Anti-Zwangspsychiatrie

WARUM WIDERSTAND?

Stimmen gegen die Gentechnik


1. Begründungen der FeldbefreierInnen von Gießen (2006)
2. Begründungen weiterer FeldbefreierInnen und -besetzerInnen
3. Die sichere Insel der Gentechnikfreiheit gibt es nicht!
4. Argumente gegen Gentechnik
5. Stimmen gegen die Gentechnik
6. Zu den sog. Vorteilen der Gentechnik
7. Themen und Links

Aus einem Interview mit dem Reinhard Jung, Geschäftsführer des Bauernbunds Brandenburg, in: taz, 9.8.2008
Aber als Verbraucher von Saatgut, als Landwirt, bin ich strikt gegen die Anwendung der Gentechnik.
Warum?
Weil gentechnisch veränderte Lebewesen patentiert sind und wenige Großkonzerne uns damit das bäuerliche Eigentum an Pflanzen und Tiere wegnehmen wollen. Eine Koexistenz von konventionellen und genmanipulierten Kulturpflanzen ist nicht möglich, die Hersteller weigern sich, die Haftung zu übernehmen. Und durch das Patentrecht begibt man sich in eine totale Abhängigkeit von der Industrie. ...
Gentechnik ist in Brandenburg eine Randerscheinung von Betrieben, die ihren Ackerbau nicht im Griff haben. ...
Es gibt keine Notwendigkeit, Gentechnik anzuwenden. Der Maiszünsler, vor dem uns der Genmais schützen soll, ist zwar ein neuartiger Schädling, aber Schädlingsbekämpfung beherrschen wir Landwirte schon seit 1.000 Jahren - auch ohne Gentechnik. Mit vernünftiger Fruchtfolge und intensiver Bodenbearbeitung kann der Maiszünsler auch so wirksam bekämpft werden, im Zweifelsfall spritzen wir ein Insektizid. Das ist immer noch besser, als alle Pflanzen vorbeugend zu vergiften, wie das beim Genmais der Fall ist.


Rede des Bundestagsabgeordneten Dr. Wolfgang Wodarg (SPD) am 26.3.2009:
In der Entwicklungspolitik gibt es zurzeit ein sehr wichtiges Thema: dass die Agrarindustrie sich überall in der Welt Flächen kauft. Wir haben gesehen, dass in Madagaskar ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche von einer einzigen Firma aufgekauft wurde, die dort eine Monokultur plant. Ich habe mit einer Delegation aus Kongo-Brazzaville gesprochen, die mir berichtet hat, dass entlang der Eisenbahnlinien – das sind viele Hundert Kilometer – ein 20 Kilometer breiter Streifen aufgekauft worden ist, auf dem der Wald gelichtet und Ölpflanzen angebaut werden sollen. Auch die Paraguayer haben von ihren Konflikten berichtet. Sie haben große Sorge, weil sehr viele Menschen von ihren Ländereien vertrieben werden, die als Kleinbauern ihre Existenz durch Subsistenzwirtschaft gesichert haben und jetzt in müssen wir anschließend mit unseren Entwicklungshilfeprogrammen dafür sorgen, dass sie nicht verhungern und menschenwürdig leben können. Das sind die Folgen einer Agrarindustrie, die weltweit eine große Rolle spielt. Es ist nicht so, dass die Menschen durch das Vorgehen der Agrarindustrie mehr zu essen haben. In der Entwicklungspolitik sehen wir vielmehr das Gegenteil: Die Agrarindustrie verjagt Menschen, die vorher zu essen hatten, und sorgt dafür, dass wir hier jeden Tag billiges Fleisch auf dem Teller haben.
Das ist der Motor dieser ganzen Misere. In meinem Wahlkreis gibt es eine Wurstfabrik, die sehr fleißig und produktiv ist. Dort arbeiten Frauen bei 4 Grad an einer Wurstabfüllmaschine im Gruppenakkord; das heißt, sie passen auf, dass jede von ihnen Leistung bringt. Wenn eine Frau nicht so gute Leistung bringt, verdirbt sie den Schnitt der Gruppe. Das ist schon psychologisch ein riesiges Problem. Diese Frauen arbeiten für etwa 1 000 Euro im Monat, und sie müssen bis zu 50 Kilometer zur Arbeit fahren, und das, damit die Würstchen dieser Fabrik bei Lidl oder Aldi billiger angeboten werden können als die von der Konkurrenz. Damit die Frauen sich diese Würstchen überhaupt leisten können, müssen sie so billig sein. Das ist ein horrender Kreislauf, in dem wir da stecken, der eine Katastrophe für die Landwirtschaft und die Menschen bedeutet, nicht nur in den Entwicklungsländern, sondern auch hier bei uns. Grundsätzlich ist es doch so, dass wir, um gut leben zu können, nicht nur billige Nahrung haben möchten, sondern darüber hinausgehende Wünsche haben. Wir wollen in einer Landschaft leben, in der wir uns gerne bewegen. Wir wollen nicht in bestimmten Jahreszeiten durch große, dreieinhalb bis vier Meter hohe Maiswände fahren und die Landschaft gar nicht mehr sehen, obwohl das Land ganz flach ist. Wir wollen mobil sein in der Landschaft und einander besuchen können.
Wenn Sie sich anschauen, was in den Städten aus der Mobilität geworden ist, wenn Sie sich das Blech anschauen, das auf den Straßen steht,
weshalb die Kinder nicht mehr allein auf die Straße gehen können, dann sehen Sie, dass auch dort etwas verkehrt läuft. Wir alle wissen, dass wir eine Energiewende brauchen. Aber das gilt nicht nur für den Spritverbrauch, es gilt auch für unsere Ernährungsgewohnheiten. Daran geht kein Weg vorbei. So wie wir jetzt handeln, machen wir die Welt kaputt.
Auch wenn wir hocheffizient so weitermachen, ist das keine positive Lösung. Denn unsere Wirtschaft entwickelt sich sehr schnell und im Wettbewerb, aber leider in die falsche Richtung. Hier besteht die Möglichkeit, etwas zu ändern. Ich will Ihnen ein Erlebnis schildern, das ich gleich zu Anfang meiner parlamentarischen Laufbahn hatte und das mich damals ziemlich umgehauen hat. Ich bin auf einer parlamentarischen Konferenz im Süden Englands gewesen, einer trilateralen Konferenz, bei der – auf Initiative von Helmut Kohl, Mitterrand und Major – französische, englische und deutsche Parlamentarier versammelt waren. Wir hatten uns gemeinsam landwirtschaftliche Betriebe
angeschaut. Ich war ja die ersten Jahre im Landwirtschaftsausschuss. Anschließend haben wir sehr gut gegessen. Wir waren eingeladen, saßen an einer Tafel mit Silber, es gab rosa Vorhänge; wunderschön war das. Rechts neben mir saß ein englischer Kollege, mit dem ich mich über die Probleme der dortigen Landwirtschaft – das war noch vor der BSE-Krise – unterhalten habe. Mein Nachbar links neben mir sprach französisch. Ich dachte zunächst, er sei von der französischen Delegation. Als ich ihn fragte, woher er käme, antwortete er: aus Brüssel. Dass jemand aus Brüssel bei einer trilateralen Konferenz anwesend war, erschien mir unpassend. Also habe ich ihn gefragt, wen er vertreten würde. Er antwortete: die Firma Monsanto. Auf meine anschließende Frage, was er dann hier mache, antwortete er, dass seine Firma die ganze Veranstaltung finanziert.
Die Firma Monsanto ist vielfach überall auf der Welt zur Zahlung von Strafen in Höhe von Millionen Dollar verurteilt worden, weil sie Politiker Welt etabliert, die bewirken, dass Menschen Hunger leiden. Ich habe kein Vertrauen in diese Firma wie auch in andere große industrielle Agrarfirmen, die natürlich die Ansprüche ihrer Aktionäre befriedigen müssen und die erst an zweiter Stelle – vielleicht aus Marketinggründen – die Ökologie berücksichtigen. Ich wünsche mir, dass wir unseren Weg finden. Ich wünsche mir, dass wir eine Verbindung herstellen zwischen unseren Verbrauchsgewohnheiten und dem, was durch sie in der Welt verursacht wird. Wenn wir diesen Zusammenhang nicht sehen, dann springen wir zu kurz.
Mit meiner Fraktion bin ich dagegen, dass wir in diesem Jahr – bis zum April müssen wir darüber entscheiden – den Mais der Firma Monsanto in Deutschland ansäen lassen. Ich möchte, dass wir den Anbau verbieten, wie es in Rumänien, Frankreich, Österreich, Ungarn, Griechenland, Polen und Luxemburg der Fall ist. Wenn Sie sich die Karte ansehen, auf der dargestellt ist, wo der Mais dieses Jahr angebaut werden soll, dann können Sie erkennen, dass das nur in den östlichen Bundesländern der Fall ist. Ich habe für den Europarat einen Bericht zur Grünen Gentechnik erstellt. Gentechnisch veränderte Pflanzen werden mit Ausnahme von Spanien vorwiegend im Osten Europas angebaut. Wir haben uns also in Osteuropa vor Ort angeschaut, warum dies so ist, und festgestellt, dass die Menschen in diesen Ländern überhaupt nicht wissen, was in ihrem Land angebaut wird. Sie haben deshalb auch kein Problembewusstsein. Die großen Konzerne bestechen Politiker und schaffen dort Tatsachen. Auf diese Weise wird die Grüne Gentechnologie dort eingeführt, was bewirkt, dass gentechnisch veränderte Pflanzen überhaupt nicht mehr wegzukriegen sind. Sie sind überall. Es gibt außerdem noch Gentransfers in die Natur, die zu Verunreinigungen führen.



Hessische Landesregierung (Juli 1995)

Aus der Schrift "Gentechnik - was ist das?"

Landwirtschaft
An allen wichtigen Grundnahrungsmitteln wie Mais, Reis oder Kartoffeln sowie an vielen Gemüse- und Obstpflanzen werden gentechnische Manipulationen versucht bzw. sind bereits vorgenommen worden. Lange Zeit warben die Befürworter der Gentechnik damit, daß der weltweite intensive Anbau transgener Kulturpflanzen die beste Möglichkeit sei, die Versorgung der Weltbevölkerung mit Nahrung zu gewährleisten. So auch die "Pro Gentechnik"-Initiative 1992, die eine Lockerung der Auflagen und Vorsichtsmaßnahmen bei Freisetzungen erreichen will. Schon heute zeichnet sich jedoch ab, daß sich Länder der sogenannten Dritten Welt, in denen die Versorgungslage besonders dramatisch ist, die High-Tech-Pflanzen und -tiere nicht leisten können, in Industriestaaten wird sich die - staatlich subventionierte - Überflußproduktion möglicherweise noch deutlich steigern.
Obwohl selbst Industrievertreter mittlerweile einräumen, daß die Gentechnik bei der Bekämpfung des Welthungers eine vernachlässigbare Rolle spielt, haben die großen Chemie- und Petrokonzerne viele mittelständische Saatgutunternehmen aufgekauft: Mehr als 90 % der Saatgutfirmen sind bereits in ihrer Hand. Das Marktinteresse konzentriert sich hierbei auf die Entwicklung von Kulturpflanzen, die z.B. gegen firmeneigene Pflanzen"schutz"mittel (Herbizide) resistent gemacht wurden. (Bringt der Landwirt das Totalherbizid aus, können nur die gentechnisch manipulierten Pflanzen überleben, alle anderen Pflanzen werden abgetötet. Solches Saatgut ist nur in Verbindung mit dem entsp rechenden Totalherbizid sinnvoll und wird den Bauern auch nur im Paket Saatgut/Herbizid angeboten werden.) Die von der Industrie lange gepriesenen Vorteile dieser Kombination wie verringerter Pflanzenschutzmitteleinsatz oder besserer Erosionsschutz ließen sich in aufwendigen Untersuchungen nicht bestätigen. Ökologische Probleme dagegen sind vorprogrammiert. Dazu gehören: Auswirkungen der Totalherbizide auf das Bodenleben, eine Ausbreitung der Resistenz durch Pollenflug auf nahe verwandte Wildkräuterarten oder eine Verwilderung der manipulierten Pflanzenarten. Befürchtet wird auch eine dramatische Zunahme des Artensterbens, da die Totalherbizide bei ihrem Einsatz nur manipulierte Nutzpflanzen überleben lassen. Ökologen haben errechnet, daß im Durchschnitt jede Wildpflanzenart zwölf Tierarten versorgt (Nahrungskette). Durch den intensiven Anbau herbizidresistenter Pflanzen könnten auch diese in ihrem Überleben bedroht sein. Ca. 2/3 der weltweit verwirklichten Freisetzungsversuche wurden mit herbizidresistenten Pflanzen durchgeführt. In der Bundesrepublik Deutschland wurden bislang 44 Einzel-Freisetzungsversuche genehmigt; 24 der Versuche - mit transgenen Zuckerrüben, Kartoffeln und Mais - wurden bereits durchgeführt (Stand August 94).
Industrieinteressen stehen nicht nur im Vordergrund bei der gentechnischen Veränderung unserer Nahrungsmittelpflanzen. Die Landwirtschaft wird als Rohstofflieferant für die technische Verarbeitung entdeckt, da es z.B. auf Erdöl basierende Grundstoffe nur in begrenzter Menge gibt und nach Alternati ven gesucht werden muß. 1993 wurden in Deutschland die ersten Freilandversuche mit transgenen Kartoffeln genehmigt, die als "nachwachsende Rohstoffe" einen Grundstoff z.B. für die Kunststoff- und Textilindustrie liefern sollen. In den Kartoffeln, die natürlicherweise zwei verschiedene Stärkearten produzieren, wurde die Bildung der einen Stärkeart, die für die industrielle Verwendung nicht interessant ist, durch einen gentechnischen Eingriff blockiert. Sie produzieren nur noch die für die technische Verarbeitung höherwertige Stärkeart. Die Kartoffelpflanzen sind 1993 und 1994 in Stöckheim/Niedersachsen ausgepflanzt worden. Seit 1994 testet die Firma Hoechst an fünf verschiedenen Orten in Deutschland in Freilandversuchen BASTA-resistenten Raps (BASTA = Totalherbizid). Die belgische Firma Plant Genetic Systems hat einen Antrag zur Vermarktung von Raps gestellt, der ebenso BASTA-resistent ist. Diese Pflanzen sollen zur Gewinnung von technischen Ölen dienen. Eine Zulassung für den Nahrungs- und Futtermittelsektor wurde nicht beantragt, weil die gesundheitlichen Fragen noch nicht geklärt sind. Rapshonig jedoch ist mit 10% anteilig in jeder Honigsorte. Auf diesem Weg können Pollen und Nektar der transgenen Rapspflanzen doch noch in die Nahrungskette des Menschen gelangen.
Aber nicht nur Pflanzen sind Ziel gentechnischer Eingriffe. Auch Nutztiere sollen "optimiert" werden. Moderne Fischfarmen z.B. überschwemmen mit Edelfischen wie Lachs und Forelle den Markt und haben einen deutlichen Preisverfall dieser Spezialitäten bewirkt. Hier soll eine weitere Ertragsteigerung erzwungen werden:
Von Lachsen wurde berichtet, daß sie durch den Einbau eines fremden Wachstumhormongens bis zum 37fachen des Normalgewichtes heran wachsen können; das "Kälteresistenzgen" von arktischen Flundern soll ermöglichen, daß Zuchtlachse in kälterem Wasser prächtig gedeihen.
Auch hier geht es vorrangig um Marktinteressen. Sicherheitsfragen nach ökologischen Risiken und selbst nach der Bekömmlichkeit der transgenen Fische werden nur unzureichend bearbeitet.
Nur große landwirtschaftliche Betriebe werden sich den Einsatz der High-Tech-Pflanzen und Tiere leisten können. Damit ist zu befürchten, daß diese Entwicklung zu einer weiteren Vernichtung der Existenzen bäuerlicher Familien beitragen wird.
Freisetzungen gentechnisch veränderter Organismen sind insgesamt kritisch zu hinterfragen, da dies ein unumkehrbarer Weg ist. Zeigen z.B. die manipulierten Organismen außerhalb des Labors neue Eigenschaften oder verhalten sich ganz anders als geplant - und dies geschieht sehr häufig (s. Kasten Methodisch bedingte Risiken, S. 16) -, gibt es in der Regel keine Möglichkeit, diese Lebewesen ins Labor zurückzuholen. Dies trifft auch auf Pflanzen und Tiere zu. Zudem können sie sich vermehren, sich durch Genaustausch über die Fortpflanzung verändern und z.T. auch aktiv fortbewegen. Transgene Bakterien werden mit Luft und Wasser sehr schnell über größere Entfernungen verbreitet. Trotz dieser möglichen Probleme wurde dem französischen Tabakkonzern Seita nicht nur die Genehmigung erteilt, herbizidresistente Tabakpflanzen im Freiland anzubauen; der Tabak darf auch weiterverarbeitet und vermarktet werden.

Gentechnik vernichtet Arbeitsplätze
Aus einem Interview mit der ehemaligen NRW-Umweltministerin, Bärbel Höhn, in: FR, 19.8.2006, S. 12:
Die Agro-Gentechnik ist kein Innovationsmotor, sondern eine Risikotechnologie. Sie kostet Arbeitsplätze, bringt Bauern um ihre Absatzmärkte und gefährdet den boomenden Ökolandbau massiv.


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