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Anschläge auf Infrastruktur


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Schon vor vielen Jahren kämpfte die feministische und militante Gruppe "Rote Zora" gegen die Moderne Gentechnik. Mit Brandanschlägen wurden Labore attackiert.

4. Mai 2000, Gießen: Science Live Mobil in Flammen
Bundesweit sollte ab dem Jahr 2000 ein rollendes Gentechnik-Labor für das Rumfummeln an Pflanzen-DNA werben. Es ging nicht um Aufklärung oder Pro&Contra, sondern SchülerInnen sollten einfach mal selbst Leben schaffen und an den Genen rumbasteln. Doch eine der ersten Stationen überlebte das teure Fahrzeug nicht. Am Abend des ersten Tages wurde GentechnikgegnerInnen durch die Hauschefin (Schuldirektorin der Liebigschule) das Äußern von Kritik an Gentechnik verboten. Auf einem Podium saßen ausschließlich BefürworterInnen der Gentechnik. Unbekannte fanden dagegen die richtige Sprache, nachdem Kritik und Mitreden offenbar unerwünscht waren: Das Science-Live-Mobil wurde durch einen Brandanschlag vollständig zerstört.


AP-Meldung zum Anschlag
Gentechnik-Gegner rufen zu Anschlägen auf
Nach Brandattacke auf fahrbares Genlabor in GießenGießen, 5. Mai

(AP) Nach dem Brandanschlag auf ein fahrbares Genlabor in Gießen hat eine der Polizei bisher unbekannte Gruppe namens "Stadtpartisanen Rhein-Main" per Fax indirekt zu weiteren Attentaten aufgerufen. Das Schreiben ging bei einer Zeitung in Gießen ein, wo Unbekannte in der Nacht zum Donnerstag das "Science-live Mobil" des Bundesforschungsministeriums in Brand gesetzt und einen Sachschaden von 1,5 Millionen Mark angerichtet hatten.Nach Angaben eines Sprechers des "Gießener Anzeigers" riefen die "Stadtpartisanen" in dem am Donnerstagmittag eingegangenen Fax zum Widerstand gegen die Gentechnik auf - zunächst gegen "Symbole" wie die WTO (Welthandelsorganisation), Parteizentralen, das Biotechnik-Mobil und die Expo, später gegen "Herrschaftsstrukturen". Sie hätten sich aber nicht ausdrücklich als die Brandstifter ausgegeben. Der Gießener Polizeisprecher Sigbert Steffens erklärte, das Schreiben sei der Staatsanwaltschaft und dem Landeskriminalamt zugeleitet worden. Dort werde die Sprache analysiert und untersucht, ob bestimmte Passagen schon anderweitig verwendet worden seien.Das Genlabor war vor fünf Wochen von Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn von Berlin aus für rund drei Jahre auf Deutschlandtour geschickt worden und sollte unter anderem in Schulen und auf Messen über die Gentechnik informieren. Der mit zwölf Laborplätzen ausgestattete Sattelzug war in Gießen auf einem Schulhof abgestellt, wo er nachts angezündet wurde.


Stellungnahme des Verbandes der Biologen zu dem Anschlag
Brandanschlag auf Science live - Mobil
Das "Science live - Mobil" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, das am 8. April in Berlin von Frau Bulmahn der Öffentlickeit vorgestellt wurde, ist in der Nacht zum 04. Mai, in Gießen einem Brandanschlag zum Opfer gefallen. Es war dem BioTech mobil nachempfunden, das seit 3 Jahren mit Schwerpunkt in Bayern von jungen Wissenschaftlern betreut, die Durchführung gentechnischer Grundversuche für Oberstufenschüler ermöglicht und über die Grundlagen und Anwendungsfelder der Gentechnik und Biotechnologie informiert.
Es sollte zunächst Schulen in Hessen besuchen und vom 22. bis 27. Mai auf der ACHEMA in Frankfurt der Öffentlichkeit zugänglich sein. Die Schulen werden nun mit einem Ersatzprogramm versorgt und das bayerische BioTech mobil nimmt Messetermine wahr, bis ein neuer Bus vom Bmb+f beschafft und wieder ausgestattet ist. Mit der Entscheidung zur umgehenden Neubeschaffung zeigt die Bundesregierung, dass sie nicht gewillt ist, das Feld der Information über Chancen und Risiken der modernen Biotechnologie und Gentechnik einer gewaltbereiten Minderheit zu überlassen.
Der vdbiol ist dankbar für dieses klare politische Signal. Er wird den offenen und konstruktiven Dialog auf vielen Veranstaltungen zum Thema weiter befördern.
Prof. Dr. Karl Daumer, Präsident des Verbandes Deutscher Biologen


Bundesforschungsministerium: "Science live - Wissenschaft im Dialog" wird fortgesetzt
Aktionsfahrzeug fiel Brandanschlag zum Opfer – „Diskurs mehr denn je notwendig" -Politiker, Gentechnik-Institutionen und Umweltschutzorganisationen verurteilen die Tat

Berlin. - Die Informationskampagne "Science live - Wissenschaft im Dialog: Perspektiven moderner Biotechnologie und Gentechnik" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wird trotz des Brandanschlags auf das Aktionsfahrzeug "Science live-Mobil" definitiv fortgesetzt, die Sicherheitsvorkehrungen werden verstärkt. Allerdings wird ein neues Fahrzeug erst im Oktober dieses Jahres verfügbar sein. Derzeit wird zwischen dem Ministerium und dem Projektträger der Aktion "Science live" ein Übergangsprogramm abgestimmt.
Das "Science live - Mobil" war in der Nacht zum vergangenen Donnerstag, 04. Mai, in Gießen einem Brandanschlag zum Opfer gefallen. Gegen 02.30 Uhr hatte ein Zeuge entdeckt, dass das rollende Labor in Flammen stand. Noch am gleichen Tag ging bei einer Gießener Zeitung ein Bekennerschreiben ein. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, wurde inzwischen eine Belohnung von 5.000 Mark ausgesetzt.
"Wir werden uns auf keinen Fall von unserem Weg abbringen lassen", erklärte Eckhart Curtius, Sprecher des BMBF, bereits am Tag der Tat. Der Brandanschlag bestätige gerade die Notwendigkeit, den Dialog zwischen Forschung und Bevölkerung zu intensivieren. Die Aktion "Science live" werde auf jeden Fall fortgesetzt. "Die kriminelle Tat wird uns nicht von unserer Aufgabe abbringen können, den kritischen Dialog zum Thema Biotechnologie und Gentechnik mit den Bürgerinnen und Bürgern zu führen" bekräftigt Dr. Wolfgang Stöffler, Leiter des Referates für biologische Forschung und Technologie im BMBF. Die Mitarbeiter des Projekts "Science live" haben ebenfalls kein Verständnis für den technologiefeindlichen und undemokratischen Anschlag, zumal das Ziel von "Science live" gerade eine offene Diskussion der Chancen und Risiken der Bio- und Gentechnik auch mit den Gegnern dieser Technologien ist.
Auch Hessens Wirtschaftsminister Dieter Posch (F.D.P.), der das "Science live-Mobil" am Vortag auf eine geplante zehnwöchige Hessen-Rundreise geschickt hatte, verurteilte die Tat als Zeichen für Ignoranz und demokratische Intoleranz. CDU-Vorsitzende Angela Merkel zeigte sich ebenfalls bestürzt. Zahlreiche Gentechnik-Institutionen und die Umweltschutzorganisation Greenpeace haben den Anschlag inzwischen ebenso verurteilt. "Das ist nicht das Mittel, das zu einem demokratischen Verfahren gehört", sagte Greenpeace-Sprecher Michael Hopf am Donnerstag in Hamburg.
Der Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik verurteilte die Tat. Sie demonstriere eine zutiefst undemokratische Einstellung, mit der eine an Fakten orientierte Diskussion in der Öffentlichkeit bewusst blockiert werde. "Eine sachliche Aufklärung und eine wissenschaftliche Auseinandersetzung gesellschaftlicher Gruppen mit der Bio- und Gentechnik soll mit Gewalt verhindert werden", heißt es in einer Presseinformation. Der Gießener F.D.P.-Kreisvorsitzende Andreas Becker bezeichnete "die extremistische Tat gewaltbereiter, rückwartsgewandter Ökonostalgiker" als "skandalöse Straftat in einem bio- und gentechnikorientierten Land."
Die Aktion "Science live: Wissenschaft im Dialog" informiert seit Anfang April auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung bundesweit über Grundlagen und Anwendungsfelder der modernen Biotechnologie und Gentechnik. Kernstück der Informationskampagne ist das "Science live Mobil", ein fahrbares Genlabor, das von drei fachkundigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern begleitet wird.
Das Fahrzeug ist mit zwölf Laborarbeitsplätzen ausgestattet. Zahlreiche Poster und interessante Exponate erläutern die Grundlagen, Verfahren und Anwendungen moderner Biotechnologie und Gentechnik sowie deren Chancen und Risiken in Medizin, Land- und Ernährungswirtschaft sowie im Umweltschutz.


Die Meldung auf Nachrichtenbrettern oder als Kommentare:

Konsequenzen u.a.: Proteste auch bei weiteren Auftritten des zweiten Fahrzeugs (stammt aus Bayern, wurde nicht abgefackelt), z.B. hier ...

Einleitender Absatz in einem späteren Artikel der Jungle World zu Gentechnik
Dass die Produktion des neuen Menschen die Herstellung eines neuen Bewusstseins zur Voraussetzung hat, wurde Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn spätestens Mitte letzten Jahres klar. Damals verübten militante Gentech-Gegner in Gießen einen Brandanschlag auf das 1,5 Millionen Mark teure Science-live-Mobil des Forschungsministeriums. Der Info-Sattelschlepper mit integriertem Genlabor wurde völlig zerstört. Seine Mission, bundesweit Schulen anzufahren, um dort für Biotechnologie zu werben, war damit abrupt beendet.

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