KOHLE, KLIMA, KATASTROPHEN: RISIKEN UND NEBENWIRKUNGEN VON ABBAU UND VERFEUERUNG
Klimawandel
1. Klimawandel
2. Braunkohle
3. Gesteigert: Kohleabbau international & Kohleverstromung in Deutschland
4. Den Klimawandel leugnen
5. Gegenvorschläge: Kohleausstieg, Energiewende und Utopien
6. Links und mehr
Der Artikel "Die Gehilfen des Zweifels" in "Die Zeit" am 25.11.2010 brachte eine Entgegnung auf die von LobbyistInnen der Kohle- und Ölverfeuerung öfter vorgebrachte Behauptung "Es gibt keinen wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel". Die Antwort lautete: "Falsch. Natürlich gibt es auch beim Thema Erderwärmung Akademiker mit abweichenden Meinungen. Die Klimaskeptiker jedoch kommen meist nicht aus der Klimaforschung, sondern aus fachfremden Gebieten. Im Jahr 2009 ergab eine Umfrage der University of Illinois unter mehr als 3000 Geowissenschaftlern, dass rund 90 Prozent von ihnen sicher sind, dass der Mensch das Klima aufheizt. Besonders groß war übrigens die Zustimmung unter Klimatologen (bei Geologen aus der Erdölbranche betrug sie hingegen nur 47 Prozent). Allgemein gilt: Je informierter ein Forscher, desto besorgter ist er in der Regel über den Klimawandel."
Daten, Fakten, Argumente
Laut Greenpeace-Magazin Nr.6/2013 (S. 55ff.)- Deutschland ist der größte Braunkohleförderer der Welt
- 120000 Menschen sind bisher wegen der Braunkohleförderung umgesiedelt worden
- 280kg Braunkohle landen pro Sekunde im Kessel eines Kraftwerkes
- 57 Prozent der in der Kohle enthaltenen Energie verpuffen als Abwärme usw.
- Das neue Braunkohlekraftwerk Neurath erzeugt täglich 45.000 to CO2. Das ist so viel wie 10 Mio. Autos.
- 40% der globalen Erwärmung stammen aus der Kohleverbrennung
- Der Blog vieler WissenschaftlerInnen zum Klimawandel
- KlimaRetter - umfangreiche Nachrichten- und Infoseite zum Klimawandel
- Infoblatt zum Klimanotstand – mit Gründen für Netto-Null bis 2030, erstellt von der AG Argumentation der Klimabewegung Basel ++ Druckversion
Weitreichende Folgen: Argumentative Basis des Widerstandes
Aus "Mehr Gewalt durch den Klimawandel", in: SZ am 2.8.2013 (S. 14)
Die bis 2050 erwarteten Klimaveränderungen könnten die Häufigkeit von Gewalt zwischen einzelnen Menschen um acht bis 16 Prozent ansteigen lassen und Konflikte zwischen Gruppen sogar um 28 bis 56 Prozent. Grundlage dieser Berechnung ist die Erwartung, dass innerhalb der kommenden Jahrzehnte die heutigen Extremfälle hoher Temperaturen und mangelnden Regens zur Norm werden. ...
Internationale Organisationen bis zum Sicherheitsrat der Vereinten Nationen haben bereits ähnliche Bedrohungen identifiziert. Besonders die Zahl der Flüchtlinge könnte große Konflikte auslösen. Schätzungen der UN sprechen von 150 bis 200 Millionen Menschen, die im Jahr 2050 vor Klimaveränderungen fliehen, andere Organisationen nennen ähnliche Zahlen. Darum stellen sich vielerorts Generalstäbe und Geheimdienste darauf ein, dass der Klimawandel die nationale Sicherheit bedroht.
Aus "Wie Leben und Tod verteilt werden", in: SZ am 27.11.2013 (S. 2)
Die Klimakonferenz in Warschau hat die vorhersehbaren entmutigenden Signale gesendet: Japan ist von der geplanten 25-prozentigen Reduzierung seiner CO2-Emissionen abgerückt, Forderungen nach Entschädigungen für arme, vom Klimawandel verwüstete Länder sind auf taube Ohren gestoßen, das Gastgeberland Polen bot parallel zur Klimakonferenz der weltweiten Kohleindustrie zwei Tage lang eine Bühne. Auch hört man, dass Kanada sich nun wie auch Australien bemüht, andere Industrieländer votf der Einhaltung der Klimaziele abzubringen. Die Bilder der Verwüstung, die der Taifun Haiyan über die Philippinen gebracht hat, lassen ahnen, was der Menschheit möglicherweise bevorsteht. Es ist eine Schreckensvision: zerstörte Häuser, Tote am Straßenrand, Menschenmassen, die auf der Flucht vor Dürre, Hochwasser und anderen Klimakatastrophen an Staatsgrenzen Einlass fordern. Es ist die Schreckensvision von einer Zukunft der Kriege um das Lebensnotwendige, der zunehmenden Sicherheitsvorkehrungen, der tiefer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich und eines Planeten, der unter unseren Füßen dahinsiecht. Wir wissen, dass in manchen Ländern schon heute an Notfallplänen gearbeitet wird, wie die Bevölkerung in Schach zu halten ist im Falle von Unruhen, die der Klimawandel auslösen könnte. ... Die Bilder des Taifuns zeugen nicht nur von den verheerenden Wirkungen der Naturgewalten, sondern auch von den der Klima-Ungerechtigkeit zugrunde liegenden Mustern: Die schlimmsten Folgen des Klimawandels treffen ausgerechnet jene, die am wenigsten dazu beigetragen haben und über die geringsten Mittel verfügen, sich dagegen zu wappnen. Die Opfer der Klima-Ungerechtigkeit sind also vorhersehbar. Es sind die ,,Armen" - wo immer sie auch sind. In unserer Gegenwart sind sie vor allem auf der südlichen Hemisphäre. Sozioökonomische Benachteiligung ist weder neutral noch zufällig. Die Verteilung von Privilegien und relativer Schwäche folgt gesellschaftlichen und historischen Mustern, auch bei der Klima-Ungerechtigkeit. Diese in der ganzen Welt verbreiteten Muster treten in den UN-Statistiken über Armut und Benachteiligung deutlich zu Tage. Es sind eingespielte Verteilungen von Leben und Tod", wie die Naturwissenschaftshistorikerin Donna Haraway sie nennt. Nach den Worten des Soziologen David Nibert entstehen daraus ,,Unterdrückungsgeflechte", die einen Teil der Menschheit ebenso betreffen wie Tiere und Ökosysteme.
Aus dem Bericht "Zehntausende Todesfälle wegen Kohlekraft?", auf: tagesschau.de, 5.7.2016
Der Bericht mit dem Titel "Europe's Dark Cloud" - zu deutsch "Europas dunkle Wolke" - stützt sich auf Auswertungen von 257 der insgesamt 280 europäischen Kohlekraftwerke. Demach belaufen sich die durch sie verursachten Gesundheitskosten jährlich auf bis zu 62,3 Milliarden Euro.
An der Spitze der Staaten, von denen die größten Belastungen ausgehen, sieht die Studie Polen. Die polnischen Kraftwerke sollen demnach jährlich für 5830 vorzeitige Todesfälle verantwortlich sein. Auf die Kappe deutscher Kraftwerke sollen 4350 Fälle gehen, das damit den zweithöchsten Ausstoß hat. Danach folgen Großbritannien mit 2860 Todesfällen, Rumänien (2170) und Bulgarien (1570).
Die fünf EU-Staaten, die am meisten unter den Kohleschadstoffen eigener und fremder Kraftwerke leiden, sind laut Bericht Deutschland, auf das von den 22.900 Todesfällen insgesamt 3630 entfallen, Großbritannien (2100), Polen (1860), Italien (1610) und Frankreich (1380).
Aus "Studie: Deutlich mehr Todesopfer durch schmutzige Luft in EU", auf: web.de am 13.3.2019
Schmutzige Luft dürfte einer Studie Mainzer Wissenschaftler zufolge deutlich mehr vorzeitige Todesfälle verursachen als bislang angenommen - auch in Deutschland.
Nach neuen Rechnungen kommt ein Team um den Atmosphärenforscher Jos Lelieveld und den Kardiologen Thomas Münzel auf weltweit rund 8,8 Millionen Sterbefälle pro Jahr, wie die Wissenschaftler am Dienstag in Mainz berichteten.
Der im "European Heart Journal" veröffentlichten Analyse zufolge sterben weltweit etwa 120 Menschen je 100.000 Einwohner pro Jahr vorzeitig an den Folgen verschmutzter Luft, in Europa etwa 133.
In Deutschland sind es den vorgestellten Daten zufolge sogar 154 je 100.000 Einwohner jährlich - mehr als etwa in Polen, Italien oder Frankreich. Das sei vor allem auf die dichte Besiedelung Deutschlands zurückzuführen, sagte Lelieveld.
Den Mainzer Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Chemie und der Unimedizin zufolge kommen in Europa jährlich knapp 800.000 Menschen wegen der Folgen von Luftverschmutzung vorzeitig ums Leben.
- Blog zum Thema Schadstoffe aus der Braunkohle
- Erstmals: Gericht erkennt Luftverschmutzung als Todesursache an (siehe Bericht "Luftverschmutzung für Tod eines Mädchens mitverantwortlich", in: Spiegel, 16.12.2020)
Abwarten und Geld einnehmen: Offizielle Klimapolitiken
Aus "Vor uns die Sintflut", Kommentar zum Klimagipfel 2013 in Polen in: SZ, 23.11.2013
Warschau sendet ein Signal politischer Ohnmacht aus. Letztlich ist es wohl der Kampf um Ressourcen, der viele taktieren lässt. Niemand ist bereit, größere Opfer zu bringen oder zurückzustecken, die meisetn wollen weitermachen wie bisher. Die Europäer haben ihren Wohlstand einst schneller erkämpft als andere, sie haben geklotzt, aber auch verschwendet. Nun wollen es ihnen andere gleichtun. Der Konflikt ist kaum lösbar.
Schöne Worte - kaum Taten: Aus dem "Umweltprogramm 2030" des BMU
... im Unterschied zu 1986, dem Gründungsjahr des Bundesumweltministeriums, kann Umweltpolitik heute nicht mehr nur den Anspruch haben, die Kollateralschäden eines aus dem Ruder gelaufenen Wirtschaftsmodells zu beseitigen. Heute geht es darum, zu einer Wirtschaftsweise zu kommen, die die Grenzen unserer natürlichen Lebensgrundlagen respektiert. Eine Wirtschaftsweise, die deshalb erfolgreich ist, weil sie nicht den kurzfristigen Profit für wenige, sondern nachhaltigen Wohlstand für alle im Auge hat. Wir müssen einen weitreichenden Wandel unserer Wirtschaft und Gesellschaft einleiten, wenn wir bis zur Mitte des Jahrhunderts nahezu klimaneutral wirtschaften und arbeiten wollen. So hat es die weltweite Staatengemeinschaft – auch Deutschland – beim Klimagipfel in Paris Ende 2015 beschlossen. Es ist nun unsere Aufgabe, als eines der wohlhabendsten Industrieländer auf diesem Weg voranzugehen. Umweltschutz ist eine große Chance für uns und für unser Land. Wir können den Risiken unserer Zeit die begründete Hoffnung entgegensetzen, dass wir unsere Welt zum Besseren verändern können. Wenn wir diesen Wandel, die „Transformation unserer Welt“, anstreben wollen, heißt dies, dass sich unsere eigenen Lebensentwürfe, unsere Volkswirtschaften, unser gesellschaftliches Zusammenleben und unsere Politik verändern müssen, um unsere natürlichen Lebensgrundlagen weltweit dauerhaft zu erhalten. Es ist Zeit für einen neuen Aufbruch der deutschen Umweltpolitik, der die ungelösten Probleme entschlossen angeht und Umweltpolitik wieder stärker in unserer sich wandelnden Gesellschaft verankert. Umweltpolitik muss zum Motor des Wandels werden. Hin zu einer sozialökologischen Marktwirtschaft und einer nachhaltigen Gesellschaft. ... (Vorwort)
Wir wollen eine Energiewende, die eine nahezu emissionsfreie Energieversorgung aller Sektoren sichert, einen im Dialog mit allen Beteiligten entwickelten Fahrplan für den Kohleausstieg verfolgt und klare Kriterien für ihre natur- und sozialverträgliche Umsetzung berücksichtigt. ... (Kurzfassung, S. II, Kernbotschaft, S. 17 und S. 20)
Kohleverstromung sozialverträglich und regionalwirtschaftlich verantwortungsvoll beenden ... (Leitziel, S. 33 und S. 49)
- "Nature"-Studie: Deutschlands CO2-Ausstoß viel höher als angegeben (Nachricht vom 23.11.2015)
Kritische, aber emanzipatorische Blicke auf die offizielle Klimapolitik
- Sammlung von Zitaten zur Kritik der marktwirtschaftlichen Methoden der Klimapolitik (Zertifkatehandel usw.) ++ zu Energie
- Zeitung "Our climate, not your business": Heft 1 (2014) ++ Heft 2 (2015)

