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G8: VORBEREITUNG AUF DEN GIPFEL 2007 MIT KRITISCHEN BLICKEN AUF DIE ORGANISIERUNG

Strategietexte zu Beginn


1. Die Lage zu Beginn
2. Strategietexte zu Beginn
3. Die Vorbereitung: Einheit, Zentralität, Geschlossenheit
4. Welche Strukturen entstanden?
5. Die "Choreografie des Widerstands": Zentral, groß, mediengerecht
6. Der Kampf um die Definitionsmacht in Sachen "Aktionsformen": Gewalt - Ja oder Nein?
7. Gesammelte Bewertungen
8. Weitere Texte, Analysen und Berichte

Verschiedene, üblicherweise hegemonial auftretende Gruppen und Zusammenhänge produzierten die üblichen Papiere, die als Vorschlag für das Gemeinsame gedacht waren. Damit erfolgt der Versuch, die eigenen Ideen dem Gesamten aufzudrücken. Ein Prozess der Erarbeitung wird abgekürzt, Vielfalt von nebeneinanderstehenden Positionen ist nicht gewollt. Meist entsteht sie aber trotzdem und auch gerade durch die Hegemonialkämpfe, denn da mehrere Positionen eingebracht werden, laufen Spaltungen zwischen diesen Gruppen mit Führungsanspruch. Genauer: Sie laufen zwischen deren Eliten - Geschichte ist die Geschichte der Elitenkämpfe.

Blicke in die Papiere

Intellektuell aufgeladen klingt es im Papier von "nolager bremen":
statt uns auf die suche nach einer thematischen zuspitzung zu begeben, möchten wir vorschlagen (...) mit einer art transthematischen klammer zu experimentieren ... konkret möchten wir als eine solche klammer das motto "globale rechte aneignen!" vorschlagen.
Anmerkung: Zum Begriff "Recht" siehe hier ...

Aus dem Papier "Zum Konsens im Dissens" der konsens-vorschlagenden Gruppen:
Wir finden, dass zu einer hierarchieablehenden Organisierung auch die Reflexion der internen Umgangsweisen gehört. Und eine Form von "Konsens" halten wir für die in dieser Hinsicht grundsätzlich beste Art der Entscheidungsfindung, beim Treffen in Hamburg gab es dazu auch keine Gegenvorschläge.
Anmerkung: Zur Kritik an Entscheidungsfindung insgesamt sowie speziell an Konsensverfahren und den alternativ von anderen vorgebrachten Mehrheitsabstimmungen. Zu Vorschlägen des Verzichts auf Entscheidungsfindung ...

Zu Organisierungsfragen in der AVANTI-Zeitung vom 12.12.2005
Die Aufgabe einer radikalen Linke muss es sein, diese Bewegungsdynamik zu befördern. Dazu braucht es die Kritik und Auseinandersetzung mit der Linkspartei und ihren autoritär-sozialstaatsromatischen Tendenzen, gleichzeitig aber auch die Bereitschaft zur offenen und fairen Zusammenarbeit auf der Ebene sozialer Bewegungen. ...
Bewegung braucht Organisation
Um eine Gegenmacht zum globalisierten Kapitalismus zu entwickeln, die den Lauf der Welt tatsächlich ändern kann, braucht es als Grundlage die beschriebenen Prozesse der Stärkung und des Zusammengehens von Bewegungen. Aber es braucht auch die organisierten Kräfte in den Bewegungen, diejenigen, die sich die Aufgabe der Entwicklung einer interventionistischen Linken bewusst stellen. Zu dieser Aufgabe wird AVANTI seinen Beitrag leisten.


EIN Profil, EINE linke Strömung, mit EINER linksradikalen Forderung
Aus dem Papier von fELS
Wir möchten gerne, dass die linksradikale Mobilisierung ein Profil hat, das auch innerhalb einer gesellscahftlichen Debatte erkennbar ist. Das mediale Szenario bzw. die Vermittlung der Inhalte ist unserer Auffassung nach ein zentraler um nicht zu sagen der neuralgische Punkt: Wer bringt wie die eigenen Inhalte an die Öffentlichkeit? ... Das ist auch ein wesentliches Argument dafür, dass wir Teil der Interventionistischen Linken sind und uns für einen breiten Bündnisprozess einsetzen, in dem eine linke Strömung sichtbar ist. ...
Die Stärke der undogmatischen Linken ist mitunter ihr Problem: Die Vielfalt ...


Kommentar
Die Darstellung eines Gegensatzes von "Unorganisiert, chaotisch, uneffizient" und "Organisiert, handlungsfähig, effizient" erinnert an die Diffamierung von Selbstorganisierungsprozessen und Herrschaftsfreiheit durch Regierungen bis AnhängerInnen autoritärer Ideologien. Auch dort bedeutet die Abwesenheit von Ordnung und Kontrolle immer gleich Chaos und Anarchie, Faustrecht und Hunger. Das binäre Denken, das dahintersteckt, ist tatsächlich vorhanden (Populismus und verkürzte Analyse bauen auf Schwarz-weiß bzw. Gut-Böse auf), aber auch taktisch bedingt, denn das eigene Machtstreben ist gut hinter dem Warnen vor Chaos und Faustrecht (Gesellschaft) bzw. vor Uneffizienz und Durcheinander (Debatte in Bewegung) zu verstecken. Es geht den ProtagonistInnen dieses Schein-Gegensatzes um Macht sowie um die Verschleierung dieses Interesses. Sie verhindern damit eine Debatte um Organisierungsformen, die Horizontalität mit Produktivität, Kooperation und Autonomie koppeln. Durch die Reduzierung auf die zwei Schein-Alternativen wird nach der 2-Haufen-Scheiße-Theorie einfach etwas Schlechtes durch das Angstschüren vor noch etwas Schlechterem gehypt.

Aus einem Aufruf der Interventionistischen Linken vom 19.1.2006
Wir hoffen, dass auf dieser Konferenz die Initiativen aus allen Spektren der Linken zusammen kommen: Die lokalen Sozialforen, Erwerbslosen- und Sozialinitiativen, Antifagruppen, Flüchtlings-Initiativen, Umweltgruppen, bewegungsorientierte Linksradikale, autonome Gruppen und PGA-AktivistInnen, 3.Welt- und Kirchengruppen, attac und die no-global-Netzwerke, traditionskommunistische und trotzkistische Organisationen, Gewerkschaftsgliederungen und -jugendverbände, Linkspartei (PDS und WASG) usw. Darüber hinaus treten wir als Interventionistische Linke dafür ein, dass die Rostocker Konferenz das Startsignal für ein großes und breites Anti-G8-Bündnis setzt, in dem alle relevanten Gruppierungen an den Vorbereitungen gleichberechtigt teilnehmen können. Hierfür schlagen wir einen Grundkonsens vor, der um die Unterschiede wissend ein offenes Miteinander ermöglicht, nicht zu eng gefasst ist und dennoch klar Position bezieht:
- Die eindeutige Delegitimierung der G-8
- Die gegenseitige Anerkennung unterschiedlicher Aktions- und Widerstandsformen
- Ein solidarischer, verlässlicher Umgang miteinander, der verbindliche Absprachen erlaubt
- Eine klare und offensive Abgrenzung gegenüber rechtspopulistischen und rechten Kräften.


Kommentar
Schon die Vorbereitung der Konferenz zeigte, was tatsächlich Stil der Eliten ist: Intransparenz war die meiste Zeit prägend. Der Anspruch, dass alle zusammen arbeiten sollen, ist meist der Vorwand, dann im Namen aller aufzutreten. Dass gleichzeitig mit dem Anspruch, es sollen alle mitmachen, schon formuliert wird, was für alle dann zu gelten hat (das wird nicht mit den anderen abgeklärt), ist typisch für die Eliten sozialer Bewegung, die immer Offenheit predigen und tatsächlich autoritär steuern. Dabei dürften den Führungskadern klar sein, dass mehrere ihrer Vorfestlegungen hochumstritten sein dürften, z.B. das Mitmachen von Parteien und die Existenz "verbindlicher Absprachen" - das klingt klar nach Abstimmungsritualen und Kollektivität.

Aus einem Protokoll zur Debatte über die Konferenz in Rostock
es gab aber, besonders bei den aktions-konferenz-besucherInnen, einen konsens, dass es manipulationsversuche seitens der veranstaltungs-gruppen gegeben habe, z.b. in der entscheidungsfindung vor plena, im arrangement einer erst im nachhinein mitgeteilten pressekonferenz, auf der dann auch noch geäußert wurde, was das plenum vorher bereits abgelehnt habe („weißrussland“).

  • Nie beachtet: Vergleichbare Vorgänge von Macht und Steuerung acht Jahre vorher: G8-Gipfel 1999 Köln - Auswertungsreader (PDF)

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