Umwelt und Macht

ZITATE ZU: EU BESSER ALS USA?

Die Mär von der Öko-EU ...


1. Pro EU, gegen USA
2. Auch umgekehrt ist es Kriegsbefürwortung: USA besser als EU?
3. NGOs, soziale Bewegungen usw. für mehr Europa
4. Krieg: Böse US-Kriege, gute europäische oder UN-Machtpolitik
5. Die Mär von der Öko-EU ...
6. Weitere Links

Aus Michael Müller/Kai Niebert (2009): "Epochenwechsel", Ökom München (S. 128)
Als kooperative Weltmacht wird die EU zu einem bedeutenden Faktor. Ihre Mitgliedstaaten haben zwar weniger Waffen als die USA, aber sie können dennoch stärker sein, wenn sie zu einer attraktiven Nachhaltigkeitsunion werden. Die auf Immanuel Kant zurückgehende Idee politischer Weltbürgerrechte wird konkretisiert. Mit dieser Idee sind liberale, soziale und demokratische Bürgerrechte sowie ein globaler Geltungsanspruch von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität verbunden. Dann entfaltet die Nachhaltigkeit ihre Dynamik in allen Bereichen.

Im Mai 2012 gab der WWF den "Living Planet Report 2012" heraus. Die FR titelte am 15.5.2012 (S. 23): "Die Amerikaner bräuchten wir Erden". Gemeint waren damit ersten die USA und zweitens wurde nicht nur in der Überschrift, sondern auch im ganzen Text der Eindruck vermittelt, die USA seien damit der Top-Sünder. Stimmte aber gar nicht. Im WWF-Ranking (siehe Abbildung rechts) standen die USA "nur" auf Platz 5. Davor lagen nicht nur die Erdölländer (auch von der EU ständig hofiert), sondern auch ein europäisches Land - nämlich Dänemark. Weitere EU-Länder folgten dicht auf. Obwohl das so war, hieß es bei der FR: "Die in den letzten Jahren und Jahrzehnten ergriffenen Naturschutzbemühungen zeigten hier Wirkung - etwas in Europa". So lügt mensch sich seine Heimatideologie zurecht ...

Gentechnik: Böses Monsanto, gute EU-Gentechnik
Die ständige Benennung von Monsanto und den USA bei gleichzeitigem Verschweigen deutscher Gentechnikfirmen und -politik ist nicht nur anti-amerikanisch orientiert, sondern ein optimaler Anknüpfungspunkt für Rechte und deren Gedankengeber (z.B. F. Engdahl). Monsanto wird als Inbegriff für das Böse schlechthin stilisiert und hinter fast jeder Agro-Gentechnik Monsanto vermutet. Genfelder deutscher Firmen werden weit weniger bekämpft, einige NGOs veröffentlichen sogar reine Monsanto-Genfeldverzeichnisse (z.B. Gen-Mais-Karte von Greenpeace).

Ulrike Höfken, MdB B'90/Grüne im Interview der Thüringer Allgemeinen, 23.6.2008
Die Strategie von Großkonzernen, allen voran Monsanto, ist absolut aggressiv. Leider befindet sich bereits BASF im Schlepptau einer Kooperation mit dem amerikanischen Konzern Monsanto, dessen Versuche, Patente auf die verschiedensten Nutztiere und Nutzpflanzen zu legen, es leider schon zahlreich gibt. Diese Patente sind aus meiner Sicht absolut unsittlich. Die Kooperation mit einem deutschen Konzern finde ich sehr peinlich.

Als Beispiel sei das Titelbild des Buches von Uwe Hoering "Agrar-Kolonialismus in Afrika" (VSA-Verlag, der auch die Attac-Reihe verlegt) benannt. Dort wird das Problem auf die USA und sogar auf das personifizierte Böse, George W. Bush, reduziert. Näher betrachtet macht das Bild dann sogar Werbung für Gentechnik, denn die US-Körner sind zigmal so ertragreich ...



Es ist so bequem: Wer über Gentechnik spricht, denkt schnell an Monsanto. Kritische Bücher und Filme zu diesem – fraglos rücksichtlosen - Konzern erzielen Einschalt- und Auflagenrekorde, begleitende Veranstaltungen füllen ganze Hallen. Elektrisierend auch die Pflanze des Inbegriffs alles Bösen: MON810. Wo er gepflanzt wird, kommt es zu BürgerInnenprotesten und Umweltverbandsgezeter. Niemand will die unkontrollierbare Saat in der Nähe haben. Selbst der deutsche Umweltminister nicht mehr. Er schimpfte über Monsanto - grad so als gäbe es BASF, Bayer und KWS gar nicht. Viele deutsche Ökos frohlockten ...

Aus einem Brief des Ministers an die Aktion „Gentechnik-Alarm“ am 2.3.2009:
Ich kann den gesellschaftlichen Mehrwert der Genprodukte von Monsanto nicht erkennen ... Man stelle sich vor, diese Debatte um Gentechnik-Produkte gäbe es in den USA, und die einzige Firma, die ein Interesse daran hätte, dieses Präparat dorthin zu verkaufen, wäre eine europäische: Ich möchte einmal wissen, ob der amerikanische Kongress sich derart ins Zeug legen würde zur Verfolgung europäischer Wirtschaftsinteressen eines einzelnen Unternehmens, wie es jetzt die EU-Kommission zur Verfolgung der Wirtschaftsinteressen eines amerikanischen Unternehmens tut.

Viel ruhiger geht es dagegen zu, wenn deutsche Firmen und Institute gentechnisch veränderte Sorten entwickeln und ausbringen. Mancherorts geht gar nichts: Als die Universität Gießen 2006 transgene Gerste aussäte, votierten alle Parteien im Stadtparlament für das riskante Experiment. Auch die Grünen – sonst mit verbalradikaler Gentechnikkritik immer auf WählerInnenfang. Ist die deutsche Gentechnik besser? Ja - scheint zumindest Umweltminister Gabriel zu finden. Nur wenige Tage nach der beißenden Kritik an Monsanto besuchte er die deutsche Gentechnikfirma KWS Saat AG.

Aus dem Göttinger Tageblatt am 12.3.2009
„Wir wollen gentechnisch veränderte Pflanzenzucht auf jeden Fall zulassen“, so der Minister, „aber nicht mit Kollateralschäden in der Natur.“ Forschung in diesem Bereich sei unabdingbar. Denn den Herausforderungen, die die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung und ihr Energiehunger stelle, könne man anders kaum beikommen.


Gandersheimer Kreisblatt am 21.3.2009


Also: Bei Monsantos Produkten sieht Gabriel keinen "gesellschaftlichen Mehrwert", bei der KWS Saat AG dient das gleiche der Ernährung und der Energieversorgung. Seltsam: Gerade KWS entwickelt fast alle Gentech-Produkte zusammen mit Monsanto und ist ein wichtiger Versorger mit dem Mon810-Mais (Markenname YieldGard) für Mittel- und Osteuropa. Aber plötzlich ist dasselbe gut, wenn es durch eine deutsche Firma geschieht ...

Was machen deutsche Gentechnikfans mit dem Enthüllungsbuch über Monsanto? Sie zeigen Betroffenheit ob der bösen Machenschaften - und verweisen, dass das ja das böse Amerika ist ... Aus einer Rezension von "Mit Gift und Genen" in: Laborjournal 3/2009 (S. 65)
Nach der umfassenden Darstellung der nicht eben glorreichen Vergangenheit Monsantos begibt sich Robin auf die Spur der gentechnisch veränderten Pflanzen (GVOs). Sie zeichnet deren Geschichte nach und wirft einen Blick auf das Heute, das in Robins Buch vor allem in Lateinamerika und Indien stattfindet. In Europa ist man offenbar mehrheitlich gegen das GVO-Grünzeug, in den USA betreibt Monsanto den Anbau mit großem Erfolg - auch dank wackerer Unterstützung der US-amerikanischen Kontrollbehörde FDA. Dass leitende Angestellte zwischen FDA-Büros und den Chefetagen von Monsanto munter hin und her wechselten, hat den GVO-Anbau nach Robins Ausführungen nachhaltig unterstützt - und daran stört sich in den USA offensichtlich kaum jemand. ...
Dass Robin gentechnische Versuche nicht immer korrekt beschreibt, darüber mag man hinweglesen. Dass sie aber überbordend martialisch darüber schreibt, als würde man Pflanzen vergewaltigen, man sie mit einer „Genkanone bombardiert“ oder sie gezielt kreuzt, ist nicht nervig, sondern es erweckt den Eindruck, dass sie dem Thema nicht wirklich unvoreingenommen gegenübersteht.

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