Theoriedebatte

ALL THAT GENDER TROUBLE ... HERRSCHAFT UND GESCHLECHTERVERHÄLTNISSE

Historische Bedingungen für die Liebesehe


1. Entstehung der romantischen Liebesbeziehung
2. Historische Bedingungen für die Liebesehe
3. Liebesehe an patriarchale Geschlechterbilder gekoppelt
4. Christliche Einflüsse auf Liebesehe

Die Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft und der Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft veränderte diese erstarrten Verhältnisse und unterwarf sie wie alle anderen Bereiche der Gesellschaft der Dynamik eines umfassenden und tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels. Ideologisch auf protestantisch-pietistische Strömungen des frühen 17. Jahrhunderts zurückgehend entwickelte sich im Bürgertum ein neuartiges Ehe- und Familienideal, das durch die nun einsetzende Trennung von Wohnung und Arbeitplatz maßgeblich bestimmt worden ist. Die wichtigsten Elemente dieses neuen Ehe- und Familienbildes wurden:
  • Trennung von Wohnung und Arbeitplatz und damit Auflösung einer Beziehung, die auf gemeinsamer produktiver Arbeit beruhte
  • Familie wird "Insel der Intimität" (ebd., S. 68), in der Ehepartner zueinander wie auch zu ihren Kindern gefühlsbetonte Beziehungen herstellen konnten (Intimisierung, Individualisierung und Emotionalisierung der Beziehungen)
  • Entstehung breiter verarmter Schichten, die nach Aufhebung der entsprechenden Heiratsbeschränkungen, in ihrer Partnerwahl eher individuellen Neigungen folgten als Bauern, Handwerker oder das Bürgertum
  • allmähliche schichtenübergreifende Übernahme des bürgerlichen Ehe- und Familienmodells nach dem Zerfall der ständischen Gesellschaft bei gleichzeitigem, über einen langen Zeitraum anhaltenden Nebeneinander verschiedener Lebensformen

Gert Egle: Das Liebes- und Lebenskonzept der bürgerlichen Ehe

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