Theoriedebatte

SEMINARHAUS DER PROJEKTWERKSTATT: KREATIVER TREFFPUNKT PLUS BETTEN

Einleitung


1. Einleitung
2. Ausladung an viele
3. Einladung an Euch? Ja, aber ...
4. Die "Innereien" des Seminarhauses
5. Anmeldeformular

Das Seminarhaus ist für Gastgruppen, die nicht an konkreten politischen Projekten werkeln, geschlossen!
Bitte keine Anmeldungen und Anfragen ohne Projektbezug mehr.

Grund sind die Wiederholungen der schlechten (und immer schlechter werdenden) Erfahrungen mit Gruppen. Die Anspruchhaltung wird immer höher (Bettwäsche, Handtücher ...) und bedeutet mehr Arbeit, gleichzeitig wird Unterkunft, Zugriff auf Ressourcen und Arbeitskraft immer häufiger als selbstverständlich angenommen, d.h. die Kosten des Aufenthalts werden immer häufiger nicht mehr übernommen, sondern sollen vom Haus getragen werden. Zudem sinkt die Fähigkeit, ohne Automaten durch den Alltag zu kommen - von Klospülungen über das Putzen am Ende bis händischem Abwaschen scheint alles zu überfordern, gelingt zumeist nicht oder nur mit vielen Fehlern. Auch das macht dann wieder zusätzliche Arbeit (Reparaturen, Nachputzen usw.) oder gar Kosten, wenn Sachen wirklich kaputt gehen. Wünsche und Vereinbarungen werden ignoriert, zum Beispiel die Bitte, die vorhandenen technischen Einrichtungen nicht umzubasteln und dann so liegenzulassen (Steckverbindungen, Softwareeinstellungen usw.). Zur Krönung wird dann auch noch geklaut, während sinnvolle Kontakte wegen der kommunikativen Abschottung der meisten Gruppen in ihrer Blase kaum noch entstehen.
Will heißen: Wir verkommen hier zu einem reinen Dienstleistungsbetrieb, die Menschen werden als Fußabtreter behandelt und dann sollten wir das auch noch alles finanzieren. Nö!!! Wer den kapitalistischen Dienstleistungsbetrieb haben will, soll sich doch solche Häuser suchen, die das bieten (gegen Geld, wobei davon in der Regel ja genug da ist, wenn mensch allein den Drogenkonsum der meisten Gruppen betrachtet). Hier ist jetzt mal Schluss damit, damit wir, die wir das Haus aufrechterhalten, aber eigentlich vor allem Politaktivistis sein wollen, nicht ständig anderen nur den Arsch abputzen, den sie uns ja auch (bildlich gesprochen) nur hinhalten.

Seminarraum beim UtopieseminarDie Projektwerkstatt bleibt offen für ...
  • alle Menschen (einzeln oder als kleine Runde), die hier an politischen Projekten schrauben oder Aktionen vorbereiten wollen - solange sie wollen und das tun (vom Kurzaufenthalt bis unendlich).
  • Trainings, Aktionsvorbereitungs- und Projekttreffen, an denen wir beteiligt sind.
  • Trainings, Aktionsvorbereitungs- und Projekttreffen und sonstigen Treffen auch ohne unsere Beteiligung, wenn die Durchführenden eine konkrete und erreichbare Person (oder mehrere) benennen, die dann jeweils dafür verantwortlich ist, dass das Treffen für das Haus pfleglich abläuft, die also das Treffen vorbereitet, je nach Lage und Wünschen vorher da ist (Containern, Heizung anwerfen - ist im Winter mindestens einen Tag vorher nötig) und dafür sorgt, dass am Ende alles in einen guten Zustand versetzt wird, eine Spendenkasse rumgeht usw.).

Projekt- und Gruppenräume ... Kreativ-, Holz-, Metall- und Fahrradwerkstätten ... Selbstversorgerküche, Sanitärräume und 19 Betten ... kleiner Zeltplatz und Ausstattung für Gruppentreffen (Kino, Computer, Flipchart, OpenSpace-Tafeln ...)

Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen, Tel. 06401-903283
Bahnhof im Ort (4min Fußweg), Radwege aus allen Richtungen, Trampen via A5 (nahe Tank- und Rastanlage)

Die Projektwerkstatt ist keine klassische Bildungsstätte oder Jugendherberge, sondern eine politische Aktionsplattform, also ein Ort, den Menschen schaffen und nutzen, die politisch widerständig agieren wollen. Das Haus "funktioniert", weil hier viel zu finden ist, was kreative und widerständige Aktion fördert: Aktionsmaterialien, Werkzeug, Verkleidungsstücke, Layout- und Druckgeräte, inhaltsreiche Bibliotheken und Archive, Platz für Treffen, Werkeln und Übernachten.

Die Gründe für das "Aus" des Seminarhauses
Die Realität der Nutzung unserer Räume durch Gäste und Gastgruppen war oft leider alles andere als schön. Die Ansprüche wurden immer höher, die Mehrheit unserer Gäste fand es offenbar normal, dass wir Bettwäsche, Sanitärartikel, Handtücher, Essen usw. zur Verfügung stellen - und uns anschließend um Waschen, Auffüllen usw. kümmern. Gleichzeitig sank die Neigung, am Ende die Räume aufzuräumen, zu putzen und einen Beitrag zu den laufenden Kosten der Projektwerkstatt zu leisten. Stattdessen wurden Sachen verschusselt oder sogar gezielt geklaut, die dann im Haus fehlen.
All das war sehr bitter und irgendwann nicht mehr zu verkraften, denn: Hinter dem Haus mit seiner für Aktionsvorbereitung phantastischen, aber im Vergleich mit einem Hotel nicht luxuriösen Ausstattung stand und steht kein Verwaltungsapparat, es gab keine ständigen Geldquellen und erst recht keine hauptamtlichen Putzkräfte oder Hausmeister*innen.
Eigentlich war der Traum, dass Gruppen das Haus nicht nur so hinterlassen, dass die nächste Gruppe ohne ständige Aufräumarbeiten Dritter wieder gut nutzen können, sondern dass alle, die da sind, es mit aufbauen oder Ausstattungslücken füllen, so dass die nächsten es sogar besser nutzen können. Dann hätten Gäste und Gastgruppen politische Aktionen sogar überstützt. Wenn sie aber einfach nur Materialien verbrauchen oder die Räume vermüllen, verdrecken oder gar verwüsten (wie in den letzten Jahren leider recht häufig), dann zwingen sie politische Aktivist*innen, für sie die reproduktive Arbeit zu leisten. Das ist nicht nur unfair, sondern raubt Menschen Zeit und Kraft, die auch lieber Aktionen machen.

Wir wollen, dass hier im Haus neue Ideen, Projekte und Aktionen entstehen. Die Ausstattung kann bei der Verwirklichung helfen, und das Knowhow der langjährig Aktiven rund um das Haus auch bei der Vorbereitung. Doch all das wird immer seltener genutzt, stattdessen gibt es immer mehr Beschwerden über mangelnden Komfort - und ein rücksichtloser Egoismus, der sich in der Suche nach Konsumartikeln (Projektwerkstatt als Umsonstladen), im Nichtkümmern um die eigenen Hinterlassenschaften und Nutzungsspuren sowie im ständigen Versuch, sich im Haus Privaträume einzurichten. Eine Gruppe hinterließ mal ein Plakat als Warnung, dass mensch in diesem Haus sich selbst überlassen sei (siehe links). Genau! Das ist die Idee! Es hat zwar im konkreten Fall gar nicht gestimmt, denn die Alltagsinfrastruktur (Heizen, Funktionsfähigkeit der Geräte usw.) hat hinter dem Rücken auch dieser Gruppe leider eine Art Hausmeisti geregelt, aber das scheint für viele Menschen heute ja selbstverständlich und wird gar nicht mehr bemerkt. Der Strom kommt aus der Steckdose, das Wasser aus dem Wasserhahn, das Internet übers WLAN und das Essen aus dem Vorratskeller (oder vom Pizzadienst).

  • Wer noch mehr Frusttexte aus dem Seminarhausbetrieb lesen will ... hier klicken

Keine Bildungsstätte!
Keine Jugendherberge!
Kein Hotel!
Nicht zuhause bei Mami!

Was denn?
Wer Aktionstrainings, Projektplanungstreffen, praktische Aktionsvorbereitung usw. machen will, ist in der Projektwerkstatt genau richtig. Das besondere hier sind die Werkstätten, während Schlafräume, Küchen usw. auf das Notwendigste reduziert sind. Wer nur eine komfortable Unterbringung sucht und dort bedient werden will, also unsere genialen Aktionswerkstätten gar nicht braucht und sich auch nicht selbst organisieren will, ist woanders besser aufgehoben.

Also: Was sind wir?

Postkarte einer Gastgruppe
Selbstermächtigung statt Bevormundung
Die Projektwerkstatt ist eine offene Aktionsplattform, also ohne Zuständigkeiten, Hierarchien, Regeln und Beschränkungen. Es soll ein Experimentierfeld sein für freie Menschen in freien Vereinbarungen. Das setzt nicht bessere Menschen voraus, sondern aufmerksame – und Aufmerksamkeit kann mensch lernen. Was es hier nicht gibt, ist das bevormundende Behüten der Nutzis unserer Räume und Einrichtungen. Wer sollte das auch tun? Welche Menschen auch immer hier im Haus sind, sie stehen gleichberechtigt zueinander. Es gibt kein Hausrecht, aber auch keine Dienstleistis, die anderen das Leben organisieren und das Haus aufrecht erhalten. Vielmehr sind sie alle selbst Aktivistis, wollen an politischen Projekten werkeln und nicht ständig dier Hausmeisti der anderen sein. Eine dadurch erschreckte Gastgruppe schrieb mal auf ein Plakat, dass mensch hier sich selbst überlassen ist. Jawohl, so ist es. Wir lehnen Paternalismus ab.
Aber ihr könnt und solltet kooperieren, kommunizieren. Wartet nicht darauf, dass sich jemensch um euch kümmert oder euch sagt, was ihr tun könnt, sondern agiert selbst: Tretet in Kontakt mit anderen, entwickelt eigene Ideen und Aktivitäten und übt euch darin, selbst mitzukriegen, was wichtig ist, damit dieses Haus, seine Einrichtung, die Versorgung aller usw. auf Dauer gut funktionieren. Diese Fähigkeit, Notwendigkeiten und Möglichkeiten selbst zu entdecken, braucht ihr aber ohnehin, wenn ihr eigene Aktionen entwerfen und nicht nur großen Labeln hinterherlaufen wollt.

Aktionsplattform und politischer Treffpunkt mit Übernachtungsmöglichkeit
Die eigentliche Idee - und dazu sei weiterhin und sehr nachdrücklich eingeladen - war und ist, die Projektwerkstatt mit ihren Projekträumen, Werkstätten, Bibliotheken und den Menschen, die hier über politische Erfahrung und Aktions-Knowhow verfügen, noch besser nutzbar zu machen, in dem sich Menschen auch für mehrere Tage oder auch längere Zeit aufhalten können. Dabei geht es nicht um Wohnen - sondern darum, die Möglichkeiten zu erweiteren, hier die Einrichtungen zu nutzen, um politisch aktiv zu sein.
Es geht NICHT drum, irgendwelchen Gruppen hier durch (nicht) bezahlte Arbeitskraft einen selbstorganisierungsfreien Aufenthalt zu ermöglichen. Darum sind auch die den mehrtägigen Aufenthalten dienenden Räume so, wie das ganze Haus: Kreativ, selbstorganisiert, widerständig, bunt. Dabei ist alles gut nutzbar, d.h. die Projektwerkstatt ist gut geeignet für ...
  • Trainings und Fortbildungen, die sich auf politisch-widerständige Praxis mit emanzipatorischen Positionen beziehen
  • Projekttreffen, gerade wenn auf ihnen auch praktisch gewerkelt wird (ob Texte verfassen, Flyer drucken oder Lock-ons schweißen ... alles ist möglich)
  • Workshops und Trainings zur Aneignung von politischem Aktions-Knowhow (Klettern, Sabotage, Straßentheater, Selbstverteidgiung vor Gericht ... was auch immer)
Dabei können alle Treffen von den hierarchiemindernden Methoden profitieren, für die das Haus von Architektur und Ausstattung her ausgerichtet ist (OpenSpace, Kleingruppenphasen usw.).

Und wir freuen uns, wenn über Euer Werkeln an praktischen Projekten und Aktionen ...
  • eine Vernetzung entsteht durch die Begegnung im Haus - am liebsten über einen Austausch hinaus bis zur Verabredung gemeinsamer Aktivitäten o.ä.
  • die Räume sich selbst tragen dadurch, dass die Gastgruppen sie am Ende so verlassen, dass nicht permanent Arbeitskraft (in der Projektwerkstatt ja durch andere Aktivistis) hineingesteckt werden muss.


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