Streit ist eine Produktivkraft, basiert sie doch auf ausgeprägtem Willen und Wollen der Streitenden, denen etwas nicht gleichgültig ist. Fast euphorisch formuliert es Reinhard K. Sprenger als „Der Konflikt ist die Lösung“ in seinem Buch „Magie des Konflikts“ (2020, dva in München, 320 S., 24 €) und stellt schon einleitend fest, „dass der Konflikt verbindet, was getrennt wurde, vereint, was sich zu sondern drohte“. Sein Plädoyer für eine Akzeptanz des Streitens enthält viele Hinweise auf dessen Betrachtungen in der Vergangenheit, z.B. durch Philosophen, im Spiel oder in Unternehmen. Die Frage nach dem „Wie“ des Streitens nimmt am Schluss allerdings nur wenig Raum ein – was schade ist. Das gilt auch für Joachim Detjens „Streitkultur“ (2012, Wochenschau in Schwalbach, 125 S., 14,80 €). Der größte Teil ist politischer Theorie gewidmet. Hier wird beschrieben, wie Konflikte entstehen und in welchem Rahmen sie stehen. Mit Streit hat das nur mittelbar zu tun. In einem kleineren Teil geht es dann um Methoden. Mit Mediation und Schlichtung sind jedoch nur Verfahren benannt, die Streit schlichten sollen, also eher überdecken statt zu einer Kultur vorantreibender Auseinandersetzung bringen. Konkrete Methoden dazu, Konflikte zu einer Blüte der Klärung zu treiben, fehlen.
Achim Schröder/Angela Merkle
Leitfaden Konfliktbewältigung und Gewaltprävention
(3. Auflage 2014 debus/Wochenschau in Schwalbach, 221 S.)
„Pädagogische Konzepte für Schule und Jugendhilfe“ steht im Untertitel. Auch wenn „Konzepte“ etwas hoch gegriffen ist – eine rechte Fundgrube für Methoden des Umgangs mit und der Vermeidung von Gewalt ist das Buch allemal. Leser_innen finden Beschreibungen und viele Beispiele für die praktische Verwendung. Den üblichen Grundfehler der Gewaltdebatte machen aber auch sie: Gewalt wird nicht differenziert, so dass sie als grundsätzlich falsch stigmatisiert wird. Zumindest im Kapital über gewaltfreie politische Aktion wird zudem die Langeweile deutlich, die herauszieht, wenn aus einem Methodenansatz eine Ideologie wird: Außer Sitzblockaden und starren Organisationsstrukturen bietet das Kapital nichts.