Gender-Trouble

G8: VORBEREITUNG AUF DEN GIPFEL 2007 MIT KRITISCHEN BLICKEN AUF DIE ORGANISIERUNG

Die "Choreografie des Widerstands": Zentral, groß, mediengerecht


1. Die Lage zu Beginn
2. Strategietexte zu Beginn
3. Die Vorbereitung: Einheit, Zentralität, Geschlossenheit
4. Welche Strukturen entstanden?
5. Die "Choreografie des Widerstands": Zentral, groß, mediengerecht
6. Der Kampf um die Definitionsmacht in Sachen "Aktionsformen": Gewalt - Ja oder Nein?
7. Gesammelte Bewertungen
8. Weitere Texte, Analysen und Berichte

Unter diesem aufgeblähten Terminus wurden zentralistische Aktivitäten hintereinandergereiht. Der Anspruch wurde sichtbar: Es soll immer alles zentral stattfinden. Wenn zwei Sachen parallel anstanden, was das schon Anlass zur Veränderung - statt sich zu ärgern, dass es nur 2, und nicht 1000 Aktionen gleichzeitig waren.

Langweilige Podien
Die zentralen Veranstaltungen hatten die immer gleichen RednerInnen und immer gleichen Themen, z.B. (aus Protokoll der Vorbereitung)

19:00 Plenumsdiskussion: „Gemeinsam für eine andere Welt – Was wollen die Gipfelkritiker“
  • Sven Giegold Öko Szene (Pedram kümmerst sich)
  • Radikale Linke (Christoph kümmerst sich)
  • Werner Dreibus (Gewerkschafter gegen G 8 und MdB die Linke)
  • Grüne Meck Pomm – (Pedram kümmert sich)
  • Weisse Bände GCAP– (Ansgar kümmerst sich)
  • NN. Friedensbewegung
  • NN. Kirche

Moderation: Sabine Zimpel oder Mona Bricke, Berit Schröder / IL



Abendspodium

„Energie, Ökologie und Weltwirtschaft“
  • Karl-Heinz Roth (schon angefragt)
  • Kamrad, Gabriella von Goerne (GreenPeace) (Kristian kümmert sich)
  • Elmar Altvater (pedram kümmert sich)
  • Jürgen Reichelt (Kristian kümmert sich)

Moderation: Angela Klein und Überhang vom Freitag

Zentrale Großaktionen mit Stellvertretung
Wer an den Massenblockaden mitmischt, weiß sich von Profis vertreten. Die sagen und werden sagen, warum mensch an der Blockade teilnimmt. Die AkteurInnen auf der Straße sind das "Volk" - ein Einheitsbrei, dessen Stimme einige privilegierte Personen sein werden. Die Anfänge sind längst gemacht:

Interventionistische-Linke- und Avanti-Führer Christoph Kleine in der Springer-Presse (Quelle)
An den Tagen des G-8-Gipfels will Kleine eine Massenblockade organisieren. "Es geht nicht darum, sich fünf Minuten hinzusetzen und wieder zu gehen", bläut Kleine seinen Mitstreitern ein, "es geht darum, das durchzuziehen." Die Protestler sollen sich auf die Zufahrtsstraßen nach Heiligendamm stellen und setzen, dort bleiben und sich "ruhig und besonnen fest unterhaken", solange es eben geht. Kleine hofft, dass es Tausende werden.

Bezeichnung im Tagesspiegel online
Sprecher des Bündnisses "Block G8", Christoph Kleine.

Bezeichnung in: Junge Welt, 26.3.2007 (S. 5)
Christoph Kleine ist Sprecher der Kampagne "Block G 8"
Aussagen von Christoph Kleine in diesem Interview:
Das Konzept stößt quer durch alle Spektren des Protests gegen den Gipfel auf großen Zuspruch. ... notwendige Entschlossenheit und Einigkeit herstellen ...
Bemerkenswert ist neben der Breite des Bündnisses die Tatsache, daß sich allesamt auf ein gemeinsames Aktionskonzept und nicht bloß auf Formelkompromisse geeinigt haben.

Der Gesamtplan: Einheitsprogramm statt Vielfalt


Zentralismus soll Stärke sein!
Aus der Broschüre "G8: Deutung der Welt"
Die Broschüre ist ein Zeichen der Organisierung - auch hier haben sich wieder die immer gleichen Großkopferten etlicher Strömungen zusammengefunden - von regierungsberatenden NGO-Lobbyisten auf Gehaltslisten der Obrigkeit bis zu Eliten mit linkem Verbalradikalismus. Das Heft selbst bietet keinen Raum für 'Organisierung von unten', dafür aber schon im Vokabular die Sehnsucht nach Einheit - fast militärisch.


Noch zentralistischer als Köln 1999* (Aus dem Vorwort, S. 5)
Die Vorbereitungen für Heiligendamm von Seiten der G8-GegnerInnen haben sich deutlich von Köln 1999 - dem letzten G8-Gipfel in Deutschland - unterschieden. Zentral war die Bereitschaft zu gemeinsam getragenen Aktionen.
*Die Aktionen in Köln waren geprägt von Machtkämpfen, Ausgrenzungen und zentralen Großdemonstrationen, die kaum auffielen und ein leichtes Spiel für die Polizei boten. Der Protest wurde damit bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, obwohl damals der Treffpunkt der zumindest formal Mächtigsten der Erde noch gut zu erreichen war. Wollte nur niemand. Führungspersonen aus den damaligen Bündnissen wie Peter Wahl können sich auch diesmal wieder ausbreiten. Eine kritische Aufarbeitung fand nicht statt. Köln war ein absurdes Beispiel hierarchischer und zentralistischer Organisierung. Dass es jetzt getoppt wurde, d.h. noch mehr Einheit herrscht, wird auch noch abgefeiert. Richtig ist: In Heiligendamm gibt es kaum noch öffentlich sichtbare Spaltungen, weil Gruppen mit Basisbezügen inzwischen in Deutschland weitgehend ausgestorben sind. Es herrscht die Mafia der ZentralistInnen - untereinander noch in Konkurrenzkämpfen stehend, aber einig in dem Willen zur Dominanz, zur Instrumentalisierung von Menschen und Gruppen sowie zur Sicherung von Pfründen für die Eliten. Der nach Köln 99 entstandene Auswertungsreader bietet Material ...

Aus Schröder, Berit (felS, IL): "Experimentierfelder einer vielfältigen Bewegungen" (S.72)
Doch auch wenn kein breites Bündnis entstanden ist, das die G8 gesamtgesellschaftlich delegitimiert, auch wenn auf dem Alternativgipfel linke Perspektiven eher marginal sein werden und auch wenn der internationale Charakter sich erst zaghaft zeigt, so ist im Vergleich zu den G8-Protesten 1999 in Köln bereits viel erreicht. Denn: Bundesweit koordinieren alle Spektren Protest und Widerstand und stimmen Aktionen aufeinander ab.

Der Widerstand beginnt erst, wenn wir es sagen! (Aus dem Aktionsfahrplan, S. 92)
Die Proteste gegen das Gipfeltreffen beginnen schon am Wochenende vorher.
Alles, was unabhängige Gruppen schon früher machen, gehört nicht dazu!


Der Polizei ist es recht ...
Sogar die OrganisatorInnen selbst wollen es der Polizei recht und einfach machen ...
Aus einem Interview zu den Camps in der Jungen Welt, 28.4.2007 (S. 8)

Die Camps, die wir offiziell haben, werden überlaufen sein. Die anderen Leute werden irgendwo schlafen wollen, und zwar am ehesten dort, wo sie auch aktiv werden wollen. Das ist in der Nähe der Straßen. Wenn die Polizei das nicht möchte, sollte sie möglichst schnell ein Aß aus dem Ärmel ziehen und sagen, hier gibt es noch ein schönes Plätzchen, wollt ihr das nicht haben? Aber das muß dann schnell gehen.

Die eigenen Leute unter Kontrolle bringen ...
Aus einem Interview mit PDS-Funktionär Monty Schädel, in: Junge Welt, 30.4.2007 (S. 8)

Ich hoffe zum einen, daß wir auf seiten der Demoorganisatoren alles im Griff haben – zum anderen, daß sich die Polizei unter Kontrolle behält. ... Wir haben bei der Demonstration am 2. Juni, dem großen internationalen Ereignis in Rostock, eine enorme Herausforderung zu bestehen. Dort funktioniert die Zusammenarbeit mit Polizei und anderen Behörden recht gut und kooperativ.

Zusammenarbeit mit der Polizei (Rote-Hilfe-Unterwürfige bitte das folgende nicht lesen ...)
Pressemitteilung
An die Redaktionen
1. Juni 2007
Kavala lässt Kooperationsangebot der Camp-AG platzen
Heute morgen ist ein weiterer Versuch der Vorbereitungsgruppe für die G8-Camps gescheitert, mit der Polizeieinheit Kavala ein Kooperationsgespräch über das Auftreten der Polizei in den vergangenen Tagen zu führen.

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