Gender-Trouble

VERSUCHSFELD MIT TRANSGENER GERSTE:
KÖNNEN DIE LANDWIRTSCHAFT?

Wer wird da tätig? Kogel, das IFZ und sein Kollege Sonnewald


1. Die Uni, die Stadt und das Beet
2. Die Ziele des Gerstenversuchs: Täuschung und Wahrheit
3. Sicherheitsforschung war es nicht - was aber dann? Die tatsächlichen Versuchsziele
4. Umgang mit Fördergeldern und anderen Geldbeträgen
5. Vertuschte Risiken: Lügen und Täuschungen zu Auskreuzung und Gentransfer
6. Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit
7. Stellungnahmen zum Versuch und zum Bedarf an transgener Gerste
8. Kritik an den MacherInnen des Gersten-Versuchsfeldes
9. Zusatzinfos zum Gengerstefeld
10. Wer wird da tätig? Kogel, das IFZ und sein Kollege Sonnewald
11. Der lange Weg zur Aussaat: Viele Jahre Labor, wenige Monate PR-Kampagne!
12. Einblicke in den Versuchsablauf
13. 2008: Eine Besetzung beendete den Versuch - aber nicht die Lügen!
14. Nachschlag 2009: Versuch in Groß Lüsewitz
15. Links

Versuchsflächen, Gewächshäuser und das kleine Haus mit Institutsräumen sind nur Nebengebäude des Kogel-Instituts. Hauptsitz ist das IFZ, ausgeschrieben: Interdisziplinäres Forschungszentrum für Umweltsicherung. Schon der Bau, ist beeindruckend. Geschichte und heutige Nutzung stehen in einem bizarren Missverhältnis. Was hier geschehen sollte, folgte noch dem früher stärkeren Hang zu Umweltforschung als Querschnittsaufgabe. Der erste Spatenstich erfolgte im Jahr 1997. Als das Gebäude fertig war, hatte der Umweltschutz als wichtiges Gesellschaftsthema wieder abgedankt. Biologie, Ökologie und verwandte Disziplinen wurden in Schulunterricht sowie Forschung und Lehre an Hochschulen ausgedünnt, gelangen dann aber durch den Siegeszug der Biotechnologie zu neuer finanzieller Blüte. Erhebliche Förderungen aus Staatstöpfen und der ebenfalls mit Steuergeldern hantierenden DFG blähten die entsprechenden Institute und Fachbereiche auf. Wer heute auf biotechnologisch orientierte Institute stößt, erlebt überwiegend Reichtum. So auch in Gießen: Das IFZ hat sich zu einem wahren Protzbau der GentechnikerInnen gemausert. Hier reiht sich Gentechniklabor an Gentechniklabor, vor allem in den beiden Stockwerken der Gentechnikprofessoren Kogel und Friedt. Wer hier über die die Gänge schlendert, kann erahnen, welch unbedeutendes Teilelement das Genversuchsfeld am Alten Steinbacher Weg darstellt. Das Herz der Agro-Gentechnik-Maschinerie der Uni Gießen schlägt am Heinrich-Buff-Ring. Ein Spaziergang durchs Gebäude zeigt aber noch anderes: Hier steht nicht ergebnisoffene Forschung im Mittelpunkt oder Lehre von verschiedenen Standpunkten aus. Hier ist alles klar. Auf den Gängen finden sich Auslagen und Aushänge voller Werbung für die Gentechnik. Viele der Schriften stammen direkt von den Konzernen, einige sogar vonLobbyverbänden. Allerdings mögen Instituts- und Universitätsleitung es nicht, wenn Menschen mit kritischem Blick durch diese Hochburg geldfixierter Forschung. Das Foto mit den Werbeprospekten von BDP, KWS und anderen löste einige Auseinandersetzungen aus und führte zum Hausverbot des Fotografen überall in der Uni Gießen für mehrere Jahre. Die Verflechtungen der Gießener Agro-GentechnikerInnen mit Konzernen und Lobbygruppen sind aber auch andernorts deutlich: Kogel hält Patente mit der BASF, sein Stellvertreter Imani sitzt im Arbeitskreis Deutsche In Vitro Kulturen und der Finanzplan des Gerstenversuchs benannte Fahrtkosten zum BDP auf.
Aber zurück zum IFZ: Eigentlich als Forschungszentrum für "Umweltsicherung" gedacht, mutierte es zur High-Tech-Zentrale der Agro-Gentechnik. Zwischen diesen werden einige verbliebene Reste weiterer Institute wie z.B. zur Landschaftsökologie noch geduldet. Die beiden Institutschefs der Gentechniksparten sind überregional bekannt. Seit Jahren experimentieren sie mit der Gentechnik. Prof. Wolfgang Friedt war schon Mitte der 90er Jahre mit Freilandexperimenten an der Versuchsstation in Rauischholzhausen nordöstlich von Gießen aktiv. Begleitende Propaganda war auch damals schon angesagt. Friedt verfasste am 18.4.1997 die berüchtigte Erklärung zum Feldversuch mit gentechnisch gezüchtetem Raps auf dem Gelände des Lehr- und Versuchsbetriebes in Rauischholzhausen, in der er zur Beruhigung der AnwohnerInnen das Blaue vom Himmel herunterlog und jegliche Verbreitung der gv-Konstrukte "wegen nicht gegebener Kreuzbarkeit von Raps mit Kruziferen der hiesigen Flora" ausschloss. Seiner Karriere tat das ebenso wenig Abbruch wie Kogels Fälschungen bei den Fördermittel- und Genehmigungsanträgen hinsichtlich der Versuchsziele und seine Falschaussage vor Gericht, dass Gerstenpollen nicht in die Umwelt gelangen können. "Eiskalte Intelligenz in der Knechtschaft des Kapitals", entfuhr es einem alten Arzt, nachdem erKogel live erleben konnte. Doch Kogel und sein Agro-Gentechnik-Kollege Friedt sind nicht die einzigen, auf die das zutreffen würde. Gekaufte Wissenschaft alsnach staatlichen oder privatwirtschaftlichen Drittmitteln hechelnde Agenten der herrschenden Macht- und Profitinteressen gibt es überall. 1999 warb Prof. Dr. Thomas Eikmann als Sprecher des Umweltforums der Justus-Liebig-Universität Gießen für die Agro-Gentechnik. Eikmann ist Direktor des Institutes für Hygiene und Umweltmedizin der Universität Gießen und einer der wichtigsten Gefälligkeitsgutachter in Auseinandersetzungen um Müllverbrennungsanlagen, Mobilfunkmasten oder Kohlekraftwerke immer wieder in Erscheinung getreten. "Die Belastung bleibt praktisch gleich", so sein ständiges, schon in der Wortwahl unwissenschaftliches Fazit. Eine Nähe zu den Gentechnik-Seilschaften weist Eikmann schon vom Studium her auf, denn er studierte Biologie an der RWTH Aachen. Aber er sitzt seit 2001 Mitglied in der Zentralen Kommission für die Biologische Sicherheit (ZKBS) und ist seit 2002 Vorsitzender des VDI-DIN-Hauptausschusses "Monitoring der Wirkung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO)".


Der Freilandversuch mit gentechnisch veränderter Gerste war nicht allein das Werk der ForscherInnen aus dem IFZ. Beteiligt waren zudem die US-amerikanische Washington State University in Pulman und die Universität Erlangen. Der dortige Gentechnik-Professor Uwe Sonnewald war als Co-Projektleiter direkter Partner des Gießeners Kogel. Sonnewalds Vergangenheit liegt bei der Gentechnik des IPK in Gatersleben und bei der BASF-Tochterfirma SunGene. Das passt schon mal: Auch Kogel hat Patente bei dieser Firma. Beide haben ihren Schwerpunkt auf Getreidemanipulation - und Sonnewald bringt für den Versuch noch ein weiteres Faustpfand mit ein. Er sitzt in der ZKBS. Dieses Gremium musste auch über das geplante Gerstenfeld abstimmen - ob es gefährlich sei oder nicht. Und unglaublich: Sonnewald nimmt an der Abstimmung über seinen eigenen Versuch teil. Er stimmt, wie die anderen, mit Ja - zum eigenen Versuch (Quelle: ZKBS-Beschluss im Umlaufverfahren in der Genehmigungsakte).
Trotz vieler Titel und angesehener ForscherInnen: Mit dem Fachwissen haperte er dann doch an erstaunlichen Punkten. Kogel taxierte den üblichen Aussaatzeitpunkt von Gerste auf April (Gießener Anzeiger, 9.2.2006), während der Beauftragten für Biologische Sicherheit, Dr. Gregor Langen, in einer Zeugenaussage vor Gericht auf die Frage des Richters Oehm ganz passen musste, wann Gerste blüht. Das wisse er nicht, er sei ja schließlich kein Landwirt. Ein Genexperiment mit Gerste - durchgeführt von Ahnungslosen ... Richter Oehm zog damals die einzig mögliche Konsequenz, um ein Desaster für die Uni-Eliten zu verhindern: Er verbot alle weiteren Fragen zum Thema an die Zeugen.

Im Original: Aussaatzeitpunkt von Sommergerste
Verspäteter Aussaatzeitpunkt macht Versuch unbrauchbar!
Aus den Pflanzenbauliche Basisinformationen auf ProPlanta:
Sommergerste sollte im Frühjahr so früh wie möglich gesät werden. Eine verspätete Aussaat der Braugerste geht zu Lasten der TKM, des Eiweißgehaltes und des Spelzenanteils. Eine Aussaat noch vor Ende März wirkt sich dagegen positiv auf die Bestockungsneigung und Ährchendifferenzierung aus.
Anbautipps der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Wie bei allen Sommergetreidearten, muss auch bei der Sommergerste durch eine möglichst frühe Aussaat die ohnehin knappe Vegetationszeit ausgenutzt werden. Insbesondere die noch verfügbare Zeit unter Kurztagsbedingungen, also die Zeitspanne vom Saattermin bis etwa zum 20. April, sorgt für gute Bestockungs- und Bewurzelungsverhältnisse, als Voraussetzung für ausreichend hohe Bestandesdichten bei noch moderaten Aussaatstärken.

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