Organisierung

BUKO ... ATTAC FÜR LINKE?

BUKO distanziert sich von direkter Aktion


1. Strategien der BUKO-Eliten
2. BUKO distanziert sich von direkter Aktion
3. BUKO25
4. Thomas Seibert
5. Links

Während des BUKO 2004 in Kassel wurde als Aktion für Umsonstökonomie ein H&M-Geschäft geplündert und die Kleidung in der FußgängerInnenzone verteilt. Die Aktion fand erhebliche Beachtung. Auch BUKO-Eliten warben zunächst damit - immer mit feiner Nase für Verbandsvorteile. Etwas später gab es wohl Ärger ... ob sie GeldgeberInnen (der BUKO ist finanziell vollständig von der Evangelischen Kirche abhängig) oder andere nicht verprellen wollten oder das Denken der Eliten doch Attac-näher ist als sie immer zugeben wollten, jedenfalls erschien schließlich das folgende:

Erklärung des SprecherInnenrats der BUKO zu den Vorkommnissen in der H&M-Filiale während des BUKO 27
Die BUKO zum BUKO 27 Kaufhausplünderung während des BUKO 27: Keine adäquate Solidaritätsbekundung mit den Kämpfen der Menschen und Gesellschaften im Süden.
Im Rahmen des diesjährigen BUKO Kongress in Kassel kam es am Aktionsnachmittag zu einem spontanen und ungeplanten Vorkommnis, bei dem in einem Kaufhaus der Kasseler Innenstadt Kleidungsstücke entwendet und an unbeteiligte Passant/innen verteilt wurden. Der Sprecher/innenrat der BUKO bedauert diesen Vorfall und hält diese Aktion sowohl in Form wie auch im Inhalt für falsch und nicht tragbar.
Angeregt durch Diskussionen mit verschiedenen Gruppen und Personen, darunter auch öffentlichen Geldgebern des BUKO 27, sehen wir uns veranlasst, offensiver als bisher unsere Ablehnung einer Aktion in der Kasseler Innenstadt am 22.5.04 zum Ausdruck zu bringen. Nicht zuletzt deswegen, weil die Aktion in der öffentlichen Wahrnehmung stark mit dem BUKO 27 und der Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) als dessen Hauptveranstalterin identifiziert wurde.
In Zeiten, in denen Verteilungsspielräume verknappt werden, Armut steigt und individuelle Existenzsicherung bedroht ist, werden soziale Kämpfe zunehmend härter geführt. Dies ist ein globales Phänomen. Die Wahl der Mittel in sozialen Auseinandersetzungen hängt immer vom jeweiligen Kontext vor Ort ab. Eine Kaufhausplünderung heute in Argentinien ist etwas gänzlich anderes als eine in Kassel. Auch wenn man in mancher Hinsicht von einer "Drittweltisierung der Ersten Welt" sprechen kann, bleibt die Angemessenheit der Mittel in sozialen Protesten abhängig vom Akteur und dessen gesellschaftlicher Positionierung. Verteilungskämpfe sind eine Form der Kämpfe um Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum, eine andere Form ist die, die beim diesjährigen Kongress der Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) in Kassel unter dem Begriff "Aneignung" diskutiert wurde.
Aneignung im hier diskutierten Sinn beschreibt nicht einfach ein "Nehmen-und-zwar-umsonst", vielmehr ist der Begriff "Aneignung" ein Vorschlag, wie man die gegenwärtige Situation und das Potential des Widerstandes in den Metropolen und der Peripherie aus einer bestimmten Perspektive heraus betrachten und beschreiben kann.
Aneignung wird gemeinhin diskutiert als Inwertsetzung immer weiterer gesellschaftlicher Bereiche - die Aneignung der Natur, genetischer Ressourcen, des Körpers, Beispiele, in denen bisher unerschlossene Bereiche dem Diktat des Profits unterworfen und kapitalisiert werden. Dagegen versuchten wir mit dem BUKO 27 einen Begriff der "Aneignung von unten" zu entwickeln. Eine "Aneignung von unten", die über eine rein defensive Verteidigung des Sozialstaates hinausreicht, die als offensiv gewendetes Projekt - auf die eigene Stärke bauend - Alternativen einer sozialen Aneignung der Welt diskutieren und ausprobieren will. Die schlichte Not der Einen vereint sich mit dem Anliegen Anderer, transparent zu machen, dass die Zumutungen der neoliberalen Politiken kein Sachzwang und nicht alternativlos sind.
Die Diskussionen um Alternativen zwischen Nord und Süd sowie innerhalb der hiesigen Linken voranzutreiben ist hier ein wichtiges Anliegen. Dabei gibt es verschiedene Ansätze und auch Trennlinien. Widerstand gegen die Inwertsetzung genetischer Ressourcen beispielsweise verlangt andere und neue Formen des Protests. "Aneignung" ist ein Arbeitstitel, der unterschiedlichste Menschen mit entsprechenden Formen des Widerstandes zusammen in die Diskussion und so in einen Suchprozess nach gesellschaftlichen Alternativen bringen soll.
Beim Kongress BUKO 27 im Mai diesen Jahres sollte im Rahmen eines Aktionstages versucht werden, das Kongressthema "Aneignung" vor Ort zu kommunizieren und der Bevölkerung näher zu bringen. Eine Aussaat-Aktion der BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie oder das Straßentheater der BUKO Pharmakampagne sind Beispiele gelungener Vermittlung durch öffentliche Aktion. Der Aktionsnachmittag war ein Experiment, das von den Teilnehmer/innen positiv aufgenommen und von verschiedenen Gruppen genutzt wurde.
Gleichwohl stieß das Konzept an seine Grenzen. Spontan hatte sich eine Gruppe zusammengefunden und in einem Kaufhaus der Kasseler Innenstadt Kleidungsstücke entwendet und an Passant/innen verteilt. Im Gegensatz zu den anderen Aktionen war diese nicht mit der BUKO abgesprochen. Die Aktion wurde dann während des Kongresses unterschiedlich bewertet und kontrovers diskutiert. Während sich in Publikationen und Artikeln vielfach positiv auf die Aktion bezogen wurde, gab es viele kritische Stimmen: Plünderungsaktionen seien in diesem Kontext nicht hinnehmbar, so die Einen; Andere betonten, dass das Thema Aneignung auf eine solche Weise nicht vermittelbar sei und der Aktion ein vereinfachter Begriff von Aneignung zu Grunde läge; wieder Andere kritisierten die Gefährdung von Flüchtlingen, die am Kongress teilnahmen, oder die Gefährdung der BUKO als Veranstalterin, die in der Öffentlichkeit mit dieser Aktion identifiziert werden würde.
Auch innerhalb der BUKO-Strukturen kam es zu unterschiedlichen Bewertungen. Die BUKO versäumte es in dieser Situation, mit einer eindeutigen Stellungnahme in die Öffentlichkeit zu gehen. Der Sprecher/innenrat hält die Aktion sowohl in Form als auch im Inhalt für falsch und nicht tragbar.
Dabei beziehen wir uns auf die schon oben erwähnte Kritik. Wir hätten uns gewünscht, durch symbolische Aktionen eine Brücke zu schlagen zu der Frage nach sozialen Rechten und Ausschluss von der Teilhabe an gesellschaftlichem Reichtum. Die genannte Aktion sprengte diesen symbolischen Rahmen. Darüber hinaus betonen wir, dass sich Debatten und Aktionen innerhalb der BUKO und auf ihren Kongressen daran zu messen haben, ob sie einen Bezug zu den Lebensbedingungen und Kämpfen der Menschen und Gesellschaften im Süden herstellen. Linker Aktivismus, der den Ausschluss von gesellschaftlichem Reichtum kommunizieren möchte, kann sich zudem nicht auf einen Robin Hood-Gestus berufen, wenn er nicht an eine soziale Bewegung anknüpft, mit der er gemeinsam auch die Mittel seines Protestes reflektiert.
Der Sprecher/innenrat will mit dieser Positionierung nicht die Kongressteilnehmer/innen in Befürworter/innen und Kritiker/innen der Aktion sortieren, sondern dazu beitragen, dass Aktionsformen als Teil des politischen Inhaltes, den sie transportieren, reflektiert werden, um solcherlei Kurzschlüsse zukünftig zu vermeiden.

Der SprecherInnenrat der BUKO, Hamburg, 27.10.04

Debatte darum ...
Mailing und Antworten auf der Liste "Hoppetosse - Netzwerk für kreativen Widerstand"

diese aussage und die "struktur" (ich halte mich hier im sprachgebrauch zur ück!) der buko führten bei mir dazu löschung aller links zur buko und ablehnung derselbigen als gesellschafts kritische gruppe!!!
Die buko ist ......... (ich halte mich hier im sprachgebrauch zurück!!!) ......... und zum schluss sprechen diese aussagen der buko-funktionäre ( kotz) für sich.


ich würde empfehlen: mal locker bleiben. welcheR einerseits kohle für
politische aktionen haben will muss sich andererseits - gerade um dieses zu erhalten - unter den herrschenden bedingungen verbal eben manchmal etwas verwinden. und da finde ich die erklärung des sprecherInnenkreises durchaus gelungen.


ich finde diese Position (also ich meine Deine), naja, ich will mich mal vorsichtig ausdrücken, "unpolitisch". Sie geht davon aus, dass so ein Papier einfach nur der Absicherung nach außen dient und sonst keinen Effekt hat. Das erwarte ich aber nicht. Es gibt ständig solcherlei Erklärungen, z.B. gegen Illegales, gegen Militantes - und immer geht es denen, die sowas machen, um Geld, Renomee, Zugang zu Elitenkreisen usw. Meist meinen sie es nicht so. Aber: Sie prägen erstens den Diskurs der Ausgrenzung des "Bösen" und zweitens liefern sie denen die Munition, die solche Positionen ernst meinen. Das einzuberechnen und zu reflektieren, würde ich von TurbostrategInnen vom Schlage des Buko schon erwarten. Ihre Aussagen werden bei passender Gelegenheit benutzt werden - und daher sind sie mehr als Taktik. Und daher finde ich persönlich es auch wichtig, den BUKisten deutlich zu machen, dass es eine Widerlichkeit ist, dass da immer irgendwelche Eliten irgendwelche Aktionen kommentieren müssen. "Wir haben mit der Aktion nichts zu tun" wäre taktisch sinnvoller gewesen, weil den Arschlöchern dieser Nation damit keine Steilvorlage gegeben wird. Es ist eine lange Serie solcher Vorgänge, die ich kenne. ständig müssen Greenpeace, Attac & Co. zu irgendwas schnattern, wo sie einfach sagen können, dass es mit ihnen nichts zu tun hat.
Hinzukommt noch, dass BUKO-Leute auch schon mit der Aktion für ihren Verband geworben haben. Das ist natürlich doppelt infam - immer das Beste für sich rausholen. Wenn etwas gut wirkt, für sich den Ruhm zocken und es instrumentalisieren. Wenns es schlecht kommt, sich distanzieren und die AkteurInnen in den Dreck treten. Modernes Verbandsmanagement halt.


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