitäten haben. Netzengpässe gibt es, weil die inflexiblen Kohlekraftwerke nicht in ausreichendem Maße runterfahren. Wir sind Stromexportweltmeister. Je mehr Stromleitungen, desto mehr Kohlestrom im System, desto höher die Emissionen – das zeigen alle empirischen Studien. Je früher der Kohleausstieg kommt und je mehr dezentrale Erneuerbare Energien es im Süden gibt, desto weniger Stromleitungen sind notwendig.


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