Die Fishbowl kombiniert eine Großveranstaltungen mit den Vorteilen kleiner Gesprächsrunden. In diesen werden keine Reden gehalten, sondern miteinander geredet. Die rhetorischen Unterschiede werden aufgeweicht, weil eben miteinander geredet wird, eine brilliante Formulierung oder Gestik dadurch weniger wichtig wird. Gegenseitige Unterstützung, Nachfragen, Aufeinander-Eingehen und direkter Widerspruch werden viel einfacher, weil keine starren Regeln, Redelisten oder Moderation dieses verhindern. Die Menschen in der Mitte der Fishbowl sind relativ gleichberechtigt. Es entwickelt sich meistens schnell eine ganz normale Redekultur - die drumherum sitzenden Leute werden kaum wahrgenommen. Die Menschen reden authentischer, auch über Gefühle, Bedenken usw., nicht nur taktisch, auf Punktsieg aus.
Die Menschen drumherum sind zwar nur ZuhörerInnen, können sich aber jederzeit zu gleichberechtigt Beteiligten an der inneren, diskutierenden Runde machen.
Spannend ist, daß Unterbrechen, Dominanz usw. viel häufiger mit direkter Intervention der Leute untereinander beantwortet werden - ein genialer Beweis dafür, daß die Existenz von Herrschaftsorganen (Moderation, Polizei, Gerichte usw.) unterbinden, daß Menschen sich selbst kümmern! Auch einzelne Störungen von außen bringen keine Probleme - Applaus, Pfiffe, Zwischenrufe usw. können zugelassen werden. Sie gehören zur Emotion von Menschen! Verregelung ist keine Steigerung menschlicher Selbstbestimmung!
Insgesamt bietet die Fishbowl die Chance zur freien Entfaltung einer Dynamik. Dazu kann auch gehören, daß sich neue Themen ergeben, die in dem Moment nicht von vielen besprochen werden wollen. Dafür ist denkbar, am Rande der Veranstaltung Thementische bereitzuhalten für vertiefende Debatten im kleinen Kreis zu speziellen Fragen. Transparenz ist wichtig, d.h. es sollten immer möglich sein, zu erkennen was wo beredet wird.