Verkehrswende

BOLO'BOLO (AUSZÜGE)

bolo


1. Der grosse Kater
2. Die drei Grundbestandteile der Maschine
3. Drei Deals in Krise
4. Der A-Deal: enttäuscht vom Konsum
5. Der B-Deal: frustriert vom Sozialismus
6. Der C-Deal: genug von der Entwicklung des Elends
7. Der Bankrott der Realpolitik
8. Die Schattenwirklichkeit
9. Substruktion
10. Dysko
11. Triko ... und: bolo'bolo - Grundrisse für ein Projekt
12. Fahrplan
13. ibu
14. bolo
15. sila
16. taku
17. kana
18. nima
19. kodu
20. yalu
21. sibi
22. pali
23. sufu
24. gano
25. bete
26. nugo
27. pili
28. kene
29. tega
30. fudo
31. sumi
32. asa
33. buni
34. mafa
35. feno
36. sadi
37. fasi
38. yaka
39. Anmerkungen
40. Sechs Jahre bolo'bolo
41. Abfahrt

Das ibu ist immer noch da, was will es noch? Hofft es auf einen verbesserten Alptraum? Es ist immer noch allein, aber es glaubt, dass es seiner Einsamkeit entkommen kann, wenn es Übereinkünfte mit den "andern" vier Milliarden ibus abschliesst. Gibt es "sie" wirklich? Man kann nie sicher sein...

Also schliesst sich das ibu mit etwa 500 andern ibus zu einem bolo zusammen. Das bolo ist seine grundlegende Übereinkunft mit andern ibus, ein direkter, persönlicher Lebenszusammenhang. (2) Das bolo ersetzt die alte Übereinkunft, die wir Geld nennen. Im bolo und darum herum erhalten die ibus ihre täglichen 2000 Kalorien, Unterkunft, medizinische Betreuung, alles, was zum Überleben nötig ist und noch viel mehr.

In einem bolo wird das ibu geboren, verbringt es seine Kindheit, wird es gepflegt, wenn es krank ist, lernt es gewisse Dinge, werkelt es herum, wird es getröstet, wenn es traurig ist, kümmert es sich um die andern ibus, trödelt es herum, stirbt es. Kein ibu kann aus seinem bolo vertrieben werden. Hingegen darf es selbst sein bolo jederzeit verlassen und wieder dorthin zurückkehren. Das bolo ist das Heim des ibu auf dem Raumschiff Erde.

Kein ibu ist verpflichtet, in einem bolo zu wohnen. Es kann ganz allein bleiben, kleinere Gruppen bilden oder besondere Abkommen mit bolos schliessen. Es genügt, wenn ein grosser Teil der ibus in bolos leben, damit die Geldwirtschaft nicht mehr zurückkehren kann. Die fast vollständige Selbstversorgung der bolos garantiert ihre Unabhängigkeit. Damit sind sie der Kern einer neuen Form persönlichen, direkten gesellschaftlichen Austauschs. Die bolos sind notwendig, weil sonst die Geldwirtschaft von selbst wieder entsteht.

Ein bolo besteht aus seinen Wohn- und Werkstattgebäuden (sibi) und aus einem landwirtschaftlichen Grundstück (kodu), die zusammen seine Selbstversorgung garantieren. Die landwirtschaftliche Basis kann auch aus Weiden, Alpen, Fischgewässern, Jagdgründen, Palmenhainen, Algenkulturen, Sammelgebieten usw. bestehen, je nach geographischen Bedingungen. Das bolo ist weitgehend selbständig, was die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs, vor allem mit Lebensmitteln, betrifft. Es kann auch seine Gebäude und Maschinen selber unterhalten und reparieren. Damit es die Gastfreundschaft (sila) gewährleisten kann, muss es im Stande sein, zusätzlich 30 bis 50 Gäste oder Durchreisende mitzuversorgen.

Selbstversorung bedeutet keineswegs Isolation oder Verzicht. Die bolos sind im Gegenteil Zentren vielfältiger Beziehungen nach aussen. Sie schliessen Tauschabkommen mit andern bolos ab und gelangen dadurch zu einem grösseren Reichtum an Lebensmitteln oder Dienstleistungen (siehe: feno). Diese Zusammenarbeit kann bi- oder multilateral sein und wird nicht durch eine zentrale Organisation geplant. Die bolos können, gerade, weil sie selbständig sind, frei wählen, ob sie mehr oder weniger autark oder kooperativ sein wollen. Entscheidend ist dabei ihr Lebensstil (nima).

Die Grösse von bolos und die Zahl ihrer Mitglieder können überall auf der Welt etwa gleich sein . Seine Grundaufgaben und Verpflichtungen (sila) sind überall die gleichen. Aber ihre territorialen, architektonischen, organisatorischen, kulturellen Formen sind ganz verschieden. Genauso wie kein ibu wie das andere ist, gleicht kein bolo einem andern. Jedes ibu oder bolo kann seine eigene Identität haben (oder mehr oder weniger darauf verzichten). bolo'bolo ist also kein einheitliches System, sondern ein Flickenteppich kleiner Welten.

bolos brauchen nicht im leeren Raum aufgebaut zu werden - sie sind vielmehr der neue Gebrauch vorhandener Gebäude. In grösseren Städten kann ein bolo aus einem oder zwei Häusergevierten bestehen, aus einer Nachbarschaft, aus einigen zusammenhängenden Bauten. Lauben, Arkaden, Brücken, Überund Unterführungen können die Häuser verbinden. Das Erdgeschoss kann gemeinschaftlichen Nutzungen vorbehalten werden, Mauern können durchbrochen werden, Strassen werden aufgehoben usw. Ein typisches Häusergeviert in einem älteren Stadtteil ergäbe dann etwa folgendes bolo:



Auf dem Land ist ein bolo ein kleines Dorf, eine Gruppe verstreuter Weiler oder Höfe (z.B. Appenzellerland), oder eine Talschaft. Ein bolo braucht architektonisch nicht zusammenhängend zu sein. Im Pazifik ist es eine grössere Koralleninsel oder setzt es sich aus einigen kleineren Atollen zusammen. In der Wüste ist es eine Nomadenroute ohne festen Ort: das bolo ist unterwegs und all seine Mitglieder treffen sich vielleicht nur ein- oder zweimal pro Jahr zu einem grossen Fest. Auf Flüssen oder Seen können bolos aus Wohnbooten bestehen. Im brasilianischen Dschungel entsprechen sie einem maloka. In Sibirien einer Jäger-Kooperative. Unter stillgelegten Autobahnen kann es "Schlangen"-bolos geben (mit Gärten auf dem "Dach"). Leere Fabrikgebäude, Schlachtschiffe, Paläste, Gefängnisse, Klöster, Höhlen, Museen, Zoos, Regierungsgebäude, Shopping-centers, Fussballstadien, Parkhäuser, Kasernen, können bolos beherbergen. bolos können sich überall einnisten - gemeinsam haben sie nur ungefähre Grösse und die Regeln der Gastfreundschaft (sila).

Einige mögliche Formen von bolos:






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