Verkehrswende

GREENWASHING UND VERSTECKSPIEL
KONZERNE UND DIE FASSADE DER KLEINFIRMEN

Staat und Konzerne - gemeinsam aktiv


1. Einleitung
2. Versteckspiel am Beispiel: Der Firmenverbund BioOK (inzwischen aufgelöst)
3. Staat und Konzerne - gemeinsam aktiv
4. Lieblingsfeind der Deutschen: Monsanto
5. Deutsche Konzerne I: BASF (genauer: BASF Plant Science)
6. Deutsche Konzerne II: Bayer (genauer: Bayer CropScience)
7. Deutsche Konzerne III: KWS (genauer: KWS Saat AG)
8. Und einige mehr ...
9. Eine Hand wäscht die andere ... und boxt die andere: Konkurrenz und Kooperation
10. Netzwerke, Tarnfirmen & Co.: Unternehmen und ihr Einfluss
11. Links

Ob als PR-Kampagne, Förderinstitution oder Public Private Partnership (PPP): Staat und Konzerne sind auf vielfältige Art miteinander verbandelt und aktiv.

Lokale und regionale Initiativen - und die Konzerne hinter ihnen
Was bundesweit möglich ist, klappt auch lokal: Die großen Konzerne verstecken sich hinter regionalen Initiativen, die nett klingen, aber nichts Anderes sind als ein Einfallstor für die Technik, die unbeliebt ist und deshalb getarnt ins Land, in Schulen, Parlamente, Arbeitsförderungsmaßnahmen und andere Bereiche einsickern muss.
Wenn in Hannover133 die SchülerInnen frühzeitig selbst gentechnisch manipulieren können, stehen KWS und der Fonds der chemischen Industrie dahinter. Das Projekt HannoverGen ist die wahrscheinlich umfassendste Werbekampagne für die Biotechnologie an Schulen - und als schillerndes Beispiel in anderen Städten kopiert. Chef des Ganzen ist mal wieder ein Universitätsprofessor, nämlich Hans-Jörg Jacobsen, geschäftsführender Leiter des Instituts für Pflanzengenetik der Leibniz-Universität Hannover. Der ist auch anderweitig engagiert, z.B. als Leiter der "Gesellschaft für Pflanzenbiotechnologie" und als Mitglied des deutschen Lobbyverbandes WGG und des internationalen Gegenstücks PRRI. Jacobsen trat beim InnoPlanta-Forum 2010 auf, saß in der Jury des dort verliehenen Preises und schrieb Texte zusammen mit dem Preisträger von 2009, Thomas Deichmann. Während er von anderen Sachlichkeit forderte, trat er selbst als Polemiker auf. Das Verbot des MON810-Mais fand er "absolut ungerechtfertigt", Angst vor Allergien nannte er "Mumpitz". KritikerInnen der Agro-Gentechnik kanzelte er als "Bodensatz in unserer Gesellschaft" ab und stellt schnell mal die Frage, ob nicht "der Klimawandel auch natürlichen Ursprungs sein könnte". Jabobsen ist also das klassische Beispiel des hochverflochtenen Propagandisten im Professorendesign. Der Angriff auf die Kritik gehört für Jacobsen zum Handwerk, „mit dem Ziel, dass wir die Jugend ein bisschen immunisieren gegen diese merkwürdige Propaganda“.135

Im Original: HannoverGen und sein Chef
Über Hans-Jörg Jacobsen, in: BDP-Presseinfo am 17.6.2010 (veröffentlicht auf ProPlanta)
Wie Professor Hans-Jörg Jacobsen, Geschäftsführender Leiter des Instituts für Pflanzengenetik im Rahmen der Pressekonferenz erklärte, reift in der Gesellschaft zu langsam die Einsicht, dass in Grüner Gentechnik ein wesentlicher Schlüssel liegt, um die wachsenden Nachfrage nach Agrarprodukten zu bedienen. „Die zunehmende Weltbevölkerung, veränderte Konsumgewohnheiten und die steigende Nutzung von Biotreibstoffen verlangen nach höheren Erträgen und resistenten Sorten“, erläuterte er. Durch die insgesamt noch immer forschungsfeindliche Haltung werden aber nicht nur Arbeitsplätze gefährdet. Deutschland vergibt auch die Chance, selbst aktiv Einfluss auf moralische und grundsätzliche Forschungsfragen zu nehmen.


Jabobsen bei InnoPlanta: Jurymitglied (oben) und Diskussionsteilnehmer am Forum 2010 (unten)


Jabobsen im Vortrag beim BMELV am 12.12.2001
Die Lager haben sich nichts mehr zu sagen, vor allem, weil auf der einen Seite keine neuen Argumente hinzu gekommen sind und auf der anderen Seite sich die Wissenschaft bedeutend weiterentwickelt hat. ...
Länder wie Indien, China, Ägypten oder Bangladesh, aber auch viele andere, die nicht zu den „least developed countries“ gehören, setzen voll auf diese neue Technologie. ...
Wenn man sich nämlich vor Augen führt, wer etwa in Afrika Pflanzen anbaut und die Unkräuter zupft (Frauen und Kinder), wird man rasch erkennen, daß hier durch Herbizidresistenz Freiräume entstehen, die für anderes genutzt werden können: Schule und Erschließen weiterer Erwerbsquellen etwa.

Hetzen, hetzen, hetzen - Sprachniveau des Werbers für mehr Sachlichkeit, in: Novo Argumente, 20.6.2009
Als ich den Spiegel-Artikel „Erfolg im Bionade-Biotop“ las (Nr. 25, 25.6.09), in dem die EU-Wahlerfolge der Grünen im saturierten Wohlstandsmilieu der Bundesrepublik erfreulich süffisant geschildert wurden (hohes Einkommen, Bio-Futter, Edel-SUV), war mein erster Impuls: „In dieses Land willst Du nicht zurück!“ Nun habe ich aber eine Familie, die mir lieb und teuer ist, also bleibt mir die Flucht aus guten Gründen verwehrt. Ich werde also wieder zurück kommen, aber mit der vertieften Erfahrung, dass dieser grün-alternative Mief etwas typisch Deutsches geworden ist (oder besser: deutschsprachiges, wenn man Bayern, wo es mit Söder und Seehofer besonders triefend daher kommt, aber auch Österreich und die Schweiz, dazuzählt). ...
Wer Percy Schmeiser live erlebt hat (wie ich beim Tollwood-Festival in München im Herbst 2008), kann die deutsche Begeisterung für diesen rechtskräftig in Kanada verurteilten Dieb geistigen Eigentums nur schwer nachvollziehen – jedenfalls, wenn man klaren Verstandes ist und genau hinhört. ...
Anders in Deutschland: Dort wird krampfhaft darüber gestritten, wie man durch noch restriktivere Maßnahmen den durch Energiegewinnung, Heizen oder Autofahren bedingten CO2-Ausstoß bremsen kann, ohne in Betracht zu ziehen, dass der Klimawandel auch natürlichen Ursprungs sein könnte. Besser wäre es, sich darüber im Klaren zu sein, dass der Klimawandel auch in Deutschland in absehbarer Zeit zu gravierenden Veränderungen der Agrarökosysteme führen wird (wenn sich die Klimaforscher nicht geirrt haben, aber das ist eine andere Baustelle). Auf diesen möglichen Wandel ist unsere Landwirtschaft in keiner Weise vorbereitet. Durch den rein ideologisch oder kurzsichtig wahltaktisch begründeten angestrebten Verzicht auf die Option, alle zur Problemlösung sinnvollen Technologien (einschließlich der Grünen Gentechnik) auch einsetzen zu wollen, wird in Kauf genommen, dass das Erwachen besonders schmerzhaft sein wird. ... Was fehlt, ist der Mut, nach vorne zu gehen. Wenn wir dereinst feststellen, dass die biedermeierlichen Konzepte versagt haben, fressen womöglich Claudia Roth im EU-Parlament, Jürgen Trittin als Grüßaugust der Heinrich-Böll-Stiftung und Renate Künast als Präsidentin des Bio-Siegel-Verbandes ihr üppiges Gnadenbrot. Der Rest wird die karge Suppe, die sie und andere heute anrichten, auszulöffeln haben.

Aus "Halbwahrheiten und Ängste". in: SZ, 14.4.2009
Auch der Pflanzenexperte Hans-Jörg Jacobsen von der Universität Hannover sagt: "Die Entscheidung von Frau Aigner ist aus wissenschaftlicher Sicht absolut ungerechtfertigt." Vor dem Hintergrund der anstehenden Probleme wie Klimawandel und Bevölkerungsexplosion setze diese Entscheidung ein verheerendes Signal.

Aus "Pro Gentechnik"
Gegen grüne Gentechnik gibt es viele Bedenken. Genetik-Professor Hans Jörg Jacobsen antwortet auf die Argumente der Kritiker.
Grüne Gentechnik greift ins Erbgut der Pflanzen ein. Die Folgen für Gesundheit und Umwelt sind nicht abschätzbar.
Jacobsen: Nach dem jetzigen Stand von Wissenschaft und Forschung existieren keine Risiken. Man kann nie ausschließen, dass es irgendwelche Risiken gibt. Aber die Auffassung der meisten Wissenschaftler ist, dass die Risiken der Gentechnik genauso groß oder klein sind wie die bei der konventionellen Landwirtschaft oder beim Ökolandbau.
Eine Vermischung normaler Feldpflanzen mit gentechnisch veränderten Pflanzen ist gefährlich.
Jacobsen: Nach heutiger Rechtslage kann keine Genpflanze ins Freiland gelangen, von der ein erkennbares Risiko ausgeht. Das macht diesen Vorwurf obsolet. Alle Genpflanzen werden vorher von öffentlichen Gremien überprüft. Eine Vermischung ist also gesundheitlich und für die Umwelt unbedenklich.
Durch grüne Gentechnik entstehen neue Eiweiße, die neue Allergien auslösen könnten.
Jacobsen: Das ist auch Mumpitz. Im Rahmen der Zulassung werden Genpflanzen auf neue Allergene geprüft, so dass man die Gefahr ausschließen kann. Übrigens können neue Eiweiße auch durch konventionelle Züchtung entstehen.

Aussagen von Hans-Jörg Jacobsen im Gespräch beim Zeit-Forum am 29.6.2006
Das ist ja gerade der Vorteil der Gentechnik, dass man das genau nachverfolgen kann. Wenn ich heute eine weite Kreuzung mache, mir auf molekularer Ebene ansehe, was passiert, dann ist das Genom komplett in Unordnung geraten. ...
Wir müssen sachlich bleiben. Wir können nicht Schlagzeilen produzieren, wie andere das machen. Ich habe da so eine Kollektion bizarrer Schlagzeilen: Genkartoffeln lassen das Gehirn schrumpfen. Mit solchen platten Schlagzeilen erreichen Sie die Öffentlichkeit. Eine solche Schlagzeile macht Ihnen zehn Informationsveranstaltungen kaputt. Wir gehen in Niedersachsen noch einen Schritt weiter. Wir werden auch Lehrertrainings weiter vermehrt anbieten. Das wird also auch eine Sache der Landesregierung sein, um die Lehrer als Kommunikatoren zu gewinnen, nicht um Akzeptanz zu schaffen, sondern vielleicht auch mit dem anderen Ziel, dass wir die Jugend so ein bisschen immunisieren gegen diese merkwürdige Propaganda. ...
Das kann ich in einem Gewächshaus mit tausend Quadratmeter mit transgenen Pflanzen machen und möchte eben nicht, dass irgendjemand aus Fernost kommt. Der muss ja nur ein Blatt abzwacken und kann das dann kopieren. ... Wir machen es in Polen, weil es da sehr viel günstiger ist, obwohl Polen offiziell sagt, sie lassen nichts rein. In der Forschung sind sie hochinteressiert. Das ist auch wesentlich billiger. ...


Außerdem ließ er noch die klassische Lüge von der Begrenzbarkeit bzw. hier sogar Unmöglichkeit der Auskreuzung vom Stapel, was 2006 noch fast alle WissenschaftlerInnen taten:
Wir selber arbeiten jetzt mit Pflanzen, die Selbstbefruchter sind, bei denen also das Risiko der Auskreuzung nicht gegeben ist, also mit Erbsen beispielsweise. ...
Dabei war selbst auf der Propagandaseite zur Biosicherheit zu lesen: "Erbsen sind überwiegend Selbstbefruchter und haben in Europa keine verwandten Arten. Auskreuzungen sind wenig wahrscheinlich, jedoch durch Insekten grundsätzlich nicht auszuschließen."

Sozio-ökonomische Folgen ausblenden, Märchen zu Auskreuzungskontrolle ...
Auch das Magazin Cicero (15.5.2012) bietet Jacobsen eine Plattform, Auszüge:
Frage: Inwieweit unterscheiden sich eigentlich gen- manipulierte Lebensmittel von ihren „natürlichen“ Pendants?
Eigentlich gar nicht. ...
Frage (zu EU-Regelungen): Wie stehen Sie zu der Diskussion?
Die ganze Debatte ist meines Erachtens eine politische oder sozioökonomische aber kaum eine von naturwissenschaftlicher Relevanz. Sollten sich einzelne Länder der EU für ein Anbauverbot entscheiden, hätten wir einen sehr weitreichenden Präzedenzfall, wie sich Länder ohne wissenschaftliche Begründung aus europäischen Integrationsprozessen herausziehen könnten. ...
Mit einem Anbauverbot verlässt nicht nur - wie gerade erlebt - die Industrie das Land, sondern auch die Forschung. Wir würden auf der globalen Innovationsebene enorm abfallen. ...
Herr Seralini rechnet gerne so lange Statistiken um, bis sich die von ihm erwünschte Aussage ergibt. Was Herr Seralini nicht sagt, ist, dass die gleichen BT-Toxine im Ökolandbau verwendet werden. Die Biobauern sprühen das Toxin in Form von Bakteriensporen auf die Pflanzen. ...
Eine Bestäubung kann durch Bienen stattfinden, aber auch durch Wind. Eine Auskreuzung passiert immer nur dann, wenn sie biologisch möglich ist. Pollen haben ein bestimmtes Gewicht, und können daher nur eine gewisse Strecke vom Wind getragen werden. Diese Distanz ist errechenbar. Daher müssen etwa bei der Saatgut-Produktion bestimmte Abstände eingehalten werden, um die gesetzlich vorgeschriebene Reinheit des Saatguts zu gewährleisten.
Pollen sind außerdem nur für eine befristete Zeit befruchtungsfähig. Ein Reispollen ist zum Beispiel bereits nach 15 Minuten unfruchtbar. Da kann das Pollenkorn gerne, wie von so vielen befürchtet, mit dem Saharasand dreimal um die Welt reisen, ohne irgendeine „Gefahr“ darzustellen. ...
Frage: Lohnt sich der Gang zum teuren Bioladen denn dann überhaupt noch?
Meine Familie und ich machen die ganze Nummer schon lange nicht mehr mit. Eine Metastudie von „Stiftung Warentest“ im Oktober 2010 hat unser Verhalten auch bestätigt. Die Studie hat klargestellt, dass Biolebensmittel weder qualitativ besser noch gesünder sind. Zumindest gibt es keinen Hinweis dafür.
Einige Umfragen zeigen, dass 80 Prozent der Menschen angeblich „Bio“ kaufen wollen, aber eigentlich finden sich nur rund 5,3 Prozent Bioprodukte in den Einkaufswagen, wovon das meiste auch noch importiert ist. Wie gesagt: Dass Bio gesünder und sicher ist, ist sicher ein Mythos.

  • Umweltgruppen kritisieren geplante Ausdehnung von HannoverGen auf ganz Niedersachsen (taz, 10.10.2012)

2012 wurde diskutiert, das Projekt HannoverGEN niedersachsenweit auszudehnen. Doch die Landtagswahl brachte das vorläufige Aus. Im rotgrünen Koalitionsvertrag steht: "Das Projekt HannoverGEN wird beendet." (Jammern darüber auf der Werbeplattform "Gute Gene, schlechte Gene")

Das nächste Beispiel: Beim teuren Propaganda-Fahrzeug mit dem klangvollen Namen „Science Live Mobil“ handelten - wieder einmal - Staat, Konzerne und Lobbygruppen Hand in Hand. Die offizielle Internetseite des Werbe-LKWs lag auf beim Forschungsministerium, von dort erfolgte eine Weiterleitung zur Werbeagentur Flad&Flad, die das Mobil betreute. Das Mobil entstand als Projekt der rot-grünen Bundesregierung und sollte vor allem auf Schulhöfen für die Biotechnologie werben. Es war weniger ein Informationsfahrzeug als ein rollender Experimentierkasten - voller Werbung für die in diesem Bereich tätigen Konzerne. Erfolgreich war die Mission jedoch zunächst nicht, da "das eigentliche Kernstück der Aktion, das Labor- und Ausstellungsfahrzeug 'Science live'-Mobil nach nur vier Wochen Einsatz bei einem Brandanschlag völlig zerstört wurde." Die Bayerische Staatsregierung war damals schneller und schickte schon 1997 das BioTechmobil auf die Reise, gesponsort u.a. von Monsanto, Hoechst und Novartis. Ab Frühjahr 2003 fuhr dann das „BioLab Baden-Württemberg on Tour – Forschung, Leben, Zukunft“ durchs Ländle.

Im Original: Science Live Mobil ...
Bilder des Science Live Mobils des BMBF (Kennung vorne)


Oben: Mobil auf der Fahrt bzw. aufgebaut als Informationsstand.
Unten: Zerstört am 4. Mai 2000 in Gießen (Bildquelle: Bundesministerium des Innern)


Verbreitet sind regionale Zusammenschlüsse - auch hier üblicherweise als Gemenge von Konzernen, Universitäten, Forschungsinstituten und Lobbyverbänden. Landesregierungen, größere Städte und Kommunalverbände mischen ebenso mit. Die mit Steuergeldern gefütterten regionalen Biotechnologieinitiativen werden von Ex-Konzernmanagern geführt - seien es Ex-KWSler Jens Katzek, jetzt Chef von BIO Mitteldeutschland, oder der Ex-Bayer-Manager Bernward Garthoff, bei BIO.NRW.134 Hand in Hand - wie bei der Anwendung der Gentechnik auch - versuchen die Minderheiten, ihre Vorstellungen einer biotechnisch designten Gesellschaft in die Köpfe der Mehrheit zu bringen. In der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz zur regionalen Wirtschaftsförderung mischte der langjährige Chef und heutige Aufsichtsratvorsitzende des Chemie-Giganten BASF, Jürgen Strube, von 1992 bis 1998 als Vorsitzender mit.137 Zudem übt er Einfluss über die Medienpolitik von Bertelsmann aus, denn er sitzt dort im Aufsichtsrat, im Kuratorium der Stiftung und war stellvertretender Vorsitzender des von Bertelsmann initiierten Stifterverbands für die deutsche Wissenschaft.138 Ist es eigentlich Zufall, dass das Buch „Monsanto. Mit Gift und Genen“ mit seiner harten Kritik am US-Konzern ausgerechnet im mit BASF verbandelten Bertelsmann-Verlag erschien?

Steuergelder für den Aufbau der Seilschaften
Wenn die Millionen aus Staatshaushalten zu Konzernen und Kleinfirmen, Instituten und Lobbyverbänden fließen, ist oft der Auftrag zum Aufbau der Seilschaften sogar als Ziel genannt. InnoPlanta entstand aus einer Spritze von etwa 20 Millionen Euro (damals 38 Mio. DM) Bundesregierungsmitteln, bei der die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen allen Akteursgruppen ein wichtiges Ziel war. Das noch geldschwerere Programm GABI sollte dafür sorgen, "die Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu vertiefen und bereits bestehende Kontakte auszuweiten."

Im Original: Geschmierter Aufbau der Geflechte
Genomanalyse im biologischen System Pflanze (GABI)
Aus der Selbstdarstellung des PTJ, Redakteurin: Claudia Möhring (FAZ, Beirat JKI)
Ein Anliegen von GABI ist es zudem, die Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu vertiefen und bereits bestehende Kontakte auszuweiten. ... (S. 20)

InnoPlanta
Aus Horst Rehberger, (2009): "Unterwegs" (S. 226)
Im Jahr 1999 hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung den InnoRegio Wettbewerb ausgeschrieben. Durch ihn sollte die Clusterbildung in den neuen Bundesländern vorangetrieben werden. Was lag näher, als im Raum Nordharz/Börde ein Konzept für die Weiterentwicklung der Biotechnologie zu entwickeln, mit dem man an diesem Wettbewerb teilnehmen konnte? Das geschah unter Federführung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Aschersleben (Evelyne Nettlau) und der BioRegion Halle-Leipzig GmbH (Dr. Uwe Schrader). Als Berater wirkte auch Rehberger bei der Erstellung des Konzeptes mit. Auf seinen Vorschlag hin wurde der InnoPlanta e.V. als Netzwerk zur Förderung der grünen Biotechnologie gebildet. In ihm haben sich Wissenschaftler, Saatzüchter, Pflanzenbiotechnologie-Unternehmen, kommunale Gebietskörperschaften und nicht zuletzt Landwirte zusammengeschlossen. Der InnoPlanta e.V. ging im Jahr 2000 als Sieger aus dem Wettbewerb hervor. Er realisierte mit der Prämie von rund 30 Millionen Euro 38 Einzelforschungsvorhaben. Daraus entstanden eine Vielzahl von Patenten und Lizenzen in den beteiligten mittelständischen Unternehmen sowie zahlreiche Arbeitsplätze.


Thomas Deichmann, "Im Osten geht die Sonne auf", in: NOVO Nr. 67, Nov. 2003
"InnoPlanta" vernetzt vor allem bereits existierende Kompetenzen der Region, die beispielsweise am weltweit renommierten Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben, der Bundesanstalt für Züchtungsforschung (BAZ) mit einem Sitz in Quedlinburg, der Universität in Halle, der Hochschule Anhalt in Berburg und einer Reihe lokaler Saatzuchtunternehmen wie der ZKW Züchtungsgesellschaft mbH in Wanzleben und der Nordsaat Saatzucht GmbH in Böhnshausen angesiedelt sind.

Neben Gentechnikkonzernen wie Monsanto und Pioneer, die Saatgut und finanzielle Unterstützung beisteuerten, war auch der Initiatorenverein des AgroBiotechnikums, FINAB, beteiligt. Hinzu kamen weitere Firmen: An Kommunikationsmaßnahmen bzw. hierfür notwendigen finanziellen Mitteln beteiligten sich darüber hinaus Bayer CropScience, BASF Plant Science, Syngenta und die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB)."

Gier nach Patenten
Den Profit um jeden Preis, verbunden mit der künstlichen Verknappung, findet selbst der Gentechnik-Fan Ernst-Ludwig Winnacker (in der Zeit am 12.11.2011) falsch: "Die Patentstrategien einiger Unternehmen haben zu einem beträchtlichen Vertrauensverlust und Imageschaden geführt. Grüne Gentechnik wird fälschlicherweise mit industrialisierter Landwirtschaft gleichgesetzt und als Gegensatz zu nachhaltigen Formen der Landwirtschaft gesehen. Das hätte nicht passieren dürfen."


Schaubild: Anteile der großen Firmen am Saatgut insgesamt (bei gv-Saatgut: Monsanto über 80 Prozent)

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