Anti-Zwangspsychiatrie

EXPERIMENTIERFELD JUGENDUMWELTKONGRESS

Die Blüte - versuchte Mischung aus Plenum und FishBowl


1. Einleitung
2. Die Blüte - versuchte Mischung aus Plenum und FishBowl
3. Links

Kann ein Plenum mit 500 Leuten Spaß machen? Können Entscheidungen effektiv und zur Zufriedenheit aller getroffen werden? Ich glaube, in großen Gruppen gelingt dies selten. Einerseits fehlen entsprechende Verfahren und Methoden, auf der anderen Seite ist das Bewusstsein, dass mensch nicht nur eine Person im Entscheidungsverfahren ist, sondern auch zu diesem beitragen muss, nicht immer vorhanden.
In der Selbstbeschreibung des Jukß heißt es „mit herschaftsfreien Strukturen und basisdemokratischer Entscheidungsfindung zu experimentieren“. Das Vorbereitungsteam löst sich am ersten Tag auf. Der ganze Kongress geht in die Hände der TeilnehmerInnen über. Hier gibt es viel Freiraum zum Analysieren, Diskutieren und Ausprobieren.
Die Basis der Entscheidungsfindung auf dem Jukß bilden die Bezugsgruppen. Daneben existieren Mitmachgruppen, welche alle anfallenden Aufgaben nach Themengebieten übernehmen. Dieses Modell verursacht jedoch einen recht großen Zeitaufwand, deshalb der Vorschlag für den nächsten Kongress, dass die Bezugsgruppen sich über gemeinsame Interessen (Utopien, Wasser, Stop A17, Aktionsvorbereitung...) finden und Aufgabengebiete (Presse-, Kinderbetreuung-, Weckgruppen...) übernehmen. Anders als bei Bezugsgruppen bei Aktionen steht hier nicht nur das gegenseitige Kennenlernen, Vertrauen finden und Absprachen für das eigene Verhalten im Vordergrund, sondern aus diesen Gruppen sollten Ideen, Lösungsvorschläge, Impulse für den Kongress kommen. Bei ähnlicher Interessenlage in den Basisgruppen ist es wahrscheinlicher, dass Entscheidungsprozesse schneller ablaufen oder sich intensiver mit Themen, die die Gruppe interessieren, beschäftigt wird. Ich glaube, dass so eine eigene Dynamik und mehr Effektivität entstehen könnte.
Bisher ist das (Voll-)Plenum das zentrale Entscheidungsorgan des Jukß. Hier werden Probleme zusammengetragen und diskutiert, wenn nötig in die Basisgruppen gegeben, und beim nächsten Plenum durch den SprecherInnenrat erneut zusammengetragen und beschlossen. Anstrengend war die Dauer des Plenums, sobald es strittige Fragen gab, und teilweise nicht ergebnisorientiertes Diskutieren, bei dem ich den Eindruck hatte, dass sich einige Leute nur präsentieren wollen. Dominanzen, besonders rhetorischer Art, kommen oft vor.

Aus diesen Kritiken heraus folgender Vorschlag für den nächsten Jukß: Es gibt nur große Infoplena, die keine generelle Entscheidungbefugnis haben. Sie dauern nur kurz. In ihnen werden Informationen weitergegeben und bei auftretenden Problemen, Diskussionen oder Entscheidungen diese erläutert und nur in ihrem Umfang dargestellt. Im Infoplenum gibt es keine Diskussionen oder Entscheidungen. Diese werden nach dem Infoplenum in Betroffenenplena erörtert. An diesen nehmen nur Leute teil, die betroffen sind, allgemeines Interesse an dem Thema haben, oder zur Lösung / Planung beitragen möchten.
Bisher besteht das Problem, dass die meisten das Gefühl haben „beteiligt zu sein“ ohne selber etwas tun zu müssen, bzw. sich als nicht Betroffene/r ganz raushalten können. Das widerspricht meiner Ansicht nach einem basisdemokratischen (emanzipatorischen) Anspruch. Viele trauen sich nicht, vor großen Gruppen zu sprechen. Bei den Betroffenenplena werden die Gruppen meistens kleiner sein und, wenn ich hier bin, um mich einzubringen, sinkt vielleicht die Hemmung, dieses auch zu tun.
Nachteil der Interessensplena ist die Ausschlussgefahr (eine Person kann nur an einem Plenum gleichzeitig teilnehmen). Hier können mich Personen aus meiner Bezugsgruppe in anderen Plana vertreten. Es müssen Sicherheiten für die Transparenz dieser Betroffenenplena geschaffen werden, Protokolle ausgehangen werden, Zeitfristen für Einsprüche existieren. Entscheidungen, die nicht alle betreffen (was meistens der Fall ist) werden im Betroffenenplena getroffen. Die Art bzw. Methode wählen die Gruppen selbst. Ein Beispiel wäre die Konsensabstimmung mit vier Stufen (Ja, Ja mit Vorbehalt, Ja ohne eigene Beteiligung, Veto). Bei einer Abstimmung sollte klar sein, wie es, bei bestimmten Ausgängen, weitergehen kann.
Sollen Entscheidungen mit vielen Personen getroffen werden, besteht die Möglichkeit, die Diskussion in Form einer Fishbowl durchzuführen. Dabei sitzen 4 bis 8 Personen auf Stühlen an einem Tisch und diskutieren miteinander. Die restlichen Personen befinden sich außerhalb dieses kleinen Kreises und hören nur zu. Möchte eine Person dieses „stummen“ Aussenkreises sich in die Diskussion einbringen, so stellt sie sich hinter einen Stuhl einer Person im Innenkreis. Diese muss, nachdem sie ausgeredet hat, den Innenkreis verlassen. Vorteile der Fishbowl Diskussion sind: Dominanzen werden recht schnell klar, da der Diskussionskreis übersichtlich ist; die Personen im Innenkreis reden miteinander und halten keine Reden an den Aussenkreis; Diskussionen sind meist zielgerichteter; es ist für „schüchterne“ Personen einfach sich einzubringen, da auch ohne Ablösung die Personen im Innenkreis diesen verlassen können.
Auf dem nächsten Jukß vom 26. Dezember bis 2. Januar 2002 in Dresden besteht auch für Dich wieder die Möglichkeit mit herschaftsfreien Strukturen und basisdemokratischer Entscheidungsfindung zu experimentieren. Eine Diskussion findet bereits unter www.opentheory.org/demokratiemodell statt. Unter anderem wurde das Modell der "Blüte" (Schemazeichnung siehe rechts) basierend auf Fish-Bowl entwickelt - Diskussionsforum dazu hier ...
Weitere Informationen bei der Jukß-Vorbereitungsgruppe, c/o Grüne Liga oberes Elbtal e.V., Schützengasse 16, 01067 Dresden, Telefon: 0351-4943374 oder unter www.jugendumweltkongress.de.

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