Antirepression

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Vergangenheitsbewältigung?


In die Mitte der Gesellschaft · Nazis in der Region (GI/VB) · Vergangenheitsbewältigung? · Links (bzw. eher rechts)


Kaum zu glauben: 1949er Wahlplakat der FDP fordert Schluss der Entnazifizierung

2008: Euthanasiearzt des Dritten Reiches wird geehrt
Auszug aus "Die Ehrung der schuldigen Greise", in: FR, 28.5.2008 (S. 10)
Nach 1945 konnten viele, zu viele dieser Verbrecher ihre ärztliche Karriere ungebrochen fortsetzen. Bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wurden von den 23 angeklagten Ärzten 16 verurteilt. Die anderen kamen alle wieder, in höchste Ämter. Drei der Präsidenten der westdeutschen Bundesärztekammer waren Angehörige der SS gewesen. Die "furchtbaren Ärzte" kehrten auf ihre Lehrstühle zurück, bestimmten maßgeblich die deutsche Nachkriegsmedizin. ...
Einer dieser Ärzte war Hans-Joachim Sewering. Jahrgang 1916, trat er 1933 der SS bei (Mitgliedsnummer 143 000), 1934 der NSDAP (Mitgliedsnummer 185 805). 1941 wurde er Arzt. Da überwies er körperlich und geistig behinderte Kinder aus dem "TBC-Hilfskrankenhaus Schönbrunn" an die "Kinderfachabteilung Eglfing-Haar", wo diese "unwerten Leben" ermordet wurden. Davon habe er nichts gewusst. Alle haben ja nichts gewusst.
Als die Studentenbewegung auch die medizinischen Fakultäten ergriff, wurden einige dieser NS-Ärzte an den Pranger gestellt, verloren Ämter und Würden. Eine Welle der Aufarbeitung kam in Gang. Fakultät für Fakultät, Krankenhaus für Krankenhaus wurden Archive geöffnet. Endlich. Auch Sewering, der damalige Präsident der Bundesärztekammer, musste Ämter aufgeben. Seine Wahl zum Vorsitzenden des Weltärztebundes scheiterte 1993 an internationalen Protesten. Seit 1994 darf er nicht mehr in die USA einreisen. An all dem waren wir beteiligt, wir Nachgeborenen mit der "Gnade der späten Geburt". Wir dachten, wir seien mit der Aufarbeitung weit gekommen.
Weit gefehlt: Sewering blieb Ehrenmitglied der Bundesärztekammer. Alle wissen, wen sie da in ihren Reihen haben. Und 2007 wurde Sewering, 91-jährig, als Ehrengast des deutschen Ärztetags vom Präsidenten der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst, persönlich und mit allen Ehren begrüßt. Und vor vier Wochen, im April 2008, erhielt eben dieser Hans-Joachim Sewering aus der Hand des Vorsitzenden des Berufsverbandes Deutscher Internisten BDI, Wolfgang Wesiack, die Günther-Budelmann-Medaille, die höchste Auszeichnung, die dieser Verband zu vergeben hat. Sewering habe sich "wie kaum ein anderer um die Freiheit des ärztlichen Berufsstandes, die Unabhängigkeit der ärztlichen Selbstverwaltung und um das nationale Gesundheitswesen verdient gemacht".


Siegfried Reiprich, Chef der Stiftung Sächsische Gedenkstätten laut Spiegel am 3.7.2020
Zu Krawallen in Stuttgart: "War da nun eine Bundeskristallnacht oder 'nur’ ein südwestdeutsches Scherbennächtle?"
Bei anderer Gelegenheit zitierte Reiprich den Publizisten Peter Scholl-Latour: "Wir geraten in die Position einer bedrohten Minderheit." Und fügte selbst hinzu: "Wir Weißen, Kaukasier oder wie immer man es nennen will."

  • Stadt Braunschweig und ihr Oberbürgermeister (früher NPD!) ehrte noch 2009 einen NSDAP-Funktionär mit Straßennamen (Quelle leider verschwunden).

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