Aus "Kirche und Faschismus: Deutsche Christen", in. Junge Welt am 5.8.2025 (S. 12f)
Die christlichen Kirchen hatten sich früh in die Politik der NSDAP einbinden lassen. Schon vor 1933 segneten christliche Pfarrer SA-Sturmfahnen, hielten Feldgottesdienste für die SA ab und traten zuweilen als Redner auf NSDAP-Veranstaltungen auf. Vor allem viele evangelische Pfarrer kamen aus einem deutschnationalen Umfeld und wünschten das Ende der Weimarer Republik herbei. ...
Unter den alten Kämpfern der NSDAP befanden sich bemerkenswert viele evangelische Pfarrer. Sie teilten mit den Faschisten den Glauben an die Dolchstoßlegende, die Sicht auf die Schmach von Versailles, den Kampf gegen den Kommunismus und die Sehnsucht nach einem großdeutschen Reich. Aber auch die katholische Kirche hatte ihren Anteil an der Aufwertung des Faschismus. Der Vatikan ließ 1933 nicht lange auf sich warten. Er wertete die Naziregierung mit großer außenpolitischer Anerkennung auf, indem er mit ihr das Reichskonkordat¹ abschloss – das erste außenpolitische Abkommen des neuen Regimes. Das Konkordat beinhaltet weitgehende Rechte der katholischen Kirche (Geistliche erhalten den gleichen Schutz des Staates wie Staatsbeamte; Kirchengemeinden und -organisationen sind Körperschaften öffentlichen Rechts; das Recht, Kirchensteuern zu erheben; das Recht, Bekenntnisschulen einzurichten; Staatsleistungen an die Kirche; Garantie der Militärseelsorge und anderes). Als Gegenleistung erhielten die Nazis die Zustimmung der Zentrumspartei zum Ermächtigungsgesetz, das nur mit deren Hilfe die erforderliche Zweidrittelmehrheit bekommen konnte.
Kurt Meier, 2001: Kreuz und Hakenkreuz, dtv München
Im Dritten Reich gab es sehr unterschiedliche Strömunen innerhalb der Kirchen. Jedoch hatten nur Minderheiten eine kritische Einstellung zu den Nazis. Viele hielten sich raus, andere kooperierten offen. Beispiele für Pro-Nazi-Aktivitäten und -Erklärungen:
Mehrere innerkirchliche und sonstige christliche Strömungen wollten eine deutschnationale Einheitskirche schaffen, in der jüdische Anteile aus der Bibel ausgemerzt und der Glaubensinhalt deutsch-völkischen Inhalten angepasst wird, z.B. die Deutschen Christen.
Die katholische Zentrumspartei stimmte dem Ermächtigungsgesetz kurz nach der Machtergreifung von Hitler zu, obwohl immer bekannt war (u.a. durch "Mein Kampf" von Hitler), welche Politik Hitler und seine Regierung verfolgen wollte.
Kurz nach der Machtergreifung nahmen, genauer am 28.3.1933, nahm die Fuldaer Bischofskonferenz in einer Erklärung ihre vorherige Kritik an den Nationalsozialisten zurück.
Hitler und seine Regierung schafften es sehr leicht, mit wenigen Zugeständnissen, die der Kirche nützten (nicht den Menschen), die Kirchenführer zu beruhigen und den größten Teil der Kirchenapparate zu meinungslosen Mitläufern im Nazi-Regime werden zu lassen, die sich zum Handeln der Nazis gar nicht mehr äußerten.
Die wenigen Personen, die noch Kritik an den Nazis äußerten, wurden entweder nicht beachtet oder verhaftet und z.T. ermordet. Eine breite Solidarisierung innerhalb der Kirche fand ebensowenig statt wie eine öffentliche Darstellung.
Aus verschiedenen Quellen ist ablesbar, dass Kirchenführer nicht nur um sich und andere Kirchenangehörige fürchteten, sondern mit kritischen Äußerungen z.B. zu Konzentrationslagern und Massenmorden die dort Betroffenen weiter zu schädigen glauben.
Den Kirchen waren sowohl der Holocaust wie auch andere Massenmorde immer bekannt.