Welt ohne Strafe

BEZIEHUNGEN

Entfaltung statt Sicherheitsillusion


1. Ehe, Liebe und romantische Zweierbeziehung
2. Zweigeschlechtlichkeit in Zweierbeziehung eingeschrieben
3. Entfaltung statt Sicherheitsillusion
4. Liebe als Mangelzustand
5. Beziehungsweisen jenseits klarer Einteilungen?
6. Kritik an "Freier Liebe" & neuen Beziehungsnormen
7. Anarchist Proudhon für patriarchale Familienstruktur
8. Links, Materialien, Workshops
9. Downloads

Sicherheit

Das Streben nach Sicherheit ist vermutlich einer der Hauptantriebskräfte des modernen Menschen. Um in Liebesbeziehungen die Illusion von Sicherheit zu erzeugen wird meist geheiratet. Die schlichte Realität des Lebens ist, dass es diese Sicherheit nicht gibt, weder in Beziehungen noch sonst im Leben. Die Scheidungsraten sind diesbezüglich wohl eindeutig. Selbstverständlich entsteht immer dann, wenn meine Partnerin eine Liebesbeziehung mit einem anderen anfängt auch in mir irgendwo die Frage: Wird dieser andere vielleicht wichtiger als ich? Findet sie dort etwas, was so bereichernd und beglückend ist, dass unsere Beziehung sekundär wird? Vielleicht ganz zu Ende geht?
Mit dieser Unsicherheit möchte ich leben, weil mich der Realität stellen möchte, wie sie ist: Beziehungen können zu Ende gehen, Wege können sich trennen, ob mit oder ohne Trauschein. Ich möchte dann nicht völlig enttäuscht aus einer schönen Illusion aufwachen und mich selbst neu erfinden müssen. Ich glaube auch nicht, dass die Wahrscheinlichkeit einer solchen Entwicklung sich in einer offenen Beziehung erhöht ? eher im Gegenteil. Wenn wir uns schon vorher gegenseitig die Möglichkeit zur freien Entfaltung einräumen und uns darin unterstützen, verbindet uns das auf eine Weise, die mehr tragen kann, als eine exklusive Beziehung. Indem ich mir selbst sicher bin, dass ich meiner Liebsten aus ganzem Herzen alles Gute wünschen kann, selbst wenn unsere Wege auseinander führen sollten, indem ich mir sicher bin, dass mein eigener Weg weiterfährt, und für mich keine Welt zusammen bricht, und indem ich mir sicher bin, dass ich die Trauer tragen kann, schwindet meine Angst, sie zu verlieren. Dann kann ich ihr auch schon während unserer Beziehung alles gönnen, was ihr Leben reicher und glücklicher macht, auch einen anderen Geliebten. Und gerade weil ich ihr die Sicherheit geben kann, frei zu sein, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie irgendwann gehen muss, um bei sich zu bleiben.

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