Verkehrswende

WER SCHUF DEN MENSCHEN? GOTT! WER SCHUF GOTT? DIE MENSCHEN!

Bibelkritik


1. Religiöse Wahrheit - nein Danke!
2. Kirchen- und Religionskritik
3. Bibelkritik
4. Buchvorstellungen zum Themenbereich


Im Original: Das blutige Erbe der Bibel
Es ist kein Wunder, dass eine Kirche, die in der Bibel ihr Grundgesetz sieht,in der Vergangenheit zur größten Verbrecherorganisation derGeschichte wurde und Millionen Tote auf dem Gewissen hat. Alles war inihrer Bibel, zu der sie sich bis heute einschränkungslos bekenntals gottgewollt vorgezeichnet: blutige Kreuzzüge, Massenmord an Andersgläubigen,Hexenverbrennungen, grausamste Foltermethoden und die Versklavung bzw.Ausrottung ganzer Volks- stämme. Vielfach berief man sich dabei ausdrücklichauf die Bibel - so schon der „heilige“ Ambrosius, der die Vernichtung derGoten forderte, weil sie dem arianischen Glauben anhingen, und sie mitdem bib- lischen Volk Gog verglich, das Jahwe den Raubvögeln zum Fraßgibt; oder der „heilige“ Augustinus, der unter Berufung auf die Bibel zurGewalt gegen die Manichäer aufrief und die Zerstörung fremder Kultstätten forderte; oder Martin Luther, der unterständigerBerufung auf die Bibel, vor allem auf Mose, dazu aufrief, jüdischeSynagogen in Brand zu setzen und Bauern zu ermorden. Die biblischeKriegsmystik erfaßte auch Bischöfe des 20. Jahrhunderts: sofeierte der katholische Alttesta- mentler Kardinal Faulhaber im 1. Weltkriegden deutschen Frankreichfeldzug als „Triumph der sittlichen Weltordnunggegenüber einer gottesfeindlichen Staats- idee“, während derevangelische Landesbischof Hans Meiser im 2. Weltkrieg Gott pries, weil„unsere Heere auf den Schlachtfeldern Flanderns einen Sieg errungen haben,wie er ähnlich in der Geschichte der Völker nicht gefunden wird.“
Dasganze Ausmaß der auf die Bibel gestützten Ver- brechensgeschichteder Kirche wurde jüngst in einer Dokumentation der Initiative EinMahnmal für die Millionen Opfer der Kirche zusammengestellt, die wir nachfolgend auszugsweise wiedergeben:

Die Inquisition
Als trotz beständiger Verfolgungen Andersgläubiger die Bewegungender Katharer und Waldenser vor allem in Südfrankreich, aber auch inItalien und Deutschland immer mehr Zulauf erhielten, organisierte die Kircheim ausgehenden 12. Jahrhundert die bürokratisierte und totalitäreGehirnwäsche in Form der Inquisition. Die In- quisition (lat.“Befragung“)war nach Aussage des Spiegel (1.6.98) „Vorläufer von Gestapo, KGBund Stasi.“ Sie forderte in Europa zwischen dem 13. und dem 18. Jahr- hundertmindestens eine Million, nach anderen Schätzungen zehn Millionen Menschenleben(Der Spiegel, 1.6.98). Auf einen verbrannten „Ketzer“ (von griech. katharoi,die Reinen) kam etwa die zehn- fache Zahl an Menschen, die zu langjährigenKerker- strafen oder zu wiederholten schweren Demütigungen verurteiltwurden: Tragen von Brandmalen oder Ab- zeichen, regelmäßigeGeißelungen oder beschwerliche Wallfahrten. Wer einmal in die Mühlender Inquisition geriet, hatte keine Chance. Er wurde durch eine oft langjährigeHaft in finsteren Verließen gefügig ge- macht, durch Foltergequält und zu einem „Geständnis“ gezwungen. Sein Vermögenwurde beschlagnahmt und fiel zum großen Teil an die Kirche; seineAngehörigen standen meist mittellos auf der Straße, niemandtraute sich, ihnen zu helfen.
DieInquisition begann mit dem „Ketzerkreuzzug“ (1209-1229) gegen die Katharerin Südfrankreich. Diese wurden in den folgenden Jahrzehntenvollstän- dig ausgerottet.

Kreuzzüge
Zwischen1096 und 1291 fanden auf Betreiben der Päpste sieben Kreuzzügeins „Heilige Land“ Palästina statt, die nach Schätzung des SchriftstellersHans Woll- schläger („Die bewaffneten Wallfahrten nach Jerusa- lem“)insgesamt 22 Millionen Menschen das Leben kosteten. Bei der Eroberung Jerusalems(1099) wurden etwa 70 000 Juden und Muslime im Blutrausch umge- bracht- die gesamte Einwohnerschaft der Stadt. Die noch vor Blut triefenden Rittergingen anschließend „vor Freude weinend ... hin, um das Grab unseresEr- lösers zu verehren, und entledigten sich ihm gegen- überihrer Dankesschuld“ - so ein Augenzeuge („Die Kreuzzüge in Augenzeugenberichten“,dtv-Taschenbuch, 1971, S.101).

Ermordung von Juden
Die ersten Opfer des ersten Kreuzzuges waren 1096 die Juden im Rheinland, die zu Tausenden von fanati- sierten „Pilgern“ erschlagen wurden. Ein Mönch hatte sie dazu aufgeheizt.
1298 wurden beim sogenannten „Rindfleisch-Pogrom“ in Franken 4000 bis 5000 Juden umgebracht - 700 in Nürnberg, 841 in Würzburg usw. 1348-1350 wurden im gesamten deutschsprachigen Raum etwa 300 jüdische Gemeinden vollständig ausgelöscht. Die Juden wurden für die Pest oder andere Ereignisse verant- wortlich gemacht.
Den Boden bereitet hatte die jahrhundertelange Ver- leumdung und rechtliche Diskriminierung der Juden (z.B. Tragen des „Judenflecks“ auf der Kleidung) auf Betreiben der Kirche.

Ermordung von „Heiden“
Wie die „Heiden“ des Mittelmeerraumes wurden auch im Mittelalter die noch nicht christianisierten germanischen und slawischen Stämme erbarmungslos bekriegt und zur Taufe gezwungen. Von den Schlächtereien an den Sachsen durch Karl „den Großen“ im 9. Jahrhundert zieht sich eine wenig bekannte Blutspur durch die deutsche Geschichte bis hin zum Wenden-Kreuzzug (!) 1147. Alle diese Kriege, Metzeleien und gezielten Ver- wüstungen ganzer Landstriche erfolgten immer unter dem Vorwand, die „Heiden“ zu bekehren. Zahlreiche Bischöfe riefen dazu auf oder beteiligten sich selbst mit ihren Truppen. Die Gefangenen wurden meist vor die Wahl gestellt, sich taufen zu lassen oder zu sterben. Ebenso verfuhr der Deutsche Ritterorden in Ostpreußen. Erhellendes zu diesem verdrängten Thema findet sich in der Kriminalgeschichte des Christentums von Karl- heinz Deschner in den Bänden 4 (S.457 ff), 5 (S.46 ff, 146 ff, 305 ff, 350 ff, 450 ff, 563 ff) und 6 (u.a. S.457 ff).

Eroberung Amerikas
In den ersten 50 Jahren nach der Entdeckung Ameri- kas durch die katholischen Spanier waren bereits eine Million Indianer im karibischen Raum zugrunde ge- gangen - ermordet, durch Zwangsarbeit zu Tode ge- schunden oder an Infektionen gestorben. Nach 150 Jahren waren in ganz Amerika 100 Millionen Men- schen gestorben - über 90 Prozent der Bevölkerung (Südwestpresse, 2.5.92). Der katholische Theologe Leonardo Boff nennt die Eroberung Amerikas den „größten Völkermord aller Zeiten“ (Publik-Forum, 31.5.91). Die Spanier behandelten die Indianer schlimmer als Tiere und massakrierten sie auf grau- samste Weise. Sie erhängten „zur Ehre der Apostel und Jesu Christi“, wie sie sagten, jeweils 13 Indianer über einem Feuer, so dass sie gleichzeitig erstickten und verbrannten. Sie trieben die Indianer in Fall- gruben mit spitzen Pfählen, verstümmelten sie oder warfen ihre Kinder lebendig den Hunden vor. Der Kazike Hatuay wurde vor seiner Verbrennung ge- fragt, ob er sich taufen lassen wolle, um wenigstens in den Himmel zu kommen. Er fragte zurück, ob denn auch Christen in den Himmel kämen. Dies wurde bejaht. „Sogleich und ohne weiteres Bedenken erwiderte der Kazike, dort wolle er nicht hin, son- dern lieber in die Hölle, damit er nur dergleichen grausame Leute nicht mehr sehen, noch da sich aufhalten dürfe, wo sie zugegen wären. „(taz, 21.2.87)

Sklavenhandel
Die Kirche kämpfte schon in der Antike energisch für die Beibehaltung der Sklaverei. Kein Wunder: Sie hielt selbst Sklaven, deren Freilassung verboten wurde. Uneheliche Kinder (z.B. die von Priestern und Findel- kinder) wurden zu Kirchensklaven gemacht. Der französische Nationalheilige Martin von Tours hielt z.B. 20 000 Sklaven. (Deschner, Kriminalgeschichte des Christentums, Bd.3, S.524)
Auch als nach der Entdeckung Amerikas bis zum 19. Jahrhundert 13 Millionen Afrikaner versklavt und in den neuen Kontinent gebracht wurden, erhob die Kirche nicht ihre Stimme dagegen. Im Gegenteil:
Papst Nikolaus V. legitimierte in seiner Bulle „Divino amore communiti“ vom 18. Juni 1452 die Sklaverei, indem er den portugiesischen König ermächtigte, die Länder der Ungläubigen „zu erobern, ihre Bewohner zu vertreiben, zu unterjochen und in ewige Knecht- schaft zu zwingen.“ Auch Kolumbus hatte keine Skru- pel, da „Heiden ohnehin zu ewiger Verdammnis ver- urteilt seien“. In Sevilla stand anfangs sogar der Bischof Rodriguez de Fonsca selbst als Auftraggeber hinter dem Sklavenverkauf der Indianer. (Friedhelm v. Othegraven in „Litanei des Weißen Mannes“,S.102) Der Kirchenstaat schaffte als einer der letzten euro- päischen Staaten erst 1838 die Sklaverei offiziell ab.

Hexenverfolgung
Der Leitfaden für die systematische Verfolgung und Er- mordung von „Hexen“ war das Buch „Der Hexen- hammer“, herausgegeben 1488 von zwei deutschen Dominikanermönchen - mit päpstlicher Druckerlaubnis. Der Vatikan sicherte den Wahnsinn noch zusätzlich durch eine päpstliche Bulle ab. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts starben durch den Hexenwahn in Europa überwiegend Frauen (Main-Echo, 12.3.99), Deschner veranschlagt die „Opfer des kirchlichen Hexenwahns“ auf neun Millionen (Deschner, Abermals krähte der Hahn, S.347). Viele, darunter auch Kinder, starben auf dem Boden des heutigen Deutschland. Auch hier verfolgten beide Konfessionen gleichermaßen die angeblichen Hexen, für die es nach „peinlicher Be- fragung“ unter schrecklichen Folterqualen kein Ent- rinnen gab. Erst die Aufklärung machte den Ver- brechen ein Ende.

Massenmord in Kroatien
Noch im 20. Jahrhundert erreicht die Blutspur der Kirche einen schaurigen Höhepunkt: Im „katholischen Kroatien“ werden zwischen 1941 und 1943 etwa eine Dreiviertel- million orthodoxe Serben umgebracht, zum Teil zuvor noch zum katholischen Glauben zwangsbekehrt. An den Massakern beteiligten sich an maßgeblicher Stelle katholische Geistliche, vor allem Franziskaner. Der Vati- kan ist über alles unterrichtet, behandelt das blutige Re- gime aber mit spürbarem Wohlwollen. Die katholische Hierarchie, allen voran Militärvikar und Erzbischof Stepinac (1998 vom Papst seliggesprochen), stützt das faschistische Regime bis zuletzt moralisch ab. (Vgl. hier- zu Deschner, „Ein Jahrhundert Heilsgeschichte“, Band 2, S.210 ff sowie Vladimir Dedijer, „Jasenovac - das jugos- lawische Auschwitz und der Vatikan“, 1988)

Völkermord in Ruanda
In Ruanda wurden binnen 100 Tagen 800 000 Menschen umgebracht. Die Katholische Kirche, der 70 % der Ruander angehören, hätte als einzige die Autorität ge- habt, das Blutbad zu stoppen. Doch „die meisten ihrer Priester und Nonnen hatten 1994 bei dem Blutbad teil- nahmslos zugesehen oder gar den Mördern geholfen.“ (Spiegel 1/2000) Am 14. April begann das Massaker von Kibeho, zunächst an den 15 000 Flüchtlingen, die im Kirchen-Areal Schutz suchten. Es dauerte zwei Tage, bis alle zu Tode gehackt, verstümmelt, erschlagen, er- schossen oder zum Teil lebendig verbrannt waren. Zeugen beschuldigten Priester und Nonnen der Katho- lischen Kirche, den Völkermord an den Tutsi unterstützt zu haben. „Zwischen dem 7. April und dem 4. Juli wurden in 160 Kirchen Tutsi niedergemetzelt, die in die vermeintlich sicheren Sanktuarien geflohen waren.“ Heute leben die Beschuldigten „hinter Klostermauern in Belgien, leiten Ordenshäuser in Frankreich, studieren Theologie an päpstlichen Universitäten oder predigen Nächstenliebe und Vergebung in italienischen Kirchen.“ Mit Bischof Misago, so der Spiegel ((1/2000) „steht gleichsam Ruandas Katholische Kirche unter Anklage.“ „Die ruandischen Bischöfe sagten, noch nachdem das Schlachten längst begonnen hatte, der Hutu-Regierung ihre Zusammenarbeit zu und forderten die Bevölkerung auf, deren Anordnungen zu befolgen ...“ Zwei Jahre nach dem Genozid plage eine Gruppe ruandischer Priester das Gewissen. „Doch die Teilnehmer des Dis- kussionskreises wurden strafversetzt; den Initiatoren drohte der Vatikan gar mit dem Kirchenausschluss.“ Erst zwei Kirchenfunktionäre sind inzwischen von Ge- richten in Ruanda verurteilt worden. „Über diejenigen, die fliehen konnten, halten Vatikan und Kirchenfürsten ihre schützenden Hände.“ Pfarrer Uwayezu wird von einem überlebenden Schüler beschuldigt, seine Klasse an die Milizen verraten zu haben, die sie allesamt zu Tode hackte. Der einzige überlebende Schüler, der verletzt aus einer Grube entkam, beschuldigt Bischof Misago und Uwayezu der Mitschuld. Bischof Misago selber besorgte Uwayezu ein Fluchtauto, mit dem er entkam. Nun arbeitet Uwayezu unter dem Schutz der Kirche in Italien. (alle Zitate aus Spiegel 1/2000 „Mit Weihrauch und Machete“)
Hintergrund: Unter der belgischen Kolonialherrschaft hatte die Kirche zunächst die herrschenden Tutsis unterstützt und dadurch den Gegensatz zwischen Tutsis und Hutus mit verstärkt. Als sich zu Beginn der Unab- hängigkeit ein Sieg der Hutu-Mehrheit abzeichnete, begannen viele katholische Geistliche, diese zu unter- stützen und deren Gewalt zu billigen. Angesichts eines solchen Sündenregisters wirkt das mea culpa des Papstes, mit dem er im Frühjahr dieses Jahres so großes Aufsehen erregte, eher peinlich. Unter der vielversprechenden, aber zugleich doppeldeutigen Überschrift „Bekenntnis der Schuld im Dienste der Wahrheit“ lautet das Schuldeingeständnis: „In manchen Zeiten der Geschichte haben die Christen bisweilen Methoden der Intoleranz zugelassen.“ Diese ungeheuer- liche Verharmlosung verschlägt einem den Atem. Was der Papst „bisweilen“ nennt, dauerte bekanntlich vom 11. bis zum 18. Jahrhundert und führte zur systema- tischen Ausrottung von Millionen von Menschen. Dies alles wurde nicht von ungenannten Christen „zugelassen“, sondern von den Vorgängern des Papstes Johannes Paul und des jetzigen Großinquisitors Kardinal Ratzinger angeordnet und durchgeführt - mit Hilfe v on Zehntau- senden irregeleiteter Gläubigen der Kirche, die mit Ver- dammnisdrohungen und Ablaßversprechungen gefügig gemacht wurden.
Eine Gruppe, die sich Freie Christen für den Christus der Bergpredigt nennt, schrieb dem Papst zu diesem Thema einen offenen Brief, in dem es u.a. heißt:
Wie will die Kirche bei Gott Vergebung für ihre Blutspur erlangen und glaubwürdig dartun, dass sich derartiges nicht wiederholt, wenn Ihr Schuldbekenntnis die Taten gar nicht eingesteht und die Verantwortung dafür anderen zuschiebt? Von jedem Ihrer Gläubigen verlangen Sie im Beichtstuhl ein ehrliches Bekenntnis unter Angabe seiner konkreten Sünden. Eine Beichte, die so ausfiele wie Ihr Schuldbekenntnis, wäre nach kirchlicher Lehre schlicht ungültig. Das Wort „töten“, das in der Kirchengeschichte lange Zeit das Wort „lieben“ ersetzte, kommt in Ihrer Beichte überhaupt nicht vor, son- dern wird nur im Zusammenhang mit der Tötung unge- borenen Lebens erwähnt, einem Bereich, der für Sie ungefährlich ist. Die Toten der Kreuzzüge, die Opfer der Inquisition, die verbrannten „Hexen“ und die er- mordeten Katharer, Waldenser, Hussiten und Täufer erwähnen Sie mit keinem Wort.
Da war Ihre Kirche früher schon weiter, als beispiels- weise Ihr Vorgänger Hadrian VI. 1523 eingestand, dass „auch bei diesem Heiligen Stuhl schon seit man- chen Jahren viel Verabscheuungswürdiges vorge- kommen“ sei: Er jedenfalls hat die Verfehlungen der Kirche nicht auf deren „Söhne und Töchter“ abge- schoben. Haben Ihnen womöglich Ihre Kurienkardi- näle ein ehrliches Bekenntnis, zu dem Sie in früheren Ansprachen ansetzten, nicht mehr erlaubt? Wo bleibt Ihr Bekenntnis zur Versklavung der schwarzen Brüder und Schwestern, von der Sie 1985 bereits sprachen, und das Bekenntnis zu den Verbrechen gegenüber den indianischen Ureinwohnern, die Sie 1992 erwähnten? Anstatt einzugestehen, dass im Auftrag der Kirche von kirchlichen Missionaren unter den Eingeborenen Blutbäder „zur höheren Ehre Gottes“ angerichtet wurden, sprechen Sie kühl von der „Logik der Gewalt“, der „die Christen nachge- geben hätten - selbstverständlich „im Dienste der Wahrheit“. Bei einer ordentlichen Beichte würde man bekennen: „Wir haben Indianer getötet, wir haben Schwarze versklavt, wir haben die Kolonien ge- plündert, wir haben Ketzer und Hexen verbrannt und insgesamt Millionen von Menschen auf grau- same Weise ermordet.“
Geradezu gefährlich ist Ihr Ausweichen in der Juden- frage: Sie sind „zutiefst betrübt über das Verhalten aller, die im Lauf der Geschichte“ die Juden „leiden ließen“. In diesem Punkt scheinen Sie die Schuld der Kirche vollends zu verdrängen, obwohl sie es doch war, die von den „Gottesmördern“ sprach und auf diese Weise die Juden jahrhundertelang stigmatisierte, so dass Adolf Hitler nach eigenem Bekunden nur mehr vollzog, was die Kirche geistig vorbereitet hatte. Wer garantiert den Juden und anderen der Kirche mißliebigen Religionen, dass sie vor weiteren Ver- folgungen durch die Kirche wirklich sicher sind, wenn die Kirche so wenig Einsicht in ihre moralische Mitverantwortung am Holocaust zeigt und statt dessen geradezu dreist von einer „heidnischen Ideo- logie“ spricht?
Zu einer gültigen Beichte gehört nach katholischer Lehre nicht nur die ehrliche Reue und der gute Vorsatz, die alten Sünden nicht erneut zu tun, sondern auch die Wiedergutmachung. In dem von Ihnen herausgege- benen Katechismus der Katholischen Kirche heißt es in Ziff 1459: „Viele Sünden fügen dem Nächsten Schaden zu. Man muß diesen, soweit möglich, wiedergutmachen (z.B. Gestohlenes zurückgeben, den Ruf dessen, den man verleumdet hat, wiederherstellen, für Beleidigun- gen Genugtuung leisten). Allein schon die Gerechtigkeit verlangt dies.“ Wann gibt die Kirche ihr Diebesgut zurück, das ihren unglaublichen Reichtum begründete: Die Vermögen der Ketzer, das Geld der „Hexen“, die Schätze der beraubten Indianerstämme, die Ländereien, die sie sich durch nachgewiesene Urkundenfälschungen er- schlichen hat? Wann räumt die Kirche ihre Schatz- kammern, um einen weltweiten Entschädigungsfonds zu bilden - für die Nachkommen der von ihr „missio- nierten“ Schwarzen und Indianer, für die Opfer der Judenverfolgung und auch für die Folteropfer moderner Diktatoren, die nicht zuletzt deshalb möglich wurden, weil die Kirche als moralische Autorität des Abendlandes der Welt jahrhundertelang auf grausamste Weise vor- exerziert hat, wie man mit religiösen, rassischen und politischen Minderheiten verfährt.
Wann befreit sich die Kirche von ihren eigenen Lehren der Gewalttätigkeit, z.B. von einem „heiligen“ Augustinus, der die Folter als „Kur für die Seele“ pries, von einem „heiligen Bernhard von Clairvaux, der die Katharer ins Feuer trieb oder von einem „heiligen“ Thomas von Aquin, der die Häretiker dem staatlichen Henker empfahl? Will sie im Ernst einen Mann wie Pius XII. heilig sprechen, der Hitlers Rußlandkrieg befürwortete und zum Holocaust schwieg?
Und wie seht es mit den in den Tod und die „ewige Ver- dammnis“ geschickten Millionen Ketzern im Jenseits aus? Nachdem sie in Ihrem „mea culpa“ mit keinem Wort er- wähnt werden, bleibt ihr geistiges Schicksal ungewiß:
Wird die Kirche diese „armen Seelen“ vom Bannfluch befreien und dafür nun ihre kirchlichen Peiniger ver- fluchen?
Wenn der Papst am Ende seines Pontifikats so halb- herzig auf die Verbrechen seiner Institution reagiert, drängt sich eine Rückblende auf den Beginn seiner Amtsperiode auf. Als er auf seiner ersten Auslandsreise, die ihn nach Lateinamerika führte, auf der Insel Haiti gelandet war und den Boden geküßt hatte, richtete er sich auf und schwärmte von den ersten Glaubensboten, die nach der Entdeckung des Kontinents hierher gekommen seien. Er sprach von der „Zeit des Heils für diesen Kontinent zu Gottes Ruhm und Ehre“ und pries die Kirche als die „erste Instanz, die sich für die Ge- rechtigkeit einsetzte“.
Die Glaubensboten, die Johannes Paul als seine Vor- boten lobten, waren am Ende des 15. Jahrhunderts erschienen. Ihr Wirken war von dem spanischen Dominikaner und späteren Bischof Bartholomae de las Casas beschrieben worden: „Die Christen drangen unter das Volk, schonten weder Kind noch Greis, weder Schwangere noch Entbundene, rissen ihnen die Leiber auf und hieben alles in Stücke, nicht anders, als über- fielen sie eine Herde Schafe.“ Johannes Paul würdigte das Werk der Missionare „mit Bewunderung und Dankbarkeit“ und pries ihr Verdienst, dass sie Christus den Erlöser verkündeten und die Würde der Eingeborenen verteidigten, für ihr unantastbares Recht eintraten, um „das Reich Gottes... bei euren Vorfahren präsent zu machen“ - wie er dem am Flughafen erschienenen Empfangskomitee versicherte. Der Augenzeuge des seinerzeitigen Geschehens, Las Casas, berichtet dar- über: „Als die Indianer einige Christen in gerechtem und heiligem Eifer erschlugen, machten die Christen das Gesetz, dass allemal 100 Indianer umgebracht werden sollten, sooft ein Christ von ihnen getötet wurde.“ Und, so berichtet Las Casas weiter: „Sie machten auch breite Galgen, so dass die Füße fast die Erde berührten, hingen zur Verherrlichung und Ehre des Erlösers und der 12 Apostel je 13 und 13 Indianer an jeden derselben, legten dann Holz und Feuer da- runter und verbrannten sie alle lebendig.“ Und was sagt Papst Johannes Paul II. auf Haiti, wo sich all dies ereignete: „So war die Kirche auf dieser Insel die erste Instanz, die sich für Gerechtigkeit einsetzte und die Rechte der Menschen...“
Als die katholischen Missionare Ende des 15. Jahr- hunderts auf Haiti ankamen, war die Insel von einem hochstehenden Indianervolk besiedelt und hatte etwa 1,1 Millionen Einwohner. Nach wenigen Jahren waren es nur noch 46.000, wenig später nur noch 1000.
Was sagte der Papst bei seiner Ankunftsrede in Haiti:
„Hier wurde unter Schwierigkeiten und Opfern Schönes erreicht...“
Wenige Flugstunden später küßte der Papst den Boden Mexikos. In einer seiner Reden sagt er: „Seit dem Jahre 1492 die Verkündigung der Frohen Botschaft in der neuen Welt begonnen hat, gelangte der Glaube schon gut 20 Jahre später nach Mexiko.“ Wie dies geschah, beschreibt Karlheinz Deschner: „Die romhörigen Katholiken erschlugen, erstachen, erwürgten, ersäuften, verbrannten - alles im Namen Gottes und der Jungfrau Maria. Sie verbrannten Könige, Häuptlinge und „Hexen“, die gesamte altmexikanische Führungsschicht. Sie verbrannten ungezählte Dörfer, Städte, unschätzbare Tempel, Götterbilder, Kunstwerke, fast die ganze az- tekische Kultur. Der vom Papst in Mexiko an der Spitze der „großen Gestalten von Verkündern der Frohen Bot- schaft“ gewürdigte Franziskaner Juan de Zumarraga, Leiter des ersten mexikanischen Erzbistums, tat sich im Schleifen der Kultstätten besonders hervor. Bereits 1531 meldete er die Vernichtung von mehr als 500 Tempeln und 20.000 Götzenbildern...“
Und was berichtet der Augenzeuge Las Casas über die römisch - katholischen Gottesboten in Mexiko? „Sie achteten und schonten die Eingeborenen weit weniger wie ihr Vieh, sondern sie achteten sie nicht höher, ja noch weit geringer als den Kot auf den Straßen.“ Es muß zu wahren Orgien der Grausamkeit gekommen sein, bei denen Männer und Frauen durch Hunde zer- rissen wurden, Babys zerstückelt, Schwangere aufge- spießt, Hände, Nasen, Lippen und Brüste abgeschnitten wurden „mit Hilfe Gottes, der heiligen Jungfrau und des Apostels Santiago“, des spanischen Nationalheiligen, dessen angebliches Grab in Santiago de Compostella, seit dem Hochmittelalter eine abendländische Großwall- fahrtsstätte war. (Karlheinz Deschner) Auf einer seiner Reisen besuchte der Papst auch Brasilien und pries ganz besonders den „Apostel und Lehrmeister Brasiliens“ de Anchieta, als den „Missionar, der kam, Jesus zu verkünden...“ Die blutbefleckte Vergangenheit der brasilianischen Mission war kein Thema für Carol Wojtila. Der von ihm gepriesene Missionar hatte die Losung ausgegeben: „Schwert und Eisenrute sind die besten Prediger.“ Der heutige Papst s prach ihn selig. Der Kreis schließt sich. Das angebliche mea culpa des Papstes ist kein ehrliches Schuldbekenntnis:
  • Er entschuldigt sich nicht im Namen der Kirche, sondern schiebt die Schuld auf die Christen, die „Söhne und Töchter“.
  • Er verharmlost die begangenen Verbrechen; nach seinem eigenen Katechismus ist eine Beichte voller Ausreden und Ausflüchte eine ungültige Beichte.
  • Er denkt gar nicht an Wiedergutmachung - gegenüber den Nachkommen der Indianerstämme in Lateinamerika, gegenüber den Opfern des Holocaust und ihren Nachkommen.
  • Er wendet sich nicht von den sogenannten Heiligen ab, die zu Vorbildern der kirchlichen Verbrechen wurden - nicht von einem Augustinus, der die Folter als Kur für die Seele pries, nicht von einem Thomas von Aquin, der die Häretiker dem staatlichen Henker empfahl und nicht von einem Pius XII., der Hitlers Rußlandkrieg befürwortete und zum Holocaust schwieg. Im Gegenteil: Er will ihn heilig sprechen.
  • Er kümmert sich auch nicht um die Millionen Ketzer, die seine Kirche in die ewige Verdammnis schickte; wird seine Kirche diese armen Seelen nun vom Bannfluch befreien und dafür deren kirchliche Peiniger verfluchen?
  • Werden den heilig gesprochenen Päpsten, die schwere Blutschuld auf sich luden, ihre Heiligentitel wieder aber- kannt?
Nichtsvon all dem: Die Kirche hat sich von ihrer Ideo- logie und ihrer Traditionmit dieser Erklärung beileibe nicht getrennt. Sie ist eine Organisation,deren weltliche und geistliche Macht historisch auf Mord und Totschlag,auf Indoktrination und Drohung mit ewiger Verdamm- nis fußt; undsie hat von all dem nicht freiwillig abge- lassen. Die Anerkennung derMenschenrechte erfolgte nicht durch die Kirche, sondern gegen die Kirche.Sie hat ihre Scheiterhaufen nicht freiwillig gelöscht. Wenn die politischenVerhältnisse es ihr wieder erlauben, wird sie ihre Intoleranz erneutgewalttätig durchsetzen, solange sie sich von ihrer alten Ideologienicht trennt. Sie hat deshalb, aufgrund ihrer Vergangenheit und ihresheutigen Zustands, mit Jesus von Nazareth, dem Christus Gottes, auf densie sich berufen will, längst nichts mehr zu tun - seit 1 ½Jahrtausenden nicht mehr, als diese Kirche zur Staatsreligion wurde undalles mit Feuer und Schwert verfolgte, was sich ihr nicht unterwarf. Siemag sich katholisch nennen, aber bitte nicht christlich. Wer sich in dieGeschichte dieser Kirche vertieft und mit den Ausreden des angeblichenSchuldbekenntnisses des Papstes konfrontiert wird, versteht einmal mehr,warum in der Johannes-Offen- barung in Bezug auf die verweltlichte Kirchevon der Hure Babylon die Rede ist, die in Reichtum schwelgt und sich mitden finsteren Figuren der Weltgeschichte verbündet, und weshalb esin der Offenbarung heißt:
„Ziehetaus von ihr, mein Volk, auf dass ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden.“

Aus Willi Marxsen, "Der Streit um die Bibel"
Christen sagen: Wir haben es hier mit Gottes Wort zu tun. Nichtchristen dagegen lehnen diese Behauptung glattweg ab. Sie sehen in der Bibel ein Buch wie jedes andere Buch auch. Vielleicht räumen sie sogar noch ein, sie sei eine alte und (wegen ihres Alters) ehrwürdige Urkunde, und sind dann auch bereit zuzugeben, daß viele große Gedanken in ihr begegnen. Es steht ja aber andererseits auch manches in ihr, was uns heute nicht nur fremd, sondern geradezu anstößig vorkommt. Darum kann sie nicht Gottes Wort sein. ... (S. 9)
Man verstand die Bibel nun als Zeugnis dafür, daß Gott der Schöpfer der Welt ist; und zugleich sah man ein, daß die Menschen, die in der Bibel Gott als Schöpfer bezeugen, das ja nur mit Hilfe ihrer damaligen naturwissenschaftlichen Vorstellungen konnten. Wie sollten sie es auch anders tun? ...
... - es ist auch jeden Fall unverantwortlich, auf den Verstand zu verzichten in Dingen, die das Wissen betreffen. Wo es um eine Frage des Wissens geht, darf man dann auch der Bibel gegenüber nicht auf den Verstand verzichten - und man kommt dann nicht darum herum, an diesen Punkten mit dem Verstande auch den Aussagen der Bibel kritisch zu begegnen. ...
Man kann mit jemandem, der naturwissenschaftliche Fragen zu Glaubensfragen macht, nicht mehr diskutieren. Beim Glauben geht es um ein Bekenntnis; in der Naturwissenschaft geht es aber um wissenschaftliche Einsicht. ...
Es geht in der Schöpfungsgeschichte nicht darum zu sagen, wie die Welt entstanden ist, sondern sie will sagen, wer die Welt geschaffen hat. ... Dabei dürfen wir aber nicht übersehen, daß die, die mit dem biblischen Schöpfungsbericht Gott als den Schöpfer der Welt bezeugen wollten, zugleich davon überzeugt waren, daß sie auch das "wie" zutreffend formulierten. ...
... wir sind der Meinung, daß dieselbe Botschaft auch in einer anderen Zeit mit einem anderen Weltbild unverändert gültig bleibt. ... (S. 17-21)
Was nun einmal nicht geschehen ist, kann ich auch durch meinen Glauben nicht zu einem geschehenen Ereignis machen. Natürlich kann ich versuchen, dieses historische Urteil zu widerlegen. Wenn ich das aber will, dann muß ich das auf historischem Wege tun. ... (S. 24-25)
Der Begriff "Gottes Sohn" wurde ja nicht erst für Jesus ganz neu geprägt, sondern war schon lange vorher bekannt und in Gebrauch. Mit ihm verbanden sich ganz bestimmte Vorstellungen. ...
Im Judentum begegnet der Ausdruck in zwei- (oder drei-)facher Verwendung. Er kann einmal das Volk Israel bezeichnen... Sodann kann auch der König diesen Titel tragen ... wir können ganz sicher feststellen, was ein Jude meinte, wenn er vom Sohn Gottes sprach. Er wolte damit ie (für ihn) denkbar engste Verbindung des so Bezeichneten zu Gott zum Ausdruck bringen - und das ist eben die des Verhältnisses des Vaters zum Kind. ...
Gottes Sohn wird man also nach jüdischem Verständnis durch "Adoption", durch einen von Gott ausgehenden Rechtsakt, durch eine Willenserklärung Gottes. ...
Nicht so eindeutig ist das Verständnis desselben Begriffes im Bereich des Hellenismus, also in der griechisch sprechenden Welt. ... Als Söhne Gottes galten alle möglichen Menschen, denen man irgendwie besondere Kräfte zuschrieb, die Wunder taten oder sonstige Machterweise vollbrachten. ... Gelegentlich dachte man dann auch darüber nach, wie denn diese Menschen Gottessöhne geworden waren. ... Man führte ... die Gottessohnschaft auf eine wunderbare Geburt zurück. (S. 60-62)


bei Facebook teilen bei Twitter teilen

Kommentare

Bisher wurden noch keine Kommentare abgegeben.


Kommentar abgeben

Deine aktuelle Netzadresse: 3.128.31.227
Name
Kommentar
Smileys :-) ;-) :-o ;-( :-D 8-) :-O :-( (?) (!)
Anti-Spam