Hirnstupser

BOLO'BOLO (AUSZÜGE)

yaka


1. Der grosse Kater
2. Die drei Grundbestandteile der Maschine
3. Drei Deals in Krise
4. Der A-Deal: enttäuscht vom Konsum
5. Der B-Deal: frustriert vom Sozialismus
6. Der C-Deal: genug von der Entwicklung des Elends
7. Der Bankrott der Realpolitik
8. Die Schattenwirklichkeit
9. Substruktion
10. Dysko
11. Triko ... und: bolo'bolo - Grundrisse für ein Projekt
12. Fahrplan
13. ibu
14. bolo
15. sila
16. taku
17. kana
18. nima
19. kodu
20. yalu
21. sibi
22. pali
23. sufu
24. gano
25. bete
26. nugo
27. pili
28. kene
29. tega
30. fudo
31. sumi
32. asa
33. buni
34. mafa
35. feno
36. sadi
37. fasi
38. yaka
39. Anmerkungen
40. Sechs Jahre bolo'bolo
41. Abfahrt

Ist das ibu ein verträgliches, anlehnungsbedürftiges, liebes Wesen oder ist es streitsüchtig, abweisend, ja gewalttätig? Ist es heute nur darum so aggressiv, weil der Arbeits-Alptraum es neidisch, frustriert und reizbar macht? Das ist sehr wahrscheinlich. Und doch gibt es Eifersucht, verletzten Stolz, Zerstörungslust, Antipathie, Mordgier, Grössenwahn, Abenteuerlust, Jagdfieber, Rechthaberei, Raserei, Amok - denn bolo'bolo ist eine "Zivilisation" mit Grenzen und an diesen muss sich jeder stossen. Diese unvermeidlichen Frustrationen sollen sich nicht ansammeln, machtbezogen fixieren und zu Katastrophen führen. Darum braucht es vielleicht yaka. (21)

yaka ermöglicht Zwist, Streit, Gewalt und Krieg. yakas gibt es zwischen:

ibus und ibus

ibus und bolos

bolos und bolos

ibus und tegas

bolos und tegas

tegas und sumis

ibus und sumis

sumis und vudo

asa und bolos

usw.

Streit soll nicht unterdrückt oder staatlich umgeformt (Justiz, Polizei, Armee), sondern an Ort und Stelle durch die Betroffenen ausgetragen werden. Wie andere Arten des Austauschs (hier von heftiger, körperlicher Berührung), werden yakas (Duelle) durch eine Reihe von allgemeinen Abmachungen so geregelt, dass katastrophale Entwicklungen vermieden werden können. Diese yaka-Abmachungen könnten etwa so aussehen:

-es muss eine Herausforderung vor mindestens zwei ZeugInnen erfolgen

-die Herausforderung kann immer abgelehnt werden

-ein örtliches Komitee (dala; z.B. Quartierrat) muss zu einem Schlichtungsversuch eingeladen werden, wenn die Heraus for derung angenommen wurde

-die Wahl der Waffen und des Zeitpunkts liegt beim Herausgeforderten

-das yaka (Duell) wird vor einer Abordnung des zuständigen Komitees (yaka'dala) ausgetragen

-das Duell-Komitee besorgt die Waffen für beide Streiparteien (die aus beliebig vielen ibus bestehen können)

-es sind nur "mechanische" Waffen zugelassen (Körper, Ringe, Knüppel, Schwerter, Dolche, Pfeilbogen, Schleudern, Speere, Äxte, Hellebarden - keine Feuerwaffen, Gifte, Tiere, Granaten, Feuer)

-Waffen mit einer Reichweite, bei der man das Weisse in den Augen des Gegners nicht mehr sehen kann, sind ausgeschlossen (ca. 100 Schritte) -die Art der Panzerung gehört mit zur Wahl der Waffen (hier keine Beschränkungen)

-erklärt sich eine Partei für besiegt (weisse Flagge, Fallenlassen der Waffen, Händehochhalten), muss die andere den Kampf sofort einstellen

-für alle Arbeiten, Schäden, Verletzungen usw., die bei einem yaka entstehen, kommen beide Parteien je zur Hälfte auf (kene) (22)

Die zuständigen Streitkomitees richten die Kampfplätze ein, stellen Richter (nötigenfalls auch bewaffnete), sorgen für den Abtransport Verletzter oder Toter, schützen unbeteiligte ibus, Tiere und Pflanzen. Wenn der Herausgeforderte nicht freiwillig verzichtet, kann ein Streitkomitee von sich aus kein Duell verhindern. Es sorgt lediglich dafür, dass andere Formen des Austauschs (Reden, Geschenke, Tanzen, Rituale, "sportliche" Wettkämpfe usw.) immer möglich bleiben.

Wenn sich grössere Verbände wie bolos oder gar ganze Quartiere und Regionen herausfordern und bekriegen wollen, kann für die zuständigen Streitkomitees (regionale, kontinentale) ein beträchtlicher Aufwand entstehen, der später allerdings durch die Streithähne/hennen in Form von Lieferungen oder Fronarbeit wieder abgegolten werden muss. Grössere Verbände können aber auch Champions wählen, die für sie kämpfen oder nur kleinere Duellgruppen delegieren. Da es kaum wirtschaftliche Gründe für solche "Stammeskriege" geben wird (sie sind im Gegenteil sehr "kostspielig"), werden sie relativ selten und wenig hartnäckig sein. Je nach ideologischen Vorstellungen dienen die yakas dem Gewinn von Ehre und Ansehen oder gehören sie sogar zum kulturellen Leben gewisser bolos. Umgekehrt können streitsüchtige bolos deswegen auch ein Ansehen einbüssen und geschnitten werden.

Es ist schwer abzuschätzen, wie häufig, wie umfassend und wie blutrünstig Duelle und Kriege sein könnten. Da sie mit vielen "Nachteilen" verbunden sind (Schmerz, Schaden, Trauer, Angst, Verlust des Ansehens) und es keine vernünftigen materiellen Gründe geben kann, werden sie Ausnahmeerscheinungen sein. Und doch können sie nicht einfach durch Sport oder Spiele "sublimiert" werden - nur wenn yakas wirklich "ernst" sind, erfüllen sie ihren Zweck (nämlich Massenkriege zu verhindern). Es ist möglich, dass einzelne bolos ohne periodische Kriege gar nicht bestehen können. Die Gewalt geht also weiter, aber nicht notwendigerweise die Geschichte.

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