Verkehrswende

PSYCHIATRIE IN HESSEN: TÄUSCHUNG, ZWANG, FIXIERUNG, RECHTSBRÜCHE

Seilschaften, Politik und Kritik aus Hessen


1. Vitos-Klinik und Fälle in Gießen
2. Vitos-Klinik in Haina
3. Vitos-Kliniken in Rhein-Main und Südhessen, u.a. Riedstadt (Goddelau)
4. Im Original: Vitosklinik in Briefen, Interviews und Büchern
5. Seilschaften, Politik und Kritik aus Hessen
6. Der Fall "Dennis Stephan"


SPD-Landtagsabgeordneter auf Vitos-BesuchSPD Hessen
Die SPD scheint sich vor allem um das Wohl der Klinikchef_innen zu kümmern. Um die Situation der Psychiatrie kennenzulernen, machten sich zwei Landtagsabgeordnete (die regional und der inhaltlich Zuständige) in die Vitosklinik nach Haina auf. Ihre Forderung zum Schluss: Die Chef_innen müssen mehr beteiligt werden. Die Betroffenen (also die Gefangenen) haben die beiden weder besucht noch in ihrem Bericht erwähnt noch sollen die in Zukunft gehört werden. Zu allem Unglück posierten beide genau mit dem skandalösen Buch, in welchen der Klinikchef Müller-Isberner für Zwang und illegale Unterdrückungspraktiken plädiert (Bildausschnitt rechts, Zitat aus dem Buch siehe oben). Eindeutiger geht kaum ...

Von einer SPD-Internetseite (Gesamttext und -foto dort)
Die heimische Landtagsabgeordnete Dr. Daniela Sommer besuchte mit ihrem Kollegen Dr. Thomas Spies, dem gesundheitspolitischen Sprecher der SPD- Fraktion im Hessischen Landtag die Vitos Klinik für forensische Psychiatrie in Haina, um sich mit den Experten, Psychologen, Ärzten und Pflegern über den Maßregelvollzug auszutauschen. ...
„Ein Gespräch mit den Experten ist immer essentiell, wenn man Einblicke in die Praxis bekommen möchte und Arbeitsprozesse, Problematiken sowie Änderungsvorschläge verstehen, wertschätzen, inspirieren und entwickeln möchte“, resümierte Sommer. Die Experten müssten schließlich auch zur Anhörung im sozial- und integrationspolitischen Ausschuss bezüglich des Zweiten Gesetzes zur Änderung des Maßregelvollzugsgesetzes eingeladen und angehört werden. Da die Einladung nicht an die Experten der Vitos, den ärztlicher Direktor Dr. Rüdiger Müller- Isberner und seinem Team, ergangen ist, sind die SPD- Abgeordneten bereits tätig geworden und fordern deren Anhörung im Hessischen Landtag ein.
Nur durch die Schilderung und Expertise der Expertinnen und Experten kann der nötige Reformbedarf geschildert werden und im neuen Gesetz Eingang finden.


Kritik
Aus einem Interview mit Christiane Böhm (MdL, Die Linke), in: Junge Welt, 14.11.2019 (S. 8)
Psychiatrische Patientinnen und Patienten hätten kaum Ansprache, säßen oft ohne Therapie oder Angebote herum. Wen kann es da wundern, wenn sich in der Folge Depressionen und weitere Probleme zusätzlich entwickeln? Weitere Missstände wurden im Frankfurter Universitätsklinikum bekannt: angeblich fast 500 Fixierungen in den vergangenen eineinhalb Jahren, dazu auch dort überbelegte Zimmer. Selbst die hygienische Versorgung sei nicht in Ordnung, berichtete der Hessische Rundfunk Anfang Juni. ...
Es fehlt in den Psychiatrien an Personal. Bei der Gewerkschaft Verdi organisierte Psychiatriepflegerinnen berichten: Früher seien sie mit Patienten im Ausnahmezustand einfach kurz vor die Tür gegangen, um eine Zigarette zu rauchen und zu reden. Solche Möglichkeiten seien heutzutage weder personell noch räumlich gegeben. ...
Für die hessischen Kliniken müssen eine grundlegende Reform der Psychiatrie und komplett neue Konzepte erarbeitet werden. Damit sie wieder vorrangig auf therapeutische Maßnahmen setzen können, braucht es mehr Personal und Geld. Nur wenige Kliniken schaffen es, weitgehend ohne Zwangsmaßnahmen und Fixierungen auszukommen. ...
Am Beispiel einer Klinik in Heidenheim in Baden-Württemberg ist zu sehen, dass es keiner geschlossenen Stationen mehr bedarf. Kliniken können mit offenen Stationen arbeiten, dafür braucht es die entsprechende bauliche Gestaltung. Zudem brauchen wir ambulante Krisenzentren, wo Menschen in einer psychischen Krise aufgefangen werden. Dadurch bräuchte es weniger stationäre Aufenthalte. ...
ir haben es mit einer typischen Entwicklung zu tun, dass sich in einer kapitalistischen Gesellschaft nicht mit den selbstgeschaffenen Problemen auseinandergesetzt wird. Das betrifft nicht nur psychisch Kranke. Menschen, die nicht profitabel erscheinen, werden an den Rand gedrängt, etwa Erwerbslose im Hartz-IV-Bezug oder Ältere. Man wirft ihnen ein paar Brocken des Reichtums zu, ermöglicht ihnen aber keine gesellschaftliche Teilhabe.

Im Original: Betroffene werden ausgegrenzt
Aus dem offenen Brief von Peter-Christian Heinrichs (inhaftiert in der forensischen Psychiatrie Riedstadt und ausgeladen von der Anhörung zum Maßregelvollzugsgesetz am 12.3.2015)
Dabei ist es mehr als nur bedauerlich, dass ein gewünschtes Klima der Offenheit und Transparenz - durch stereotype, vorurteilsbelastete und letztlich stigmatisierende Aussagen über meine Person - ohne Chance auf eine Richtigstellung - ersatzlos einem Klima der Angst und Befangenheit gewichen ist. Es zeigt sich hier in aller Deutlichkeit das Versagen einer echten demokratischen Willensbildung - ich stehe hier letztlich als eine Art "Stellvertreter" für einen nicht gerade kleinen Personenkreis dem nicht nur die Freiheit entzogen wird - und das über Jahre hinweg, sondern auch dem Personenkreis, über den permanent etwas (per Gesetz) entschieden wird - ohne nennenswerte Einbindung der Person selbst. Was bleibt - und dies ist mir eigentlich nach den diagnostischen Einschätzungen der s.g. multiprofesionellen,interdisziplinären, über allen Zweifeln erhabenen, kompetenten Behandlern gar nicht möglich Ihnen - in dieser Form meinen Protest gegen den Widerruf meiner Einladung in Ihrer Funktion als Repräsentant diesen hohen Hauses, Ausdruck zu verleihen.

Berichte und Texte aus Anlass der Demonstration gegen das neue Maßregelvollzugsgesetz (12.3.2015 in Wiesbaden):

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Kommentare

Achim am 07.07.2019 - 15:41 Uhr
Richter der Strafvollstreckungskammer Thomas Wolf, er hat einen neuen Verein gegründet und bildet Gutachter aus und gründet ein Netzwerk um die vielen flaschen Urteile und falschen Gutachten des Müller-Isberner zu decken. Eine Zunft ist das forensikamsee.de/vorstand/


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