Umwelt und Macht

Ö-PUNKTE 1/1998

Frauen an den Öko-Herd


1. Nachhaltigkeit - eine Kritik
2. Haben alle gleiche Ziele?
3. Vom Kapitalismus wird geschwiegen
4. Frauen an den Öko-Herd

Das ökonomische Ziel des WI besteht darin, einen formellen Bereich zu schaffen, der einen weltmarktfähigen "Hochlohnsektor" mit einem "Niedriglohnsektor" verkoppelt, der soziale und ökologische Arbeit umfaßt und zudem um den informellen Bereich von Eigenarbeit und familiärer Reproduktion ergänzt wird. Dies muß vor allem aus patriarchatskritischer Sicht angegriffen werden, da mit diesem Modell die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung weiter verfestigt würde. Das "männliche" Leitbild läge fortan in der Entwicklung umwelttechnischer Innovationen, das "weibliche" Leitbild im häuslichen Sparen. Also: "Effizienzrevolution" für die Männer, "Suffizienzrevolution" für die Frauen. Die Vorstellung der MacherInnen des WI, alle Personen würden im Laufe ihres Lebens in allen Bereichen und Sektoren tätig sein, kann man bestenfalls als naiv bezeichnen.

Allen Gerechtigskeitspostulaten zum Trotz, strebt das WI keine gerechte Weltwirtschaftsordnung an. Explizit sahen sie noch in der Vorabfassung der Studie ein "Ökologieführerschaft" für die Staaten des Nordens vor, in der Endfassung soll diesen der Schritt zur nachhaltigen Wirtschaftsweise aber immer noch damit schmackhaft gemacht werden, daß sie ihre beherrschende Stellung auf dem Weltmarkt behaupten könnten. Desweiteren soll ein Schuldenerlaß nur unter Auflagen erfolgen, bisweilen klingt auch an, daß die Trikontstaaten in weiten Teilen selbst an ihrer Misere schuld sind. Daß die Schulden illegitim sind, weil von den Banken des Nordens bereits abgeschrieben und die Eliten im Trikont zumeist von denen des Nordens gestützt bis eingesetzt werden, davon findet sich in der Studie kein Wort.

Den inhaltlichen Ansatz der Studie bringen die AutorInnen der BUKO-Stellungnahme konsequent mit dem Anliegen der Auftraggeber in Verbindung: "Die vom WI initiierte 'Zukunftsdebatte' ist ein ideologisches Scheingefecht, das nichts zur Lösung gegenwärtiger öko-sozialer Probleme beiträgt. Ziel der Studie ist vielmehr die Politikberatung der auftraggebenden Nicht-Regierungs-Organisationen BUND und Misereor, die beim WI Orientierunungen für ihre Lobbypolitik nachgefragt und vertragsgemäß erhalten haben. Solche Organisationen [...] wollen politikfähig sein. Im Klartext heißt dies, daß sie nur solche Forderungen an die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger herantragen, die deren Macht- und Herrschaftsinteressen, bzw. ihr Profitstreben nicht in Frage stellen."5




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Zuletzt überarbeitet am 5. Mai 1998
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