Welt ohne Strafe

BEFREITE SEXUALITÄT?

Sexualität als 'Container'


1. Sexualität als Produkt von Diskursen
2. Sexualität als 'Container'
3. Sexualität: ein- und ausschließend

Einmal angenommen, ‚Sexualität’ - und das, was als ‚natürliche Sexualität’ angesehen wird - kann im Sinne Foucaults als eine historische und machtstrategische Verknüpfung - als ein Dispositiv - aufgefasst werden (vgl. Foucault 1977). Das ‚Sexualitätsdispositiv’ wäre dann eine Ebene von Äquivalenz und Ordnung, innerhalb der beispielsweise von den differenten, aber durch den Begriff ‚Sexualität’ in einem äquivalenten Verhältnis stehenden Elementen Hetero-, Homo- oder Bisexualität gesprochen wird. Innerhalb des gemeinsamen Rahmens von ‚Sexualität’ wird über die so genannte Natürlichkeit dieser verschiedenen Bedeutungen von Sexualität gestritten, nicht jedoch über die Sexualität als solche. Sexualität funktioniert hier als der leere Signifikant, der die Äquivalenzkette und die Vergleichsordnung verschiedener ‚sexuierter Positionen’ sichert. Der Begriff des ‚leeren Signifikanten’ drückt dabei aus, dass er als Signifikant, der eine Identität des Diskurses ausdrückt, besonders ‚bedeutungsvoll’ sein mag, jedoch nur deshalb funktioniert, weil er in zunehmenden Maße der Bedeutung entbehrt.

Stephan Moebius: Diskurs – Ereignis – Subjekt. In: Reiner Keller, Andreas Hirseland, Werner Schneider, Willy Viehöver (Hg.) (2005): Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit. Konstanz: UVK.

Welcher partikulare Signifikant (Heterosexualität zum Beispiel) für eine bestimmte Zeit die Rolle einer universellen Repräsentation erreicht oder - in diesem Falle - als ‚natürliche Sexualität’ erscheint, ist Ergebnis politischer, kultureller und sozialer Artikulationen. Die Elemente des Diskurses sind different bzw. nicht alle gleich (identisch), sondern nur in einer Hinsicht: Sie setzen die Sexualität als ‚leeren Signifikanten’ oder generelles Kommunikationsmedium voraus, was dazu führt, dass sie sich innerhalb des Sexualitätsdispositivs bewegen. Die Äquivalenz besteht also in diesem gemeinsamen Punkt, der quasi als eine Kategorie angesehen wird, die jeglichem Spiel der Differenzen enthoben ist. ‚Sexualität’ dient somit als Projektionsfläche für unterschiedliche Bedeutungen dessen, was als ‚normale Sexualität’ angesehen wird. Innerhalb des ‚leeren’ Raums der Sexualität kann über verschiedene Vorstellungen von Sexualität gestritten werden. Allerdings kann die Formation der Elemente nur funktionieren, wenn ‚Sexualität’ vor Dekonstruktion ‚geschützt’ wird.

Stephan Moebius: Diskurs – Ereignis – Subjekt. In: Reiner Keller, Andreas Hirseland, Werner Schneider, Willy Viehöver (Hg.) (2005): Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit. Konstanz: UVK.

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