Projektwerkstatt

OLIGARCHIE/ARISTOKRATIE: FORMALISIERTE PRIVILEGIEN IN DER GESELLSCHAFT

Neigung zur Oligarchie


Die Herrschafts der Wenigen Beschreibung von Staatsformen Eliten Geschichte der Elitenkämpfe Neigung zur Oligarchie

Dieter S. Lutz, Ist die Demokratie am Ende?, in: Willy-Brandt-Kreis (Hrsg.), 2001, "Zur Lage der Nation", Rowohlt-Verlag, zitiert nach FR, 14.1.2001 (S. 6)
Demokratie bedeutet Herrschaft auf Zeit. Gerade der Versuch, über die Verknappung der Zeit die Gefahr des Machtmißbrauchs zu beschneiden, führt in der Realität aber zu einem Typus von Politiker und Politikerin, der geneigt ist, eher gegenwartsorientiert und machterhaltungsfixiert zu entscheiden und zu handeln als zukunftsorientiert und/oder gar unpopulär. ...

Aus Reinhardt, Volker, "Ganz ohne Gott und Teufel" in: FR, 28.2.2006 (S. 26)
Spräche jemand im öffentlichen Raum das halb-geheime Bekenntnis aus ,dass der Einzelne innerweltlich durch die Familie vorherbestimmt ist und dass daher auch in demokratischen Gesellschaften und ihren Staatseinrichtungen der Familienrang wieder die Geltung zurückgewinnen sollte, die er in dern älteren europätischen Geschichte besessen hat - ein Sturm der Entrüstung würde aufkommen, der den Tabubrecher aus allen öffentlichen Positionen hinwegfegen würde. Und doch glaubt ein großer Teil der heutigen Europäer genau daran. Diagnostizierbaren Ausdruck findet diese Gespaltenheit darin,dass immer mehr Politikerinnen und Politiker aus einer Startposition ins Rennen gehen, die man ironisch byzantinisierend als porphyrogenitoi, im Purpur geboren, bezeichnen könnte: Sie erben das Vernetzungskapital des Politiker-Vaters. Eine Diskussion über dieses Phänomen findet so gut wie gar nicht statt; die Haltung der Medien das als augenzwinkernd umrissen werden. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, werden wir in nicht allzu ferner Zukunft in europäischen Parlamenten wieder generationen-übergreifende Abgeordneten-Abfolgen vor Augen haben, mit der keineswegs unwahrscheinlichen Fortsetzung bis in die Spitze von Staaten - wie ind er Frühen Neuzeit.

Kapitalistische Oligarchie
Aus "Die Unübersichtlichkeit grassiert" von Götz Eisenberg, in: Gießener Anzeiger am 27.2.2025 (S. 26)
Gegenwärtig werden wir Zeugen einer merkwürdigen Refeudalisierung, die das Junktim von Kapitalismus und Demokratie zu zerstören droht. Macht und Reichtum ballen sich in den Händen kleiner oligarchischer Cliquen und Tech-Giganten, die keiner demokratischen Kontrolle unterliegen und sich den Versuchen, sie gewissen Regeln zu unterwerfen, immer erfolgreicher entziehen. Gerade erleben wir, wie der reichste Mann der Welt seinen Reichtum und seine Meinungsmacht in politischen Einfluss umsetzt. Perspektivisch soll sich die Welt dem Willen und den Geschäftsinteressen einer handvoll von US-Tech-Konzernen unterordnen. Im nachsozialistischen Russland hat sich für diese Herrschaftsform der Begriff Oligarchie eingebürgert. Nun hält diese auch in den ehemals liberalen Demokratien Einzug. In Österreich hat der Chef der FPÖ und Beinahe-Kanzler Herbert Kickl unlängst – stellvertretend für alle anderen rechten Populisten – erklärt, das Recht habe der Politik zu folgen und nicht die Politik dem Recht. ...
Am Ende dieses Prozesses steht eine durch und durch kapitalistische Gesellschaft, die sich als nicht lebbar und lebensfähig erweisen wird. Wenn wir das erkennen, wird es allerdings zu spät sein.

Beispiele für Forderungen nach Zentralisierung von Macht aus sozialen Bewegungen

Geführt werden wollen ...
Aus Michels, Robert, zitiert nach Gassner, Marcus, "Emanzipation als Maßstab für jegliche Organisation" in: Grundrisse 2/2002 (S. 32)
Die Massen stehen zu ihrem Führer häufig in dem Verhältnis jenes Bildhauers im griechischen Altertum, welcher nachdem er einen Jupiter Donnergott modelliert hatte, vor seinem Machwerk auf die Knie fiel, um es anzubeten.

*Zitiert im Buch "Demokratie. Die Herrschaft des Volkes. Eine Abrechnung

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