Direct-Action

DIRECT-ACTION: FAKEN, FAKEN, FAKEN

Einleitung


1. Einleitung
2. Technische Tipps für Fakes
3. Fakes auf Papier: Behörden
4. Fakes auf Papier: Firmen
5. Fakes auf Papier: Parteien
6. Fakes auf Papier: Weitere Beispiele
7. Faken im Internet
8. Die Rolle wechseln: Uniformen und andere Verkleidungen
9. Links

Diese Welt ist durchzogen von Codes, Labeln und Moden. Sie ist aufgeladen voll Autorität. Ob Lieschen Müller etwas sagt oder "der Vorsitzender der SPD X-Stadt", der "Präsident von und zu" oder der "Direktor der blablabla" ist ein Unterschied. Anstrengend bis chancenlos erscheint, sich selbst die gleiche Wirkung beschaffen zu wollen. Gegenöffentlichkeit und eigene Vermittlung sind wichtig - aber das Salz in der Suppe ist die Subversion. Sie ist so etwas wie japanische Kampfkunst auf politische Aktion angewendet: Die Wucht des Gegners nutzen für die eigenen Ideen. Zum Beispiel statt zum x-ten Mal gegen die Agenda 2010 wettern, diese noch überdehnen und als SPD-Gruppe die Erweiterung Agenda 2020 ankündigen. Oder verdeckt als Straßentheater agieren. In einer Veranstaltung statt protestieren sich überidentifizieren mit den benannten Zielen - Law and Order, Wirtschaftsorientierung oder Aufrüstung bejubeln, einfordern. Plakate nicht mehr überall selbst kleben, sondern bestehen unauffällig verändern, aber die Aussage verdrehen.

Kurzfilme mit Beispielen und Anleitungen: Kommunikationsguerilla ++ Gegen Konzerne
Kapitel zu Kommunikationsguerilla mit Beschreibungen und Beispielen aus einem nie erschienenen Fotoband über kreative Aktionen


Links: Pressebericht über Fake auf Bürgermeisterbriefkopf in Geesthacht. Skandalisiert wurde eine Baumfällaktion (größer durch Anklicken).

"Faken" bezeichnet das Fälschen administrativer und behördlicher Verlautbarungen oder Firmenmitteilungen zu taktischen Zwecken. Ein Fake stützt sich dabei auf die Verfremdung und Erfindung von Tatsachen oder Ereignissen, um einen Bruch in geordneten gesellschaftlichen Verläufen zu provozieren. So könnten die BürgerInnen einer Stadt in der in naher Zeit eine öffentliche Vereidigung von Rekruten stattfindet, plötzlich ein amtliches Schreiben in ihren Briefkästen finden, das alle wehrfähigen BewohnerInnen dazu auffordert, mit selbstgemachten Uniformen und Waffen beim Gelöbnis zu erscheinen, um zu demonstrieren, daß die gesamte Bevölkerung hinter der Bundeswehr als institutionalisierte Hüterin der nationalen Sicherheit steht.
Fakes benötigen ein verstörendes Moment, sind darauf angelegt, Irritation auszulösen und Ambivalenzen zu aktivieren. Im Fall des oben genannten Schreibens: Das Gefühl einer amtlichen Anordnung Folge leisten zu müssen bricht sich mit der Empörung über eine derartig unverschämte Einmischung des Staates in das Leben seiner BürgerInnen - wer hat schon Lust, sich mit Holzgewehr und Karnevalsuniform zum Affen zu machen.
Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, müssen die Fakerinnen nicht nur ein professionelles Aussehen der Fälschung bemühen (amtliche Briefköpfe, sauberes Papier - bei Werbefakes aufwendige Gestaltung) sondern auch Sprache und Stil der Gefakten überzeugend kopieren. Andernfalls erscheint ein gut durchdachtes Fake bloß als billiger Scherz. Die Fälschung muß einerseits plausibel erscheinen, aber auch durch die falsche Information verunsichernd wirken und nicht so überzeugen, daß es den imitierten Machtdiskurs nicht verstärkt und Gehorsam nach sich zieht, sondern Empörung und Auflehnung. Das Fake benutzt die Sprache und die Informationskanäle der Macht, um sie ihrer Legitimität zu berauben.
Die meisten Fakes ziehen ziemlich rasch ein Dementi der Gefakten Seite nach sich, oft ein Indiz für die Qualität der Anstrengungen der FakerInnen. Besonders wirkungsvoll ist es, diese Dementis als Fake zu denunzieren, oder gleich ein Dementi zu faken, ohne daß dem eine Fälschung vorausgegangen wäre. So kann beispielsweise ein Fax an regionale und überregionale Medien rausgehen, indem eine Firma bestreitet, sie plane einen Atuobahnbau durch ein Waldgebiet ohne Rücksicht darauf, was die umliegend lebenden Menschen davon halten - das sei eine Falschmeldung von radikalen Ökos und Baumkletterern gewesen. Das Thema ist nun Gegenstand öffentlicher Debatte und die VertreterInnen der Autoindustrie müssen sich gut überlegen, wie darauf zu reagieren ist, ohne sich in die Scheiße zu reiten.


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