Projektwerkstatt

JOHANNES HEINRICHS

Mehr Zitate


1. Revolution der Demokratie
2. Die spirituelle Dimension der Demokratie
3. Mehr Zitate
4. Links zu Johannes Heinrichs

Ökologismus und esoterische Gesellschaftsmodelle Körper-Seele-Geist

Aus der Bewerbung des Buches von Johannes Heinrichs, "Ökologik" (P. Lang Verlag, Quelle)
Naturphilosophie wird hier als Ergründung der Natur-Mensch-Beziehung von einem anthropologischen Ansatz her verstanden. Die Triadik von Körper-Seele-Geist verbindet sich mit einem viergestuften Modell des Handelns und der Reflexivität. Beide Grundstrukturen erweisen sich als vereinbar mit einer siebenphasigen Prozeßtheorie. Das struktur-logische Denken verbindet einerseits mit der Mathematik, weist diese andererseits in ihre Schranken als Logik bloß der Körperwelt. Daneben entstehen die Fragen nach einer spezifischen Geist- und Seelenlogik. Die analogische Einheit dieser drei Logiken liegt in "harmonikalen" Beziehungen, wovon die Musik das Musterbeispiel liefert. Zahlreich sind die Folgerungen für konkrete ökologische Aufgaben sowie für eine Pädagogik naturgemäßer Ganzheit.

"Neue Gemeinschaften und die Evolution der Demokratie"

Aus einem Gespräch mit Johannes Heinrichs (Das gesamte Interview i, KursKontakte Nr. 135)
... Eurotopia-Redakteur Wolfram Nolte konnte nicht anders, als dem Urheber dieser gedanklichen Manifestation einige Fragen zu stellen. Dieser war kein Geringerer als Johannes Heinrichs, der als Nachfolger Rudolf Bahros viele Jahre an der Humboldt-Universität Sozialökologie gelehrt hat und nicht zuletzt mit seiner Real-Utopie einer „Revolution der Demokratie“ Aufsehen erregt hat.
...
Johannes Heinrichs: Ich hoffe sehr. Ich verstehe Demokratie als institutionelle, staatliche Form einer „kommunikativen Gesellschaft“, die Gemeinschaftscharakter trägt, weil in ihr strukturierte Kommunikation funktioniert. Mit dem Staat beschäftige ich mich, weil er auf lange Sicht die umfassende Rechtsinstitution bleibt. Er ist für mich die umfassende Rechtsgemeinschaft mit Gewaltmonopol. ...
Ein Kapitel meines Buches befasst sich mit der neu gedachten Dreiheit der Organisationsformen: privat – staatlich – öffentlich. ...
Frage: Im Moment dominiert die Wirtschaft. Wie sollten sich die Ebenen aufeinander beziehen?
Vor allem durch ein gestuftes Kompetenzensystem von vier unabhängig voneinander gewählten, aber natürlich aufeinander bezogenen Parlamenten für Wirtschaft, Politik, Kultur und Grundwerte, wobei die rahmensetzende Kompetenz beim Parlament der Grundwerte beginnt. ... Im Konfliktfall wirkt aber die rechtliche Rahmenkompetenz von oben nach unten. ...
Spirituelle Gemeinsamkeit kann auch bei Unterschieden im religiösen Bekenntnis bestehen, sofern man innerhalb dieser „metakommunikativen“ Ebene eine Ebene höher steigt: auf eine Ebene, wo sich die gemeinsamen spirituellen Grundwerte zeigen, auch bei Verschiedenheit der religiösen Formen und Riten. Das ist heute innerhalb der großen, nationalen Gemeinschaft eine Grundwerte-Philosophie (z.B. ausgedrückt in den Menschenrechten und der Erd-Charta), die zwar von den traditionellen Religionen geschichtlich gespeist wurde, genauso aber von den vorchristlichen und nachchristlichen Humanismen und naturreligiösen Anschauungen. ... Ich glaube, dass mit spiritueller (Meta-)Gemeinsamkeit eine Lebensgemeinschaft mehr Stabilität und mehr Sinn zu geben hat. ...
„Die Menschenwürde“ hat bereits spirituelle Fundamente: die Unendlichkeit, den gewissermaßen absoluten Charakter und Wert jedes Einzelnen. Die Kommunikationswerte, das Nett- und Liebsein miteinander, Zusammengehörigkeit und Verantwortung füreinander, tragen alleine zuwenig. Sie haben, genauer gesagt, ihre ethischen und spirituellen Voraussetzungen, und die müssen ausgedrückt werden. Sonst sinkt die Lebensgemeinschaft eines Ökodorfs auf eine bloß rechtlich-politische oder eine ökologische Wirtschaftsgemeinschaft herab. ...
Wir müssen aber diesen anthropologischen Grundtatsachen, z.B. dem Bedürfnis nach Sinn und Verbundenheit, auf moderne, reflektierte Weise Rechnung tragen. Das ist eine Botschaft, die von neuen Gemeinschaften ausgehen sollte. Das ist ebenso wichtig wie die Erprobung ökologischer Wirtschafts- und Eigentumsformen und neuer Formen kulturellen Lernens. ...
Nachdem unsere Kommunen nur noch selten Gemeinschafts-charakter tragen und zu möglichst anonymen Verwaltungsverbänden zusammengezwungen wurden, nachdem auch das ökologische Wirtschaften weithin in phrasenhaften Lippenbekenntnissen von „Umweltschutz“ und dergleichen stecken bleibt, wäre die Vorbild-Funktion der Ökodörfer ganz enorm.
Frage: Warum sagst du „wären“?
Weil ich bei der neuen Gemeinschaftsbewegung bisher zuwenig Hinordnung auf und Engagement für die Probleme der Gesamtgesellschaft auf nationaler Ebene wahrnehme. Verständlicherweise einerseits, weil die Regelung der internen Angelegenheiten schon viel Kraft kostet. Wir sollten aber nicht vergessen, dass es in der Weimarer Republik schon einmal eine große Blüte alternativer Lebensformen (die „Lebensreform“ usw.) gegeben hat – und sich all diese schönen Initiativen als Gesellschafts- bzw. Gemeinschaftsspiele auf der Titanic herausgestellt haben, weil die schwankende Demokratie von diesen Gruppen kaum Stärkung erfahren hat. ...


Johannes Heinrichs, geboren 1942 in Rheinhausen. Er lehrte von 1998 bis 2002 als Stiftungsprofessor für Sozialökologie an der Humboldt-Universität zu Berlin als Nachfolger Rudolf Bahros.

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