Theoriedebatte

GRUNDSÄTZLICHE GEDANKEN: SELBSTORGANISIERUNG IST EINE LEBENSKULTUR

Kooperation statt Konkurrenz - ein Gegenentwurf zum Markt


1. Einleitung
2. Ängste
3. Förderknete
4. Projektarbeit als Job
5. Kooperation statt Konkurrenz - ein Gegenentwurf zum Markt
6. Überregionaler Austausch: ein Netzwerk gegenseitiger Hilfe
7. Links

Die Ansicht, dass Menschen sich wie ein Naturgesetz bekämpfen und miteinander konkurrieren verstellt den Blick auf die Ursachen dafür, warum Menschen heute gegeneinander arbeiten. Erst der Markt und das Verwertungsprinzip setzt die Menschen in ein Konkurrenzverhältnis: Wenn ich irgendwo fleissig bin, nehme ich anderen was weg - ohne dass es meine Absicht ist oder sein muss. Der Markt zwingt die, die bei ihm mitmachen, dazu, gegeneinander zu arbeiten - Konkurrenz ist sein Wesen. Als Gegenentwurf wurden kooperative Verhältnisse genannt, die nicht auf Gegeneinander, sondern freiwilliger Zusammenarbeit bauen. Ziel ist, Zusammenhänge so zu gestalten, dass kooperative Beziehungen im Eigeninteresse der Menschen liegen.

Durch diese Kooperation entsteht ein gemeinsamer Reichtum, der allen gehört und jeder nutzt: Bei vielen Sachen ist es einfach viel schöner für alle, wenn Räume und Materialien kollektiv angeschafft und verwaltet werden. Bücher, Computer und Drucker sind da nur die nahgelegenen Beispiele. Ohne die Kooperation wäre ein solcher Reichtum wieder nur so zu erreichen, dass sich Einzelne in Lohnarbeit abschuften, dadurch viel Zeit und Kraft für sich verlieren.

Ausserdem soll das Tauschprinzip des Marktes überwunden werden. Statt eines alternativen, "gerechteren" Wertmasstabes soll Verwertung selbst aufgelöst werden. Der Anreiz für freie Vereinbarungen liegt nicht in der Erwartung, dass ich möglichst viel von anderen bekomme - sondern dass sich durch sie selbst vielfältige Möglichkeiten auftun. Wenn ich innerhalb einer Kooperation irgendetwas für andere mache, erwarte ich nicht, deshalb etwas zurück zu bekommen - belohnt zu werden. Die Möglichkeiten der Kooperation schaffen einfach ein ganz andere Lebensgefühl, geben auch Sicherheit - egal, ob mensch sie vielleicht nie in Anspruch nimmt. Das bedeutet auch: keine muss sich anderen verpflichtet fühlen, weil ihr geholfen wurde. Wo keine Tauschlogik mehr ist, gibt es auch kein "Schuld", die zu begleichen wäre! Menschlich wäre diese Überwindung des Kosten-Nutzen-Denkens ein superschöner Fortschritt...

Probleme dabei: zur Zeit stecken (fast) alle Menschen in bestimmten, eingefahrenen Rollen - auch in radikal-politischen Zusammenhängen. Wenige MacherInnen erledigen alles für alle, beuten sich selbst aus. Es steht daher die Frage offen, wie dieses Problem gelöst werden kann.

Ist Selbstorganisation nicht unheimlich zeitverschlingend und daher wenig frei? Dieser Fall kann nur bei einem falschen Verständnis von Selbstorganisation, im Sinne eines "Wir wollen | müssen unbedingt alles selber machen", eintreten. Die dahinter steckende Idee von völliger Autarkie, d.h. kompletter Abkoppelung von der Aussenwelt und vollständige Selbstversorgung hat fatale Folgen: Diese Ansicht, die unter anderem in einigen Kommuneprojekten anzutreffen ist, führt dort zum 16-Stunden Tag - und das kann es nicht sein! In der Idee von Selbstorganisation steckt eben nicht, sich einzuigeln, sondern freie Vereinbarungen einzugehen und auszuweiten, um einzelne Menschen | Gruppen zu entlasten. Es soll ja auch weiterhin einen Austausch geben, nur nicht über den Markt, sondern in direkten, kooperativen Beziehungen - ein "Jede für sich" wäre eine ziemlich trostlose Welt! Deshalb ist folgendes notwendig...

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