Anti-Zwangspsychiatrie

WHAT IS PRISON FOR?

Der judikative (rechtliche) Blickwinkel


1. The judicial point of view
2. The point of view of the specialists
3. The point of view of the detainee
4. Der judikative (rechtliche) Blickwinkel
5. Der Blickwinkel der Spezialisten
6. Der Blickwinkel des Gefangenen
7. Fazit
8. Strafvollzug - eine widersinnige Institution
9. Angst ... als Akzeptanzbeschafferin

Die Juristen sagen: Gefängnis ist keine Bestrafung, es ist nur Freiheitsentzug. Es ist schwierig, noch scheinheiliger zu sein! Das ist so, als würde ich zu meiner Tochter sagen: Weil Du nicht nett warst, wird Dir Dein Nachtisch entzogen, aber sei gewiss: es ist keine Bestrafung, es ist nur der Entzug des Nachtischs. Abgesehen von der Folter kann ich mir nicht vorstellen, was als Bestrafung für einen Menschen noch schlimmer sein könnte.
Außerdem ist es sehr verkürzt zu sagen, Gefängnis sei Freiheitsentzug.
Erstens ist Freiheit in einer kapitalistischen und repressiven Gesellschaft etwas sehr relatives. Mein Wörterbuch nennt die folgende Definition für Freiheit: „Die Fähigkeit, ohne Zwang zu handeln.“
Wenn Du 40 000 Franc im Monat verdienst, hast Du die Möglichkeit, 40 000 Franc auszugeben, und keinen mehr. Wenn Du arbeitslos bist und nur 25 000 Franc im Monat zur Verfügung hast, wird Deine „Freiheit“ von diesen 25 000 Franc völlig eingeschränkt. In einer Gesellschaft, in der Du für alles Geld brauchst - für Essen, Trinken, Kleidung, Wohnung, Unterhaltung ... sogar zum Pissen, weil die Urinale nicht umsonst benutzt werden dürfen - wird Geld Deine Freiheit immer ernsthaft einschränken. Im Gegenteil, die Reichen haben die größte Freiheit und unterliegen den geringsten Zwängen.
Gilbert Cesbron schrieb: Wie kann jemand glücklich sein, allein in sieben Zimmern zu wohnen, wenn die Nachbarn zu siebt in einem hausen?
Andererseits hast Du nicht die Freiheit, 130 km/h auf einer einsamen Autobahn zu fahren, weil Du sonst bestraft wirst. Du hast nicht einmal die Freiheit zur Ablenkung, denn wenn Du vergisst, Geld in den Parkautomaten zu werfen, wirst Du auch bestraft!
Das ist etwas, was mir im Gefängnis nicht passieren wird! Es stimmt, dass mein Körper nicht frei ist, aber mein Verstand ist es.
Zum Beispiel habe ich die Freiheit, um 10 Uhr morgens fernzusehen, während Sie arbeiten oder diese Freiheit nicht haben! Der Gefangene hat also Freiheiten, die Sie draußen nicht haben. Folglich ist es nicht die Freiheit, die der/dem Gefangenen entzogen wird, sondern das Leben! Der/Dem Gefangenen wird alles geraubt, was das Leben menschlich macht, und alle Vergnügungen, kurz: das Leben! Ich denke, das größte Vergnügen im Leben sind Frauen, Sex, Liebe, Zärtlichkeit. Das gibt es im Gefängnis nicht. Das zweite Vergnügen ist die Gastronomie. Nun, im Gefängnis isst Du Scheiße. Wein und Bier gibt es nicht. Zum Mittagessen gibt es nichts zu trinken. In manchen Gefängnissen gibt es keine Toilette in der Zelle - nur einen stinkenden Eimer; es gibt keinen Wasserhahn, man trinkt abgestandenes Wasser aus einer Schüssel, mit dem mensch auch Geschirr und sich selbst wäscht. Morgens und abends gibt es etwas Kaffee, aber der ist für mich nicht trinkbar. Einen Vogel auf einem Ast sitzen sehen, oder einen Sonnenuntergang zu bewundern, das gibt es nicht im Gefängnis. Einen Freund auf der Terrasse eines Cafes zu sehen und ein Glas mit ihm zu trinken, das gibt es nicht. Menschliche Beziehungen gibt es nicht im Gefängnis. In Sint-Gilles blieb ich 24 von 24 Stunden täglich in einer dreckigen Zelle. (Gefangene, die die Gefängnisse in Frankreich, den Niederlanden, in Deutschland kannten, sagten mir, dort wären die Zellen komfortabler als hier.)
Ich ging nie zur Erholung: von zweistündigem Im-Kreis-Gehen gelangweilt zu werden und zehn Meter hohe Wände zu betrachten, auf denen sich Stacheldraht befindet, ist schlimmer, als sich in der Zelle zu langweilen und die Fernsehprogramme durchzuschalten oder Karten zu spielen. Gefängnis ist also wirklich der Entzug des Lebens, nicht von Freiheiten. Mensch wird sogar der Lebenspläne beraubt. Einen Tag am Meer zu planen, einen Film, einen Abend mit Freunden - kommt alles nicht in Frage. Gefängnis bedeutet, stückweise zu sterben, gelangweilt zu sein, gelangweilt zu sein, immer gelangweilt zu sein. Allein zwischen vier Wänden. Oder zu zweit in einer Zelle, was noch schlimmer ist. Für manche bedeutet es sogar, jeglicher Hoffnung beraubt zu sein: wer rauskommt, steht ohne alles da - ohne Haus, Möbel, Auto, Geld, Job, Frau. Vielmehr sogar Millionen an Schulden: zivilrechtliche, Gerichtskosten, Strafen ... Alle außer den wenigen Privilegierten müssen dann mit 21000 Franc im Monat auskommen, bis zum Tod von der Sozialhilfe leben. Wer wagt es da noch zu sagen, dass Gefängnis nichts weiter ist als Freiheitsentzug? Ein Mitgefangener sagte mal: „Gefängnis bedeutet, lebendig begraben zu sein.“

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