Umwelt und Macht

Ö-PUNKTE 1/1998

Flug-Aktionstage: Ich gehe nicht in die Luft!


1. Rubrik Verkehr
2. Nulltarif in Templin und Lübben
3. Daten und Fakten?
4. Die Herstellung
5. Trans-Europäischen Netze (TEN)
6. Flug-Aktionstage: Ich gehe nicht in die Luft!
7. Lufthansa startet neue Startbahn West-Bewegung
8. Freie Fahrt für die Schumi-Brothers

Die Aktionstage waren, nach unserem Kenntnisstand, doch recht einmalig, denn zum ersten Mal hat es europaweit (und noch weiter) geklappt, ein Bündnis von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen über so viele Grenzen hinweg zu schmieden. Treibende Kraft war dabei "milieu defensie" aus den Niederlanden, denen wir auch hier noch mal ausdrücklich dafür danken mögen. Seit einem dreiviertel Jahr liefen die Vorbereitungen für die Aktionstage, und auch wenn die großen Medien in Deutschland nur zum Teil "zugriffen", kann man wohl folgendes sagen: Nicht nur die Umweltzerstörung durch Flugverkehr ist grenzenlos, sondern auch die Bewegung dagegen! Anlaß: Das Klima und die Konferenz Kurz noch zum Anlaß: Vom 1. bis 10. Dezember 1997 fand in Kyoto (Japan) die dritte Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention statt. Ziel der UN-Konferenz war es, ein Protokoll zum Klimaschutz zu verabschieden. Für Industrieländer sollten konkrete Reduktionsquoten mit festen Zeitplänen und Maßnahmen zur Verminderung von Treibhausgas-Emissionen festgelegt werden. Nach wie vor werden die Verhandlungen den wachsenden Flugverkehrsemissionen nicht gerecht, obwohl der weltweite Boom des klimaschädlichen Flugverkehrs der am stärkstem wachsende Verkehrssektor in Deutschland ist. Selbst nach konservativen Schätzungen sind Flugzeuge mit 10% an den verkehrsbedingten C02-Emissionen in Deutschland beteiligt. Hinzu kommt: In einer Höhe von 10.000 Metern wirken die Schadstoffe wesentlich klimaschädigender als am Erdboden. Mit rund 6% jährlichen Zuwachsraten ist der Flugverkehr der am stärksten wachsende Verkehrssektor in Deutschland. In den Forderungskatalog wurden lokale, nationale und internationale Maßnahmen aufgenommen. Ein Beispiel aus Frankfurt: "Als erste Schritte zur Bewältigung des Luftverkehrs-Problems fordern die Interessen-gemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms e.V., die Bürgerinitiative gegen die Flughafenerweiterung Frankfurt und der BUND Ortsverband Mörfelden-Walldorf gemeinsam mit den übrigen Umweltverbänden:
  • Berücksichtigung der Flugverkehrsemissionen in der Klimapolitik (auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene).
  • Maßnahmen zur Reduktion der Umweltauswirkungen (Abgase und Lärm) des Flugverkehrs, als erster Schritt die europaweite Erhebung einer Mineralölsteuer auf Kerosin.
  • Keine Kapazitätserweiterung auf deutschen Flughäfen, sondern Ausbau des schienengebundenen Verkehrs.
  • Keine weitere Start- und Landebahn am Frankfurter Flughafen und im Rhein-Main-Gebiet.
  • Erhebung einer Lärm- und Umweltabgabe auf Flugtickets und auf je 100 kg Luftfracht.
  • Nachtflugverbot von 22.00 bis 6.00 Uhr an allen deutschen Flughäfen."

Die Aktion
Am 5. und 6. Dezember demonstrierten Umweltorganisationen in 17 europäischen Staaten (Österreich, Belgien, Dänemark, Zypern, Frankreich, Deutschland, Italien, Griechenland, Polen, Niederlande, Mazedonien, Luxemburg, Schweden, Schweiz, Spanien, Slowenien, Großbritannien), den Vereinigten Staaten von Amerika, Japan und Australien unter dem Motto: The right Price for Air Travel. In Deutschland hatte man sich auf den Titel: "Ich gehe nicht in die Luft" verständigt. In folgenden Städten fanden Aktionen statt: Augsburg, Berlin, Bremen, Düsseldorf, Dortmund, Frankfurt, Mörfelden-Walldorf, Erzhausen, Göttingen, Hannover, Kassel, Kiel, Köln, Magdeburg, München, Münster, Nürnberg, Paderborn, Stendal (Sachsen-Anhalt), im Harz und im Zweiländereck Deutschland/Schweiz. In Österreich geschah etwas in Bregenz, Klagenfurt, Innsbruck und Wien, in der Schweiz in Bern, Genf und Zürich.

Greife lieber zur DB?
Ursprünglich war geplant, daß Umwelt-Nikoläuse auf den großen Bahnhöfen Infoblätter und Süßigkeiten an Fernreisende verteilen sollten. Damit wollte man sich bei diesen Reisenden bedanken, daß sie "nicht in die Luft gehen", sondern die umweltfreundlichere Bahn benutzen. Unverständlicherweise hat die Deutsche Bahn AG ihre Genehmigung für diese Aktionen zurückgezogen - sie mußten daher vor den Bahnhöfen stattfinden oder ganz ausfallen. Die Begründung der DB lautete, daß sie Aktionen gegen ihre Kooperationspartner (Flughäfen und Lufthansa) nicht zulassen könne. Angesichts der aktuellen Unterbietungs-Preiskampagne der Fluggesellschaften gegen die DB, muß wohl verschärft die Frage gestellt werden, wer bei der Bahn das Sagen hat. Wer kostenlose Reklame für sich verbietet und lieber seinen Konkurrenten schützt, sorgt auch konsequenterweise für Bahnanschlüsse der Flughäfen.

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