TIERHALTUNG - JA? NEIN? ODER: WIE?
Die fatalen Folgen der (Massen-)Tierhaltung
1. Die fatalen Folgen der (Massen-)Tierhaltung
2. Tierfutter
3. Tierrechtler*innen als Tierhalter*innen
4. Buch- und Filmvorstellungen zum Themenbereich
Wieviel Tierleid steckt in welcher Ernährung?
Lebensmittel- quelle (von oben nach unten zunehmend leiderregend) | Varianten | Grad der Beeinträchtigung | Unklarheiten | Zukunftsfähigkeit | Empfehlung |
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Containern
(klarer 1. Platz) | Transport zu Fuß oder mit Fahrrad | Fast null. | Keine. | Null. Es muss darum gehen, das Wegwerfen Lebensmittel zu verhindern! | Lebensmittel- verschwendung bekämpfen - und bis dahin retten, was geht (denn das Tierleid und die Umweltbelastung der weggeworfenen Sachen ist schon vorbei und es hilft nichts und niemand, das vergammeln zu lassen; es ist auch nicht würdiger, totes Tier vergammeln zu lassen!). |
Transport mit dem Auto | Produktion und Betrieb des Autos zerstören Lebensräume. Massenmord an Insekten und anderen Tieren beim Fahren (vor allem im Sommer). | Autofahrende merken ihre Wirkung kaum, daher oft aus Gedankenlosigkeit einfach benutzt. | Autos sind nicht zukunftsfähig. | Wer seine gute Umweltbilanz beim Containern wieder zerstören will, nimmt das Auto. Wer noch alle beisammen hat, macht das nicht. | |
Selbst- versorgung ohne Tierhaltung | individuell | Je nach Anbaumethoden. Verdrängung von Tieren und Pflanzen durch Beetgestaltung. Direktes Leid oder Tod durch Bekämpfung von Nahrungs- konkurrenten (z.B. Schnecken, Raupen), gesteigert bei Gift- und Maschineneinsatz. | Was alles verdrängt wird durch Nutzflächen, ist schwer zu bestimmen. Bei Einsatz von Autos Wirkung wie bei Containern mit Autos. | Mittel. Niedriger Umwelteingriff und Tierleid bei schonender Bodennutzung, biologischen Anbaumethoden und ausreichend Naturflächen um und zwischen den Beeten. Aber sehr arbeitsintensiv und die konkrete Person vor Ort bindend. | Mittel:
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Selbst- versorgung ohne Tierhaltung | kooperativ | Wie oben | Wie oben | Wie oben.
Methoden der Bodenfruchtbarkeits- erhaltung müssen noch entwickelt werden, insbesondere die geschlossenen Kreisläufe mit Produktions-, Küchenabfällen und menschlichen Fäkalien. | Hoch, da stark mitbestimmungs- orientiert und in frei gewählter Arbeitsteilung für die Einzelnen stark entlastend (Beispiele: Solidarische Landwirtschaften, bei denen die Beteiligten auch selbst die Aktiven sind - leider sehr selten!) |
Selbst- versorgung mit Tieren | individuell/ kooperativ (Unterscheidung siehe oben) | Im Pflanzenbau wie oben. Tierhaltung ist immer Ausbeutung, das Tierleid varriert ja nach Haltungs- und Nutzungs- bedingungen. | Tierleid und Freiheits- beschränkungen sind schwer messbar. | Vom Umgang mit Ressourcen her okay, wenn keine Lebensmittel an Tiere verfüttert werden, sondern nur Reste, Grünland ...
Ausnahme: Standorte, die keine direkt essbaren Lebensmittel hervorbringen können (z.B. Salzwiesen). | Auf besonderen Standorten sinnvoll, die keine Nahrungsmittel- erzeugung möglich machen oder dann starke Naturschäden auftreten (Feucht- und Überschwemmungs- gebiete usw.).
Jede Nutztierhaltung ist auch Tierausbeutung. |
Einkaufen | Solidarische Landwirtschaft | Je nach Art der Produktion - und die ist je nach Struktur der SoLaWi mehr oder weniger mitbestimmbar. Wer blind einkauft und nicht mit hinguckt und entscheidet, ist ähnlich dran wie im Laden. | Bei transparenten, mitbestimmungs- orientierten SoLaWis bestehen wenig Unklarheiten. Tierleid geschieht genau so viel, wie die tragende Gruppe das will.
Unklar ist allerdings, woher die Beteiligten die Lebensmittel beziehen, wenn die SoLaWi keine Vollversorgung bietet (was nur selten der Fall ist, oft ist es auf Gemüse beschränkt). | Hoch, wenn mitbestimmungs- orientiert. Denn dann können die Beteiligten das Modell ständig weiterentwickeln und auf weitere Produktgruppen ausweiten (Weiterverarbeitung, Holz, Fasern, Genußmittel, Getränke ...). | Machen, aber auch dafür sorgen, dass die SoLaWi nicht zu einer Dienstleistungsfirma verkommt (was leider meistens passiert). |
Einkaufen | Bio-vegane Lebensmittel | Bei jeder Lebensmittel- herstellung entsteht Tierleid - durch Verdrängung der ursprünglichen Biozönosen in einem Biotop, durch Ausschaltung von Nahrungs- konkurrenten, bei Transport, Weiterverarbeitung usw. | Es ist nicht steuerbar, welche Produktionszyklen, -stätten und -abläufe durch die Geldzahlung im Laden oder Versand gefördert werden, d.h. es kann auch sein, dass Wurstverarbeitung, Fleischtheken, Fleischwerbung usw. damit finanziert werden. | Besser als viele andere Formen des Konsums über den anonymen Markt, aber letztlich nicht zukunftsfähig, weil keinerlei Kontrolle über kapitalistische Logiken besteht. Auch bio-vegane Branchen drücken im Kapitalismus Löhne, monopolisieren Strukturen, kaufen Land auf usw. | Wenn einkaufen, dann bio-vegan. Aber möglichst die Versorgung via kapitalistischem Warenmarkt meiden. Oder noch besser: Zerschlagen! |
Einkaufen | Vegan | Wie oben, jetzt aber noch zusätzliches Leid und Tötungen durch eingesetzte Spritz- und Bearbeitungsmittel | Wie oben, zudem ist eben unbekannt, wieviel Leid die nicht genutzten Tiere beim Anbau der Pflanzen ertragen mussten. | Wie oben, nur deutlich verstärkt in Hinblick auf die chemische Industrie. | Landwirtschaft unter Einsatz chemischer Stoffe, in Monokulturen usw. ist stark umweltbelastend - und voller Tierleid. |
Einkaufen | Bio-Lebensmittel | Bio-Richtlinien führen zu besseren Haltungs- bedingungen für Nutztiere. Minimierung von Leid und Ausbeutung bedeutet aber nicht deren Ende. | Da die Richtlinien nur die schlimmsten Formen der Tierhaltung verbieten, ist das tatsächliche Leid schwer zu kalkulieren - und zu beeinflussen. | Das Diktat des Marktes bleibt voll erhalten - und das bedeutet immer Optimierung der Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur. | Möglichst die Versorgung via kapitalistischem Warenmarkt meiden. Die Kommerzialisierung der Biobranche mit Skandalen, Marktmacht und Seilschaften ist eher ein Beispiel, wie es nicht laufen sollte - im Kapitalismus aber nicht vermeidbar ist. |
Einkaufen | Vegetarisch | Ähnlich hoch wie bei Fleischkonsum, denn erstens werden für Eier und Milchprodukte Tiere auch gehalten und genutzt. Außerdem entstehen Eier und Milch nur, wenn ständig Reproduktions- zyklen erzwungen werden, bei denen die männlichen Nachkommen vernichtet oder geschlachtet werden müssen. | Eigentlich keine, aber viele Vegatarier*innen haben das verdrängt, dass für ihre Produkte auch gequält und getötet wird (eben die männlichen Nachfahren). Ausnahme: Honig. Kann ohne Tiertötung erfolgen. Tierhaltung ist es aber auch. | Beendet Tierhaltung und -tötung nicht, sondern provoziert und finanziert diese mit. | Inkonsequent. Wer Tierleid verringern will, ist mit vegetarischer Ernährung auf dem Holzweg. |
Einkaufen | Irgendwo | Alle Formen von Tierleid und -ausbeutung können hinter dem Produkt stecken oder durch den Kauf gefördert werden. | Einkaufen irgendwo ist die vollständige Blackbox. Über die Produktions- bedingungen und damit auch über das Leid von Mensch und Tier ist nichts bekannt. | Da keinerlei Beeinflussung der Verhältnisse in Richtung von weniger Ausbeutung und Leid möglich ist, bleibt nur die Wirkung, kapitalistische Abläufe zu stärken. Das ist null zukunftsfähig. | Sofort aussteigen. |
Essen gehen | In einer Küfa/Vokü u.ä. mit containertem Essen | Wie containern. | Wie wird gekocht (Energieeinsatz)? Wie wird das Essen transportiert? Und ähnliche Fragen | Transparenz und Mitmachmöglichkeiten erhöhen das Maß an Mitbestimmung und machen die Küfa zukunftstauglich. | Guten Appetit! |
Essen gehen | mit Label (z.B. vegan) | Wie einkaufen mit Label. | Je nach sonstigen Angeboten können mit dem Essengehen auch Lebensmittelkäufe ohne Label gefördert werden (Auslastung einer nicht einheitlichen Küche). | Die Mitgestaltung ist nur gering, daher gibt es wenig Einfluss auf Produktions- bedingungen. | Besser als irgendwo essen gehen. Wie wäre es, mal den Vorschlag einzubringen, ein Restaurant, Bistro, Café o.ä. mit Mitbestimmung der Gäste zu organisieren. Das wäre mal ein Fortschritt. |
Essen gehen | Irgendwo | Wie einkaufen ohne Label. | Wie einkaufen ohne Label. | Die Mitgestaltung ist nicht vorhanden, daher gibt es auch keinen Einfluss auf Produktions- bedingungen. | Sofort aussteigen. |
Nichts essen | Auf den ersten Blick ziemlich gut. Aber der Mensch ist auch ein Tier. Also nicht tierleidfrei. | Null. | Null. | Hilft Tieren und der übrigen Natur auch nicht wirklich weiter, wenn alle, die kein Leid zufügen wollen, sterben. |
- Pro&Contra Tierhaltung, in: Oya 1/2014 (S. 82ff)
Infoseiten
- Agrarrevolution
- Bericht "Das bringen Veganer dem Planeten wirklich", in: Welt am 31.1.2024