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FISHBOWL

Gefahren


1. Einleitung
2. Beschreibung der Fishbowl-Methode
3. Chancen
4. Gefahren
5. Links und weitere Infos

Nicht geeignet ist die Fish Bowl für reine Entscheidungsangelegenheiten, weil es nicht gelingt, festzustellen, wieviele Menschen welche Positionen vertreten. Als Abwandlung wurde eine Variante zur Entscheidungsfindung entwickelt. Danach gibt es die beschriebene innere Runde, die Menschen drumherum sitzen aber auch in kleineren Runden. Jede äußere Runde hat eine Person in der Mitte, kann aber gleichzeitig auch die Frage diskutieren, die Debatte in der Mitte prüfen und durch Entsenden einer anderen Person immer wieder neue Überlegungen und Positionen in die Mitte bringen. Entschieden ist etwas dann, wenn eine Einigung aller erreicht ist (Konsens) oder ausreichend viele Gruppen sagen, an etwas mitzuwirken (z.B. Aktionsplanung).

Es gibt immer wieder viele Bedenken gegen die Fish-Bowl. Viele Menschen haben Angst, ein Verfahren zu starten, bei denen es nach dem Beginn keine hierarchischen Eingriffsmöglichkeiten (seitens der VeranstalterInnen, der „Wichtigleute“ usw.) mehr gibt. Doch genau das ist das Ziel! Der Protest aus „Wichtigkreisen“ oder deren Versuche, Hierarchie zu reorganisieren, muß als Versuch der immer konservativen Orientierung von Macht entlarvt werden, den Status Quo zu erhalten. Leider ist das ziemlich häufig: Weil "FishBowl" cool klingt, gibt es sie auch auf Kongressen und Treffen, die von Eliten organisiert werden. Meist ist es Etikettenschwindel und verschleiert die Hierarchien.
Beispiele:
  • Beim BUKO 1999 setzten FunktionärInnen des BUKO eine Moderation in der Fish Bowl durch - das Verfahren scheiterte erwartungsgemäß, die Leute hielten Reden, drehten sich teilweise sogar zum Publikum um.
  • Einen ähnlichen Fall gab es im August 2004 in Berlin. Wegen der schlechten Akustik mußte ein Mikrofon benutzt werden. Das veranlaßte die Teilnehmer der ersten Runde zum Redenhalten statt Miteinander-Reden. Das war dann auch nicht mehr zu ändern. Mikrofone sind Gift für eine Fish Bowl, wenn jeweils nur eineR das Mikro hat und nicht alle in der Mitte gleichberechtigt zu hören sind.
  • Nicht aus Unkenntnis, sondern ganz gezielt hierarchisiert wurde eine FishBowl auf dem Wir-haben-es-satt-Kongress in Berlin. Es gab acht Stühle, davon einer für die Moderation. Wieder gab es ein Mikrofon, aber jetzt saßen auf fünf Stühlen NGO-Spitzenleute. Da der Pöbel diese natürlich nicht anrühren darf, waren diese fünf Stühle tabo, d.h. die Eliten blieben da immer sitzen. Nur zwei Stühle waren frei. Dort durfte sich Publikum hinsetzen - und immer auch nur sich selbst rauskicken. Zudem wurde es moderiert. Das hatte mit FishBowl so gar nichts mehr zu tun - hieß aber so.
  • Ganz ähnlich eine Veranstaltung des Instituts für soziale Moderne (ISM). Die fand online statt auf der kommerziellen Plattform Zoom (alles sehr modern ..) - und zwar angekündigt als FishBowl. Was daran FishBowl sein sollte, wurde zu keiner Zeit klar. Es gab drei Hauptreferentis, die am Anfang einige Allgemeinplätze von sich gaben. Dann gab es knapp 10 privilegierte Rednis, die auch noch was sagen konnten. Dann sollte das Publikum auch mal zu Wort kommen, aber die Moderatorin (die es natürlich auch mal wieder gab) musste dann feststellen, dass das Programm so eingestellt wurde, dass das gar nicht ging. Da erinnerte sie sich wieder daran, dass das kein Fehler, sondern so geplant war - und fand das auch plötzlich durchaus richtig. Bei dieser FIshBowl konnte also sich die überwältigende Zahl der Anwesenden gar nicht beteiligen und nicht einmal dagegen protestieren (sehr modern ...).

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