Direct-Action

GRATIS-ESSEN: LEBENSMITTEL UMSONST ORGANISIEREN UND DARAUS AKTIONEN SCHMIEDEN

Wider der Einnischung: Öffentlichkeitsarbeit und direkte Aktionen


1. Einleitung
2. Wege zu Essen und Wohlstand
3. Kooperationen
4. getting complex
5. Wider der Einnischung: Öffentlichkeitsarbeit und direkte Aktionen
6. Müll essen kann zu Strafanzeigen führen - oder doch nicht?
7. Links und Materialien

Selbstorganisierung im Alltag ist immer sinnvoll, aber nur dann ein nach außen wirkendes Projekt, wenn es Schnittstellen zum Widerständigen gibt. Ansonsten droht die Gefahr der Nische, dem alternativen Umgang mit Herrschaft und Verwertung, die gar nicht mehr überwunden werden sollen. Gratis-Netzwerke, Umsonst-Läden oder Container-Koops können sich als Reibungsflächen zur Normalität zu begreifen und mit direkten Aktionen gezielt in öffentliche Debatten eingreifen, Diskussionen anstoßen und für konkrete Projekte werben. Dafür steht wie immer eine breite Palette unterschiedlichster Aktionsformen zur Verfügung - Theater, Subversion, Sabotage usw. Hier ein paar Beispiele ...

Brot-Aktion
Einen ganzen Anhänger containertes Brot (oder anderes Überflussprodukt) in der Innenstadt auskippen. Dazu Transpis ("Werft weg was euch keinen Profit verschafft") und Infoflyer, welche den inhaltlichen Bezug klar machen, über Kapitalismus und Alternativen informieren.

Verstecktes Theater
Eine Gruppe geht in einen Supermarkt, allerdings nicht als Zusammenhang erkennbar. Sie stellen sich an der Kasse an - mit Abständen zwischen ihnen, so dass weitere Menschen einbezogen werden. Der vorderste Wagen ist voll von Produkten des Alltagsbedarf. Die Person (oder zwei) am Wagen schieben an die Kasse und sagen dann laut und deutlich so etwas wie: "Wir haben kein Geld, brauchen aber ja auch was zu essen. Wir wollen das so mitnehmen, ok?". Und dann langsam weiterschieben. Wahrscheinlich entbrennt sofort eine Debatte. Dabei können die weiteren AktivistInnen aus der Gruppe verschiedene Rollen spielen (Unterstützung, Provokation, Pöbeln, Kompromissvorschläge usw.), die nicht von allein durch spontan mitdiskutierende Menschen vorhanden sind. Meist ist sehr schnell eine Utopiediskussion zur Umsonstökonomie möglich, wenn z.B. Menschen formulieren "Wenn das alle machen würden ..." - "Ja, wäre doch toll".

Entwertungsaktionen
Barcodes untauglich machen oder Aufkleber mit Beschriftung wie "Heute umsonst - ohnehin ist ein Leben ohne ständige Bewertung und Preise viel schöner" oder ähnlich in Geschäften auf Produkten und Preisauszeichnungsflächen kleben.

Öffentliches Gratis-Essen, Food Not Bombs
Umsonst-Essen in der FußgängerInnenzone oder sogar in Restaurant, Supermärkten, Kaufhäusern u.ä. kurzzeitig Flächen "besetzen" und dort Umsonstökonomie umsetzen.

Preisverleihungen nutzen
Ökologiosch-soziale Projekte wie Food Coops oder Umsonstläden haben gute Chancen bei Wettbewerben um innovative, nachhaltige Projekte. Entpolitisiert und isoliert haben die gesellschaftlichen Eliten nichts gegen solche Nischen. Preisverleihungen können aber auch als Plattform für politische Reden, Theater oder provokative Aktionen genutzt werden. Bei der Preisverleihung für den Umsonstladen Berlin-Mitte zerrissen die AktivistInnen das ausgehändigte Geld beim Vortragen einer Rede gegen ökonomische Abhängigkeiten, Geldfixierung und zum Erhalt von unkommerziellen Freiräumen. Das löste einigen Wirbel aus und erzeugte Raum zu vielen kleinen Gesprächen.

Bei allen öffentlichen Aktionen ist die Vermittlung wichtig - also immer dabei reden, rundherum auch Menschen haben, die nicht direkt mitmachen, sondern Gespräche führen können. Flugblätter, Zeitungen, Aufkleber bis hin zu Megaphon oder Transparent sind wichtig. Normale Pressearbeit oder subversive (gefälschte Beschimpfungen von Firmen oder Parteien, Wirtschaftsverbänden u.ä.) können das Ganze ergängen.
Direct-Action-Ideen im Internet: www.direct-action.siehe.website.
  • Autor der Anfangsfassung dieses Textes: Espi Twelve ++ als .rtf (Texdokument, u.a. mit Word lesbar)
  • Bericht von einem kreativ geführten Strafprozess gegen einen Container in Lüneburg, in: FR, 14.2.2012 (S. 37)

Eine Zuschrift aus einer Stadt im Norden ...
... wir containern auch ;-)
und das seit Jahren teilweise sehr erfolgreich (z.B. beim Baumarkt), leider gibt es immer mehr Konkurrenz (andere Leute die Containern und die Tafel, die ja die besten Sachen bekommt, bleibt aber immer noch viel übrig).
Von Bäckern können wir jederzeit brot und Brötchen in riesigen Mengen bekommen (geben immer kleines Trinkgeld) Zusätzlich versorgen wir Seminare desöfteren durch Schnorren vom Mark (funktioniert super... die Leute kennen mich schon und geben mir selbst Dinge kostenlos wenn ich etwas kaufen möchte).
- auch wenn das Containern oder Schnorren nicht politisch ist so ändert es mindestens das Verhalten der TeilnehmerInnen (zumindest nach meinen empirischen Erfahrungen über viele Jahre). So kauften wir früher teures Ökofutter und die Leute haben damit rumgeasst die geschnorreten und containerten Sachen werden dagegen häufig nach ende der Seminare noch verwertet (Marmeladegekocht oder Käse hergestellt). Die Sachen werden definitiv anders (höher) geachtet! Selbst bei einem Seminar mit recht hohem Standart (Übernachtung in der Jugendherberge und Vollverpflegung) haben wir den Versuch gestartet und den TeilnehmerInnen 2 Euro für die Verpflegung gegeben und sie mussten damit den ganzen Tag über die Runden kommen. Am ende haben alle das als besonders gelungene Erfahrung gelobt!
- Viele Jahre behaupteten unsere ausländischen Freiwilligen immer containern und Schnorren würde nur in Deutschland fuktionieren. letztes Jahr war aber ein Freiwilliger aus D in Bulgarien und siehe da es fuktionierte dort auch super und er hat dort ein „Foot not Bombs“ Projekt gestartet (das ist doch auch politisch!).

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