Anti-Zwangspsychiatrie

RÜCKBLICKE 2005-2006

Regionale Projekte


1. Überblick und Konzeptentwicklung „Offene Räume“
2. Regionale Projekte
3. Bericht der Stiftungsarbeit im Bereich „Offene Medien“
4. Bericht der Stiftungsarbeit im Bereich „Offene Kulturarbeit“

Bericht der Stiftungsarbeit in Berlin
Berichterstatter und Koordinator: Jens Herrmann, Stiftungsrat (Berlin)

Projekt „Brunnenstrasse 183, Berlin-Mitte“ (Hausprojekt, Umsonstladen, Gemeinschaftsräume)
Der Jahreswechsel 2005/2006 stand ganz im Zeichen des Hausprojektes Brunnenstrasse 183 in Berlin-Mitte. Das Hausprojekt wird seit fast 10 Jahren in Selbstverwaltung geführt, befindet sich jedoch nicht im Eigentum der NutzerInnen und MieterInnen. Im Haus befinden sich auch der Berliner Umsonstladen (ein Projekt solidarischer Ökonomie, in dem Menschen gut brauchbare Dinge abgeben können und Dinge für ihren persönlichen Gebrauch kostenlos bekommen können), ein Vereinscafé mit Bühne und eine Nachbarschaftsküche, mehrere Ateliers und Bandproberäume. Zudem wohnen rund 25 Personen (zwischen 20 und 79 Jahren alt) in dem Haus. Seit vielen Jahren bestehen mündliche Mietverhältnisse mit den BewohnerInnen und Duldungsvereinbarungen mit den Projekten. Gegen Ende des Jahres 2005 erfuhren die BewohnerInnen von der Zwangsversteigerung ihres Hauses. Sie kamen auf die Stiftung zu und ich übernahm eine intensive Hilfestellung und Betreuung für das Projekt. Im Rahmen dieser Hilfe entwickelten wir ein Konzept für den Kauf und die Fortführung der Selbstverwaltung des Objektes. Oberstes Gebot war dabei, ein Konzept zu erstellen, in dem möglichst alle der bisherigen NutzerInnen und MieterInnen im Haus verbleiben können.
Gemeinsam wurden Werbematerialien (Informationsblätter, Werbeplakate, Internetseite [www.brunnen183.de]) erarbeitet und eine intensive Kommunikation mit der Presse aufgebaut, um die Öffentlichkeit besser über den geplanten Hauskauf der Gruppe zu informieren. Zudem fanden umfangreiche Moderationsprozesse mit den HausbewohnerInnen statt, um sich auf ein gemeinsames Wohn-, Finanz- und Baukonzept für die Zukunft einigen zu können. Außerdem vermittelte ich Kontakte zu Trägernetzwerken, wie dem Freiburger Mietshäusersyndikat.
Zudem begannen wir, Gelder einzuwerben, um das Haus bei der Zwangsversteigerung für einen Preis bis zu 265.000€ (mehr als der Verkehrswert der Immobilie) selbst zu erwerben. Innerhalb sehr kurzer Zeit von nur sechs Wochen gelang uns dies. Doch die (versteigernde) Bank war leider nicht bereit mit uns über einen vorzeitigen Verkauf zu verhandeln und verkaufte stattdessen in letzter Sekunde vor der Versteigerung das Haus an den Passauer Arzt Manfred Kronawitter.
Die Stimmung im Hausprojekt war denkbar schlecht und alles drohte zusammenzubrechen. Von nun an engagierte ich mich in der Unterstützung der BewohnerInnen und Projekte, sich auf den Kampf mit dem neuen Hausbesitzer einzustellen, der schon bald ankündigte, er wolle das Haus entmieten und hochwertig sanieren, was auf eine Vertreibung des Hausprojektes hinaus liefe. Ein wichtiger Freiraum – einer der letzten in Berlin-Mitte – würde damit verloren gehen.
Gegenwärtig ist die Auseinandersetzung in vollem Gange. Doch es sieht nicht schlecht aus für die Projektgruppe. Es gelang einflussreiche politische UnterstützerInnen zu bekommen und erste Angriffe des Hauseigentümers abzuwehren.

Projektgründung „KuBiZ Raoul Wallenberg“, Berlin Weißensee
Seit dem Jahr 2004 begleitet die Stiftung FreiRäume das Projekt KuBiZ (Kultur und Bildungszentrum) Raoul Wallenberg durch Beratung und Netzwerkarbeit.
Ziel der Initiative unter Federführung des Vereins soziales Leben und arbeiten (solar e.V.) ist es, im Berliner Nordosten ein antifaschistisches Kultur-, Bildungs, Arbeits- und Wohnprojekt aufzubauen. Dazu bewarb sich die Initiative im Jahr 2005 für den Kauf des ehemaligen Kinder- und Säuglingskrankenhauses in Weißensee. Das große Klinkgelände ging aber an einen konkurrierenden Bewerber. Jedoch blieb für die Initiative das Versprechen von Bezirk und Senat, sich nach alternativen Standorten für das Projekt einzusetzen. So verging das Jahr 2005 im Wesentlichen mit der Sichtung und Überprüfung von Alternativstandorten. Die Funktion der Stiftung war es hier immer wieder, beratend in Sachen Finanzierung, Eigentumsverhältnissen und konzeptioneller Arbeit der Initiative zur Seite zu stehen. Außerdem vermittelte ich Kontakte zu Initiativen, Vereinen und Betrieben der solidarischen/alternativen Ökonomie. Besonderes Interesse der Stiftung war es dabei, die Ideen der Stiftung FreiRäume nach der langfristigen Zweckbindung von Immobilien und Ressourcen an bestimmte von den Gruppen selbst festzulegende Zwecke zu vermitteln. Ich zeigte die Vorzüge dieser Idee auf und beriet über die Möglichkeiten praktischer Umsetzung dieser. Weiterhin setzte ich mich innerhalb der Projektinitiative für die Idee offener Räume ein.
Im Sommer 2006 kam dann endlich der Durchbruch, als die Raoul Wallenberg Oberschule im Bezirk Weißensee geschlossen werden sollte, und der Bezirk das Gebäude der KuBiZ-Initiative zur Nachnutzung anbot. Schon bald kamen der Förderverein der Schule sowie der Jugendclub „Bunte Kuh“ zur Initiative hinzu. Nun steht eine erneute intensive Projektarbeit auf dem Programm. Es gilt erneut ein Finanzierungskonzept sowie eine inhaltliche und architektonische Planung, die auf das Gebäude zugeschnitten ist, zu erarbeiten. Erneut werden Know-how und Kapazitäten der Stiftung dringend gebraucht. Gerne würde die Initiative die Dienste der Stiftung FreiRäume in Anspruch nehmen, um damit einen verlässlichen Partner mit dem Abschluss eines
Erbpachtvertrages mit dem Großbezirk Pankow zu beauftragen. Dem steht jedoch gegenwärtig im Wege, dass die Stiftung noch nicht selbstständig ist. Auch die Pankower Bezirkspolitik würde eine Vertragschließung mit der selbstständigen Stiftung favorisieren.


Bericht der Stiftungsarbeit in Hessen
Berichterstatter und Koordinator: Jörg Bergstedt, Stiftungsrat (Reiskirchen)

Umsonstladen Gießen
Der Umsonstladen Gießen hat bis Dezember 2006 in der Marburger Straße ein Ladenlokal betrieben, der vielfältig und rege genutzt wurde als Umschlagplatz für Haushaltswaren, Kleidung, Spiele, Kindersachen und mehr. Die Initiativgruppe konnte vor allem durch infrastrukturelle Maßnahmen unterstützt werden, z.B. der Einrichtung eines Kontos. Der Idee der Stiftung entsprechend habe ich mich vor allem bei der Herrichtung der Rahmenbedingungen und der Beschaffung dementsprechender Materialien engagiert, u.a. von Computertechnik, Büroausstattung, einem Kopierer usw. Dadurch konnte die Arbeitsfähigkeit der Projektgruppe, die den Umsonstladen betrieb, deutlich gesteigert werden.

Projektwerkstatt in Reiskirchen-Saasen
Diese Einrichtung ist bereits über 15 Jahre alt, seit 1993 mit einem von einem gemeinnützigen Förderverein gehaltenen, größeren Haus (ehemaliger Bauernhof), das eigens für diesen Zweck gegründet und ausgebaut wurde. Über die konkrete Aktivität dieses Vereines geben die Tätigkeitsberichte und Schriften des Vereins Auskunft. Der Vorstand des Vereins, dem ich auch angehöre, hat bereits vor zwei Jahren beschlossen, das Eigentum des Hauses auf die Stiftung zu übertragen, um die Existenz und Sicherung des Raumes von der konkreten alltäglichen Arbeit trennen zu können. Der Verein ist mehr mit den konkreten regionalen Aktivitäten wie Bildungsangebote, Projekte, Öffentlichkeitsarbeit, die Herausgabe von Schriften usw. beschäftigt. Die formale Abkoppelung der Trägerschaft für das Gebäude als Plattform dieser und neuer Aktivitäten ist eine Idee, die stark auch vom Förderverein der Projektwerkstatt befürwortet wurde und wird. Ein Beschluss zur Übergabe des Hauses an die Stiftung liegt dem Stiftungsrat vor einschließlich der Zusicherung, dass der Verein als Rechtsträger der laufenden Aktivitäten weiterhin die laufenden Kosten übernimmt und das Haus im Sinne der Satzung der Stiftung nutzen und weiterentwickeln wird.


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