Projektwerkstatt

COP-6 IN DEN HAAG

Are we gonna nuke the climate ?

Cop-6 in Den Haag - Neoliberaler Klimaschutz kurz vor der Vollendung
Vom 13. bis zu 25. November findet die nächste UN-Klimaschutzkonferenz statt, auf der das Kyoto-Protokoll von 1997 fertiggestellt werden soll. Dabei gibt es neben der grundsätzlichen Kritik an den Ergebnissen der UN-Verhandlungen, dass weltweit 5,2% CO2-reduktion bis 2008/12 bei weitem zu wenig sind - Wissenschaftler fordern 60% sofort - , und dass markt-wirtschaftliche Instrumente wie der Emissionshandel nicht geeignet sind, das Klima zu retten, weitere bedrohliche Tendenzen in den aktuellen Diskussionen. 
Eines der zahlreichen Schlupflöcher aus den Reduktionsverpflichtungen der Industrie-staaten ist der Emissionshandel mit den Ländern des globalen Südens, die keine Reduktions-verpflichtungen haben. Dabei finanzieren die Industriestaaten „Klimaschutzmassnahmen“ im Süden und bekommen die Einsparungen aufs eigene Konto gutgeschrieben. Zu diesen Mass-nahmen zählt auch der Bau von Atomkraftwerken. Nicht nur, dass durch den Bau kein kg CO2 gespart würde, weil erstens Atomkraft garnicht CO2-frei ist und zweitens vorher gar keine Energie produziert wurde, wo dann das Kraftwerk stände, dieser Passus würde zu einem enormen Push der Atomlobby führen. Die Industriestaaten kämen ihren Verpflichtungen nach und fördern gleichzeitig die heimische Atomindustrie. Und die expandiert in Ländern, wo sich die Leute nicht gleich bei jedem Castor querstellen, wo sich aber durchaus Leute finden, die sich auch für die andere Seite der Medaille, die militärische „Nutzung“, interessieren.
Ein andere Schlupfloch führt uns zu der grossen Zukunftstechnologie dieses Jahr-hunderts, der Gentechnik. Es geht um sogenannte Senken, das sind Systeme, die CO2 aus der Luft binden, wie z.B. Wälder. Auch die Finanzierung von Senken soll den Industriestaaten angerechnet werden können. Doch neben grossen Problemen bei der Berechnung und Nach-prüfbarkeit - wieviel CO2 hat diese Aufforstung jetzt genau eingebracht, und wer versichert mir, dass der Wald in 20 Jahren immer noch steht, und nicht verbrannt ist ? - gibt es bei der Sache ein prinzipielles Problem: Wenn so ein Wald erstmal ausgewachsen ist, nimmt er kein zusätzliches CO2 mehr auf. Deswegen ist es für die CO2 Bilanz besser, wenn eine Plantage von schnellwachsende Bäumen angelegt wird, die dann regelmässig abgeholzt und wieder aufgeforstet kontinuierlich CO2 einspart und auch noch Geld einbringt. Doch wird so eine Monokultur im ökologischen Sinne nie ein diverses Waldsystem ersetzen können, und wenn natürliche Wälder durch diese CO2 Wälder ersetzt werden, dann mag zwar die CO2Bilanz stimmen, für die Natur und das Klima geht‘s aber weiter bergab. Und findige Wissenschaftler haben auch schon daran gedacht, dass man mit der Gentechnik sicherlich Bäume erzeugen kann, die noch schneller noch mehr CO2 aufnehmen.
Dies sind nur zwei Beispiele, die zeigen, wie der marktwirtschaftliche Ansatz, der von den Konzernlobbyisten bei den UN-Verhandlungen gerade enorm gepusht wird, in die falsche Richtung geht. Es geht dabei immer um Gewinnmaximierung, und auch wenn die Währung jetzt CO2 heisst, und die Gewinnmaximierung bedeutet, zu den geringsten Kosten möglichst viel CO2einzusparen, werden die anderen Faktoren des komplexen Systems Erde dabei völlig ausser acht gelassen. Ob es sich jetzt um ökologische oder soziale Faktoren handelt, dem Klimawandel werden wir nur mit Konzepten begegnen können, die die komplexen Vorgänge in der Natur und in der menschlichen Gesellschaft mit einbeziehen. Wir, die Menschen in den Industrieländern, müssen zu unserer Verantwortung stehen und gegen die herrschende Ungerechtigkeit ein System der Klimagerechtigkeit aufbauen. Das beinhaltet dann sofortige starke CO2-Reduktionsbemühungen, den Stop bzw. der Begrenzung auf Nötigste bei/von klima- und umweltschädigenden Techniken wie der Ölförderung, Kohleabbau, Flugverkehr …. sowie weltweite Solidarität mit den Opfern der Klimakapriolen.
Von den Verhandlungen bei der COP-6 ist dieses leider nicht zu erwarten.
Deswegen ruft die Rising Tide Coalition for Climate Justice zu kreativen direkten Aktionen in Den Haag auf. Wir haben für beide Wochen ein Festival-Programm aufgestellt, das schon am 10.11. mit einem Fackelzug zu Shell in Erinnerung an Kan Saro-Wiwa beginnt. Dabei wollen wir uns jedoch nicht nor auf Shells Grausamkeiten gegen die Ogoni konzentrieren, sondern die Verbrechen der Ölindustrie gegen die lokalen Gemeinden weltweit thematisieren. Es ist eine nette Aktion, die überall leicht durch zu führen ist, und wir würden uns freuen, wenn möglichst vielen Tankstellen in dieser Nacht heimgeleuchtet wird. Weitere geplante Aktionen sind z.B. Unterwasser- oder Fahrraddemonstrationen, Kunstobjekte wie ein schmelzender Eisbär oder eine Installation zu den Fluten in Mozambique, Strassenkonzerte, Anti-Atom Aktionen. Doch der Hauptaugenmerk liegt eigentlich auf der zweiten Woche, wo der Climate Justice Summit Gelegenheit gibt, sich mit Leuten aus aller Welt über den Klimawandel und Strategien dagegen, über den COP-Prozess und die hier nötigen Strategien auszutauschen. Denn neben dem offiziellen Programm des Rising Tide Festivals unterstützen wir inoffizielle und spontane Aktionen am, im und auf dem Konferenzzentrum. Das kann von lustigen, pressewirksamen Sachen bis zum kritischen „Begleiten“ von Industrielobbyisten reichen. Dabei steht uns die Infrastruktur des Indymediacenters zur Verfügung, es wird freies Radio geben und auch der Blauwe Anschlag, der grösste Squat Den Haags bietet vielfältige Möglichkeiten. Was wir allerdings verhindern wollen, ist ein grosser Auflauf von Menschen, denen nicht mehr einfällt, als das Konferenzzentrum zu blockieren. Denn schliesslich sind diese Verhandlungen, so schlecht sie auch laufen, die einzigen offiziellen internationalen Gespräche über dieses lebenswichtige Thema. Deswegen ist all unsere Kreativität gefragt, sie in die richtige Richtung zu beinflussen. Doch wenn dabei am Ende nur Scheisse rauskommt, wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Deligierten solange einzuschliessen, bis sie wieder zu Verstand gekommen sind. Wem das alles zu wage klingt, die wende sich doch an life@emweltzenter.lu für nähere Infos auf deutsch. Auf englisch gibt es bei www.climateconference.org mehr zu lesen und crosswinds@aseed.antenna.nl beantwortet gerne alle Fragen..

LIFE-die ecoCreActive Plattform

6, rue Vauban; L-2663 Luxembourg; tel:429870; Fax: 422242;
email:life@emweltzenter.lu; www.emweltzenter.lu

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